BURG BELFORT
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Allgemeine Informationen
Die um 1230 errichtete Burg Belfort war der Hauptsitz der mächtigen Freiherren von Vaz. Später gehörte sie den Grafen von Toggenburg, von Montfort-Tettnang und dem Herzogtum Österreich. Im Schwabenkrieg wurde sie 1499 von den Bündern zerstört. Zu sehen sind die sehr gut konservierten Mauern einer grossen Kernburg mit Haupt- und Torturm, mehreren mächtigen Wohngebäuden, einem Burghof mit Zisterne und die tiefer gelegene Vorburg. Eine moderne Stahltreppe führt durch den Torturm hinauf zum alten Hocheingang des Hauptturms.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 40' 16.10" N, 09° 36' 37.50" E
Höhe: 1150 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 766.170 / 171.180
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Chur in südlicher Richtung auf der Hauptstrasse 3 über die Lenzerheide bis nach Lantsch/Lenz. Unmittelbar nach dem Dorf links abbiegen auf die Hauptstrasse in Richtung Brienz/Brinzauls. Rund 800 Meter nach der Ortsdurchfahrt folgt bergseits der Strasse der kostenlose Parkplatz für Burgbesucher. Ab hier ist die Anlage in 10 Min. zu Fuss erreichbar.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Chur mit dem Postauto bis nach Lenzerheide. Hier weiter mit dem Bus in Richtung Davos bis zur Haltestelle Brienz/Briauls, Belfort. Von der Haltestelle führt ein Weg in 10 Min. hinauf zur Burg.
Wanderung zur Burg
Die Burg liegt am ausgeschilderten Wanderweg von Brienz / Brinzauls nach Alvaneu.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle, Tische und Bänke in der Vorburg
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Belfort
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 54 | Rekonstruktion: Archäologischer Dienst Graubünden/bildebene.ch | fotografiert ab Infotafel auf der Burg, 2012
Historie
Die Einwanderung der Herren von Seefelden-Vaz nach Rätien
Die Freiherren von Vaz gehörten bereits im 12. Jhdt. zu den wichtigsten Bündner Adelsgeschlechtern und stiegen im 13. Jhdt. zur dominierenden Familie in Oberrätien auf. Ihre Ursprünge liegen allerdings am Bodensee, wo sie als Herren von Seefelden im Linzgau um 1134 mit Albert I. und seinem gleichnamigen Sohn erstmals in den Quellen auftauchen. Um die Mitte des 12. Jhdts. gelangten sie in den Besitz eines umfangreichen Komplexes aus altem Reichsgut im Albulatal, worauf ein Familienzweig seinen Sitz hierher verlegte und sich ab 1160 «von Vaz» zu nennen begann. Als Wohnsitz muss ihnen zu jener Zeit Nivagl bei Obervaz gedient haben – eine ausgedehnte Burganlage, die bereits um die Jahrtausendwende gegründet worden war und im 13. Jhdt. aufgegeben wurde. Offenbar war der Ausbau ihrer Herrschaft im Albulatal Grund genug für die Vazer, ihren Wohnsitz in den wilden Bergwald oberhalb von Tiefencastel zu verlegen. Der Platz war geschickt gewählt, denn von hier aus liessen sich die wichtigen Wege ins Landwassertal, sowie zum Albula-, Julier- und Septimerpass überwachen.

Die neue Burg Belfort wird Hauptwohnsitz
Dendrochronologische Datierungen haben ergeben, dass Belfort in den Jahren 1229 bis 1233 errichtet wurde. Als Bauherr gilt Walter III. von Vaz, verheiratet mit Adelheid von Rapperswil. In dieser ersten Bauphase entstand eine kompakte Burganlage auf dem oberen Teil des Geländerückens von Belfort. Zentraler Bau war der dreistöckige, mit einer Wehrplattform gedeckte Hauptturm mit 2,3 Meter starken Grundmauern. Daran angebaut wurde auf der Ostseite ein Torturm. Das Burgtor allerdings wurde aus unbekannten Gründen noch während der Bauzeit von der Nord- auf die Ostseite der Anlage verlegt.
Um den zentralen Hof der Burg gruppierten sich verschiedene Wohngebäude, in der Mitte wurde eine Zisterne 5 Meter tief in den Fels getrieben. Baulich interessant ist der Südtrakt. Aus seiner frühesten Bauphase gibt es mehrere schräge Schächte in den Aussenmauern. Diese wurden von der Forschung zunächst als Entwässerungskanäle für eine Wehrplattform gedeutet. Heute geht man davon aus, dass sie zu einer Fussbodenheizung gehörten, wie sie in vergleichbarer Form auch auf Ober-Ruchenberg nachgewiesen werden konnte.

Repräsentativer Ausbau um 1240
Schon bald nach der Errichtung von Belfort vermählte sich Walter IV. von Vaz mit einer Tochter des Grafen Hugo I. von Montfort. Um ihr ein angemessenes Zuhause bieten zu können, musste er sich wohl am Burgenbau der Montforter zu Feldkirch und an weiteren Grafenburgen der weiteren Umgebung orientieren. Dies führte dazu, dass Belfort bereits um 1240 stark umgestaltet und bedeutend ausgebaut wurde. Der Hauptturm wurde damals aufgestockt und mit einem Dach versehen. Auch der Westtrakt wurde zu Wohnzwecken ausgebaut. Und der südlich des Hofs stehende Bau wurde ebenfalls aufgestockt und mit herrschaftlichen Wohnräumen und einem repräsentativen Saal ausgestattet. Gleichzeitig wurde rund 30 Meter unterhalb der Kernburg eine Vorburg angelegt. Die südliche Abschlussmauer wurde hinterfüllt, so dass man hier eine ebene Fläche hinzugewann.

Höhepunkt und Ende der Vazer
Der bedeutendste Vazer war Walter V., der seine Stellung als Verbündeter der Habsburger sehr stark ausbauen konnte. Ab 1268 amtete er als Vogt des Hochstifts von Chur und wurde um 1283 als Repräsentant des Königs in Oberitalien Podestà von Como. Um ihre Macht in Rätien zu vergrössern, führten die Vazer im 13. Jhdt. verschiedentlich Fehden mit anderen Adelsfamilien und auch mit dem Bischof von Chur. 1287 wurde bei Belfort ein bischöflicher Dienstmann namens Walter Caramamma erschlagen, und 1332 starb auf der Burg Ulrich von Marmels. Letzterer war ebenfalls ein Geflogsmann des Bischofs und wahrscheinlich kurz zuvor in einem Gefecht bei Filisur in Gefangenschaft geraten.
Mit Donat von Vaz starb um 1337 der letzte männliche Vazer. Weil er mit einer Tochter Donats verheiratet war, erbte nun Graf Friedrich V. von Toggenburg die Herrschaft Belfort. Vermutlich liess er die etwas abgelegene Burg durch einen Amtmann verwalten.

Belfort im Spätmittelalter
1436 starb mit Friedrich VII. der letzte Graf von Toggenburg und löste damit einen jahrelangen Erbstreit aus. Um eine Aufteilung der toggenburgischen Gebiete in Rätien zu verhindern, wurde noch im Juni desselben Jahres der Zehngerichtebund gegründet. Diesem schlossen sich auch die Leute der Herrschaft Belfort an. Nach einigen Wirren wurden sich die Grafen von Montfort-Tettnang und die Freiherren von Sax-Misox über die Aufteilung des Erbes einig. Auf Belfort setzten sie die Beeli von Davos als Burgvögte ein. Für das Jahr 1475 ist allerdings bezeugt, dass dem Vogt nur gerade zwei Söldner für die Bewachung der Anlage zur Verfügung standen.
Für die Montfort-Tettnang hatte Belfort offensichtlich keine zentrale Bedeutung mehr. 1466 verkauften sie sechs Gerichtsherrschaften «mitsampt den geschlossen Pellfortt, Strassberg und andern burgen und burgstal» an Herzog Sigmund von Österreich. Doch die Untertanen weigerten sich, ihrem neuen Herrn zu huldigen. Da auch eine Mahnung des Kaisers nichts bewirkte, verkaufte der Herzog die Gerichte 1471 an die Familie von Matsch aus dem Vintschgau. Er behielt sich aber das Recht vor, die Herrschaften zurückzukaufen. Dies tat er bereits 1477, worauf der Streit um die Huldigung erneut entbrannte. Um 1490 wurden auf der Burg noch Umbauarbeiten durchgeführt: Die Räume im Westtrakt wurden umgestaltet, die Aussenmauer erhöht. Doch schon kurz darauf wurde Belfort im Schwabenkrieg zerstört: Am 14. März 1499, im Vorfeld der Schlacht von Calven, erstürmten die Bündner die Anlage, rissen die Aussenwand des Südtrakts ein und steckten alles in Brand.

Sanierung und Erforschung der Ruine
Obwohl die Ruine nun mehr als fünf Jahrhunderte lang dem Zerfall überlassen blieb, sind heute noch eindrucksvolle Reste erhalten. In den Jahren 1935/36 nahm der Schweizerische Burgenverein (SBV) erste Sicherungsmassnahmen vor. Das Projekt, die Anlage als «Jugendburg» wieder aufzubauen, scheiterte hingegen. 2001 wurde die Stiftung Pro Ruine Belfort gegründet, die sich die langfristige Erhaltung der Burg zum Ziel setzte. Anschliessend wurde Belfort bis 2006 komplett saniert und bauhistorisch untersucht.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 264
  • Carigiet, Augustin - Von der Wehrburg zur Schlossanlage: Die Baugeschichte der Burganlage Belfort in Brienz/Brinzauls | In: Jahresberichte des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden - 2007 | Chur, 2008 | S. 55-74
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 52-56
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 220-223
  • Gabathuler, Heinz - Die Anfänge der Herren von Seefelden-Vaz | In: Bündner Monatsblätter, 2010/Heft 1 | Chur, 2010 | S. 51-62
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 15-19
  • Hitz, Florian - Brienz/Brinzauls, Burganlage Belfort: Der Ausbau der wehrhaften Burg zum repräsentativen Schloss - die familiengeschichtlichen Hintergründe | In: Jahresberichte des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden - 2007 | Chur, 2008 | S. 75-82
  • Högl, Lukas - Fussbodenheizungen auf zwei Bündner Burgen – und damit zusammenhängende bauliche Aspekte der Burg Belfort | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 23. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2018 | S.169-187
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 11-21
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 52-54
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 252-254
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. II: Herrschaft, Prätigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal | Basel, 1937 | S. 348-350
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 26-32
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