STADTBEFESTIGUNG RHEINAU
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Allgemeine Informationen
Der Zugang zur Halbinsel Rheinau wurde bereits um 1000 v.Chr. durch einen Wall gesperrt, der im 1. Jhdt. v.Chr. zu einem eindrücklichen keltischen Bollwerk ausgebaut wurde. Um 1290 errichteten die Grafen von Habsburg-Laufenburg auf dieser Basis eine Stadtmauer, von der noch zwei längere Abschnitte zu sehen sind. Eine bereits im 12. Jhdt. erbaute erste Mauer befand sich hingegen weiter nördlich, zwischen der Bergkirche und der Burg Rheinau.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 38' 20.80" N, 08° 36' 02.10" E
Höhe: 394 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 687.320 / 277.140
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A4 zwischen Winterthur und Schaffhausen bei der Ausfahrt Benken verlassen. Zunächst nach Südwesten in Richtung Marthalen fahren, dann rechts abbiegen und der Rheinauerstrasse bis zum Städtchen folgen. Kostenpflichtige Parkplätze beim Keltenwall.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Winterthur regelmässige Bahnverbindung nach Marthalen (S-Bahn Linie 33). Hier umsteigen auf den Bus nach Rheinau.
Wanderung zur Burg
Die ViaRhenana führt durch das befestigte Städtchen.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Stadtbefestigung Rheinau
Quelle: Keller, Stefan - Das Gesellschaftshaus zur Stube in Rheinau | Rheinau, 1998 | S. 8 | überarbeitet von O. Steimann, 2012
Historie
Die Besiedlung von Rheinau, dieser grosse Flussschlaufe unweit stromabwärts des Rheinfalls, reicht bis in die Steinzeit zurück. An der Stelle der äusseren Stadtmauer entstand in der Spätbronzezeit (um 1000 v.Chr.) eine erste Wallanlage, welche die Halbinsel gegen Süden hin abriegelte. Im 1. Jhdt. v.Chr. wurde dieser Wall bedeutend ausgebaut, als in Rheinau ein grosses keltisches Oppidum entstand. Das eindrückliche Erdwerk war rund 120 Meter lang, durch einen tiefen Graben zusätzlich geschützt und feindseitig mit einer 3,5 Meter hohen Trockenmauer verstärkt. Ob in der nachfolgenden römischen Epoche Rheinau ebenfalls befestigt war, ist unklar. Es gilt als wahrscheinlich, dass irgendwo auf dem Hügelrücken im späten 4. Jhdt. ein Wachtturm des Rhein-Limes stand.

Glaubt man der Gründungslegende, so wurde auf der länglichen Insel bei Rheinau bereits im 8. Jhdt. ein Benediktinerkloster eingerichtet. Es gewann rasch an Bedeutung und wurde 858 durch König Ludwig den Deutschen zum Reichskloster erhoben. Wie andernorts auch, entwickelte sich in unmittelbarer Nähe der Abtei bald eine Siedlung. Diese nahm damals den tiefer gelegenen nördlichen Teil der Halbinsel ein.
Die Vogtei über Rheinau lag bis 1125 in den Händen der Herren von Weissenburg aus dem Klettgau. Doch in jenem Jahr nutzte Graf Rudolf von Lenzburg die Unsicherheit über die deutsche Thronfolge, um sich der Halbinsel zu bemächtigen. Wie aus einem 1126 verfassten Beschwerdebrief von Papst Honorius II. hervorgeht, befestigte der Lenzburger die Klostersiedlung und richtete daselbst eine Burg ein. Man nimmt heute an, dass diese erste Mauer auf Höhe der möglicherweise gleichzeitig gegründeten Bergkirche St. Nikolaus stand. Bei Bauuntersuchungen an der ehemaligen Burg, unweit nordwestlich der Kirche, wurden entsprechende Fundamente entdeckt.

In einer Schutzurkunde, die Kaiser Friedrich II. 1241 für das Kloster ausstellte, wird erstmals explizit ein Stadttor genannt, und im gleichen Jahrzehnt tauchen auch ein Schultheiss und eine Rheinbrücke in den Quellen auf. Da die Herren von Krenkingen im späten 13. Jhdt. offenbar ihre Stellung als Klostervögte missbrauchten, wurden sie 1288 durch König Rudolf von Habsburg aus Rheinau vertrieben. An ihrer Stelle setzte er einen engen Verwandten ein: Graf Rudolf III. von Habsburg-Laufenburg. Der neue Stadtherr hatte grosse Pläne. Um 1290 liess er weit vor der Siedlung auf dem alten Keltenwall eine neue, 0,8 Meter dicke Mauer errichten und mit Tor und Zugangsbrücke versehen. Anschliessend wurden viele Bewohner gezwungen, in die neue «Oberstadt» umzuziehen.

An die in Rheinau ansässigen Klosterministerialen wurden Lehnsgüter ausgegeben – 1298 existierten zwölf solche Ritterlehen. Doch obwohl das Städtchen spätestens 1332 auch über ein Marktrecht verfügte, entwickelte es sich weit weniger gut als die Habsburg-Laufenburger sich wohl erhofft hatten. Nach deren Aussterben (1408) kam es zu einem jahrzehntelangen Streit zwischen deren Rechtsnachfolgern, den Grafen von Sulz, und dem Kloster. In dieser Zeit wurde Rheinau mehrmals überfallen, bis Herzog Albrecht von Österreich 1448 den Grafen von Sulz die Burg Rheinau zusprach. Doch mit Rheinau und der am anderen Flussufer gelegenen Burg Balm konnten die Sulzer die Rheinschifffahrt kontrollieren, was der Stadt Schaffhausen missfiel. Zusammen mit den Eidgenossen zerstörte sie 1449 beide Anlagen.

Ab der Reformationszeit kam es immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen dem Kloster und der Bevölkerung. Erst 1798 entliess der Abt das Städtchen endgültig in die Unabhängigkeit. 1803 wurde es dem Kanton Zürich zugeschlagen. Das alte Stadttor an der äusseren Mauer, bereits sehr baufällig geworden, wurde 1840 abgerissen. Doch kurz vor dem 2. Weltkrieg wurde der Keltenwall noch einmal reaktiviert – diesmal allerdings in entgegengesetzter Richtung. Vier Bunkerstellungen sollten verhindern, dass ein Feind aus dem Norden über die Halbinsel ins Landesinnere vorstossen konnte. Besonders hervorzuheben ist der im Sommer 1939 erstellte, achteckige Bunker «Räbhüsli». Er wurde an die alte Stadtmauer angebaut und mit einem Spitzdach als mittelalterlicher Wehrturm getarnt. Noch in den 1950er-Jahren wurde er mit neuen Waffen ausgestattet.
Mit der archäologischen Erforschung Rheinaus – insbesondere des mächtigen Keltenwalls – begann man 1936. Weitere Grabungen folgten 1981/82 und 1989. Der noch erhaltene Rest des östlichen Teils der äusseren Stadtmauer wurde 1963 konserviert. Eine letzte grössere Sanierung wurde 2003 vorgenommen: Sie umfasste auch die am steilen, bewaldeten Abhang versteckte Ruine des westlichen Abschnitts der Mauer, die hier noch über eine Länge von 18 Metern erkennbar ist.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel am Keltenwall
Literatur
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. I: Die Bezirke Affoltern und Andelfingen | Basel, 1938 | S. 363
  • Frascoli, Lotti - Der «Keltenwall» von Rheinau, Kt. Zürich: Die Grabung von 1989 | Zürich, 1991
  • Keller, Stefan - Bunker «Räbhüsli» | In: Böhmer, Roland et al. (Hg.) - Vom Grabhügel zur Ökosiedlung: Zürcher Baugeschichten [Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 74] | Zürich, 2007 | S. 246-247
  • Keller, Stefan - Das Gesellschaftshaus zur Stube in Rheinau | Rheinau, 1998
  • Zürcher Denkmalpflege (Hg.) - 10. Bericht: 1979-1982, I. Teil | Zürich, 1986 | S. 209-215
  • Zürcher Kantonsarchäologie (Hg.) - Archäologie im Kanton Zürich 2001-2002 | Zürich/Egg, 2004 | S. 35
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