CHÂTEAU DE MILANDRE
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Jura | District de Porrentruy | Boncourt

Klicken Sie in das Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Die Burg Milandre steht auf einem felsigen Sporn über dem Tal der Allaine und umfasste einst zwei Geländestufen. Heute ist vor allem noch der schöne Donjon erhalten, der über eine moderne Treppe begehbar ist. Die Wehranlage wurde um 1260 wahrscheinlich durch die Grafen von Montbéliard errichtet, fiel später dem Bistum Basel zu und wurde 1674 durch französische Truppen zerstört.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 29’ 07.80“ N, 07° 00’ 55.00“ E
Höhe: 425 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 568.090 / 259.500
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A16 bei der Ausfahrt Porrentruy-Est verlassen und anschliessend der Hauptstrasse 6 in nordwestlicher Richtung durch das Tal der Allaine flussabwärts bis nach Boncourt folgen. Beim Ortseingang links abbiegen in die Rue des Grottes, welche die Bahnlinie und den Fluss überquert und dann dem Waldrand entlang nach Norden führt, bis scharf links eine schmalere Strasse abzweigt, die in südlicher Richtung bergauf führt. Auf der Anhöhe erneut links abbiegen in die Route de Milandre, die an einem Gehöft vorbei zum Parkplatz unmittelbar vor der Burg führt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Direkte Bahnverbindungen ab Delémont oder Porrentruy nach Boncourt. Vom Bahnhof dem markierten Wanderweg nach Westen über die Allaine folgen, der am Dorfrand nach Süden abbiegt. Nach etwa 900 Metern zweigt rechts der ebenfalls markierte Aufstieg zur Burgruine ab (Zustieg insgesamt ca. 25 Min.).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Milandre
Quelle: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 62. Jhg./Nr. 2 | Zürich, 1989 | Titelblatt | überarbeitet und ergänzt von O. Steimann, 2024
Historie
Zweistufige Burganlage mit massivem Donjon
Die Burg Milandre steht auf einem kleinen Geländesporn, der aus der steilen westlichen Talflanke über der Allaine hervorragt. Vom bergseitigen Hochplateau ist er durch einen Halsgraben getrennt, der hier aus dem Fels gehauen wurde. Die Wehranlage gliedert sich in zwei Teile. Auf der oberen Geländestufe steht als zentrales Element der noch gut erhaltene Donjon, der einst von Gebäuden und einem inneren Bering umgeben war. Der Turm mit bis zu 3,7 Meter dicken Mauern war mindestens 5 Stockwerke hoch und wurde aus präzise zugehauenen Quadern errichtet. Der heutige ebenerdige Zugang ist modern, der mittelalerliche Hocheingang befindet sich auf der Nordostseite. Das oberste Geschoss ist aus Tuffsteinen gebaut und offenbar jünger als der Rest. Hier führte eine Tür auf der Südostseite auf einen Laubengang.
Vom Bering der Kernburg sind nur noch schwache Spuren erkennbar. Sein Mauerwerk bestand aus kleinen Steinquadern. Talseitig befindet sich unter dem obersten Felskopf eine zweite Geländestufe, die einst ebenfalls von einer Mauer umgeben war. Hier stand eine Vorburg, mutmasslich mit Ökonomiegebäuden und einer Zisterne.

Mitten im Konflikt zwischen Montbéliard und Basel
Ein im Mauerwerk des Turms erhaltener Eichenbalken ermöglichte die dendrochronologische Datierung seiner Bauzeit auf die Jahre um 1260. Damals dürfte das Château durch die Grafen von Montbéliard (Mömpelgard) errichtet worden sein. Sie sicherten damit die Verbindung zu ihren Besitzungen in der Ajoie, insbesondere Porrentruy.
In einem Schriftstück von 1282 wird die Burg «Milande» erstmals im Besitz der Grafen genannt. Und schon kurz darauf wurde sie erstmals zerstört: König Rudolf von Habsburg belagerte und eroberte Milandre 1283 während einem Kriegszug gegen die Grafen von Montbéliard. 1284 verzichtete Graf Reinald zugunsten des Fürstbischofs von Basel auf die Lehnshoheit. Der damalige Inhaber des Burglehens, Etienne de Gonsans, konnte seine Stellung aber halten und wurde vom Bischof 1285 in seinen Rechten bestätigt.

Die Besitzerwechsel im Spätmittelalter
Ab 1331 hatten die Montbéliard keine Ansprüche mehr auf Milandre. Der Fürstbischof hatte das Lehen bereits zehn Jahre zuvor an eigene Gefolgsleute vergeben, die Herren von Masmünster. Diese nannten sich im 14. Jhdt. zeitweise nach ihrem neuen Wohnsitz. In Geldnot geraten, musste das Bistum die Burg 1386 allerdings verpfänden – an die Grafschaft Montbéliard, die sich mittlerweile in den Händen des Hauses Württemberg befand.
Unter der neuen Herrschaft wurde das Lehen an wechselnde Familien vergeben, zuletzt an die Herren von Spechbach, die in der Ajoie bereits die Burg Miécourt und die Herrschaft Beurnevésin verwalteten. Als Fürstbischof Johann von Venningen 1461 die Pfandschaft Milandre wieder einlöste, bestätigte er den Spechbach das Lehen.

Zerstörung der Burg durch Marschall de Turenne
Im 16. Jhdt. zog das Bistum das Lehen wieder an sich und liess das Château de Milandre fortan durch einen Kastellan verwalten. Fürstbischof Wilhelm Rink von Baldenstein residierte im frühen 17. Jhdt. zeitweise sogar selbst auf der Burg und liess sie 1612 renovieren. Dabei wird explizit eine Burgkapelle erwähnt. Das Ende von Milandre kam 1674 bei einem Feldzug Frankreichs in die Freigrafschaft Burgund. Truppen unter Generalmarschall Henri de Turenne zerstörten damals die Anlage, die seither eine Ruine bleib.
Während die meisten Teile der Burg zerfielen oder abgetragen wurden, blieb der massive Donjon weitgehend bestehen. Um das bereits stark verwitterte Mauerwerk zu sichern, wurden 1987/88 umfangreiche Sanierungsmassnahmen vorgenommen, begleitet von einer bauarchäologischen Untersuchung. Heute ist das Innere des Turms über eine Stahltreppe begehbar, zuoberst bietet sich ein schöner Panoramablick über das Tal der Allaine.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Aeschbacher, Paul - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Jura und Seeland, II. Teil | Basel, 1936 | S. 98-102
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 385
  • Bregnard, Germain - La tour de Milandre: aux portes de la France | In: Belat, Jacques et alt. - Châteaux du Jura | Moutier, 1991 | S. 31-32
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 11: Bern 2, Neuenburg, Freiburg | Kreuzlingen, 1975 | S. 48-50
  • Juillerat, Claude / Schifferdecker, François (Red.) - Guide archéologique du Jura et du Jura bernois | Porrentruy, 1997 | S. 26-27
  • Kaiser, Peter - Milandre: Documentation archéologique d’un monument historique en Ajoie | In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 62. Jhg./Nr. 2 | Zürich, 1989 | S. 10-16
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 174-175
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Burgsage: Die weisse Frau von Milandre
    Burgsage

    Die weisse Frau von Milandre
    Alle hundert Jahre erscheint am ersten Tag des Monats Mai zuoberst auf dem Turm von Milandre eine weisse Frau von blendender Schönheit und wartet auf einen Jüngling, der sie befreien wird. Die Jahrhunderte können ihrer Schönheit nichts anhaben, weil sie in der nahen Grotte über einen Jungbrunnen verfügt. In dieser Grotte versteckt sie auch ihren Schatz: eine eiserne Kiste, gefüllt mit Gold und Edelsteinen. Einmal im Jahr wird dieser Schatz vor dem Eingang zur Grotte ausgebreitet, damit er im Licht des Vollmonds schimmern kann. Der Schlüssel zur Kiste aber ist ebenfalls in der Grotte verborgen, zwischen den Zähnen eines feuerspeienden Drachens. Deshalb blieb der Schatz bis heute unberührt.

    (gekürzte Fassung auf Basis von: Aeschbacher, Paul - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Jura und Seeland, II. Teil | Basel, 1936 | S. 100-102)

zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 01.07.2024 [OS]