CHÂTEAU DE PORRENTRUY (BURG PRUNTRUT)
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Allgemeine Informationen
Weitläufige Anlage auf einer Anhöhe über dem befestigten Städtchen Porrentruy. Von der mittelalterlichen Burg der Grafen von Ferrette und Montbéliard sind noch der beeindruckende Donjon und der Sodbrunnen im Hof erhalten. Die restlichen Bauten stammen grösstenteils aus dem 16. bis 18. Jhdt., als das Château dem Fürstbischof von Basel als Residenz diente. Der Donjon sowie die Roggenbach-Kapelle auf der Südostseite der Burg sind tagsüber zugängich.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 25' 09.50" N, 07° 04' 20.04" E
Höhe: 459 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 572.350 / 252.120
Kontaktdaten
Jura Tourisme | Rue du 23-Juin 20 | CH-2900 Porrentruy
Tel: +41 (0)32 432 41 80 | E-Mail: info@juratourisme.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A16 bei der Ausfahrt Porrentruy-Ouest verlassen und der Kantonsstrasse in nördlicher Richtung bis zum zweiten Kreisverkehr folgen. Hier rechts abbiegen und der Hauptstrasse 247 bis vor die Altstadt folgen. Nun nach Norden halten und dem ausgeschilderten Weg über die Route de Bure und den Chemin du Château bis hinauf zur Burg folgen. Auf der Bergseite des Château befinden sich mehrere Parkplätze.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Direkte Bahnverbindungen ab Delémont nach Porrentruy. Die Burg ist zu Fuss am bequemsten von der Faubourg de France her erreichbar.
Wanderung zur Burg
Der Trans Swiss Trail und der Chemin du Jura führen durch die Altstadt von Porrentruy.
Öffnungszeiten
täglich von 09:00 bis 18:00 Uhr
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Porrentruy
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 7: Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Neuenburg, Jura und Laufental | Zürich, 1981 | S. 92 | ergänzt und aktualisiert von O. Steimann, 2024
Historie
Gründung der Burg durch die Grafen von Ferrette
In Porrentruy (Pruntrut), dem Zentrum der Ajoie (Elsgau), ist seit karolingischen Zeiten ein königlicher Dinghof nachweisbar. Die Gegend gehörte seit 870 zum Ostfrankenreich. Um 1140 traten die Grafen von Montbéliard (Mömpelgard) als Besitzer des Hofs auf, zu dem damals bereits ein Dorf und eine Kirche gehörten. Wohl um 1200 errichteten die Grafen von Ferrette (Pfirt), eine Nebenlinie der Montbéliard, nördlich über der Siedlung eine erste Burg. Als ihre Vögte vor Ort werden um 1230 die Herren von Bonfol erwähnt. Über das Aussehen dieser frühesten Anlage ist nichts bekannt.

Der mächtige Donjon als Kernstück einer neuen Wehranlage
Bald nach 1236, als wieder die Hauptlinie derer von Montbéliard die Rechte über Porrentruy erhalten hatte, begann Graf Thierry III. mit dem Bau einer neuen Burg. Deren Zentrum bildete der heute noch erhaltene Donjon (Tour Réfous). Der mächtige Rundturm verfügt über etwa 4 Meter dicke Grundmauern und weist einen Durchmesser von 12,5 Metern auf. Im Innern befinden sich drei Räume mit Gewölbedecken, wovon einer über einen grossen Kamin beheizt werden konnte. Die weiteren Teile der Burg dürften um den Donjon herum gebaut worden sein, sind heute aber grösstenteils verschwunden. Vom mittelalterlichen Baubestand erhalten ist der Sodbrunnen, in die nördliche Aussenfront des bischöflichen Schlosses wurde zudem ein Teil der alten Ringmauer integriert.

Übergang ans Bistum Basel
Bereits 1234 versuchte das Bistum Basel, seit dem frühen 11. Jhdt. in der Ajoie reich begütert, sich in Porrentruy eine Machtstellung aufzubauen. Vorerst schlugen diese Bestrebungen zwar fehl, doch der Machtkampf wurde während dem Interregnum wieder aufgenommen. 1270 sprach ein Schiedsgericht dem Bischof von Basel die ganze Herrschaft zu, doch die Grafen von Montbéliard und von Ferrette waren nicht bereit, auf ihre Ansprüche zu verzichten. Durch eine Entschädigung konnte das Bistum 1281 zumindest Letztere zum Einlenken bewegen. Doch Thierry III. de Montbéliard übertrug seine Rechte 1282 an Rainald von Burgund. Nun griff König Rudolf von Habsburg ein und zog im Frühjahr 1283 mit einem Heer vor Burg und Stadt. Er belagerte Porrentruy sechs Wochen lang. Nach seinem Sieg überliess er das Gebiet dem Basler Bischof.

Das Château wird Residenz des Fürstbischofs
Porrentruy wurde fortan von bischöflichen Kastellanen verwaltet. 1343 wird Johann von Knoeringen in dieser Funktion erwähnt, doch auch der Bischof selbst nahm zeitweise auf der Burg Wohnsitz. 1335 zerstörte ein grosser Brand Teile der Anlage. Und 1386 musste das in Geldnot geratene Bistum Porrentruy mit der gesamten Ajoie für 13'000 Gulden an die Grafen von Montbéliard-Württemberg verpfänden. Diese scheinen an der Burg aber kein grosses Interesse gezeigt zu haben. Als Bischof Johann von Venningen 1467 das Pfand schliesslich wieder auslösen konnte, war die Anlage in einem derart schlechten Zustand, dass er sie umfassend erneuern lassen musste. 1528, durch die Reformation aus Basel vertrieben, liess sich der Bischof endgültig auf der Burg nieder.

Umgestaltung der Burg im 16. und 17. Jhdt.
Ein weiterer Grossbrand machte 1558 eine Umgestaltung der Anlage notwendig. Aus der mittelalterlichen Grafenburg wurde nun eine Renaissanceresidenz. Um 1590 entstand das bischöfliche Schloss: Ein langgezogener Bau am nördlichen Bering. Am östlichen Ende der nun sehr weitläufigen Anlage wurde um 1600 ein Rondell errichtet, der so genannte «Tour du Coq» (Hahnenturm). Zwischen diesen und das Schloss setzte man in der ersten Hälfte des 17. Jhdts. das Kanzleigebäude. Ausserdem erhielt die einstige Burg im nordwestlichen Vorgelände eine ausgedehnte Schanzenanlage. Der Dreissigjährige Krieg warf den Ausbau allerdings immer wieder zurück. 1635 wurde Porrentruy von den Franzosen belagert und fünf Tage lang beschossen. Der Bischof konnte erst 1650 ins Schloss zurückkehren, und erst gegen Ende des 17. Jhdts. waren alle Kriegsschäden behoben. Nun folgte eine letzte Ausbauetappe mit dem 1697 errichteten «Haus der Prinzessin Christine» entlang der Südfront – benannt nach Christina von Sachsen, Fürstäbtissin von Remiremont im Elsass. Den westseitigen Abschluss dieses Baukomplexes bildet der «Tour du Trésor» (Schatzturm), der sein heutiges Aussehen um 1700 erhielt.

Erfolgreicher Widerstand gegen den drohenden Abbruch
1792, beim Einmarsch der französischen Revolutionstruppen, gab Fürstbischof Joseph Sigismund von Roggenbach seine Residenz auf und floh ausser Landes. Das Château stand nun leer, einige Gebäude und Befestigungswerke wurden abgerissen. Als der Jura 1815 dem Kanton Bern zugesprochen wurde, wollte die Regierung das Schloss sogar ganz abbrechen. Doch die Bevölkerung wehrte sich erfolgreich gegen die Entfernung des Wahrzeichens ihrer Stadt. 1837 wurde die Anlage den Gemeinden der Ajoie übertragen, die darin ein Alters- und ein Waisenheim einrichteten. Im 20. Jhdt. wurde das Château, das zwischenzeitlich auch als Kaserne und als Schuhfabrik gedient hatte, etappenweise saniert. Es beherbergt heute Büro- und Repräsentationsräume des Kantons Jura.
Interessante Entdeckungen wurden 2017 gemacht, als die südostseitige Stützmauer der Anlage saniert werden musste. Bei Freilegungsarbeiten stiess man im Raum vor dem Tour du Trésor auf 121 Steinkugeln für Katapulte, die hier einst zugedeckt und überbaut worden waren. Ein Teil dieser Geschosse ist heute unter einem Schutzdach vor dem Donjon ausgestellt. 2017/18 wurde zudem die seit dem 19. Jhdt. zugemauerte stadtseitige Pforte wieder geöffnet, wobei man gleich nebenan die Reste eines kleine Gebäudes freilegte, das einst als Wachstube und später als Gefängnis gedient hatte.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Aeschbacher, Paul - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Jura und Seeland, II. Teil | Basel, 1936 | S. 30-40
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 400
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 1 | Neuenburg, o.J. | S. 66-69
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330) [Cahiers d'archéologie romande 98], Volume 1 | Lausanne, 2004 | S. 95-96
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 11: Bern 2, Neuenburg, Freiburg | Kreuzlingen, 1975 | S. 58-63
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 86
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 7: Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Neuenburg, Jura und Laufental | Zürich, 1981 | S. 92-93
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 179-181
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 197-198
  • République et Canton du Jura (Hg.) - Archéologie cantonale, Rapport 2018 | Porrentruy, 2024 | S. 94-96
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