SCHLOSS LIEBEGG
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Allgemeine Informationen
Markante Anlage einer ehemaligen Doppelburg, die im 16. Jhdt. zu einem Schloss umgestaltet wurde. Vom einstigen Stammsitz der Herren von Liebegg, die mit den benachbarten Trostbergern eng verwandt waren, ist kaum noch originaler Baubestand vorhanden. Dominiert wird die Anlage durch das um 1562 errichtete, turmartige Luternauhaus.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 20' 11.06" N, 08° 07' 04.06" E
Höhe: 520 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 651.330 / 243.060
Kontaktdaten
Schloss Liebegg | Liebegg 2 | CH-5722 Gränichen
Tel: +41 (0)62 855 06 22 | E-Mail: info@schloss-liebegg.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Aarau auf der Kantonsstrasse 23 in südlicher Richtung über Suhr nach Gränichen. Den Ort durchqueren, kurz nach dem Weiler Bleien links in die Liebegg-Strasse einbiegen. Kurz darauf folgt auf der rechten Seite der Parkplatz für Schloss-Besucher. Ab hier ist die Anlage in 10 Min. zu Fuss erreichbar.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Aarau direkte S-Bahn-Verbindung (Linie 14) nach Bleien-Liebegg. Von der Station aus ist das von weither sichtbare Schloss in rund 20 Min. erreichbar.
Wanderung zur Burg
Liebegg liegt direkt am «Aargauer Schloss- und Kulturweg».
Öffnungszeiten
Die Anlage gehört dem Kanton Aargau und wird für öffentliche Veranstaltungen genutzt. Die Burghöfe sind tagsüber frei zugänglich. Zahlreiche Räume können auch für geschäftliche oder private Anlässe gemietet werden.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Liebegg
Quelle: Stettler, Michael - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen | Basel, 1948 | S. 156 | überbeitet von O. Steimann, 2005
Historie
Das weitherum sichtbare, eindrückliche Schloss Liebegg weist heute nahezu keinen mittelalterlichen Baubestand mehr auf. Die auf zwei Geländestufen verteilte Anlage erinnert aber trotzdem an die einstige Doppelburg der Herren von Liebegg. Diese waren eng verwandt mit den benachbarten Herren von Trostberg auf der Trostburg und führten sehr ähnliche Wappen und Siegel. Burkhard I. und Ludwig von Liebegg treten in einer Urkunde von 1241 im Gefolge der Grafen von Kyburg erstmals auf. Neben Liebegg gehörten zu ihrer Herrschaft auch Burg und Kirchensatz zu Schöftland.

Nach dem Übergang des kyburgischen Erbes an die Habsburger vergaben diese nur die Hälfte der Herrschaft Liebegg als Lehen an die Liebegger, den anderen Teil an die Herren von Aarburg. Es wird deshalb angenommen, dass die Anlage um die Mitte des 13. Jhdts. zu einer Doppelburg erweitert wurde, wobei der untere, neue Teil den Aarburgern gehörte. Diese vergaben ihren Anteil jedoch als Afterlehen an jene Linie der Liebegger, die auch die Burg Schöftland besass.
Der auf der oberen Burg ansässige Familienzweig starb um 1324 im Mannesstamm aus. Über die Erbtochter Anna von Liebegg gelangte das Burglehen an Ritter Rudolf III. von Glarus, Bürger von Zürich. Er nahm in der Limmatstadt im Februar 1350 an einem missglückten Putschversuch teil, wurde verbannt und zog sich auf Liebegg zurück. Vor seinem Tod verkaufte er seinen Anteil an der Burg an Johannes V. von Liebegg, womit die ganze Anlage wieder im Besitz der Gründerfamilie war.

Johannes VI. von Liebegg, genannt Henmann, kämpfte im Sempacherkrieg auf der Seite Habsburgs und drangsalierte die Bauern der Umgebung, weil diese zu Luzern hielten. Im April 1415 musste er sich jedoch den Bernern unterwerfen, als diese in kurzer Zeit fast den gesamten Aargau eroberten. Immerhin entging die Burg so der Zerstörung. Henmann starb 1433 als letzter männlicher Liebegger. Bern verlieh Burg und Herrschaft nun an die Nachkommen seines Schiegersohns Petermann von Luternau, Herr zu Kastelen. Die Familie Luternau erhielt im Folgejahr auch den aarburgischen Anteil wiederum als Afterlehen zugesprochen.
1562 liess Augustin I. von Luternau, Berner Ratsherr und Landvogt, anstelle der oberen Burg (auch «Alte Burg» genannt) einen neuen Haupttrakt errichten, das so genannte Luternauhaus. Es ist wahrscheinlich, dass dabei auch ältere Bauteile einbezogen wurden, darunter ein 9 x 7 Meter grosse Felsenkeller. Der neue, vierstöckige Wohnbau mit seitlich angefügtem Treppenturm dominiert die Schlossanlage noch heute. Zu Beginn des 17. Jhdts. wurden auch die Gebäude der unteren Burg (auch «Neue Burg» genannt) durch neue Ökonomiebauten ersetzt. Auch hier ist unklar, ob sich in den Fundamenten noch mittelalterliche Bausubstanz verbirgt.

1596 veräusserte der in Geldnot geratene Augustin II. von Luternau Schloss und Herrschaft Liebegg an die Stadt Brugg. Doch er bereute den Entscheid und machte ihn nur wenige Wochen später wieder rückgängig. 1602 kam es dann aber endgültig zum Verkauf, diesmal an Marx Escher von Zürich. Bereits 1615 wechselte die Anlage erneut den Besitzer: Neuer Schlossherr wurde Reinhard Graviseth, ein reicher Juwelier aus der Pfalz. Gemäss einem Adelsbrief von Kaiser Matthias durfte er sich fortan «Graviseth von Lüebekh» nennen. Er liess 1617 das neue Tor am Treppenaufgang zur oberen Burg anbringen. Durch einen Gütertausch kam Liebegg 1668 in den Besitz von Johann Friedrich I. von Breitenlandenberg, der mit Reinhard Graviseth verschwägert war. Zu Beginn des 18. Jhdts. gehörte das Schloss den Herren von Hallwyl, bevor es durch erneuten Tausch 1709 wieder an die Graviseth gelangte.
Durch Erbschaft fiel Liebegg 1772 der Familie von Diesbach zu. Nachdem ein Erdbeben 1817 Teile der Schlossanlage stark beschädigt hatte, liessen die Besitzer auf der Westseite der unteren Burg einen neuen, langen Gebäudekomplex errichten - das so genannte Diesbachhaus. Unter den Diesbachern wurde zudem der südliche Teil des Luternauhauses abgebrochen, auf dem freien Platz entstand ein Kräutergarten. 1875 veräusserten sie die ganze Anlage an die Aarauer Industriellenfamilie Hunziker. Diese letzten privaten Besitzer liessen 1907 das Luternauhaus äusserlich gründlich sanieren.

1946 konnte schliesslich der Kanton Aargau Liebegg erwerben. Dieser stellte die Anlage im Jahr darauf unter Schutz. Weil das Schloss jedoch leer stand, verschlechterte sich sein Zustand zusehends. 1982 nahm man deshalb eine Gesamtrenovation in Angriff, welche 2002 abgeschlossen werden konnte. Seither ist auch der mittelalterliche Sodbrunnen im Hof der oberen Burg wieder sichtbar. 2002 wurde der Betrieb des Schlosses dem «Verein Schloss Liebegg» übertragen, der seither die zahlreichen Räume für Veranstaltungen aller Art nutzt oder vermietet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf dem Schloss
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 16
  • Bolliger, Rolf / Widmer-Dean, Markus - Trostburg - Liebegg | Menziken, 2005 | S. 194-305
  • Bosch, Reinhold - Die Burgen und Schlösser des Kantons Aargau | Aarau, 1949 | S. 92-94
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 3: Aargau | Kreuzlingen, 1967 | S. 89-90
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 187
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 8: Kantone Luzern und Aargau | Zürich, 1982 | S. 87-88
  • Stettler, Michael - Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen | Basel, 1948 | S. 156-159
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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