BURGSTELLE RADEGG
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Zürich | Bezirk Bülach | Freienstein-Teufen

Klicken Sie in das Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Deutlich erkennbare Burgstelle ohne Mauerspuren auf dem «Retigbuck» an der Strasse zwischen Teufen und Berg am Irchel. Die Anlage ist der Burgstelle auf dem nur 600 Meter entfernten Schlossbuck sehr ähnlich und wird in der Literatur nicht selten mit jener verwechselt. Radegg war sehr wahrscheinlich ein Wohnsitz der von 1188 bis 1332 nachweisbaren Freiherren Schad von Radegg, denen wohl auch die gleichnamige Burg bei Wilchingen (SH) gehörte. Vielleicht wurde sie aber auch von der Ministerialenfamilie von Radegg bewohnt, die sich später in Schaffhausen niederliess.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 33’ 40.32“ N, 08° 34’ 11.23“ E
Höhe: 448 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 685.120 / 268.460
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Winterthur auf der Kantonsstrasse 7 in westlicher Richtung das Tösstal abwärts über Pfungen und Embrach bis nach Rorbas fahren. Am Ortseingang rechts nach Freienstein abbiegen. Das Dorf auf der Irchelstrasse durchqueren und dieser bis nach Teufen folgen, ab hier geradeaus weiter in Richtung Berg am Irchel. 1 km nördlich von Teufen durchquert die Strasse den eng eingeschnittenen äusseren Burggraben. Unmittelbar davor zweigt talseits ein Waldweg ab, der zum Hügel der Kernburg führt. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Winterthur oder Bülach mit der S-Bahn (Linie 41) bis nach Embrach-Rorbas. Hier umsteigen und mit der Buslinie 522 in Richtung Teufen bis zur Haltestelle Unterteufen. Nun entweder der Irchelstrasse bis zur Burgstelle folgen (siehe oben). Oder auf dem Wanderweg in Richtung Tössegg bis an den Rhein hinunter gehen, dann rechts abbiegen und dem Uferweg etwa 1,2 km folgen. Unmittelbar nachdem dieser auf einem Brücklein den Tobelbach überquert hat, führt rechts ein kleiner Pfad im Zickzack steil den Berghang hinauf zur Burgstelle.
Wanderung zur Burg
Der Tössegg-Klettgau-Weg führt unterhalb der Burgstelle dem Rhein entlang.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
bis zum inneren Graben möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Radegg
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2016
Historie
Der unterste Teil des Berggrats, der von der Irchel-Hochwacht zum Rhein hin abfällt, trägt den Namen «Retigbuck». «Retig» ist eine sprachliche Verstümmelung von Radegg und weist darauf hin, dass hier einst eine Burg dieses Namens stand. Im Gelände sind ihre Spuren noch klar erkennbar, denn der Grat wird an zwei Stellen von tiefen Gräben durchbrochen. Durch den äusseren, bergseitigen Graben verläuft heute die Strasse von Teufen nach Berg am Irchel. Westlich davon folgt ein rund 60 Meter langer Abschnitt, der einst eine Vorburg getragen haben könnte. Die ebene Fläche auf dem Grat ist hier allerdings recht schmal.
Viel deutlichere Spuren einer künstlichen Bearbeitung weist der eigentliche Burghügel auf, der durch den inneren Graben von der Vorburg getrennt ist. Das planierte Areal auf seiner Kuppe umfasst eine Fläche von rund 30 x 18 Metern. In ihrem westlichen Teil findet man eine runde Vertiefung, die auf einen ehemaligen Kellerraum oder eine Zisterne hindeuten könnte. Unterhalb dieses Hügels folgt eine ebenfalls künstlich abgeböschte Terrasse, bevor das Gelände steil gegen den Rhein hin abfällt. Vielleicht standen hier einst die Ökonomiegebäude.

Die Geschichte der Burg und der Herren von Radegg ist quellenbedingt äusserst verworren. Einerseits befindet sich nur 600 Meter nordöstlich der Schlossbuck – eine weitere Burgstelle, die in vielen Schriften ebenfalls Radegg genannt wird, obwohl dort eher die Burg Alt-Schollenberg zu vermuten ist. Andererseits stand auch bei Wilchingen (Kanton Schaffhausen) eine Burg Radegg. Nach Radegg benannte sich ab 1225 die Familie der Schad, die 1188 mit «Heinric Scado» erstmals in den Quellen auftaucht. Die Vertreter der Hauptlinie waren Freiherren, doch existierte auch eine Ministerialenfamilie von Radegg, die ein sehr ähnliches Wappen führte. Ob die beiden Familien blutsverwandt waren, oder ob sich einfach die Dientsleute nach ihren Herren nannten, lässt sich kaum noch klären. Ebenso ist nicht zu entscheiden, welche Burg Radegg der Wohnsitz der Freiherren bzw. der Ministerialen war.

Im späten 12. und im 13. Jhdt. tauchen die Ritter Schad von Radegg in Zeugenlisten mehrmals zusammen mit den Freiherren von Teufen auf, welche die benachbarten Burgen Alten- und Hohenteufen besassen. Sie pflegten Beziehungen zum Stift Embrach und zum Kloster Töss, waren aber auch in Rheinau und im Gefolge der Grafen von Kyburg anzutreffen. 1332 scheint die Familie ausgestorben zu sein. Interessanterweise übernahm nun die bürgerlich-ministeriale Familie von Radegg, die sich mittlerweile in Schaffhausen niedergelassen hatte, umgehend das Siegel der ausgestorbenen Freiherren. Aber auch dieser Zweig der Radegger starb kurz darauf aus.
Eine interessante Figur war Rudolf III. von Radegg: Er düfte ein illegitimer Abkömmling der Freiherren sein, stammte aus Rheinau und war Schulmeister im Kloster Einsiedeln. Als solcher erlebte er 1314 den Überfall der Schwyzer auf die Abtei. Er beschrieb später seine Gefangennahme und wie er verschleppt wurde. Mehrere Grafen setzten sich für seine Freilassung ein, worauf er offenbar nach Rheinau zurückkehrte.

Die Burg Radegg am Irchel wird nie direkt erwähnt. Sehr wahrscheinlich ist sie bereits im frühen 14. Jhdt. aufgegeben worden. Ende 1931 wurde auf dem Burghügel eine Grabung durchgeführt, durch welche eine Besiedlung im Mittelalter zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Man stiess auf eine Brandschicht und barg nebst einem eisernen Dolch auch mehrere Ofenkacheln.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 203
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen | Basel, 1943 | S. 46
  • Kläui, Paul - Die Freiherren Schad von Radegg | In: Schweizerische Heraldische Gesellschaft (Hg.) - Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte, Bd. II: Hoher und niederer Adel | Zürich, 1935-1945 | S. 125-132
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    -
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 16.12.2016 [OS]