BURG NEU-THIERSTEIN
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Allgemeine Informationen
Neu-Thierstein, Wahrzeichen des Schwarzbubenlandes, wurde um 1100 durch die Grafen von Saugern-Pfeffingen gegründet und fiel im späten 12. Jhdt. den Grafen von Thierstein zu. Diese erbauten die Burg 1294/95 weitgehend neu, wobei auch der heute noch erhaltene, mächtige Wohnturm entstand. Die immer wieder umstrittene Anlage fiel nach dem Aussterben der Thiersteiner (1519) der Stadt Solothurn zu und war bis 1798 Sitz eines Landvogts. Später wurden grosse Teile abgebrochen. 1997 stürzte ein Teil des Wohnturms ein – die Lücke wurde mit einem modernen Beton-Einbau geschlossen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 23' 05.82" N, 07° 32' 18.07" E
Höhe: 493 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 607.530 / 248.240
Kontaktdaten
Kurt Strübi (Burgwart) | Wahlenstrasse 19 | CH-4227 Büsserach
Tel: +41 (0)76 573 27 39
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Basel auf der Autobahn A18 der Birs entlang bis nach Zwingen. Nun auf der Passwangstrasse in südlicher Richtung weiter über Brislach und Breitenbach bis nach Büsserach. Parkmöglichkeiten im Ortszentrum. Ab hier der ausgeschilderten Route via Schlossweg bergauf bis zur Burg folgen (ca. 10 Min.).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Basel mit der S-Bahn (Linie 3) bis nach Zwingen. Nun weiter mit dem Bus in Richtung Erschwil bis zur Haltestelle Büsserach, Alte Mühle. Ab hier ist der Weg zur Burg ausgeschildert.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Burg ist von Mai bis Oktober immer am letzten Sonntag des Monats von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Verschiedene Räume können auch für private Anlässe gemietet werden.
Informationen unter: www.buesserach.ch
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
zu den Öffnungszeiten der Burg einfache Festwirtschaft im Wohnturm
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
bis zum Burggraben möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Neu-Thierstein
Quelle: Meyer, Werner - Neu-Thierstein SO: Vorläufiger Bericht über die Sondierungen und Bauuntersuchungen 1985 | In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 59. Jhg./Nr. 2 | Zürich, 1986 | S. 63 | bearbeitet und aktualisiert von O. Steimann, 2013
Historie
Als Gründer der Burg Neu-Thierstein gelten die Grafen von Saugern (Soyhières)-Pfeffingen, die im Hochmittelalter im Birstal Rechte und Güter besassen. Um 1100 weiteten sie ihre Herrschaft ins hintere Lüsseltal aus, wo sie das Kloster Beinwil stifteten. Sie übernahmen dessen Kastvogtei, zu deren Verwaltung auf einem felsigen Vorsprung in der Talenge zwischen Büsserach und Erschwil eine neue Burg angelegt wurde. Wie diese Wehranlage aussah und hiess, ist unbekannt. Eine spätmittelalterliche Quelle legt nahe, dass sie «Bello» genannt wurde – der Name Neu-Thierstein ist erst ab 1400 bezeugt.
Um 1180/90 erbte Graf Rudolf von Thierstein (bzw. von Homberg) Besitz und Rechte der ausgestorbenen Grafen von Saugern-Pfeffingen, darunter auch die Kastvogteien über die Klöster Beinwil, Lucelle und Frienisberg. Doch die Burg bei Büsserach war wohl nur für wenige Jahrzehnte der Hauptwohnsitz der Grafenfamilie, bereits um 1200 übernahm Pfeffingen diese Funktion. Die Anlage im Lüsseltal wurde stattdessen von einem Vogt verwaltet. Gegen Ende des 13. Jhdts. aber entschlossen sich die Thiersteiner, die Burg vollständig umzubauen. Diese Arbeiten erfolgten in den Jahren 1294/95.

Den zentralen Bau der Wehranlage bildete fortan der mächtige Wohnturm auf dem höchsten Felskopf. Er weist einen verzogen-rechteckigen Grundriss auf, die Ecken sind gerundet. Auf der Nordostseite ragt aus diesem Bau ein schmaler Rundturm, dessen Innenwand nachräglich abgebrochen wurde. Der eindrückliche Gesamtkomplex weist zahlreiche Fensterformen auf und war ursprünglich mit glasierten Bodenfliessen ausgestattet, die heraldische Motive zeigten. Um 1400 wurde der Wohnturm um eine vierte Etage aufgestockt.
Westlich an diesen Komplex schloss eine Geländestufe tiefer die Unterburg an. Die heutige Brüstungsmauer um den Burghof stammt aus dem 19. Jhdt, der auf alten Abbildungen gezeigte Westtrakt mit Pultdach ist vollständig verschwunden. Gleiches gilt für weitere Bauten, die nördlich davon lagen, darunter auch die Burgkapelle. Nur noch schwach erkennbar ist die einstige Vorburg mit Ökonomiebauten im nördlichen Vorgelände. Interessant sind einige Mauerzüge, die auf schroffen Felsvorsprüngen südlich unterhalb der Kernburg erhalten geblieben sind. Archäologische Sondierschnitte ergaben, dass diese Terrassen vom 12. bis zum 14. Jhdt. besiedelt waren. Eventuell lag hier sogar das ursprüngliche Tor, denn eine Quelle aus der Zeit um 1500 erwähnt zwei Zugänge zur Burg.

Um 1350 kam es zur Erbteilung unter den Linien Thierstein-Pfeffingen und Thierstein-Farnsburg. Neu-Thierstein gehörte fortan der Ersteren, doch die Grafen verpfändeten die Burg immer wieder: Ab 1406 gehörte sie dem Basler Bürger Hügli von Laufen, 1424 dem Bischof, 1427 Hans Schönkind, ebenfalls aus Basel. Erst im März 1440 konnte Graf Hans von Thierstein das Pfand auslösen, mittlerweile war die Burg ein Reichslehen geworden. Von ihm versuchte nun die Stadt Solothurn, die ihre Stellung im Jura stärken wollte, Neu-Thierstein zu übernehmen. Dabei schreckte man auch vor Gewaltanwendung nicht zurück: Im April 1445 wurde die Burg kurzerhand eingenommen. 1450 musste Solothurn seinen Verzicht erklären, und bereits im darauffolgenden Jahr verpfändeten die Thiersteiner die Herrschaft wieder an Basler Familien.

1462 unternahm Solothurn ein neuen Versuch: Diesmal konnte man das Pfand auf legalem Weg von Hans von Laufen erwerben, zwei Jahre später schlossen die Brüder Oswald und Wilhelm von Thierstein einen Burgrechtsvertrag mit der Aarestadt. 1469 konnte die Grafenfamilie Neu-Thierstein erneut auslösen, musste Solothurn jedoch ein Vorkaufsrecht einräumen. Dies führte im Schwabenkrieg von 1499 zu Konflikten, denn Solothurn hielt zu den Eidgenossen, die Grafen von Thierstein kämpften für Kaiser Maximilian. Mitten in der Auseinandersetzung besetzten die Solothurner die Burg ein weiteres Mal, mussten sie nach dem Friedensschluss aber zurückgeben.
Die nächste Besetzung erfolgte bereits 1512 und dauerte bis 1514. Graf Heinrich von Thierstein hatte danach genug von den ständigen solothurnischen Überfällen und verkaufte die Burg 1517 an den Bischof von Basel. Doch Solothurn gab nicht auf und pochte auf sein Vorkaufsrecht. Als dies nichts half, liessen die Stadtoberen Neu-Thierstein 1518 erneut besetzen. Diesmal endgültig, denn im folgenden Jahr starb mit Graf Heinrich die Familie von Thierstein aus, und mit Basel wurde man 1522 nach eidgenössischer Vermittlung handelseinig. Fortan bildete Neu-Thierstein den Mittelpunkt einer solothurnischen Landvogtei. Endgültig bestätigt wurde dies 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg, wo der Solothurner Schultheiss Peter Hebolt die Grafschaft Thierstein von Kaiser Karl V. als Reichslehen empfing. Ein solches blieb sie bis 1648.

Solothurn hielt die abgelegene Burg in gutem Zustand, scheint aber keine grösseren Veränderungen vorgenommen zu haben. Nur 1617 wird ein nicht näher identifizierter «nüwen buw» erwähnt. Die Anlage diente bis zur helvetischen Revolution von 1798 als Vogteisitz, nach dem französischen Einmarsch wurde sie als Nationalgut versteigert. Den Zuschlag erhielt ein Bäcker aus Erschwil, der die Burg als Abbruchobjekt erwarb. 1857 wechselte die Ruine für 600 Franken in den Privatbesitz von vier Burgenfreunden aus Basel, die sie sichern und teilweise im burgenromantischen Stil jener Zeit umgestalten liessen. 1893 wurde Neu-Thierstein der Sektion Basel des Schweizerischen Alpenklubs (SAC) geschenkt. Dieser sorgte fortan für den Unterhalt und richtete im mittlerweile dachlosen Wohnturm ein Clublokal ein. Eine gründliche Bauuntersuchung erfolgte 1984/85, gleichzeitig wurde die gesamte Kernburg saniert.
Trotzdem stürzte am 2. März 1997 mitten in der Nacht die südwestliche Ecke des Wohnturms ein, die Trümmer verschütteten die Passwangstrasse. Wegen Instabilität musste mit weiterem Steinschlag von der Ruine gerechnet werden, weshalb sogar ein vorsorglicher Abbruch zur Diskussion stand. Rasch musste ein Konzept zur Sicherung und Sanierung der Burg erstellt werden. Zu diesem Zweck erwarb 1999 die Gemeinde Büsserach die Burg. Von 2000 bis 2001 wurde die eingestürzte Ecke durch einen Einbau aus Sichtbeton, in den auch ein Treppenhaus eingefügt wurde, ersetzt. Inwendig wurde der Wohnturm durch ein Holzgerüst mit begehbaren Galerien stabilisiert und mit einem von aussen nicht sichtbaren Glasdach versehen. Seit der Einweihung im September 2001 ist die Burg für die Öffentlichkeit wieder zugänglich.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Amiet, Bruno - Die Burgen und Schlösser des Kantons Solothurn | Basel, 1930 | S. 76-81
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, 1966 | S. 88-91
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 525
  • Fischer, Eduard / Allemann, Otto - Solothurnische Burgen | Solothurn, 1962 | S. 82-85
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 7: Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Solothurn | Kreuzlingen, 1971 | S. 147-150
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 155
  • Loertscher, Gottlieb - Die Kunstdenkmäler des Kantons Solothurn, Bd. III: Die Bezirke Thal, Thierstein und Dorneck | Basel, 1957 | S. 200-202
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 7: Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Neuenburg, Jura und Laufental | Zürich, 1981 | S. 70-71
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 213-215
  • Meyer, Werner - Neu-Thierstein SO: Vorläufiger Bericht über die Sondierungen und Bauuntersuchungen 1985 | In: Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins, 59. Jhg./Nr. 2 | Zürich, 1986 | S. 62-71
  • Rutishauser, Samuel - Abbruch oder Wiederaufbau? Zum Teileinsturz der Burgruine Neu-Thierstein bei Büsserach SO | In: Schweizerischer Burgenverein (Hg.) - Gesicherte Ruine oder ruinierte Burg? [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 31] | Basel, 2005 | S. 205-216
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