BURG RHEINAU (HAUS ZUR STUBE)
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Allgemeine Informationen
Im markanten «Haus zur Stube» neben der Bergkirche im befestigten Klosterstädtchen Rheinau stecken die Grundmauern einer hochmittelalterlichen Burganlage. Um 1126 durch die Grafen von Lenzburg erbaut, wurde sie 1449 durch die Eidgenossen und Truppen aus Schaffhausen erobert und kurz darauf zerstört.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 38' 39.80" N, 08° 36' 07.40" E
Höhe: 389 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 687.420 / 277.730
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A4 zwischen Winterthur und Schaffhausen bei der Ausfahrt Benken verlassen. Zunächst nach Südwesten in Richtung Marthalen fahren, dann rechts abbiegen und der Rheinauerstrasse bis zum Städtchen folgen. Kostenpflichtige Parkplätze im Ortszentrum. Das Haus Schulstrasse Nr. 6, 100 Meter nordwestlich der Bergkirche, ist die ehemalige Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Winterthur regelmässige Bahnverbindung nach Marthalen (S-Bahn Linie 33). Hier umsteigen auf den Bus nach Rheinau.
Wanderung zur Burg
Die ViaRhenana führt unmittelbar an der ehemaligen Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Das Haus zur Stube befindet sich in Privatbesitz und kann nur von aussen besichtigt werden.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Rheinau
Quelle: Keller, Stefan - Das Gesellschaftshaus zur Stube in Rheinau | Rheinau, 1998 | S. 7 | überarbeitet von O. Steimann, 2012
Historie
Das Gesellschaftshaus zur Stube thront zusammen mit der Bergkirche über dem ältesten Teil des Städtchens Rheinau. Heute weist es äusserlich keinerlei wehrhafte Attribute mehr auf. Doch im Mauerwerk dieses markanten Gebäudes steckt die einstige Burg Rheinau, wie bei der Gesamtrestauration in den Jahren 1993/94 entdeckt wurde. In der Nordostecke fand man die Grundmauern eines unterkellerten Turms, dessen ursprüngliches Mauerwerk mit schönem Eckverband noch bis ins erste Obergeschoss reicht. Die Südfassade des Gebäudes steht ausserdem auf Fundamenten, die ursprünglich zu einem Bering oder zur ersten Stadtmauer gehörten, und denen ein Graben vorgelagert war.

1125 starb mit Liuthold von Weissenburg der Schirmvogt des Klosters Rheinau, während im Reich nach dem Tod Kaiser Heinrichs V. Unsicherheit über die Thronfolge herrschte. Offenbar nutzte Graf Rudolf von Lenzburg diese Gelegenheit, die Vogtei an sich zu reissen, die Siedlung vor dem Kloster zu befestigen und an deren Rand eine Burg zu errichten. In einem nur in Abschrift erhaltenen Brief vom April 1126 beklagt sich Papst Honorius II. beim Konstanzer Bischof über den Bau dieses «castrum» des Lenzburgers, das dem Kloster sehr schädlich sei. Er bittet den Bischof, das Vorhaben zu unterbinden.

Im 13. Jhdt. taucht in den Schriftquellen ein lokal ansässiges Rittergeschlecht auf, das sich nach Rheinau benannte. Vermutlich wohnte es auf der Burg, die 1246 als «turris» (Turm) erneut Erwähnung findet. Im späten 13. Jhdt. war die Vogtei dann in den Händen der streitlustigen Herren von Krenkingen. Sie nutzen ihre Stellung jedoch zum Schaden des Klosters aus und machten sich in der Region auch sonst etliche Feinde. König Rudolf von Habsburg musste schliesslich einschreiten und mit einem Kriegszug 1288 die Krenkinger in die Schranken weisen. Die Vogtei Rheinau übergab der König seinen nahen Verwandten, den Grafen von Habsburg-Laufenburg.

Weil unter den neuen Herren das Städtchen gegen Süden hin deutlich erweitert wurde, rückte die Burg nun ins Zentrum der Siedlung. 1315 übernahm Johann I. von Habsburg-Laufenburg als Landgraf im Klettgau auch «die vesti unt die vogtei ze Rinowe». Mit dem Tod von Graf Johann dem IV. erbte 1408 dessen Schwiergersohn, Graf Rudolf von Sulz, die Rechte über Rheinau. Der Abt des Klosters wollte ihn als Vogt jedoch nicht anerkennen. Der nun beginnende Streit zog sich über viele Jahre hin und eskalierte schliesslich im Alten Zürichkrieg. 1439 und 1444 überfielen die Grafen von Sulz das Städtchen und auch die Burg, die mittlerweile der «Stubengesellschaft zu Rheinau» als Versammlungslokal diente. Im April 1448 sprach Herzog Albrecht von Österreich die Burg dann tatsächlich den Sulzern zu, die im Gegenzug einige gefangene Rheinauer freilassen mussten. Mit Rheinau und der benachbarten Burg Balm besassen die Grafen von Sulz nun zwei Wehranlagen beidseits des Rheins, was sie zum Schaden der Rheinschiffer ausnützten. Doch nun schritten Truppen der Eidgenossen und der Stadt Schaffhausen ein. Im September 1449 eroberten und zerstörten sie beide Burgen. Später mussten Schaffhausen und das Kloster Rheinau die Grafen von Sulz für diesen Verlust allerdings teuer entschädigen.

Obwohl ihre Zeit als Wehrbau nun endgültig vorbei war, scheint die Ruine der Burg Rheinau nicht lange leergestanden zu haben. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass das zweite Geschoss des Turms um 1480 mit einer neuen, gewölbte Balkendecke versehen wurde. 1510 wurde schliesslich der hohe Dachstuhl über dem erweiterten Bau errichtet – aus der Burg war somit endgültig das «Gesellschaftshaus zur Stube» geworden. Im 17. Jhdt. diente der Bau auch als Stadtgericht, als Versammlungsort der Bürgergemeinde und der Rheinauer Schützen.
1813 wurde die alte «Stubengesellschaft» aufgelöst, das Haus wechselte in Privatbesitz. 1828 wurde ihm ein Ökonomiegebäude angefügt, und gegen Ende des 19. Jhdts. wurde in der ehemaligen Burg eine Bäckerei eingerichtet. 1946 erfolgte der Umbau in ein Wohnhaus für drei Familien, bevor 1965 der Kanton Zürich das historische Gebäude erwarb, allerdings verwahrlosen liess. Bessere Zeiten brachen erst an, als 1992 ein Mitglied der wenige Jahre zuvor neu gegründeten «Stubengesellschaft» das Haus dem Kanton abkaufen konnte. In den folgenden zwei Jahren wurde es bauhistorisch untersucht und umfassend restauriert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 124
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. I: Die Bezirke Affoltern und Andelfingen | Basel, 1938 | S. 363
  • Keller, Stefan - Das Gesellschaftshaus zur Stube in Rheinau | Rheinau, 1998
  • Keller, Stefan - Die Restauration des Gesellschaftshauses zur Stube in Rheinau | Rheinau, 2001
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 358-359
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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