BURG NEU-REGENSBERG
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Allgemeine Informationen
Mit dem für diese Region sehr untypischen Rundturm ist Neu-Regensberg auch heute noch ein weitherum sichtbares Wahrzeichen am östlichsten Ende des Juras. Die Burg war nach Alt-Regensberg der zweite Wohnsitz des gleichnamigen Freiherrengeschlechts und bildete damals wie heute das Zentrum des befestigten Städtchens Regensberg. Der Turm kann bestiegen werden und bietet eine grossartige Aussicht über das gesamte Zürcher Unterland. In seinem Innern befindet sich eine kleine Ausstellung zur Geschichte von Regensberg.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 28' 58.25" N, 08° 26' 17.61" E
Höhe: 617 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 675.340 / 259.600
Kontaktdaten
Stiftung Schloss Regensberg | CH-8158 Regensberg
Tel: +41 (0)43 422 10 20 | E-Mail: info@schlossregensberg.ch | www.schlossregensberg.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zürich-Nord auf der Wehntalerstrasse (Kantonsstrasse 17) über Regensdorf nach Dielsdorf fahren. Im Dorfzentrum links in die Regensbergstrasse einbiegen und dieser bis hinauf zum mittelalterlichen Städtchen folgen. Parkplätze am Ortsrand.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Zürich regelmässige Bahn-Verbindung (S5) nach Dielsdorf. Ab hier mit der Buslinie 593 bis zur Endstation Regensberg.
Wanderung zur Burg
Der Jura-Höhenweg führt direkt an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Burghof jederzeit zugänglich
Turm:
Montag bis Freitag: 08.00 Uhr - 21.00 Uhr
Samstag und Sonntag: 09.00 - 21.00 Uhr
Eintrittspreise
Burghof frei zugänglich
Turm: 1 CHF pro Person
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
bis in den Burghof möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Neu-Regensberg
Quelle: neu gezeichnet von O. Steimann, 2011, auf Basis des 1747 von Landvogt Johann Heinrich Schneeberger aufgenommenen Plans | In: Meier, Bruno / Sauerländer, Dominik - Regensberg: Geschichte von Burg, Stadt und Stiftung Schloss Regensberg | Baden, 2009 | S. 58 | Querschnitt des Turms von Adolf Gaudy, um 1894 | Ebd. S. 38
Historie
Die Freiherren von Regensberg befanden sich in der ersten Hälfte des 13. Jhdts. auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Rund um die Stammburg Alt-Regensberg am Katzensee hatten sie ihre Herrschaft stetig ausgebaut und dabei mehrere Burgen, Städtchen und Klöster gegründet. Wie stark die Lägern, der Zürcherische Ausläufer des Juras, bei der frühen Expansion eine Rolle spielte, ist unklar. Mit Mandach, Sünikon, Schrennen und möglicherweise auch Alt-Lägern befanden sich hier gleich mehrere Burgen im Besitz regensbergischer Dienstleute. Neu-Regensberg selbst wurde um 1245 von Freiherr Lütold V. angelegt, der vor 1250 verstorben sein muss. 1255 kam es unter seinen Söhnen zu einer grossen Erbteilung: Während Lütold VI. Alt-Regensberg und die umliegenden Güter erhielt, fiel Neu-Regensberg seinem Bruder Ulrich zu.

Die im Januar 1250 erstmals erwähnte neue Burg «Regensperch» war offenbar von Beginn an als Herrschaftssitz mit anschliessendem Städtchen konzipiert: Bereits 1248 wird ein Amtmann erwähnt, 1255 die ersten Bürger und eine Kapelle und 1287 eine Knabenschule. Kernstück von Neu-Regensberg bildete der für diese Gegend sehr untypische, rund Bergfried – der einzige noch erhaltene Bau der ursprünglichen Anlage. Er verfügt über fünf Stockwerke und 3 Meter dicke Grundmauern. Es wird angenommen, dass Lütold V. mit dieser Architektur auf seine Gattin Berta von Neuenburg Rücksicht nahm, in deren westschweizerischer Heimat Rundtürme dem Stil der Zeit entsprachen. Nördlich an den Turm, der ursprünglich ein spitzes Dach und einen Hocheingang besass, schloss ein Palas an. Beide Bauten waren von einer Ringmauer umgeben, die auch einige Ökonomiebauten umschloss. Das Burgtor lag auf der Ostseite.

In die Zeit von Ulrichs Herrschaft fällt die sogenannte «Regensberger Fehde» von 1267/68, deren Ursachen und Ablauf historisch umstritten und nicht mehr zu rekonstruieren sind. Als sicher gilt, dass die Regensberger damals mit Graf Rudolf von Habsburg, dem späteren König, einen Konflikt austrugen. Bald danach setzte der wirtschaftliche Niedergang der Familie ein. Ritter Ulrich starb um 1280 und wurde in Zürich bestattet. Seine Grabplatte mit einer schönen Darstellung des Toten befindet sich heute im Schweizerischen Landesmuseum, eine Nachbildung steht am Eingang zum Städtchen Regensberg. Ulrichs Sohn Lütold VIII. musste immer wieder Güter verkaufen, und so gelangte kurz nach 1300 auch Neu-Regensberg an Habsburg-Österreich. Die Regensberger zogen sich zunächst auf Alt-Regensberg, später auf die Burg Balm bei Lotstetten (Baden-Württemberg) zurück. Als letzter weltlicher Vertreter dieser einst mächtigen Adelsfamilie verschwindet Lütold IX. nach 1331 aus den Urkunden.

Die Habsburger übernahmen mit Burg und Städtchen auch die Dienste der Ministerialenfamilien zu Regensberg. Heinrich Stühlinger, dessen Familie schon länger hier wohnte, war von 1302 bis 1308 ihr erster Vogt. Später bekleideten dieses Amt die Herren von Rümlang. Doch die Herzöge von Österreich zeigten kein allzu grosses Interesse an Burg und Städtchen und verpfändeten die Herrschaft mehrfach, unter anderem an die Freiherren von Sax und von Landenberg-Greifensee. Die Stadt Zürich konnte die Herrschaft Regensberg 1409 übernehmen – als Gegenwert für die Tilgung von habsburgischen Schulden in der Höhe von 7000 Gulden. Ab 1410 beherbergte die Burg einen städtischen Vogt, der jeweils für sechs Jahre hier residierte. Im Alten Zürichkrieg wurde Regensberg von den Eidgenossen belagert und zu Pfingsten 1443 erobert, wobei der Vogt erstochen wurde. Zürich verlegte aber bereits im Folgejahr wieder Truppen ins Städtchen. Dieses wurde 1540 durch einen Grossbrand zerstört, allein die Burg blieb verschont. Trotzdem wurde der alte Palas 1583 unter Landvogt Sixt Vogel abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Ein weiterer Umbau erfolgte 1685, und 1691 errichtete man im südlichen Teil des Hofs eine grosse Stallscheune. Die Burg war auch in die neuzeitlichen Schanzenanlagen einbezogen, mit denen das Städtchen gegen Ende des 17. Jhdts. umgeben wurde. Auf ihrer Nordwestseite wurde innerhalb der Schanzenmauern ein Schlossgarten eingerichtet.

Der Turm von Neu-Regensberg trug bis 1766 ein 11 Meter hohes Spitzdach. Doch in jenem Sommer schlug ein Blitz ins alte Bauwerk ein und zerstörte diesen Aufbau vollständig. Die ausrückenden Feuerwehrleute wurden von zwei weiteren Blitzen getroffen – drei Männer fanden dabei den Tod. Der Turm erhielt damals seinen heutigen Zinnenabschluss, ausserdem wurde eine neue Verbindungsbrücke zum Palas erstellt. Nach der Helvetischen Revolution von 1798 zog der letzte Zürcher Landvogt ab, der Turm diente vorübergehend gar französischen Truppen aus Aussichtsposten. Und doch blieb die ehemalige Burg noch bis 1831 Sitz von Behörden. Im 19. Jhdt. wurden verschiedene Bauten abgebrochen, darunter auch das Burgtor und die Stallscheune. 1883 wurde im Wohntrakt ein Kinderheim eingerichtet, das als «Stiftung Schloss Regensberg» noch heute existiert. Der alte Rundturm erhielt 1894 einen ebenerdigen Zugang und wurde im 20. Jhdt. zu einem beliebten Ausflugsziel. 1994/95 wurde ihm aus Anlass des 750-Jahr-Jubiläums ein neuer Turmhelm aufgesetzt, der nach Einsprache der Denkmalpflege aber wieder entfernt werden musste. Eine gründliche Sanierung des Turms erfolgte 2009, damals wurde im Innern auch eine kleine Ausstellung zur Geschichte von Burg und Städtchen eingerichtet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 810
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen | Basel, 1943 | S. 115-119
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 97-100
  • Hedinger, Heinrich - Geschichte des Städtchens Regensberg | 3. Aufl. | Bern, 1969
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 230
  • Meier, Bruno / Sauerländer, Dominik - Regensberg: Geschichte von Burg, Stadt und Stiftung Schloss Regensberg | Baden, 2009
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 5: Kantone Zürich und Schaffhausen | Zürich, 1982 | S. 72-73
  • Sablonier, Roger - Adel im Wandel: Eine Untersuchung zur sozialen Situation des ostschweizerischen Adels um 1300 [Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd. 66] | Göttingen, 1979 | S. 98-100
  • Stauber, Emil - Zürcherische Burgen | Bümpliz, 1918 | S. 12
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 355-358
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