STADTBEFESTIGUNG PORRENTRUY (PRUNTRUT)
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Quelle: Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 11: Bern 2, Neuenburg, Freiburg | Kreuzlingen, 1975 | S. 59
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Allgemeine Informationen
Im 13. Jhdt. bestand Porrentruy aus zwei Siedlungen, die unter der Herrschaft der Grafen von Ferrette mit einer weitläufigen Stadtmauer zusammengefasst wurden. 1283 wurde der Fürstbischof von Basel nach einer langen Belagerung neuer Herr über Porrentruy, 1528 verlegte er sogar seinen Sitz hierher. Von den Befestigungsanlagen sind heute noch drei Wehrtürme, die Porte de France und ein Abschnitt der Stadtmauer mit Wehrgang bei der Kirche St. Pierre erhalten.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 24’ 56.00“ N, 07° 04’ 37.00“ E
Höhe: 443 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 572.710 / 251.700
Kontaktdaten
Jura Tourisme | Rue du 23-Juin 20 | CH-2900 Porrentruy
Tel: +41 (0)32 432 41 80 | E-Mail: info@juratourisme.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A16 bei der Ausfahrt Porrentruy-Est verlassen und auf der Route de Courgenay in westlicher Richtung bis ins Zentrum fahren. Zahlreiche Parkmöglichkeiten rund um die befestigte Altstadt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Direkte Bahnverbindungen ab Delémont nach Porrentruy. Die Altstadt ist vom Bahnhof gut zu Fuss erreichbar.
Wanderung zur Burg
Der Trans Swiss Trail und der Chemin du Jura führen durch die Altstadt von Porrentruy.
Öffnungszeiten
Die Wehranlagen können nur von aussen besichtigt werden.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
diverse Verpflegungsmöglichkeiten in der Altstadt
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten innerhalb der Altstadt
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Stadtbefestigung Porrentruy
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2024 | auf Basis von: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 162
Historie
Siedlung an einer Römerstrasse
Früheste Spuren einer Besiedlung auf dem Gebiet von Porrentruy reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Der Ort an der Allaine lag später an einer Römerstrasse, die Augusta Raurica (bei Basel) mit Epomanduodurum (Mandeure bei Montbéliard) verband. Bei Porrentruy zweigte ein Weg nach Besançon ab. Es wird deshalb vermutet, dass der mittelalterlichen Stadt eine gallorömische Siedlung vorausgegangen war.

Ummauerung der Stadt unter den Grafen von Ferrette
Bereits in der Karolingerzeit muss sich in Porrentruy ein königlicher Dinghof befunden haben. Die ältesten mittelalterlichen Gebäudereste wurden bei Ausgrabungen im Hinterhof des Hôtel-Dieu entdeckt und stammen aus dem 10. oder 11. Jhdt. Eine kompakte Siedlung dürfte hingegen erst im frühen 12. Jhdt. rund um die Kirche St. Germain entstanden sein. 1136 taucht der Name «Porrentru» erstmals in den zeitgenössischen Quellen auf. Der Ort gehörte damals zur Herrschaft der Grafen von Montbéliard (Mömpelgard).
Die Grafen von Ferrette (Pfirt), eine Nebenlinie der Montbéliard, bauten Porrentruy in den folgenden Jahrzehnten zu ihrem Machtzentrum in der Ajoie (Elsgau) aus. Sie gelten auch als Gründer der Burg, die um 1200 in Spornlage nördlich über dem Ort errichtet wurde. Die Siedlung bestand damals aus zwei Teilen: der Faubourg de France am Fuss der Burg und einem zweiten Kern auf dem Hügel südlich davon, zu dem auch eine kleinere Burganlage (Turm bei der Kirche St. Pierre) gehörte. Zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt im 13. Jhdt. wurden beide Teile mit einer weitläufigen Stadtmauer eingefasst. Ob die Bürger zu diesem Zeitpunkt bereits gewisse Freiheitsrechte erhielten, ist nicht bekannt.

Der König macht den Bischof von Basel zum Stadtherrn
In der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. kam es zu einem Machtkampf zwischen den Grafen von Montbéliard und dem Fürstbischof von Basel um die Vorherrschaft über die Ajoie. Die Grafen von Ferrette hatten Porrentruy 1236 an die Montbéliard verpfändet, traten ihre Rechte 1281 aber dem Bischof ab. Renaud de Bourgogne, Graf von Belfort und Montbéliard, verweigerte die Herausgabe von Burg und Stadt, worauf König Rudolf I. von Habsburg Porrentruy im Frühling 1283 mit einem Heer belagerte. Nach rund sechs Wochen mussten die Verteidiger aufgeben. Der König stellte am 20. April 1283 eine Urkunde aus, die den Bischof zum Herrn über Porrentruy machte und die Rechte und Freiheiten festhielt, welche den Bürgern zustehen sollten. Man orientierte sich dabei am königlichen Freibrief für Colmar von 1278. Porrentruy erhielt auch das Recht, jeden Donnerstag einen Wochenmarkt abzuhalten.

Die Wehranlagen im Spätmittelalter
Da nur wenige archäologische und bauhistorische Untersuchungen zur Stadtbefestigung von Porrentruy vorliegen, muss man vom heutigen Zustand und älteren Abbildungen auf ihr Aussehen im Spätmittelalter schliessen. Die Stadt verfügte stets über vier Tore, wovon heute nur noch die von zwei Türmen flankierte Porte de France erhalten ist. Auf der Nordostseite gegen die Allaine hin bestanden offenbar mehrere Wehrtürme mit rechteckigem Grundriss, von denen heute aber keiner mehr existiert. Im südlichen Teil war die Stadtmauer durch Rund- und Halbrundtürme verstärkt. Davon besteht heute noch ein Exemplar, integriert ins Pfarreizentrum St. Pierre. Auf der Westseite der Stadt sind alle älteren Wehranlage verschwunden, mit Ausnahme eines halbrunden Flankierungsturms am Fuss der einstigen Verbindungsmauer zum Château.

Erweiterung der Stadtbefestigung um 1600
Wichtige Veränderungen fanden im frühen 14. Jhdt. statt. Nun wurde die kleinere, südliche Burganlage abgebrochen – an ihrer Stelle entstand die Kirche St. Pierre. Das Bistum Basel, immer mal wieder mit klammen Kassen, verpfändete Porrentruy 1386 an die Grafen von Montbéliard und konnte das Pfand erst 1461 wieder auslösen. 1520 tobte dann ein Brand in der Stadt und zerstörte nahezu zwei Drittel der Häuser. Auch die Stadtbefestigung wurde in Mitleidenschaft gezogen und musste repariert werden.
Als Basel sich der Reformation anschloss, verliess Fürstbischof Philipp von Gundelsheim 1528 die Stadt und verlegte den Sitz des Bistums nach Porrentruy, das katholisch blieb. Die Errichtung eines Jesuiten-Kollegiums vor der südlichen Stadtmauer machte dann um 1600 die einzige Erweiterung der Befestigungsanlagen nötig. Der Stadtgraben wurde an dieser Stelle zugeschüttet und es wurden zwei Wehrtürme abgebrochen. Dafür wurde als neuer südwestlicher Eckpunkt der Stadt der heute noch bestehende Tour du Séminaire errichtet.

Umbruch in der Revolutionszeit
Im Dreissigjährigen Krieg wurde Porrentruy schwer beschädigt, als Residenzstadt des Fürstbischofs aber bald wieder hergerichtet. 1760 wurde in der Stadt eine theologische Fakultät gegründet, die auch eine Pagenschule umfasste. Der Bischof liess hier junge Adlige ausbilden, die später in seinen Dienst traten. Im April 1792 besetzten aber französische Revolutionstruppen die Stadt und vertrieben den Bischof. Im Folgejahr wurde Porrentruy zum Hauptort des kurzlebigen französischen Departements Mont-Terrible. 1813 erreichten die alliierten Gegner Frankreichs die Ajoie, die zwei Jahre später dem Kanton Bern zugeschlagen wurde. Porrentruy war fortan der Hauptort eines Berner Oberamts, bis 1979 der Kanton Jura gegründet wurde.
Die Mauern, Türme und Tore der Stadtbefestigung wurden im 19. Jhdt. grösstenteils niedergelegt. Neben den bereits erwähnten Wehrbauten ist heute nur noch ein Stück der ostseitigen Mauer bei der Kirche St. Pierre erhalten. Der 1972 restaurierte Abschnitt trägt einen gedeckten Wehrgang und ist mit Schartenöffnungen für Bogenschützen und frühe Feuerwaffen ausgestattet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel am Wehrgang
Literatur
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 161-163
  • Kohler, François - Pruntrut (Gemeinde) | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 28.07.2024: hls-dhs-dss.ch
  • Pégeot, Pierre - Porrentruy et ses franchises | In: Actes de la Société jurasienne d’émulation, Bd. 86 | Saignelégier, 1983 | S. 45-57
  • Quiquerez, Auguste - Monuments de l’ancien évêche de Bâle: ville et château de Porrentruy | Delémont, 1870
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