TORRE FIORENZANA
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Graubünden | Region Moesa | Grono

Klicken Sie in das Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Gut erhaltener fünfstöckiger Wohnturm, der wohl im 12. Jhdt. durch die Herren von Grono erbaut wurde. Spätestens um 1314 gehörte er den Sax-Misox – eine Seiteninie dieser mächtigen Adelsfamilie nannte sich vom 14. bis ins 16. Jhdt. nach dem Turm. Später diente er als bäuerlicher Wohnsitz, bis ihn 1950 das Museo Moesano übernehmen konnte.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 15’ 00.70" N, 09° 09’ 00.90" E
Höhe: 344 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 731.990 / 123.520
Kontaktdaten
Museo Moesano | Palazzo Viscardi | Via Favera 11 | CH-6534 San Vittore
Tel: +41 (0)91 827 16 66 | E-Mail: museomoesano@bluewin.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Bellinzona zunächst auf der Hauptstrasse 2 in nördlicher Richtung bis Arbedo fahren, dann nach Überquerung der Moesa und Unterquerung der Autobahn rechts auf die Hauptstrasse 13 einbiegen. Dieser das Misox aufwärts bis nach Grono folgen. Der Turm steht im nordöstlichen Teil des Dorfes wenige Meter oberhalb der Hauptstrasse. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Bellinzona mit der Buslinie 214 das Misox aufwärts fahren bis zur Haltestelle Grono, Paese. Anschliessend der Hauptstrasse 300 Meter weiter talaufwärts folgen, wo bergseits gut sichtbar der Turm steht.
Wanderung zur Burg
Die ViaCalanca führt unweit westlich des Turms vorbei.
Öffnungszeiten
Der Turm gehört zum Museo Moesano und wird zeitweise für Ausstellungen genutzt:
www.museomoesano.ch/DE/torre-fiorenzana.html
Eintrittspreise
k.A.
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nur für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Grösse ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Torre Fiorenzana
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 259 | bearbeitet von O. Steimann, 2005/2019
Historie
Der Torre Fiorenzana in Grono präsentiert sich als repräsentativer Wohnturm ohne ausgeprägten Wehrcharakter. Seine Grundmauern sind lediglich 0,85 Meter stark. Ob er einst von einer Wehrmauer umgeben war, ist heute nicht mehr erkennbar. Auffallend ist das aufwändige Mauerwerk aus kleinen, quaderähnlich zugehauenen Gneissteinen und Eckverbänden mit Bossenquadern. Der ursprüngliche Hocheingang befand sich im zweiten Stockwerk in der Südostwand, wurde später aber auf die Nordwestseite verlegt. Gewohnt wurde wohl hauptsächlich im dritten Stockwerk, mit zwei Rundbogenfenstern zur Talseite und einem Abortschacht bei der östlichen Ecke. Das vierte Stockwerk des Turms verfügte früher nordostseitig über eine hölzerne Laube mit Pultdach. Die oberste, fünfte Etage diente eventuell zum Trocknen von Fleisch und Früchten, denn die Wände weisen hier zahlreiche kleine Belüftungslöcher auf. Es könnte sich aber auch um Fluglöcher für Tauben handeln.

Als Erbauer der wohl im späten 12. Jhdt. entstandenen Turmburg darf man eine lokale Adelsfamilie annehmen. 1219 werden in einer Urkunde ein Albert von Grono und sein Sohn Johannes erwähnt. Sie werden dabei als Herren bezeichnet, was auf ihren Adelsstand hindeutet. In Schriftstücken von 1286 und 1288 tauchen weitere Vertreter der Familie auf. Mit der letzten bekannten Generation, dem Probst Heinrich und seinem Bruder, dem Kanoniker Bernardinus von Grono, scheint das Geschlecht erloschen zu sein.

Spätestens 1314 gehörte der Torre Fiorenzana den Herren von Sax-Misox, die dabei waren, im ganzen Tal eine geschlossene Grundherrschaft zu errichten. Ein Teil dieser weitverzweigten, mächtigen Adelsfamilie machte den Turm nun zu seinem ständigen Wohnsitz. Im 14. Jhdt. nannten sich verschiedene Vertreter der Familie «de Saco de Grono», während im 15. Jhdt. die Doppelbezeichnung «de Saco de Fiorenzana» verwendet wurde. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die beiden Linien identisch sind. Der Turm wurde unter den Sax verändert. So wurden beispielsweise die dekorativen Schwalbenschwanzzinnen (heute ohne Spitzen) auf den Dachgiebeln wohl erst im 14. Jhdt. angebracht.

Nach einer ungesicherten Nachricht wurde 1406 Albert von Sax, einer der mächtigsten Vertreter des Geschlechts, in der Torre Fiorenzana ermordet. Der Turm scheint der Familie aber noch das ganze 15. Jhdt. hindurch als Wohnsitz gedient zu haben. Noch 1510 stiftete sie den Flügelaltar in der ehemaligen Kapelle San Nicolao in Grono.

In nachmittelalterlicher Zeit wechselte der Turm wohl bald in bäuerlichen Besitz über. In einer späten Ausbauphase wurde ein vom Erdgeschoss des Gebäudes zugängliches Kellergewölbe angelegt. An der südlichen Turmfassade wurde im 16. Jhdt. eine heraldische Malerei mit den Wappen der drei Bünde angebracht, die heute wegen Verwitterung aber nicht mehr erkennbar ist. Der Torre Fiorenzana diente später als Wohnbau ohne herrschaftlichen Charakter, die Zwischenböden wurden in nachmittelalterlicher Zeit komplett erneuert.
1950 konnte das Museo Moesano den Turm erwerben. 1978 wurde eine Bauuntersuchung und genaue Dokumentation des Gebäudes durchgeführt. Diese wurde 1991 durch eine Untersuchung des Turminnern ergänzt, bevor der Innenausbau zeitgemäss modernisiert wurde. Seither dient das Gebäude dem Museum als Archiv und Raum für temporäre Ausstellungen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 284
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 258-259
  • Fusco, Vincenzo - Guida ai castelli della Svizzera Italiana | Viganello, 1988 | S. 134-135
  • Fusco, Vincenzo - Guida illustrata ai castelli, torri e rovine della Svizzera Italiana | Lugano, 1981 | S. 128-131
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 9: Graubünden 2 und Tessin | Kreuzlingen, 1973 | S. 28-29
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 280
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 2: Kantone Tessin und Graubünden (italienischsprachiger Teil) | Zürich, 1982 | S. 73-74
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 219-221
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. VI: Puschlav, Misox und Calanca | Basel, 1945 | S. 143
  • Rutishauser, Hans - Die Neunutzung der Torre Fiorenzana in Grono | In: Jahrbuch 1996 der Historischen Gesellschaft von Graubünden (Bd. 126) | Chur, 1997 | S. 160-166
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    -
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 04.12.2019 [OS]