FARNSBURG
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Allgemeine Informationen
Die weitläufige Ruine auf der nordöstlichen Seite des Farnsbergs markiert den gemeinsamen Grenzpunkt der Gemeinden Ormalingen, Buus und Hemmiken. Die im frühen 14. Jhdt. durch die Grafen von Thierstein gegründete Anlage war im Spätmittelalter das Herrschaftszentrum der Landgrafschaft Sisgau und gelangte 1418 an die Herren von Falkenstein. Im Sommer 1444 wurde die Burg durch die Eidgenossen erfolglos belagert. Von 1461 bis 1798 diente sie der Stadt Basel als Landvogteisitz, dann wurde sie von der aufständischen Landbevölkerung in Brand gesteckt. Die mächtige Schildmauer der vielfach sanierten und teilweise rekonstruierten Anlage kann bestiegen werden und ist ein beliebter Aussichtspunkt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 29' 35.51" N, 07° 52' 14.07" E
Höhe: 734 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 632.550 / 260.360
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Sissach in östlicher Richtung auf der Sissacherstrasse (später Ergolzstrasse) über Böckten und Gelterkinden nach Ormalingen. Im Ort zweigt links der Farnsburgweg ab, der über den Weiler Rötler hinauf zum Gasthof Farnsburg führt. Parkplätze vorhanden. Vom Hof dem markierten Wanderweg in rund 15 Min. hinauf zur Ruine folgen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen ab Liestal nach Gelterkinden. Nun weiter mit der Buslinie 100 in Richtung Rheinfelden bis zur Haltestelle Buus, Buuseregg. Von hier führt ein markierter Wanderweg in rund 30 Min. durch den Wald bergauf zur Burg.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
mehrere Feuerstellen auf dem Burggelände
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Farnsburg
Quelle: Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 95
Historie
Gründung der heutigen Anlage im frühen 14. Jhdt.:
Nach dem Aussterben der Grafen von Neu-Homberg um 1325 erhielten die Grafen von Thierstein einen grossen Teil der alten Landgrafschaft Sisgau vom Basler Bischof zu Lehen. Mitten in diesem Gebiet, auf einem Sporn des Farnsbergs, entstand in jener Zeit die Farnsburg. Ob sie um 1325 neu gegründet wurde, oder ob eine bestehende Anlage aus dem frühen 14. Jhdt. massiv ausgebaut wurde, ist unsicher. Als Gründer kommen Graf Sigmund I. oder sein Sohn Otto I. von Thierstein in Frage.
Die umfangreiche Burg wurde zum neuen Verwaltungszentrum des Sisgaus. Bergseitig wurde sie durch einen tiefen Halsgraben, eine mächtige Schildmauer und den Bettelturm gesichert. Dahinter erstreckten sich die Kernburg mit Palas, Kapelle und Zisterne, sowie die Unterburg mit weiteren Bauten. Von hier aus verwalteten die Thiersteiner eine Herrschaft, welche die umliegenden Dörfer und das Geleit am Unteren Hauensteinpass umfasste. Als sich die Grafenfamilie im späten 14. Jhdt. in zwei Linien trennte, liess sich Sigmund II. auf der Farnsburg nieder und übernahm die Güter im Sisgau und im Fricktal. Er und seine Nachfolger nannten sich fortan Grafen von Thierstein-Farnsburg. Auf der Burg wohnten damals als Dienstleute auch Angehörige der Familie Zielemp. Sie besassen vermutlich ein Haus am nördlichen Ende des Areals und hatten die Burghut zu besorgen. 1351 wird ihre Präsenz mit Hans Zielemp von Farnsburg erstmals bezeugt.

Belagerung im Armagnakenkrieg und Übergang an Basel:
1418 starb mit Otto II. der letzte Graf von Thierstein-Farnsburg. Über die Heirat seiner Tochter Claranna gelangte sein Erbe an die Herren von Falkenstein. Als ihre Söhne Hans und Thomas volljährig wurden, schlossen sie sich, in Abkehr von der Politik ihrer Eltern, Habsburg-Österreich an und griffen aktiv in den Alten Zürichkrieg ein. Als 1444 die Eidgenossen Zürich belagerten und das mit Habsburg verbündete Söldnerheer der Armagnaken gegen Basel vorrückte, überfielen die Brüder zusammen mit Hans von Rechberg die zu Bern gehörende Stadt Brugg. Danach zogen sich die drei Ritter auf die Farnsburg zurück, verfolgt von einem Heer der Eidgenossen. Dieses begann die Burg zu belagern und wurde bald durch Artillerie aus Basel verstärkt. Hans von Rechberg gelang nachts die Flucht und er ritt zum Lager der Armagnaken, um diese zu Hilfe zu rufen. Mit Erfolg, denn die verheerende Niederlage der Belagerer in der Schlacht von St. Jakob an der Birs (26. August 1444) bewahrte die Farnsburg vor der Einnahme.
Basel führte in den folgenden Jahren einen langen Krieg gegen verschiedene Adelsfamilien der Region. Dies trieb auch die Falkensteiner, die ihren beschädigten Wohnsitz wieder herrichten mussten, an den Rand des Ruins. 1449 verpfändeten sie die Farnsburg an Herzog Albrecht von Österreich und zogen sich auf die Heidburg bei Rottweil zurück. Die Herrschaft wurde in den folgenden Jahren durch einen österreichischen Landvogt verwaltet. Schliesslich verkauften die Falkensteiner ihre Rechte an der Burg und der Landgrafschaft Sisgau 1461 für 10'000 rheinische Gulden an die Stadt Basel.

Letzte Ausbauphase im 16. Jhdt., Zerstörung 1798:
Die Rheinstadt setzte einen eigenen Landvogt auf der Burg ein und liess diese neu befestigen. Damals entstand das äussere Tor mit seinem Flankierungsturm. Um 1520 wurden alle äusseren Verteidigungsanlagen erneuert und um 1525 der mächtige Blaue Turm im Zentrum der Festung errichtet. Den erhaltenen Dokumenten aus der Zeit der Landvögte ist trotzdem zu entnehmen, dass der bauliche Zustand der Farnsburg immer wieder zu Klagen Anlass gab.
Im 17. und 18. Jhdt. diente sie verschiedentlich Flüchtlingen aus der badischen Nachbarschaft als Zufluchtsort. Während der helvetischen Revolution räumte der letzte Landvogt Hans Franz Hagenbach die Burg. Die leer stehende Anlage wurde daraufhin vom aufständischen Landvolk in der Nacht auf den 22. Januar 1798 in Brand gesteckt. Die spätere Ausbeutung als Steinbruch tat ein Übriges, um das Mauerwerk rasch schwinden zu lassen.

Fragwürdige «Sanierungen» im 20. Jhdt.:
Das von Burgenfreunden aus der Umgebung gegründete Farnsburgkomitee begann mit Unterstützung des Schweizerischen Burgenvereins (SBV) 1929 mit der Freilegung der Ruine. Unter Leitung des damaligen SBV-Präsidenten Eugen Probst, der bereits verschiedene Ruinen nach eigenen Vorstellungen wieder aufleben lassen hatte, wurde 1930 die Konservierung an die Hand genommen. Auf die Erhaltung der historischen Bausubstanz nahm man damals wenig Rücksicht, zahlreiche Mauerteile wurden mit nachgefertigten Bruchsteinen oder als solchen getarnten Betonelementen neu aufgeführt, darunter grosse Teile der Schildmauer. Diese wurde über eine neu gebaute Wendeltreppe als Aussichtsplattform zugänglich gemacht.
Im 2. Weltkrieg wurde unter der Kernburg ein Armeebunker angelegt, was die originale Bausubstanz weiter störte. Bis in die 1980er-Jahre hinein wurde die Farnsburg weiter «kaputtsaniert», so dass der Besucher heute leider kaum noch zwischen mittelalterlichen und modernen Bauteilen unterscheiden kann. 2002/2003 wurden das innere Burgtor und der Bettelturm saniert und Untersuchungen zur Baugeschichte vorgenommen. Leider war auch die Schildmauer über die Jahrzehnte instabil geworden und musste 2012 gesperrt werden. Nach einer erneuten Teilsanierung, bei welcher der südliche Teil des Bauwerks mit grossen Eisenklammern stabilisiert wurde, ist die Ruine seit Ende 2013 wieder öffentlich zugänglich.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. aktuelle Medienberichte
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 81
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 100-102
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 7: Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Solothurn | Kreuzlingen, 1971 | S. 33-37
  • Heyer, Hans-Rudolf - Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Bd. III: Der Bezirk Sissach | Basel, 1986 | S. 230-234
  • Meyer, Werner. Burgen der Schweiz, Bd. 7: Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Neuenburg, Jura und Laufental | Zürich, 1981 | S. 22-23
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 94-97
  • Müller, C. A. - Burgen des Kantons Basel-Landschaft | Liestal, 1966 | S. 71-74
  • Roth, Carl - Die Burgen und Schlösser der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, I. Teil | Basel, 1932 | S. 87-101
  • Schaub, Markus - Die Farnsburg: Eine Bau- und Lebensgeschichte | Ormalingen, 1998
  • Schmaedecke, Michael - Die Ruine Farnsburg: Die Sanierung 2002 und 2003 sowie Beobachtungen zur Baugeschichte und zu früheren Sanierungen [Archäologie und Museum, Bd. 49] | Liestal, 2005
  • Schmaedecke, Michael – Überlegungen zum Umgang mit einer mehrfach sanierten Burgruine: Das Beispiel der Farnsburg BL | In: Schweizerischer Burgenverein (Hg.) - Gesicherte Ruine oder ruinierte Burg? [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 31] | Basel, 2005 | S. 173-185
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Sage: Der verwandelte Landvogt
    Der verwandelte Landvogt

    Es sind zahlreiche Sagen mit der Ruine Farnsburg verbunden. Mehrere davon erzählen von ungerechten Burgherren, die für ihre Untaten bis heute büssen müssen. So auch in diesem Beispiel: «Ein strenger ungerechter Landvogt war im Gebiet Wasserrisleten bei der Farnsburg auf der Jagd, als er in einem gewaltigen Gewitter vom Blitz getroffen und in ein Hündlein verwandelt worden sei. Bei Gewittern höre man dieses Hündchen nun oft mit hoher Stimme bellen.»

    Quelle: Schaub, Markus - Die Farnsburg: Eine Bau- und Lebensgeschichte | Ormalingen, 1998 | S. 97
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