CHÂTEAU DU MONT TERRI
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Allgemeine Informationen
Das weite Gipfelplateau des Mont Terri wurde bereits in der Jungsteinzeit begangen und seit 1250 v.Chr. immer wieder befestigt. In der Karolingerzeit entstand auf dem höchsten Punkt eine Motte, auf die vermutlich im 13. Jhdt. eine kleine Burg aus Stein gestellt wurde. Möglicherweise gehörte sie Graf Thierry III. de Montbéliard. Sichtbar sind wenige Mauerreste auf dem Burghügel, der von einem Graben und einem breiten Steinwall umgeben ist.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 23’ 28.40“ N, 07° 09’ 40.50“ E
Höhe: 805 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 579.060 / 248.970
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A16 bei der Ausfahrt Courgenay verlassen und der Hauptstrasse 6 nach Osten in Richtung Cornol folgen. Noch vor dem Dorf rechts abbiegen in den Chemin de la Doux und diesem nach Südosten folgen, bis er kurz vor dem Wald auf die Route de Saint-Gilles trifft. Rechts abbiegen und der Route de Saint-Gilles an der gleichnamigen Kapelle vorbei soweit möglich bergauf folgen (wenige Parkmöglichkeiten). Das Strässchen mündet in einen Wanderweg (Route du Mont Terri), der in drei weiten Kehren auf den Mont Terri führt. Die Ruine befindet sich auf dem höchsten Punkt des Berges.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Porrentruy mit der Buslinie 76 (in Richtung Charmoille, douane) bis zur Haltestelle Cornol, haut du village. Etwas unterhalb der Bushaltestelle biegt der markierte Wanderweg zum Mont Terri in westlicher Richtung von der Hauptstrasse ab (Zustieg: ca. 1 Stunde).
Wanderung zur Burg
siehe oben
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
einfacher Rastplatz mit Feuerstelle im Burggraben
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Mont Terri
Quelle: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 58. Jhg./Nr. 1 | Zürich, 1985 | S. 3 | überarbeitet und ergänzt von O. Steimann, 2024
Historie
Nutzung in der Jungsteinzeit
Der Mont Terri ist eine markante Jurahöhe am südlichen Rand der Ajoie, die durch Geländeinschnitte von der Lomont-Kette abgetrennt ist. Das rund 4 Hektaren grosse Gipfelplateau fällt gegen alle Seiten hin steil ab, die Südflanke besteht aus hohen Felswänden. Dieser gut geschützte Platz an der burgundischen Pforte wurde bereits in der Jungsteinzeit genutzt. Bei den zahlreichen Grabungen, die hier seit dem 18. Jhdt. unternommen wurden, fand man Steinwerkzeuge aus jener Epoche sowie einen Werkplatz zur Bearbeitung von Feuerstein.

Wallanlage der Bronze- und Eisenzeit
Um 1250 v.Chr. wurde der Mont Terri wahrscheinlich erstmals befestigt. Damals wurden der nördliche und der östliche Rand des Areals mit einem Wall versehen. Diverse Fundstücke deuten darauf hin, dass der Berg auch in der nachfolgenden Eisenzeit immer wieder besiedelt war. In der späten Latène-Zeit (1. Jhdt. v.Chr.) wurde die Anlage auf der Hochfläche offenbar zerstört und das Areal anschliessend mit einem sogenanmnten «murus gallicus» befestigt, einem mit Holzstämmen verstärkten Wall, dessen Aussenseite eine Trockensteinmauer bildete.

Der Mont Terri unter römischer Herrschaft
Auf vielen älteren Landkarten ist der Mont Terri als «Camp de Jules César» eingezeichnet. Tatsächlich waren Forscher und Heimatkundler vom 18. bis ins frühe 20. Jhdt. überzeugt, dass Cäsar vor der siegreichen Schlacht gegen den germanischen Heerführer Ariovist (58 v.Chr.) auf dem Berg ein befestigtes Lager errichtet habe. Diese These gilt heute als widerlegt. Zwar wurden auf dem Mont Terri diverse römische Fundstücke geborgen – sie weisen aber darauf hin, dass das Hochplateau erst um 260 n.Chr., als die ersten Alamanneneinfälle ins römische Reich stattfanden, wieder genutzt wurde. Damals wurden die Ränder des Areals mit einer Holzpalisade neu befestigt. Auch um die Mitte des 4. Jhdts. war auf dem Mont Terri eine römische Garnison stationiert.

Ein Herrensitz der Karolingerzeit
Nach einem längeren Unterbruch wurde der Berg in der späten Karolingerzeit erneut als Zuflucht genutzt. Zahlreiche Keramikfunde und ein um 910 geprägter Silberdenar von König Ludwig IV. (dem Kind) belegen die Bedeutung dieser strategischen Position in einer Zeit, als das ostfränkische und das hochburgundische Königreich um die Hoheit über dieses Gebiet rangen. Es wird angenommen, dass auf dem höchsten Punkt des Plateaus schon damals eine Motte als früher Herrensitz errichtet wurde.
Der teilweise aufgeschüttete Hügel ist gegen Süden durch die steile Felswand geschützt und auf allen anderen Seiten von einem halbkreisförmigen Graben umgeben. Auf der Nordostseite wurde dieser aus dem felsigen Untergrund gehauen. Dem Graben vorgelagert ist ein Steinwall, von dem unklar ist, ob er bereits in der Karolingerzeit oder erst später angelegt wurde.

Die Burganlage des 13./14 Jhdts.
Auf dem Hügel entstand vermutlich im 13. Jhdt. eine kleine Burganlage aus Stein. Ihr Zentrum bildete ein Turm mit einem Grundriss von etwa 10 x 10 Metern, von dem heute noch geringe Mauerreste vorhanden sind. Nordwestlich diese Ruine sind am Abhang zum Burggraben noch wenige Steinlagen eines Mauerzuges erkennbar – möglicherweise der Rest eines Berings. 1968 wurden auf dem Burgareal 190 Armbrustbolzen gefunden, teilweise noch mit Holzresten von Pfeilschäften, die offenbar in einer Truhe gelegen hatten, von der man noch Nägel und einen Griff fand.
Über die Besitzer der Burg gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Als Gründer einer Vorgängeranlage kämen allenfalls die Herren von Cornol in Frage, die 1136 mit Reincelinus, Theobaldus und Walterius «de Coronoto» erstmals in den Schriftquellen auftauchen. Im späten 13. Jhdt. erwähnen dann zwei Quellen ein «Chestel thierri» – eine Burg im Besitz von Graf Thierry III. de Montbéliard (Mömpelgard). Er hatte 1236 umfangreiche Güter in der Gegend von Cornol von den Grafen von Ferrete erhalten und musste diese in der Folge gegen das expandierende Fürstbistum Basel verteidigen. Die Urkunde, mit der er 1280 schliesslich die Oberhoheit des Basler Bischofs über die Ajoie anerkannte, wurde in seiner Burg «Chestelthierri» ausgestellt. Die Reihe mittelalterlicher Funde vom Mont Terri bricht im 14. Jhdt. ab.

Lange Forschungsgeschichte
Keramikfunde deuten darauf hin, dass das Hochplateau im 17. Jhdt. – höchstwahrscheinlich im Kontext des Dreissigjährigen Kriegs – temporär wieder besiedelt wurde. Zu besonderen Ehren kam der geschichtsträchtige Berg in der Revolutionszeit: Er wurde zum Namensgeber des französischen Départements Mont-Terrible, das allerdings nur von 1793 bis 1800 exisitierte.
Bereits 1716 begannen sich Gelehrte mit der historischen Bedeutung des Bergs zu befassen. Im 19. Jhdt. fanden zahlreiche Grabungen statt, das Plateau wurde dabei richtiggehend umgepflügt. Dabei wurden unter anderem 2500 Münzen aus unterschiedlichen Epochen gefunden. Die Ausgräber waren sich aber auch nicht zu schade, manche Funde zu fälschen, um ihre These von einem Lager Cäsars bestätigen zu können. Im 20. Jhdt. ging man mit mehr wissenschaftlicher Akribie zur Sache. Eine genauere Untersuchung der Burganlage fand von 1984 bis 1987 durch die Universität Basel statt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Helmig, Guido - Zur Geschichte des Mont Terri | In: Archäologie der Schweiz: Mitteilungsblatt der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, 7. Jhg./Heft 3 | Basel, 1984 | S. 104-112
  • Juillerat, Claude / Schifferdecker, François (Red.) - Guide archéologique du Jura et du Jura bernois | Porrentruy, 1997 | S. 45-47
  • Kaenel, Gilbert et al. - L’occupation celtique du Mont Terri (Jura) sur la base d’anciennes collections jurassiennes | In: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Bd. 67 | Frauenfeld, 1984 | S. 95-122
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 176
  • Müller, Felix / Windler, Renata - Le Mont Terri en Ajoie: Son rôle à partir du haut Moyen Age, à la lumière des dernières recherches | In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 58. Jhg./Nr. 1 | Zürich, 1985 | S. 2-7
  • Schifferdecker, François - Châteaux, Chételay, Châtelat, maisons fortes | In: Belat, Jacques et alt. - Châteaux du Jura | Moutier, 1991 | S. 46-47
  • Schifferdecker, François - Mont-Terri | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 27.05.2024: hls-dhs-dss.ch
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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