BURG HALDENSTEIN
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Allgemeine Informationen
Die im 12. Jhdt. auf einem mächtigen Felsblock erbaute, 1769 zur Hälfte abgestürzte Burganlage von Haldenstein zählt zu den interessantesten Ruinen Graubündens. Neben der bergseitigen Mauer des Wohntrakts ist auch der Bergfried mit seinem ungewöhnlichen dreieckigen Grundriss erhalten. Am Fuss des nur schwer zugänglichen Burgfelsens finden sich Spuren einstiger Ökonomiebauten.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 52' 49.70“ N, 09° 31' 24.06“ E
Höhe: 690 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 758.890 / 194.260
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
Die Besteigung des Burgfelsens erfordert Trittsicherheit!
Anfahrt mit dem PKW
Von Chur auf der Masanserstrasse in nördlicher Richtung bis zum Verkehrskreisel bei Masans. Nun nach Nordwesten weiter auf der Haldensteinerstrasse bis nach Haldenstein (Parkmöglichkeiten). Die Ruine steht, weitherum sichtbar, auf einem grossen Felsblock an der Bergflanke des Calanda. Vom Dorf her ist sie auf dem markierten Wanderweg in rund 15 Minuten erreichbar. Derselbe Weg führt weiter bergauf zu den benachbarten Burgen Grottenstein und Lichtenstein.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Busverbindungen ab Chur-Bahnhofplatz nach Haldenstein, Dorf.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Haldenstein
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 298 | überarbeitet von O. Steimann, 2008
Historie
Um die Mitte des 12. Jhdts. wurde auf einem grossen, freistehenden Felsblock unterhalb des Calanda die Burg Haldenstein errichtet. Älteste Bauteile sind der im Grundriss dreieckige Bergfried sowie der daran angegliederte Wohntrakt. Der auf alle Seiten steil abfallende Burgfelsen wurde über eine teilweise gemauerte Rampe auf der Nordseite zugänglich gemacht. Wie an dieser exponierten Lage die Wasserversorgung sichergestellt wurde, ist ungeklärt. Möglicherweise lag die Zisterne im später abgerutschten Südteil der Burg.
Haldenstein bildete das Zentrum einer kleinen Adelsherrschaft rund um das Dorf Lantsch sut, das später den Namen der Burg übernommen hat. Mit «Berenhardus de Haldenstain» und seinem Sohn Heinrich tauchen 1260 erstmals Ritter dieses Namens in einer Urkunde auf. Es steht jedoch ausser Zweifel, dass die Burg deutlich älter ist, denn die Haldensteiner waren mit den bereits 1180 erwähnten Herren von Lichtenstein sehr eng verwandt.

Die Burg, bereits um 1200 erweitert und um zwei Stockwerke erhöht, wurde gegen Ende des 13. Jhdts. nochmals vergrössert. Dies spielte auch im Konflikt des mächtigen Freiherrn Johann von Vaz mit dem Bischof von Chur eine Rolle. In diesem Streit standen die Haldensteiner offenbar zwischen den Fronten, da sie zwar vazische Ministerialen, aber mit Eigenfrauen des Bistums verheiratet waren. 1299 entschied ein Schiedsgericht, dass die Anbauten auf Burg Haldenstein niedergelegt werden sollen. Ob diesem Befehl Folge geleistet wurde, ist unklar. Um die gleiche Zeit erbten die Haldensteiner auch die benachbarte Burg Lichtenstein. Der dort ansässige Familienzweig war gegen Ende des 13. Jhdts. ausgestorben.

Im 14. Jhdt. standen die Haldensteiner zeitweise im Dienst des Herzogs von Österreich, dann wieder traten sie als Gefolgsleute des Bischofs auf. Der letzte männliche Haldensteiner, Ulrich III., fand 1388 in der Schlacht von Näfels den Tod. Die Herrschaft fiel nun Anna von Haldenstein zu, die in zweiter Ehe Christoph von Hertenegg heiratete. Dass Paar wohnte auf der Burg und 1402 verpfändete Anna mit Zustimmung ihrer Verwandtschaft diese für 600 Pfund an ihren Mann.
Sie starb bald darauf, und nun ergaben sich komplizierte rechtliche Verwicklungen. Der Bischof bezeichnete Haldenstein 1410 als sein Lehen, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Der Berner Bürger Peter von Griffensee, mit der Tochter einer Haldensteinerin verheiratet, zahlte die anderen Familien mit Erbansprüchen (von Planta, von Schauenstein) 1424 aus und erwarb so alle Rechte an Burg und Herrschaft. Seine Nachkommen verkauften Haldenstein 1494 an Heinrich Amman von Grüningen. Nach seinem Tod fiel die Herrschaft an die Familie von Marmels.

1541 gelangte der französische Gesandte Jean Jacques de Castion durch Heirat in den Besitz von Haldenstein. Er liess ab 1544 unten im Dorf das Schloss Neu-Haldenstein errichten. Die alte Burg wurde aber weiterhin benutzt. Castions Erben veräusserten sie 1567 an Gregor von Hohenbalken. Haldenstein wurde nun für zwei Jahrhunderte zu einem souveränen Zwergstaat mit Münzrecht, voller Justizgewalt und Landeshoheit. Von 1608 bis 1695 befand sich Haldenstein im Besitz der Familie von Schauenstein, danach in den Händen der Salis-Maienfeld. Die Burg wurde zu jener Zeit nach wie vor bewohnt. Dies lässt sich auch am erhaltenen Mauerwerk ablesen, beispielsweise an vergrösserten Fensteröffnungen und Rauchabzügen aus Backstein.
Am 24. Dezember 1769 war die Burg aber nicht mehr bewohnt, als ein Teil des Burgfelsens abbrach und den Palas in die Tiefe riss. Weitere Teile stürzen 1771 und bei einem Erdbeben im Jahr 1787 ein. Die kleine Herrschaft Haldenstein, längst zum Anachronismus geworden, wurde 1803 mit dem Kanton Graubünden vereinigt.

Die exponierte Ruine wurde aufgrund ihrer schwer zugänglichen Lage nie grundlegend saniert – der Zustand des Mauerwerks wurde nach der Jahrtausendwende immer problematischer. Ende 2014 wurden erste Sicherungsarbeiten am ehemaligen Zugang zur Burg vorgenommen und in der Folge ein Projekt für eine Gesamtsanierung entwickelt. Im Frühling 2019 hat die Gemeinde Haldenstein beschlossen, dieses mit 1,75 Millionen Franken zu finanzieren.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. aktuelle Medienberichte
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 286
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 298-300
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 166-169
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 50-52
  • Lütscher, Georg - Geschichte der Freiherrschaft und Gemeinde Haldenstein | Haldenstein, 1995
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 38-39
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 50-51
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 179-180
  • Poeschel Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. VII: Chur und der Kreis Fünf Dörfer | Basel, 1948 | S. 372
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 56-59
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