TOUR DE SAINTE-ANNE (UNTERE VORBURG / BURG TELSBERG)
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Allgemeine Informationen
Die untere Vorburg, heute Tour de Sainte-Anne genannt, liegt auf einem felsigen Vorsprung über dem engen Durchbruch der Birs, nordöstlich von Delémont. Mit der oberen Vorburg war sie baulich nicht verbunden, war aber ebenfalls ein Wohnsitz der Ritter von Telsberg. Nach dem Basler Erdbeben von 1356 wurde sie wieder hergerichtet, im Schwabenkrieg 1499 aber endgültig zerstört und später in die Wallfahrtskapelle der Notre-Dame du Vorbourg integriert. Nur der ehemalige Burgturm ist teilweise noch erhalten.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 22’ 46.80“ N, 07° 21’ 28.40“ E
Höhe: 510 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 593.900 / 247.650
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A16 bei der Ausfahrt Delémont-Ouest verlassen und der Hauptstrasse in nordöstlicher Richtung in die Stadt hinein folgen. Beim zweiten Verkehrskreisel auf die Route de Porrentruy abbiegen (in Richtung Spital), bei nächster Gelegenheit aber wieder rechts abbiegen und dann der Rue du Stand nach Osten zum nächsten Kreisel folgen. Ab hier auf der Rue des Moulins bergauf bis zur Place de la Foire, von wo die Route du Vorbourg in nordöstlicher Richtung bergauf in den Wald bis zum Parkplatz bei der Wallfahrtskapelle führt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Bahn bis Delémont, anschliessend vom Bahnhof aus mit der Lokalbus-Linie 2 bis Rue des Andains fahren. Ab hier der Route du Vorbourg bergauf zur Burg folgen.
Wanderung zur Burg
Die ViaJura führt über die obere Vorburg.
Öffnungszeiten
Der Burgturm kann nur von aussen besichtigt werden, die Wallfahrtskapelle ist tagsüber geöffnet.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Untere Vorburg
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2020
Historie
Die untere Vorburg, heute auch Tour de Sainte-Anne genannt, entstand vermutlich zusammen mit der oberen Vorburg im 12. Jhdt. Vielleicht stand an ihrer Stelle bereits früher eine Kapelle, denn einer unsicheren Überlieferung zufolge soll eine solche bereits 1049 von Papst Leo IX. geweiht worden sein. Leo IX. entstammte dem Geschlecht der Grafen von Egisheim im Elsass, die mit den Grafen des Sornegaus, dem Haus Saugern-Pfeffingen, eng verwandt waren. Der früheste Wohnsitz dieser Familie wird auf der Burg Beauregard vermutet, die nur ein Kilometer westlich auf dem gleichen Berggrat stand. Ein Zusammenhang ist denkbar, doch kommt man hier über Vermutungen nicht hinaus.

Auch zum Aussehen der unteren Burg gibt es nur wenige Hinweise. Mit Sicherheit handelte es sich um eine eigenständige Anlage, denn eine bauliche Verbindung mit der oberen Burg ist aus topografischen Gründen auszuschliessen. Bergseits ist sie durch eine breite, grabenartige Lücke im felsigen Grat geschützt, durch welche heute die Strasse verläuft. Dahinter folgt ein Felsklotz, an den sich talseitig der Burgturm anschmiegt. Der wuchtige Bau mit nahezu quadratischem Grundriss ist aber nicht mehr in voller Höhe erhalten. An ihn scheint mindestens auf der Südseite ein Bering angeschlossen zu haben.
Weitere mittelalterliche Bauten haben sich nicht erhalten, wenn man von der Apsis der Wallfahrtskapelle absieht, die auf Grundmauern der früheren Burgkapelle errichtet worden sein soll. Das restliche Burggelände wird heute von neuzeitlichen Terrassen und Gartenanlagen eingenommen.

Im 12. und 13. Jhdt. wurden die untere und die obere Vorburg von den Herren von Telsberg bewohnt. Sie tauchen ab 1131 in den Quellen auf und waren bis um 1180 wohl Vasellen der Grafen von Saugern, danach der Grafen von Pfirt (Ferrette). 1278 anerkannten die Grafen den Fürstbischof von Basel als ihren Lehnsherrn, wodurch auch die Burgen der Ritter von Telsberg in bischöfliche Abhängigkeit gerieten. Sie wurden im 14. Jhdt. von Kastellanen verwaltet, die sich Marschalk von Telsberg und Spender von Telsberg nannten. Ob es sich dabei um Nachfahren der Ritterfamilie handelt, ist ungeklärt.

Im grossen Basler Erdbeben von 1356 wurden beide Burgen zerstört. Während die obere Anlage bis heute eine Ruine blieb, wurde die untere wieder aufgebaut. Um 1380 stellte Fürstbischof Jean de Vienne wieder Urkunden aus «in Castro nostro supremo Telsperg». 1417 wird zudem die Saint-Imier geweihte Kapelle erwähnt. Wer damals die Burg verwaltete, ist unklar. Ein Geschlecht «von Vorburg» ist seit dem 14. Jhdt. nachweisbar, wurde aber erst im 16. Jhdt. in den Adelsstand erhoben.
Die untere Vorburg wurde im sogenannten Schwabenkrieg 1499 so stark beschädigt, dass sie als Verwaltungssitz nicht länger taugte. Diese Funktion übernahm spätestens zu jenem Zeitpunkt das Château de Delémont. In der Ruine hausten fortan zwielichtige Gestalten und bedrohten die Durchreisenden. Der Rat von Delémont erhielt deshalb vom Fürstbischof die Erlaubnis, die mittelalterlichen Bauten abzubrechen – mit Ausnahme der Kapelle. Diese wurde wieder hergerichtet und im April 1586 neu geweiht. Sie hiess fortan Chapelle de Notre-Dame du Vorbourg, wurde um eine Einsiedelei ergänzt und entwickelte sich rasch zu einem wichtigen Wallfahrtsort. 1719 wurde sie deutlich ausgebaut, so dass sie nun an den alten Burgturm heranreichte. Weil dessen zerfallende Mauern den Neubau bedrohten, wurde er saniert und mit einem neuen Dach versehen. Als mit dem Einmarsch der Franzosen 1796 die alte Ordnung aufgehoben wurde, wurde die ganze Anlage zur Staatsdomäne erklärt und an Private verkauft. Seit 1822 befindet sie sich im Besitz der Stadt Delémont.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Aeschbacher, Paul - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Jura und Seeland, II. Teil | Basel, 1936 | S. 75-84
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 393
  • Chèvre, André - L’oratoire des pèlerins | In: Belat, Jacques et al. - Châteaux du Jura | Moutier, 1991 | S. 29-30
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 11: Bern 2, Neuenburg, Freiburg | Kreuzlingen, 1975 | S. 75-77
  • Juillerat, Claude / Schifferdecker, François (Red.) - Guide archéologique du Jura et du Jura bernois | Porrentruy, 1997 | S. 67-69
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 7: Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Neuenburg, Jura und Laufental | Zürich, 1981 | S. 93-94
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 186-187
  • Rais, Jean-Louis - Les châteaux de Telsberg | In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 68. Jhg./Nr. 5/6 | Zürich, 1995 | S. 139-142
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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