BURG GRÜNINGEN
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Allgemeine Informationen
Kompakte Burganlage aus der Zeit um 1200 am westlichen Ende des Städtchens Grüningen. Da in nachmittelalterlicher Zeit verschiedene Bauten der Burg abgebrochen und der Bergfried auf die Höhe des Palas herabgestutzt wurde, hat die Anlage heute ein eher schlossartiges Aussehen. Das Schlossmuseum im Wohntrakt der Burg vermittelt einen Überblick über die Geschichte der Herrschaft Grüningen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 17' 04.80" N, 08° 45' 42.30" E
Höhe: 491 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 700.090 / 237.930
Kontaktdaten
Schloss Grüningen | Kirchgass 5 | CH-8627 Grüningen
Tel: +41 (0)43 833 70 70 | E-Mail: anfrage@schlossgrueningen.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zürich aus auf der A52 (Forchautobahn) bis zur Ausfahrt Oetwil a. S., dann weiter auf der Esslingerstrasse bis nach Grüningen. Gebührenpflichtige Parkplätze direkt vor dem Eingang zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Zürich per S-Bahn (Linie 5) bis Wetzikon. Von hier mit der Buslinie 867 (Richtung Oetwil am See) bis zur Haltestelle Grüningen, Stedtli.
Wanderung zur Burg
Der Grüningen-Greifensee-Weg führt unterhalb der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Burghof: tagsüber frei zugänglich
Schlossmuseum: April bis Anfang Juli und Ende August bis Oktober: jeden Sonntag von 13:00 bis 16:00 Uhr
Für Führungen ausserhalb der Öffnungszeiten: info@heimatschutzgesellschaft.ch
Mehrere Räume in der Burg können für Privatanlässe gemietet werden.
Eintrittspreise
Burghof: kostenlos
Museum: k.A.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Das Schlosscafé ist jeden Sonntag von 10:30 bis 17:00 Uhr geöffnet.
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
bis in den Burghof möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Grüningen
Quelle: Strickler, Gustav - Geschichte der Herrschaft Grüningen | Zürich, 1908 | S. 39 | überarbeitet von O. Steimann, 2005
Historie
Wer die starke Burganlage am westlichen Ende des Grüninger Hügelzugs errichtet hat, ist unbekannt. Der Bergfried, zusammen mit dem Wohntrakt wohl der älteste Teil der Burg, dürfte aufgrund seiner baulichen Merkmale bald nach 1200 entstanden sein. Er misst im Grundriss 11,7 x 11,4 Meter und weist bis zu 3,7 Meter dicke Mauern auf. Als Erbauer in Frage käme allenfalls die Familie eines Benno von Bollingen, der im 11. oder 12. Jhdt. Güter zu Grüningen dem Kloster Einsiedeln geschenkt hat.
Die Burg stand mitten in einem Gebiet, in welchem im 13. Jhdt. zahlreiche mächtige Adelsfamilien ihren Einfluss geltend machten: Die Freiherren von Regensberg als Vögte des Klosters St. Gallen, die Grafen von Rapperswil als Kastvögte des Klosters Einsiedeln und die Grafen von Toggenburg, die 1192 die nahe Johanniterkomturei Bubikon ins Leben riefen.
1243 taucht in den Schriftquellen ein Dienstmann namens Lütold von Grüningen auf. Es wird vermutet, dass es sich dabei um einen kyburgischen Ministerialen handelte. Die Burg selbst wird erst 1256 direkt erwähnt: Damals stellte Graf Friedrich II. von Toggenburg hier eine Urkunde aus. Bereits 1260 waren allerdings die Freiherren von Regensberg im Besitz der Burg. Für sie, deren Machtbasis eigentlich im Zürcher Unterland lag, war Grüningen wohl das Zentrum für ihren Streubesitz und ihre Vogteirechte im Oberland. Unter ihrem Einfluss wurde Grüningen auch zur Stadt erhoben.

Ihr wirtschaftlicher und machtpolitischer Niedergang zwang die Regensberger bereits 1269, die Vogtei Grüningen für 1500 Mark Silber dem Kloster St.Gallen zu verkaufen. Vorübergehend wurde die Herrschaft nun an Walter von Elgg verpfändet, bevor der St.Galler Abt 1284 mit König Rudolf von Habsburg einen zahlungskräftigen Käufer fand. Unter habsburgischer Herrschaft wurde Grüningen zunächst der Vogtei Kyburg zugeschlagen, kam später aber unter die Verwaltung von Graf Rudolf III. von Habsburg-Laufenburg. Nach dessen Tod (um 1314) setzten die Habsburger die Grafen von Toggenburg als Vögte über Grüningen ein. Vermutlich, um sich für geleistete Kriegsdienste im Kampf gegen die Eidgenossen zu revanchieren.

Im April 1331 erhielt Hermann IV. von Landenberg-Greifensee, Hofmeister des Herzogs von Österreich, Burg und Stadt Grüningen für 200 Mark Silber verpfändet. Unter seiner Herrschaft ist die Burg bedeutend ausgebaut worden: Im Hof errichtete er Stallungen, ein Gefängnis, ein Zeughaus und den sogenannten «Landenberg» – einen massiven Eckbau am Westende der Burg. Noch vor 1359 wechselte das Pfand in den Besitz der Herren von Aarburg. 1370 konnten die Habsburger dieses auslösen, mussten Grüningen aber schon kurz darauf erneut verpfänden – diesmal an den Elsässer Heinrich Spiess. 1374 übergab Herzog Leopold III. von Österreich Grüningen schliesslich seinem Kammermeister, dem aargauischen Ritter Heinrich Gessler, dem er 4000 Gulden schuldete.
Gessler versah auf Geheiss des Herzogs den gesamten Westteil der Burg mit einem vorkragenden Wehrgang. Er vergrösserte aber auch die Herrschaft Grüningen, indem er zahlreiche Güter hinzukaufte. Nach seinem Tod erbte 1403 sein Sohn Hermann die Burg. Er wurde schon bald in eine Fehde mit der Stadt Zürich hineingezogen, was ihn zu ruinieren drohte. 1406 lenkte er ein und schloss einen Burgrechtsvertrag mit Zürich ab, 1408 verpfändete er der Stadt Burg und Herrschaft Grüningen für 8000 Gulden.
Herzog Friedrich IV. von Österreich, dem dadurch ein wichtiges Grenzgebiet gegen die Eidgenossen entzogen wurde, rächte sich offenbar an Gessler, indem er einem von dessen Dienstleuten die Zunge herausreissen und ihn blenden liess. Alle Versuche des Herzogs und der Gessler, das Pfand Grüningen später wieder einzulösen, schlugen jedoch fehl.

Zürich setzte auf der Burg einen Landvogt ein, dessen Verhältnis zu seinen Untertanen jedoch nicht besonders gut war. Im Alten Zürichkrieg wurde im November 1440 den Schwyzern und Glarnern die Burg nach nur sechstägiger Belagerung ausgehändigt. Sie kam kurz an Zürich zurück, wurde im Juni 1443 aber erneut von den Eidgenossen besetzt, die sie erst 1450 der Limmatstadt zurückgaben. Auch bei einem Aufstand des Landvolks im Jahr 1489 zog es der Landvogt vor, die Burg kampflos zu räumen. Während dem Bauernkrieg von 1525 wurden im Bergfried Aufständische und Wiedertäufer gefangen gehalten. Grüningen blieb Landvogteisitz bis zur helvetischen Revolution von 1798. 1564 erhöhte man den Wohntrakt um zwei Stockwerke, während der mächtige Bergfried 1783 gestutzt wurde, weil er den Turm der neuen Kirche nicht überragen sollte.

Im 19. Jhdt. verpachtete Zürich die Burg, der Wohntrakt wurde 1832 zum Pfarrhaus umfunktioniert. Der westliche Teil der Anlage wurde 1835 hingegen auf Abbruch verkauft. 1970 wütete ein Brand auf dem Schloss, der den Bergfried und die Kirche stark beschädigte. Seit dem Wiederaufbau befindet sich im Wohntrakt das Schlossmuseum der Heimatschutzgesellschaft Grüningen. Zuletzt wurde die gesamt Anlage von 2015 bis 2016 für 750’000 Franken renoviert und erhielt ein neues Nutzungskonzept. Seither stehen diverse Räume auch für kulturelle und gesellschaftliche Anlässe zur Verfügung.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, 1966 | S. 114-116
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 795
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen | Basel, 1943 | S. 188-196
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 59-62
  • Leutenegger, Marco - Grüningen | Grüningen, 1988
  • Leutenegger, Marco - Stadt- und Bevölkerungsgeschichte Grüningens im Spätmittelalter: Ausgewählte Aspekte | Diss. Zürich, 1989
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 5: Kantone Zürich und Schaffhausen | Zürich, 1982 | S. 54-55
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 125-127
  • Stauber, Emil - Zürcherische Burgen | Bümpliz, 1918 | S. 18-19
  • Strickler, Gustav - Geschichte der Herrschaft Grüningen | Zürich, 1908 | S. 31-41
  • Strickler, Gustav / Kläui, Paul - Schloss und Herrschaft Grüningen | In: Meili, Hermann (Hg.) - Burgen, Schlösser und Burgherrengeschlechter der Ostschweiz | Trogen, 1970 | S. 137-139
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 317-319
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