BURGSTELLE WART
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Allgemeine Informationen
Vermutlich um 1200 durch die Freiherren von Wart errichtete Burg auf einem markanten Hügel über der Töss. Nach der Beteiligung von Rudolf III. von Wart an der Ermordung von König Albrecht I. wurde die Wehranlage in der Blutrachefehde durch die Habsburger 1309 vollständig zerstört. Heute sind keine Mauerreste mehr sichtbar.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 31' 21.58" N, 08° 38' 25.48" E
Höhe: 447 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 690.510 / 264.240
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Winterthur in westlicher Richtung auf der Wülflingerstrasse und anschliessend auf der Weiachstrasse bis zur Tössallmend fahren, hier rechts in die Umfahrungsstrasse von Neftenbach einbiegen. Bei erster Gelgenheit wieder links abbiegen und der Huebstrasse rund 1 km bergauf folgen, wo links die Wartgutstrasse abzweigt. Diese führt nach rund 700 Metern bergseits direkt am Burghügel vorbei (wenige Parkmöglichkeiten vor Ort).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Winterthur mit der Buslinie 665 (Richtung Dättlikon) bis zur Haltestelle Pfungen, Eskimo. In nördlicher Richtung die Töss überqueren und anschliessend rechts dem Flussufer folgen. Nach 400 Metern führt links der als Wanderweg ausgeschilderte Talgutweg steil bergauf zum Burghügel. Fussweg insgesamt rund 15 Minuten.
Wanderung zur Burg
Der Tössegg-Klettgau-Weg führt unterhalb des Burghügels dem Tössufer entlang.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Wart
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 1998
Historie
Um 1100 finden die Freiherren von Wart erstmals schriftlich Erwähnung: In einer Schenkungsurkunde verzichteten die drei Brüder Arnold, Heinrich und Erkinbold von Wart auf Besitzansprüche in Weitenau im südlichen Schwarzwald. Im 12. Jhdt. scheint die Familie ihre Interessen vor allem im Breisgau wahrgenommen zu haben. Ihre Mitglieder tauchen in den Schriftquellen gemeinsam mit den Herzögen von Zähringen, den Grafen von Nellenburg und 1212 mit «Arnoldus nobilis de Wart» gar in einer frühen Königsurkunde Friedrichs II. auf.
Im frühen 13. Jhdt. verlagerte sich das Kerngebiet der Warter jedoch ins untere Tösstal. Grund dafür war wohl die Vermählung von Arnold III. mit Anna von Teufen. Zum Eigengut in dieser Gegend kamen reichenauische Lehen in Pfungen, Neftenbach und Dättlikon hinzu. Arnolds Bruder Rudolf I. war 1245 für die Kyburger Grafen als Landrichter im Zürichgau tätig. Ohnehin waren die Freiherren von Wart um die Mitte des 13. Jhdts. sehr oft im Gefolge der Kyburger anzutreffen.

Die Burg Wart entstand wahrscheinlich zur Zeit der Besitzverlagerung der Familie um 1200. Sie erhob sich auf dem gleichnamigen Hügel, rund 60 Meter über der Töss. In einer Urkunde aus dem Jahr 1254 werden einzelne Teil der Anlage beschrieben, darunter ein Turm, eine Burgkapelle, Tore, ein Obstgarten, ein Weideplatz und der zugehörige Weinberg, der bis an den Fluss hinunter gereicht haben soll. Das Areal auf dem langgezogenen Burghügel misst rund 43 x 18 Meter und ist deutlich in zwei Teile gegliedert. Auch rechtlich war die Burg um 1254 geteilt, denn offenbar hatte eine Erbteilung stattgefunden: Zur einen Hälfte gehörte sie Rudolf von Kaiserstuhl, zur anderen dessen Vettern Rudolf II. und Jakob II. von Wart. Bereits diese Generation stand dem raschen Aufstieg der Habsburger kritisch gegenüber und hielt sich abseits. Und die Söhne von Rudolf II. änderten diese Gesinnung keineswegs. Ab Ende des 13. Jhdts. geriet die Familie unter starken wirtschaftlichen Druck: Sie musste zahlreiche Güter verkaufen, ab 1300 auch in unmittelbarer Nähe der Stammburg.

Es ist nicht restlos geklärt, weshalb sich Rudolf III. von Wart 1308 an der Verschwörung gegen Albrecht I. von Habsburg beteiligte. Am 1. Mai passte er mit seinen Verbündeten, zu denen auch sein Dienstmann Ulrich von Rielasingen gehörte, den König bei Windisch ab und half mit, diesen zu töten. Nach dem Königsmord flohen die Attentäter auf die Burg Neu-Falkenstein, die zur Häfte den Herren von Wart gehörte. Von hier versuchte Rudolf III., seinen Besitz neu zu ordnen. Doch im Frühling 1309 begann der Blutrachefeldzug der Habsburger. Gleich das erste Ziel war offenbar die Burg Wart. Sie wurde erobert, in Brand gesteckt und völlig zerstört. Es ist gut möglich, dass der auffallend terrassierte Geländesporn unmittelbar östlich des Burghügels den Angreifern als Standort für Belagerungseinrichtungen diente.
Neben Wart zerstörten die Habsburger auch das benachbarte Multberg. Der Chronist Johannes von Winterthur schilderte als Zeitzeuge, er habe den Brand der beiden Burgen mit eigenen Augen gesehen. Pfungen, die dritte Burg der Warter im unteren Tösstal, bleib hingegen verschont – vermutlich, weil sie ein Lehen der Abtei Reichenau war. Im Spätsommer floh Rudolf III. nach Basel, doch mittlerweile hatte der neue König, Heinrich VII., die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Er versuchte deshalb, sich zum Papst nach Avignon durchzuschlagen, wurde unterwegs aber gefasst. Wie die zeitgenössischen Chronisten berichten, wurde er nach Brugg gebracht, wo das Todesurteil gefällt wurde. Man band Rudolf an den Schwanz eines Pferdes und schleifte ihn so bis zur Richtstätte. Hier wurde er aufs Rad geflochten und starb einen grausamen Tod.

Rudolfs älterer Bruder Jakob III., der als Minnesänger Berühmtheit erlangte, veräusserte 1322 den gesamten Besitz um Neftenbach an die Turchsessen von Diessenhofen. Rudolf IV. von Wart, Sohn des Königsmörders, wurde unter Kaiser Karl IV. Reichsvogt von Zürich. Um 1363 starb mit ihm die Familie in männlicher Linie aus. Die Burg war nach der Zerstörung durch die Habsburger nicht mehr aufgebaut worden. Beim Verkauf der Herrschaftsrechte wird sie 1322 noch als «burgstal ze Warta» bezeichnet. Bereits um 1600 waren keine aufrechten Mauern mehr sichtbar, doch fand man damals auf dem Burghügel offenbar noch wiederverwendbare Quadersteine und Türgewände.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 75
  • Gubler, Hans Martin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. VIII: Der Bezirk Winterthur, nördlicher Teil | Basel, 1986 | S. 57-60
  • Meyer, Werner - Die Burgen in der Blutrachefehde von 1308/09 gegen die Mörder König Albrechts I.: Historische und archäologische Befunde [Vortragsmanuskript Kolloquium Château Gaillard Nr. 19] | Graz, 1998
  • Schoch, Franz - Neftenbach: Die Geschichte einer zürcherischen Landgemeinde | Winterthur, 1925 | S. 19-29
  • Stauber, Emil - Die Burgen des Bezirkes Winterthur und ihre Geschlechter [285. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur] | Winterthur, 1953 | S. 308-319
  • Steiner Heini / Bont, Mario - 993 Pfungen 1993 | Pfungen, 1993 | S. 88-106
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 378
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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