CHÂTEAU DE SOYHIÈRES (BURG SAUGERN)
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Allgemeine Informationen
Die Burg von Soyhières (Saugern) wurde vermutlich um 1100 von der gleichnamigen Grafenfamilie gegründet. Nach deren Aussterben im späten 12. Jhdt. gelangte sie an die Grafen von Pfirt (Ferrette) und kam 1271 unter die Oberhoheit des Basler Bischofs. Nach dem Erdbeben von 1356 wurde sie wieder aufgebaut, jedoch im Schwabenkrieg 1499 von kaiserlichen Truppen endgültig zerstört. Die Ruine ist durch verschiedene Neubauten und Rekonstruktionen im 19. und 20. Jhdt. leider stark verändert worden.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 23’ 15.30“ N, 07° 22’ 24.60“ E
Höhe: 477 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 595.080 / 248.530
Kontaktdaten
Société des Amis du Château de Soyhières c/o Julien Crevoisier | Rue du 24-Septembre 7 | CH-2800 Delémont
Tel: +41 (0)79 696 01 05 | E-Mail: j.crevoisier@resolutionsa.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A16 bei der Ausfahrt Delémont-Est verlassen und der Hauptstrasse 6 bis Delémont und anschliessend der Hauptstrasse 18 (Route de Bellerive) in nordöstlicher Richtung bis ins Dorf Soyhières folgen. Parkmöglichkeit beim ehemaligen Bahnhof. Die Unterführung unter der Bahnlinie benutzen und auf der anderen Seite die Birs überqueren. Dem Uferweg zunächst wenige Meter in westlicher Richtung folgen, wo ein Pfad bergauf zur Burg abzweigt (Zustieg insgesamt rund 15 Min.).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Bahn bis Delémont, anschliessend mit der Buslinie 14 bis nach Soyhières, Place de la Liberté. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Burg ist von Mitte April bis Mitte November jeweils sonntags geöffnet (sofern eine Fahne gehisst ist). Besichtigung zu anderen Zeiten auf Anfrage.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Soyhières
Quelle: Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 184 | überarbeitet von O. Steimann, 2020
Historie
Die Grafen von Saugern im Hochmittelalter
Soyhières (Saugern) ist die namensgebende Burg eines bedeutenden, aber in den Quellen nur schwer fassbaren Grafengeschlechts, das im Hochmittelalter den Sornegau beherrschte. In den Urkunden taucht es im Jahr 1102 erstmals auf mit «comes Odelricus de Sougere» und seinem Bruder Uedelhard I., der ebenfalls den Grafentitel trug. 1131 gründete Graf Uedelhard II. das Kloster Frienisberg bei Seedorf (Kanton Bern). Um 1180 scheint die Familie in männlicher Linie bereits ausgestorben zu sein.
In der Forschung ist viel gerätselt worden über dieses Grafengeschlecht, das wohl dem Hochadel des Königreichs Hochburgund entstammte. Enge verwandtschaftliche Beziehungen bestanden zu den Grafen von Egisheim im Elsass. Um die Jahrtausendwende begannen die Grafen offenbar, vom Berner Mittelland aus den Jura in der Umgebung von Delémont zu kolonisieren. Als ihr frühester Sitz könnte das Château de Beauregard oberhalb von Delémont gedient haben. Aus dieser Region stiessen sie im 11. und 12. Jhdt. der Birs entlang gegen Basel vor und gründeten eine Reihe von wichtigen Burgen: Soyhières (Saugern), Bello (das spätere Neu-Thierstein), Pfeffingen und wahrscheinlich auch Dorneck. Dieselbe Verwandtschaftsgruppe Saugern-Pfeffingen stiftete um 1100 auch das Kloster Beinwil im oberen Tal der Lüssel.

Übergang der Burg an die Grafen von Pfirt und den Bischof von Basel
Wann genau das Château de Soyhières gegründet wurde, lässt sich mangels archäologischer Erkenntnisse nicht bestimmen. Einige Lesefunde vom Fuss des Burgfelsens werden in die Zeit um 1100 datiert, so dass die Anlage als ein Wohnsitz der Grafen in jener Zeit gelten darf. Nach deren Aussterben dürfte sie aber stark verändert worden sein. Zusammen mit den Herrschaftsrechten im Raum Delémont ging dieser Teil des Erbes an die Grafen von Pfirt (Ferrette). Auf der Burg wohnten damals wohl die Herren von Soyhières – eine Ritterfamilie, die um 1170 erstmals auftaucht und im 13. Jhdt. wieder aus den Quellen verschwindet.
1271 verkauften die Grafen von Pfirt die Burg Soyhières dem Bischof von Basel und empfingen sie von diesem als Lehen zurück. Als die Pfirter 1324 ausstarben, fiel ihr Erbe den Habsburgern zu. Doch der Bischof wollte Soyhères dem österreichischen Einfluss entziehen und veräusserte es 1334 dem Prior des St. Alban-Kolsters in Basel.

Erdbebenschäden, Zerstörung im Schwabenkrieg
Das grosse Erdbeben von Basel zerstörte 1356 neben vielen anderen Burgen auch Soyhières. Die Ruine erwarb nun Richard Stocker, Kastellan des Château de Delémont, mit der Verpflichtung, die Anlage wieder aufzubauen und dem Fürstbischof jederzeit offen zu halten. Nächste Besitzer waren im späten 14. Jhdt. Johann Ulrich von Delle und ab 1388 Graf Thiébaud VI. von Neuenburg-Blamont. Im frühen 14. Jhdt. kam es erbbedingt zu einer Aufteilung des Lehens. Ein Drittel gehörte fortan den Herren von Boncourt, der Rest den Herren von Blamont, die ihren Anteil 1451 an die Herren von Tavannes verkauften.
Im Schwabenkrieg pochte der Fürstbischof als Lehnsherr darauf, Soyhières in verteidigungsfähigen Zustand zu versetzen. Der Aufruf nützte allerdings nichts: Kaiserliche Truppen konnten im April 1499 in die Anlage eindringen, plünderten und zerstörten sie. Fortan blieb die Burg Ruine. Sie gelangte 1576 wieder in den Besitz des Bistums und wurde 1793 als Nationalgut versteigert. Käufer war Georges Quiquerez, Bürgermeister von Porrentruy. Sein Sohn Auguste war ein umtriebiger, von der Burgenromantik geprägter Heimatforscher. Er befasste sich ausgiebig mit den Grafen von Saugern, wobei er störende Lücken in der Geschichte mit allerlei zweifelhaften bis plump gefälschten Fundstücken füllte. In gleicher Weise ging er mit der Ruine um und liess sie teilweise in historisierendem Stil renovieren. Seit 1921 gehört sie der Société des Amis du Château de Soyhières.

Gliederung der Burganlage
Leider prägen Umbauten und Rekonstruktionen aus dem 19. Jhdt. und 20. Jhdt. das heutige Erscheinungsbild der Burg. Sie ist rund 55 Meter lang und erhebt sich auf einem Felsgrat über der Birs, aus dem auf der West- und Ostseite der Anlage tiefe Gräben gehauen wurden. Der Zugang erfolgt über eine lange, schmale Rampe auf der Nordseite, die früher wohl als Zwinger ausgestaltet war. Vor dem Haupttor, das durch den senkrecht aufragenden Jurakalk geschlagen wurde, befand sich im Mittelalter ein kleiner Torbau.
Die Kernburg ist von einem Bering umgeben, der an vielen Stellen noch hoch aufragt. Im östlichen Teil der Anlage erheben sich die Ruinen des alten Wohntrakts mitsamt einer aus dem Fels geschroteten Zisterne (heute überbaut). Ein zweiter, wohl jüngerer Wohntrakt wird im südwestlichen Teil der Anlage vermutet. An seiner Stelle steht heute ein neues Gebäude. Unklar ist, ob die Burg über einen Hauptturm verfügte. Das kleine Kapellentürmchen am westlichen Ende der Ringmauer ist eine Rekonstruktion aus dem 20. Jhdt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel im ostseitigen Burggraben
Literatur
  • Aeschbacher, Paul - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Jura und Seeland, II. Teil | Basel, 1936 | S. 60-65
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 388
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 11: Bern 2, Neuenburg, Freiburg | Kreuzlingen, 1975 | S. 70-72
  • Helg, Jean-Roch - Le château de Soyhières: Renaissance sur les pics | In: Belat, Jacques et al. - Châteaux du Jura | Moutier, 1991 | S. 13
  • Meyer, Werner - Burgenbau, Siedlungsentwicklung und Herrschaftsbildung im Jura in der Zeit um 1000 | In: Rebetez, Jean-Claude (Red.) - La donation de 999 et l’histoire médiévale de l’ancien Évêché de Bâle | Porrentruy, 2002 | S. 71-100
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 184-185
  • Roth, Carl - Die Grafen von Saugern | In: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 9 | Basel, 1910 | S. 44-65
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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