BURG PFEFFINGEN
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Allgemeine Informationen
Pfeffingen, wahrscheinlich im 11. Jhdt. durch die Familie der Grafen von Saugern gegründet, war später Sitz der Grafen von Thierstein-Pfeffingen. Die grösste Burgruine des Kantons Basel-Landschaft liegt auf einem felsigen Juragrat westlich des Birstals. Sichtbar sind die Überreste des mächtigen Wohnturms aus dem späten 14. Jhdt., diverse Torbauten mit Flankierungstürmen, die Schildmauer, Brücken und Zwingeranlagen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 27' 12.02" N, 07° 35' 30.89" E
Höhe: 488 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 611.560 / 255.850
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Basel der Autobahn N18 nach Süden bis zur Ausfahrt Aesch folgen. Über Aesch weiter in südlicher Richtung nach Pfeffingen, wo vom Dorfzentrum aus das Strässchen hinauf zur Ruine ausgeschildert ist.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Basel mit der S-Bahn-Linie 3 bis nach Dornach-Arlesheim. Ab hier mit dem Ortsbus weiter bis Pfeffingen Post, von wo die weitherum sichtbare Ruine in rund 15 Min. zu Fuss zu erreichen ist.
Wanderung zur Burg
Die ViaJura führt direkt an der Ruine vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle im Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Pfeffingen
Quelle: Schmaedecke, Michael - Die Ruine Pfeffingen, Pfeffingen BL | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 23. Jhg./Nr. 1 | Basel, 2018 | S. 5 | überarbeitet von O. Steimann, 2020
Historie
11. und 12. Jhdt.: unter den Grafen von Saugern-Pfeffingen
Die früh entstandene Martinskirche zu Pfeffingen und der Dinghof zu Aesch deuten darauf hin, dass im Gebiet von Pfeffingen einst ein fränkischer Königshof existierte. Die entsprechenden Güter und Rechte waren jedoch im frühen 11. Jhdt., als hier wohl eine erste Burganlage entstand, bereits an ein lokales Herrschergeschlecht übergegangen, denn der Einfluss des hochburgundischen Königtums war damals in der Nordwestschweiz stark geschwunden. 1135 wird erstmals ein Notker von Pfeffingen erwähnt, der vermutlich mit dem mächtigen Geschlecht der Grafen von Saugern (Soyhières) verwandt war. Aus dieser Frühzeit der Burg sind bei den jüngsten Untersuchungen auf der Nord- und der Südseite des grossen Wohnturms vereinzelte Mauerreste identifiziert worden. Sie bestehen aus regelmässig geformten Handquadern und waren Teil einer grösseren Wehranlage.
Gegen Ende des 12. Jhdts. fiel mit dem Erbe der Grafen von Saugern im mittleren und unteren Birstal auch Pfeffingen an Graf Rudolf I. von Thierstein, Ehemann der Bertha von Saugern. Die Thiersteiner übernahmen als Herrschaftszentren die bestehenden Burgen Pfeffingen, Dorneck und im Lüsseltal die Burg Bello (Neu-Thierstein). Auf Pfeffingen wohnten fortan Dienstleute, die 1212 erstmals erwähnte Familie Schaffner von Pfeffingen.

13. und 14. Jhdt.: Umbau und Neubau unter den Grafen von Thierstein
Im 13. Jhdt. wurde die Burg umgestaltet, doch auch aus dieser Phase sind heute nur noch geringe Spuren vorhanden. Offenbar wurde die Anlage damals vergössert, denn die Grafenfamilie nahm nun selbst auf der Burg Wohnsitz, wie etliche hier ausgestellte Urkunden bestätigen. Im 13. oder 14. Jhdt. geriet der alte Dinghof Aesch mitsamt der Burg Pfeffingen aus ungeklärten Gründen in Lehnsabhängigkeit vom Bistum Basel. Mit dem bischöflichen Lehen wurde nun auch das Hofamt der Pfalzgrafschaft Basel verknüpft, doch das Verhältnis zwischen Bischof und Thiersteinern war offenbar nicht das beste. 1335 belagerte der Bischof von Basel die Burg, allerdings ohne Erfolg. Um die gleiche Zeit ging auch das Amt des Burgvogts von den Schaffner erbweise für drei Generationen an die Familie Wider über.

Im grossen Basler Erdbeben von 1356 wurde Pfeffingen wie so viele Burgen in der Region stark beschädigt, jedoch sehr rasch wieder hergerichtet. Um die Mitte des 14. Jhdts. trennte sich die Familie der Thiersteiner in zwei Linien, wobei die eine auf der Farnsburg, die andere auf Neu-Thierstein und Pfeffingen hauste. Die Grafen von Thierstein-Pfeffingen versuchten nun mit allen Mitteln, ihre Herrschaft auszubauen, was zwangsläufig zu einem Konflikt mit der Stadt Basel führen musste. 1376 belagerten die Basler die Burg erfolgreich und brannten sie nieder.
Nun entschlossen sich die Grafen, Pfeffingen komplett neu zu bauen. Das Steinmaterial der früheren Bauten wurde zweitverwendet, um unter anderem den geräumigen, rund 22 Meter hohen Wohnturm im Südosten der Anlage zu errichten. Hölzerne Gerüsthebel im Mauerwerk konnten dendrochronologisch auf die Jahre 1385 bis 1390 datiert werden. Der riesige Bau verfügte über ein Erdgeschoss, zwei repräsentativ eingerichtete Obergeschosse (mit integrierter Kapelle) und ein Dachgeschoss. In derselben Bauphase wurden auch der nordseitige Bering, die Schildmauer auf der Nordwestseite, das Westtor mit seinem runden Flankierungsturm (Hexenturm) und die südseitige Zwingermauer errichtet.

15. Jhdt: ständige Kriege mit Basel
1406 kam es zu einer weiteren Fehde mit Basel, und die städtischen Truppen zogen erneut vor die Burg. Diesmal konnte der Streit aber durch Thüring von Ramstein geschlichtet werden. Die Grafen lehnten sich fortan eng an Habsburg-Österreich an und griffen auf dessen Seite auch in den Alten Zürichkrieg ein. Als das Söldnerheer der Armagnaken 1444 gegen Basel zog, öffnete Hans von Thierstein-Pfeffingen diesen seine Burg zwar nicht, trieb jedoch Handel mit den Feinden Basels. Im April 1445 kam es zu einer weiteren Belagerung der Burg durch die Rheinstadt, Pfeffingen wurde erobert und mit Basler Truppen besetzt. Während der Fasnacht 1446 gelang jedoch dem österreichischen Landvogt Peter von Mörsberg mit einem Überraschungsangriff die Rückeroberung für den Grafen von Thierstein. Basel zog nun zum vierten Mal vor die umkämpfte Burg. Die rund 1000 Angreifer konnten aber nur bis in den Zwinger vorstossen, wo sie wegen starkem Beschuss den Rückzug antreten mussten. Erst 1449 konnte der Konflikt zwischen Basel und dem österreichtreuen Adel des Umlandes formal beigelegt werden. Später erhielten die Thiersteiner von der Stadt 4100 Gulden zur Behebung der Schäden. Offenbar wurde damit auch der Bau des Ost- und des Nordtors finanziert.

Graf Hans' Sohn Oswald I. trat 1464 ins Burgrecht der Stadt Solothurn ein, der Erzfeindin Basels. Der Wille, die thiersteinische Herrschaft im Birstal auszubauen, brachte ihn wiederholt in Konflikt mit Stadt und Bistum Basel. Seine Söhne Heinrich und Oswald II. lösten das Burgrecht mit Solothurn wieder auf, schlugen sich im Schwabenkrieg von 1499 auf die Seite der Kaiserlichen und führten einen hartnäckigen Kleinkrieg gegen die benachbarte solothurnische Herrschaft Dorneck. Auch als nach der Schlacht von Dornach die Eidgenossen demonstrativ vor die Burg zogen, liessen sich die beiden Grafen nicht beeindrucken. Mit dem Tod von Oswald II. (1513) und Heinrich (1519) starb die Familie von Thierstein-Pfeffingen bald darauf aus.

16. bis 18. Jhdt: bischöfliche Landvogtei
Nun besetzte Basel die Burg, auf die auch Solothurn Anspruch erhoben hatte. Der Streit um die Erbschaft konnte erst 1522 beigelegt werden, und der Kompromiss sah vor, dass Pfeffingen dem Bischof gehören sollte, der hier nun einen Vogt einsetzte. Die nach den zahlreichen Kriegen schwer beschädigte Burg konnte jedoch nur unter hohen Kosten instand gehalten werden. Ab 1571 wurde im nordöstlichen Teil des Burgareals ein neuer Wohntrakt samt Treppenturm errichtet. Die Vogtei Pfeffingen übertrug Bischof Jakob Blarer von Wartensee 1583 seinem Bruder Wolfgang Dietrich. Dessen Familie erhielt das verbriefte Recht, sie in ihren Reihen zu vererben.
Im Dreissigjährigen Krieg wurde Pfeffingen durch schwedische Truppen unter Bernhard von Sachsen-Weimar 1637 besetzt und erst elf Jahre später in sehr schlechtem Zustand wieder den vormaligen Besitzern übergeben. Wolf-Dietrich Blarer gab die Burg 1748 endgültig auf, als Amtssitz diente nun das Schloss Aesch. Vorübergehend wohnte noch ein Einsiedler in der Anlage, doch 1761 wurde diese auf Abbruch versteigert und zerfiel in der Folge rasch.

19. und 20. Jhdt.: Zerfall und Restaurierung
Nachdem man eine Maueröffnung in den grossen Wohnturm geschlagen hatte, stürzte dessen Westseite im März 1867 ein. Danach begann man noch im 19. Jhdt. mit ersten Sicherungsarbeiten an der Burganlage. Ab 1931 wurden die Ruinen freigelegt und restauriert, wobei manche Teile neu aufgemauert wurden. Seit 1941 gehört die imposante Burg dem Kanton Basel-Landschaft. Wegen des fortschreitenden Zerfalls musste dieser schliesslich eine Gesamtsanierung für rund 7 Millionen Franken ins Auge fassen. Die Arbeiten wurden von 2013 bis 2017 ausgeführt und von einer bauhistorischen Untersuchung begleitet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 84
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 88-90
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 7: Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Solothurn | Kreuzlingen, 1971 | S. 48-51
  • Heyer, Hans-Rudolf - Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Bd. I: Der Bezirk Arlesheim | Basel, 1969 | S. 401-404
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 162
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 7: Kantone Basel-Stadt, Basel-Land, Solothurn, Neuenburg, Jura und Laufental | Zürich, 1981 | S. 25-27
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 113-117
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 208-209
  • Müller, C. A. - Burgen des Kantons Basel-Landschaft | Liestal, 1966 | S. 31-34
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 108-109
  • Roth, Carl - Die Burgen und Schlösser der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, II. Teil | Basel, 1933 | S. 49-65
  • Schmaedecke, Michael - Die Ruine Pfeffingen, Pfeffingen BL | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 23. Jhg./Nr. 1 | Basel, 2018 | S. 4-54
  • Schmaedecke, Michael - Ruine Pfeffingen: Startschuss für die Sanierungen | In: Archäologie Baselland (Hg.) - Jahresbericht 2013 | Liestal, 2014 | S. 128-133
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