CASTELLO DI MESOCCO
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Allgemeine Informationen
Das Castello di Mesocco, die bedeutendste Wehranlage Graubündens und eine der mächtigsten der Schweiz, thront auf einem Felssporn südlich der gleichnamigen Ortschaft. Das ausgedehnte Burgareal besteht aus der Kernburg mit Hauptturm und verschiedenen Wohntrakten, der karolingischen Burgkapelle mit Campanile, der massiven Ringmauer mit Bastionen und Türmen, einer Toranlage sowie der Vorburg mit der Kirche S. Maria del Castello. Bis 1480 war die Burg in den Händen der Grafen von Sax-Misox, anschliessend gehörte die Herrschaft der Familie Trivulzio. 1526 wurde die Anlage auf Betreiben der Bündner geschleift.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 22' 48.30" N, 09° 13' 57.00" E
Höhe: 752 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 738.000 / 138.100
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A13 im Misox bei der Ausfahrt Mesocco Süd verlassen. Die Burganlage steht direkt neben der Autobahn. Kostenlose Parkplätze vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Stündliche Busverbindung ab dem Bahnhof Bellinzona nach Mesocco, Haltestelle Castello.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Mesocco
Quelle: weitgehend neu gezeichnet von O. Steimann, 2019, auf Basis von: Carigiet, Augustin - Castello di Mesocco – eine Nachuntersuchung zur Baugeschichte | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 17. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2012 | S. 185
Historie
Frühmittelalter bis 11. Jhdt.:
Die Burg von Mesocco steht strategisch günstig am oberen Ende des Misox und kontrolliert den südlichen Zugang zum bedeutenden Passübergang des San Bernardino. Diese Lage lässt vermuten, dass der Ort von jemandem befestigt wurde, der sein Territorium gegen einen von Norden eindringenden Feind schützen wollte. Mangels archäologischer Befunde kann nur vermutet werden, dass Mesocco im 6. oder 7. Jhdt. durch die Langobarden gegründet wurde. In jener Zeit entstand der älteste nachweisbare Bau auf dem Burghügel: Eine Kapelle, von der noch heute zwei Rundbogenfenster erhalten sind.
Spätestens unter Karl dem Grossen wurde das Tal ins Frankenreich eingegliedert. In jener Zeit wurde die Kapelle durch den heute noch sichtbaren, etwas grösseren Bau ersetzt: San Carpoforo. Diese neue Burgkapelle erhielt im 11. Jhdt. als Ergänzung einen freistehenden, 20 Meter hohen Kirchturm (Campanile). Er konnte dendrochronlogisch auf das Jahr 1067 datiert werden. Auch wenn Spuren von Wehranlagen aus diesen frühen Bauphasen fehlen, so wird doch angenommen, dass Mesocco damals bereits befestigt war. Wem das Areal gehörte, ist allerdings nicht bekannt.

Ausbau zur Feudalburg im 12. Jhdt.:
Im 12. Jhdt. entstand rund um die Kapelle eine kompakte steinerne Burganlage, die so genannte «Rocca». Ihr prägendstes Element war der mächtige Hauptturm mit einem Grundriss von 10 x 10 Metern, dessen Ruine heute noch rund 6 Meter hoch aufragt. Er verfügte über 2 Meter dicke Mauern und einen Hocheingang auf der Westseite. Ausserdem sind aus dieser Phase noch Teile der westseitigen Ringmauer erhalten. Wer diese bereits recht geräumige Feudalburg errichtete, ist nicht gesichert. Es könnten bereits die Freiherren von Sax gewesen sein, deren ältester Vertreter, «Herberhardus de Sacco», 1137/39 in den Schriftquellen auftaucht. Er wirkte damals in Chur als Handlungsbevollmächtigter der Grafen von Gammertingen, die ihren Besitz im Engadin dem Hochstift übergaben. In der älteren Forschung wurde deshalb die These aufgestellt, dass die Freiherren von Sax das Misox von den Grafen von Gammertingen übernommen haben könnten. Andernfalls könnten sie, die vor allem nördlich der Alpen begütert waren, ihre Herrschaft aber auch Schritt für Schritt aufgebaut haben. Dabei dürften ihnen verwandtschaftliche Beziehungen zur Familie da Torre geholfen haben, wichtigen Verbündeten der Staufer im Tessin.
Während seiner Kriege in Norditalien versuchte Kaiser Friedrich I. Barbarossa, die Pässe über die Bündner Alpen politisch abzusichern. Im Bleniotal übertrug er diese Aufgabe den da Torre, im Misox wahrscheinlich den Freiherren von Sax. In den folgenden Jahrzehnten konnten diese den dort ansässigen Lokaladel erfolgreich verdrängen und errichteten im 13. Jhdt. eine geschlossene Territorialherrschaft, mit dem Castello di Mesocco als Zentrum.

Vergrösserung im 13. und 14. Jhdt.:
Eine erste indirekte Nennung der Burg entstammt einer Urkunde von 1219, in der die «ecclesia Sti Carpophori de Sorcastello» erwähnt wird. Und 1273 oder 1274 leisteten zwei Männer aus Rheinwald im «castro de Mesocho» gegenüber den Saxern den Vasalleneid. Im 13. Jhdt. wurde die Burg bedeutend ausgebaut. Ihre Ringmauer umfasste nun auch den südlichen und den östlichen Teil des Burghügels. Neben dem Hauptturm wurde ein 15 Meter langer Palas errichtet und später noch gegen Norden erweitert. Ebenfalls aus dieser Bauphase stammt das Badehaus südlich des Hauptturms. Und spätestens jetzt war Mesocco eine voll ausgebaute Talsperre, wie Mauernspuren südwestlich und nordöstlich ausserhalb des Burggeländes zeigen.

Die Sax-Misox stiegen im Spätmittelalter zu einem der mächtigsten Adelsgeschlechter Rätiens auf. Im Misox liessen sich Seitenlinien auf diversen Burgen nieder, so auf Norantola, Santa Maria di Calanca, Torre Fiorenzana und Torre Palas. Um 1380 konnten sie die Freiherren von Belmont beerben, und mit den Brüdern Johann und Albert von Sax erreichte die Familie nun den Höhepunkt ihrer Macht. Sie konnten ihren Herrschaftsbereich für kurze Zeit bis nach Bellinzona, ins Bleniotal und in die Leventina ausdehnen, Albert erhielt zudem den Grafentitel.
Unter ihm wurde die Burg um 1400 weiter ausgebaut. Nördlich des Hauptturms wurde ein neuer, grösserer Palas errichtet, während man den älteren Wohntrakt erhöhte. Zusammen bildeten sie nun einen L-förmigen, dreistöckigen Palazzo. Das Regenwasser von den Dächern wurde im Innenhof in einer aus dem Fels gehauenen Zisterne gesammelt. Die ältere Ringmauer wurde verstärkt und vergrössert. Sie umfasste nun auch den nördlichsten Teil des Burghügels, war hier allerdings nur 0,9 Meter stark. Ebenfalls zu jener Zeit wurden der Südturm und ein Vorkwerk am Burgtor erbaut.

Landesherrliche Festung im 15. und 16. Jhdt.:
Mit Graf Alberts Ermordung begann 1406 der langsame Niedergang der Sax-Misox. Die Bautätigkeit auf der Burg liess deutlich nach. Im 15. Jhdt. entstand vor allem noch ein neuer Nordwesttrakt zwischen Ringmauer und Campanile. 1458 schlossen die Grafen Heinrich und Hans einen Landrechtsvertrag mit dem Kloster Disentis. Gleichzeitig verpflichteten sie sich, dem Grauen Bund ihre Burg jederzeit offen zu halten. Fortan duldeten es die Untertanen nicht mehr, wenn sich die Grafen zu stark nach Mailand orientierten. Im Giornico-Krieg von 1478 stellten sich diese auf die Seite der Bündner und Eidgenossen, weshalb die Mailänder Truppen gegen Mesocco schickten. Der Graue Bund kam diesen aber zuvor und legte eine starke Besatzung in die strategisch so wichtige Burg.
Graf Johann Peter von Sax-Misox sah nun ein, dass seine Herrschaft zum Zankapfel zwischen der Eidgenossenschaft und Mailand geworden war und entschloss sich zum Verkauf. Mailand bot vordergründig nicht mit, schickte aber den Condottiere Gian Giacomo Trivulzio als Strohmann vor. Dieser erwarb 1480 Mesocco und die zugehörigen Herrschaftsrechte für 16'000 rheinische Gulden, was im Tal grosse Unruhe auslöste. Weil er nicht die ganze Summe bezahlte, zerstörten die Sax zusammmen mit Aufständischen 1483 das Castello di Norantola und belagerten Mesocco. Hier blieben sie zwar erfolglos, doch Trivulzio konnte trotzdem gezwungen werden, den Rest der Kaufsumme zu begleichen.

Der Condottiere entfremdete sich bald von Mailand und war nun in derselben ungemütlichen Situation wie seine Vorgänger. Bis 1490 liess er Mesocco deshalb von italienischen Baumeistern zur Festung ausbauen. Zu den eindrücklichsten Bauwerken dieser Phase zählen der sechseckige Nordwestturm, die Nordbastion und der Torre Grossa auf der Nordostseite mit bis zu 5 Meter dicken Mauern. Der Südturm erhielt eine 2 Meter starke Vormauerung und der alte Eingang zur Burg wurde durch einen Torturm mit Zugbrücke ersetzt. Der so verstärkte Bering wurde fast durchgehend mit einem breiten Wehrgang und schönen Mischikuli ausgestattet. Im Innern der Burg entstanden zudem ein grosser Stall, eine Schmiede und eine Giesserei mit angebauter Zisterne.

Von der Zerstörung 1526 bis heute:
Um seine strategische Lage zu verbessern, trat Trivulzio 1496 dem Grauen Bund bei und stellte diesem fortan seine Artillerie zur Verfügung. Mesocco wurde in jener Zeit durch einen Kastellan verwaltet, der bei der Talbevölkerung aber unbeliebt war. Gegen den Widerstand der Trivulzio setzten die Bündner 1526 die Schleifung der stolzen Festung durch, das Herrschaftszentrum musste nach Roveredo in den Palazzo Trivulzio verlagert werden. Die mächtigen Mauern blieben aber noch lange in gutem Zustand. Noch 1653 notierte Theodor Trivulzio, Mesocco würde sich mit geringem Aufwand wieder zur uneinnehmbaren Festung ausbauen lassen.
Dazu kam es jedoch nicht mehr. Im 18. und 19. Jhdt. zerfiel die Grossburg rasch, die noch hoch aufragende Ruine des Hauptturms brach 1835 nach einem Blitzeinschlag zusammen. Erst 1925/26 wurden die Mauerreste freigelegt, gesichert und teilweise rekonstruiert. Von 1986 bis 1989 wurde der gesamte nördliche Teil der Ruine saniert, 2006 bis 2009 folgten die übrigen Mauerpartien. Begleitend wurde eine bauhistorische Untersuchung durchgeführt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 305
  • Carigiet, Augustin - Castello di Mesocco – eine Nachuntersuchung zur Baugeschichte | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 17. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2012 | S. 177-189
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 248-255
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 232-236
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 136-139
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 132-139
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 37-42
  • Hitz, Florian - Die Freiherren von Sax und die Herrschaftsbildung im Misox | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 18. Jhg./Nr. 3 | Basel, 2013 | S. 65-88
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 282
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 74-86
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 58-62
  • Meyer, Werner / Maurer, Emil - Mesocco: Burg und Kirche Santa Maria del Castello [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 362/363] | Bern, 1985
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 215-218
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. VI: Puschlav, Misox und Calanca | Basel, 1945 | S. 366-372
  • Probst, Eugen - Die Burg Misox | In: Meili, Hermann (Hg.) - Burgen, Schlösser und Burgherrengeschlechter der Ostschweiz | Trogen, 1970 | S. 27-28
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