LETZI NÄFELS
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Allgemeine Informationen
An verschiedenen Stellen noch sichtbare Letzimauer aus der Zeit um 1353, die das Glarnerland gegen Norden hin abriegelte. Die Talsperre spielte in der Schlacht von Näfels (1388) eine wichtige Rolle, als ein habsburgisches Heer hier auf dem Rückzug aufgehalten und von den Glarnern arg dezimiert wurde. Ein rekonstruiertes Teilstück befindet sich beim Schlachtdenkmal am nördlichen Dorfrand von Näfels.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 06’ 04.67“ N, 09° 03’ 58.61“ E
Höhe: 436 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 723.550 / 217.980
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Autobahn A3 bei der Ausfahrt Niederurnen verlassen und der Hauptstrasse das Linthtal aufwärts bis nach Näfels folgen. Die Überreste der Letzimauer befinden sich am nördlichen Dorfrand und ziehen sich quer durch das ganze Tal. Parkplätze im Zentrum von Näfels.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Ziegelbrücke oder Glarus mit der S-Bahn (Linien 6 oder 25) bis nach Näfels-Mollis. Der rekonstruierte Teil der Letzimauer befindet sich rund 400 Meter nordwestlich des Bahnhofs beim Schlachtdenkmal.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Letzi Näfels
Quelle: nach einem Plan von 1896 von J. Heierli | In: Meili, Hermann (Hg.) - Burgen, Schlösser und Burgherrengeschlechter der Ostschweiz | Trogen, 1970 | S. 34 | überarbeitet von O. Steimann, 2008 | Die Siedlungsausdehnung entspricht nicht mehr dem heutigen Stand.
Historie
Nachdem die Glarner 1351 mit der Burg Näfels den Hauptstützpunkt von Habsburg-Österreich in ihrer Talschaft zerstört hatten, schlossen sie 1352 ein erstes Bündnis mit den Eidgenossen. Da gegnerische Strafaktionen wie beispielsweise Viehraub zu erwarten waren, schützten sie den Talzugang mit einer Landmauer, einer so genannten Letzi. Sie reichte nördlich des Dorfes Näfels von der westlichen bis zur östlichen Talflanke, mit einer Gesamtlänge von rund 1,1 Kilometern. Die 1,2 Meter dicke Mauer aus Kalkblöcken und Findlingssteinen wurde gut vermörtelt, jedoch praktisch ohne Fundamentierung errichtet. Auf der Feindseite (Norden) wies sie eine Höhe von etwas mehr als 3 Metern auf, während das Gelände südseitig aufgefüllt wurde. Auf einer Höhe von 1,6 Metern wurde hier ein Mörtelboden angelegt, auf dem sich die Verteidiger hin und her bewegen konnten.

In einem um 1352 verfassten Klagerodel der Habsburger über die durch die Eidgenossen erlittenen Kriegsschäden heisst es: «So habent ouch die von Glarus (...) muren gemachet zwischen iren bergen und ir letzinen gevestent und gebuwen (...).» Nach dem Brandenburger Friedensvertrag vom September 1352 wurden die Arbeiten an der Talsperre offenbar vorübergehend eingestellt. Doch als die Feindseligkeiten bald darauf erneut ausbrachen, wurde die Näfelser Letzi ab dem Spätherbst 1353 fertiggestellt. Und bei Beglingen wurde zum Passübergang des Kerenzerbergs hin eine zweite, rund 200 Meter lange Letzimauer zum Schutz der Talflanke errichtet. Das für diese gewaltigen Bauwerke verwendete Steinmaterial wird auf rund 20'000 Tonnen geschätzt.
Die Wehranlage hatte nur wenige Lücken: Wohl je einen kleinen Durchgang an jeder Talseite und einen Durchlass für die Linth in der Talmitte. Das geschickt angelegte Bauwerk konnte auch den damals verfügbaren Schusswaffen gut standhalten. Neben seiner Wehrfunktion hatte es wohl vor allem eine politische Bedeutung, demonstrierte es doch den Hoheitsanspruch der Glarner über ihr Tal eindrücklich.

Die Bewährungsprobe folgte im April 1388. Ab 1386 waren die Glarner über die Letzi hinaus vorgestossen, hatten weitere Burgen des habsburgtreuen Adels zerstört und vorübergehend Weesen am Walensee besetzt. Am 9. April 1388 rückte das habsburgische Hauptheer von Weesen her gegen die Letzi vor, während Verstärkungstruppen über den Kerenzerberg ins Glarnerland einfallen sollten. Den überraschten Glarnern gelang es nicht mehr, die lange Mauer rechtzeitig mit genügend Verteidigern zu besetzen. Rund 350 Leute versuchten den Ansturm des Ritterheers aufzuhalten – vergeblich. Die Zeit reichte auch nicht aus, um die Verbündeten Eidgenossen herbeizurufen. Erst nachdem sich das plündernde Heer ungeordnet auf den Rückweg machte, wurde es unweit südlich der Letzimauer von den Glarnern zum Entscheidungskampf gefordert und in die Flucht geschlagen. Glarus konnte sich damit der Oberherrschaft des Herzogs von Österreich für immer entziehen.

In einer Chronik von 1521 wird die alte Talsperre noch als «mur» erwähnt. Doch zu jener Zeit zerfiel sie mehr und mehr. Heute erreicht das Mauerwerk gegen die westliche Talflanke hin an manchen Stellen noch eine Höhe von über 2 Metern, andernorts ist es gänzlich verschwunden. Die Erforschung der imposanten Anlage setzte bereits im 19. Jhdt. ein. Wegen eines Münzfundes wurde sie über lange Zeit fälschlicherweise in die spätrömische Zeit datiert. Erst 1970 wurden mit modernen Methoden drei Sondierschnitte angelegt, um die Mauer an verschiedenen Stellen zu untersuchen. Dabei konnte ihre Entstehung im 14. Jhdt. eindeutig nachgewiesen werden. 1983 liess der Kanton Glarus beim Schlachtdenkmal in Näfels ein 16,5 Meter langes Teilstück der Letzi auf den alten Fundamenten möglichst originalgetreu rekonstruieren.
Eine weitere Ausgrabung fand 2009 im westlichen Teil der Letzi im Rautifeld statt. Dabei konnten die bisherigen Befunde bestätigt werden. Um den Verlauf der für das Glarnerland historisch bedeutsamen Mauer auch hier wieder besser sichtbar zu machen, wurde der entsprechende Abschnitt mit einer Trockenmauer erhöht.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel bei der Letzi
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 250
  • Obrecht, Jakob - Die Letzimauern von Näfels und Beglingen | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 15. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2010 | S. 81-86
  • Schneider, Hugo - Die Letzimauern im Alpenraum | In: Janssen, Walter et al. - Burgen aus Holz und Stein [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 5]. Olten/Freiburg i.Br., 1979 | S. 107-119
  • Schneider, Hugo - Die Letzimauer von Näfels | In: Meyer, Werner - Die mittelalterlichen Burgen und Wehranlagen des Kantons Glarus | Glarus, 1974 | S. 243-255
  • Winteler-Marty, Jakob - Die Burgen des Kantons Glarus | Basel, 1946 | S. 11-15
  • Winteler-Marty, Jakob - Von Letzinen und Burgen im Glarnerland | In: Meili, Hermann (Hg.) - Burgen, Schlösser und Burgherrengeschlechter der Ostschweiz | Trogen, 1970 | S. 34-36
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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