STADTBEFESTIGUNG KAISERSTUHL
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Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 19
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Allgemeine Informationen
Um die Mitte des 13. Jhdts. befestigte, gut erhaltene dreieckige Stadtanlage. Von den mittelalterlichen Befestigungsanlagen sind neben dem Storchenturm noch Teile der Stadtmauer zu sehen. Der die Stadt überragende Obere Turm war ursprünglich ein ritterlicher Wohnturm. Im Mittelalter gehörte auch die Burg Rötteln (Rotwasserstelz) am gegenüberliegenden Rheinufer zum Städtchen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 34' 07.45" N, 08° 25' 06.46" E
Höhe: 350 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 673.730 / 269.130
Kontaktdaten
Für Stadtführungen: staedtlifuehrung.kaiserstuhl@bluewin.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Das Städtchen Kaiserstuhl liegt am Rhein gegenüber der deutschen Gemeinde Hohentengen, 9 km östlich von Zurzach an der Kantonsstrasse 7. Parkplätze beim Bahnhof.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Bad Zurzach oder ab Winterthur direkte S-Bahn-Verbindung (Linie 41) nach Kaiserstuhl.
Wanderung zur Burg
Die ViaRhenana führt durch das mittelalterliche Städtchen.
Öffnungszeiten
Die erhaltenen Teile der Stadtbefestigung befinden sich grösstenteils auf Privatgrundstücken und können nur von aussen besichtigt werden.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Tegerfelden
Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 19 | überarbeitet von O. Steimann, 2005
Historie
In einem Güterverzeichnis des Klosters Wettingen tauchen in den Jahren 1227 bis 1234 die ersten Nennungen der Ortschaft Kaiserstuhl auf. Und mit Rudolf «de Kayserstule» wird 1236 auch ein Freiherr gleichen Namens erwähnt. Rudolf war hochadeliger Abstammung und vermutlich ein Spross der Herren von Wart. Als seine Residenz gilt die Burg Rötteln (Rotwasserstelz) am nördlichen Rheinufer, die noch bis ins 14. Jhdt. nur unter dem Namen «Burg Kaiserstuhl» bekannt war.
Um 1254 gründete dann Lütold VI. von Regensberg, der Rudolfs Tochter Adelburg geheiratet hatte, das Städtchen Kaiserstuhl, das um 1260 befestigt wurde. Als Gegenpol zur Burg Rötteln entstand am Südende der Ortschaft der mächtige Obere Turm. An den beiden anderen Enden wurde die dreieckige Stadtanlage durch weitere Türme gesichert, während auf der Westseite der Storchenturm und ein weiterer, heute verschwundener Rundturm erbaut wurden. Die Stadtmauer selbst war 8,5 Meter hoch und 0,9 Meter dick. Mit der Stadtbefestigung entstand auch die Kirche von Kaiserstuhl, damals eine Filiale der Pfarrkirche von Hohentengen. Ihr massiger Turmchor wurde früher für den Überrest eines Ritterturms gehalten, ist in dieser Bauart für die Gegend aber nichts Ungewöhnliches.

Weil Lütold VI. von Regensberg für die Gründung der ummauerten Stadt auch Güter des Klosters St.Blasien im Schwarzwald einbeziehen musste, wandte sich dieses an den Bischof von Konstanz. In einer Urkunde von 1255 wurde der Regensberger zu einer teilweisen Wiedergutmachung verpflichtet. Nach einer Auseinandersetzung mit den Habsburgern um 1267/68 ging es mit den Freiherren von Regensberg ökonomisch bergab. 1294 verkauften sie schliesslich das Städtchen Kaiserstuhl samt dem Oberen Turm, der Burg Rötteln und dem Hof und Kirchensatz Hohentengen für 700 Mark Silber an den Konstanzer Bischof Heinrich von Klingenberg. Es dauerte allerdings bis 1303, bis der Verkauf gänzlich abgewickelt war, denn der Bischof musste zunächst diverse Rechtsansprüche weiterer Parteien abgelten. Fortan residierte ein bischöflicher Vogt auf Burg Rötteln, der Stadt wurden nur sehr bescheidene Selbstverwaltungsrechte zugestanden.
Bei einem Brand nahm 1360 vor allem die südliche Ecke des Städtchens Schaden. Der Obere Turm wurde nun aufgestockt, das südliche Stadttor weiter vorgelagert und mit einem geräumigen Zwinger versehen.

Im späteren 14. Jhdt. kam es zu Zerwürfnissen mit dem geistlichen Stadtherrn. Bischof Heinrich von Brandis kämpfte gegen die Stadt Konstanz, geriet in Geldnot und musste Kaiserstuhl zusammen mit anderen Herrschaften 1371 an Petermann von Thorberg verpfänden. Die Einwohner liessen sich nun von Kaiser Karl IV. bestätigen, dass sie deswegen nicht vor fremde Gerichte gestellt werden dürften. Auch der nächste Bischof, Mangold von Brandis, fand nach einer Doppelwahl keine Anerkennung in Konstanz und musste 1384 nach Kaiserstuhl fliehen. Hier verschanzte er sich und starb schliesslich 1385, vermutlich vergiftet, worauf Kaiserstuhl an seinen Kontrahenten fiel.
1402 probte das Städtchen den Aufstand gegen den Bischof und begab sich unter die Obhut von Österreich-Habsburg. Im Folgejahr übernahm man die Stadtrechte der habsburgischen Stadt Baden. Doch weil Konstanz und Habsburg im Appenzellerkrieg verbündet waren, anerkannte Herzog Friedrich IV. von Österreich im Frühjahr 1405, dass «statt und gesloss kaiserstuol» dem Bistum Konstanz gehörten. Einige der führenden Familien flohen daraufhin nach Zürich, und Kaiserstuhl musste im Mai 1406 reumütig wieder dem Bischof huldigen. Dessen Herrschaft über die Stadt endete erst mit der Helvetischen Revolution von 1798. Die Landeshoheit erlangten allerdings bereits 1415 die Eidgenossen, als sie den habsburgischen Aargau eroberten. Die Stadtbefestigung war in diesen wechselvollen Jahren stetig verstärkt worden, beispielsweise unter Bischof Albrecht Blarer (1407-1410), der den Bau eines Wehrgangs auf der Stadtmauer förderte.

1861 kam es zu einem weiteren Grossbrand, dem diesmal zehn Häuser in der Nordostecke der Stadt zum Opfer fielen. Darunter war auch der alte Wörndliturm, der erst 110 Jahre später durch einen modernen Neubau ersetzt wurde. Eine gründliche wissenschaftliche Untersuchung der Stadtbefestigung wurde von 1989 bis 1994 durch die Aargauer Kantonsarchäologie durchgeführt. Im Jahr 2022 fusionierte Kaiserstuhl schliesslich mit sieben anderen Ortschaften zur neuen Gemeinde Zurzach.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bihrer, Andreas - Die Stadt Kaiserstuhl im Spätmittelalter (1294-1415): Handlungsspielräume und Funktionen einer Kleinstadt im Aargau | In: Argovia: Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, Bd. 118 | Baden, 2006 | S. 73-104
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 19
  • Kläui, Paul / Welti, Hermann / Maurer, Emil - Kaiserstuhl [Aargauische Heimatführer, Bd. 2] | Aarau, 1955
  • Wenzinger Plüss, Franziska / Frei-Heitz, Brigitte - Kaiserstuhl [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 710] | Bern, 2002
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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