ÄUSSERE BURG WOLHUSEN (WIGGERN)
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Allgemeine Informationen
Konservierte Ruine der Kernburg einer grossen, mehrteiligen Anlage auf einem Hügelkamm über Wolhusen. Auf einer nordöstlich vorgelagerten Anhöhe stand möglicherweise im 11. oder 12. Jhdt. eine Vorgängeranlage, bevor die Burg im 13. Jhdt. zur wichtigsten Residenz der Freiherren von Wolhusen ausgebaut wurde. 1313 wurde sie an die Habsburger abgetreten, die sie 1370 an Peter von Thorberg verpfändeten. Im Sempacherkrieg wurde die Burg 1386 durch die Luzerner zerstört.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 03’ 44.10“ N, 08° 04’ 37.50“ E
Höhe: 689 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 648.500 / 212.560
Kontaktdaten
Stiftung Burg | Menznauerstrasse 13 | CH-6110 Wolhusen
E-Mail: stiftungburg@wolhusen.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A2 bei der Ausfahrt Emmen-Süd verlassen und in nördlicher Richtung die Reuss überqueren. Gleich darauf links abbiegen in Richtung Littau und anschliessend der Kantonsstrasse 10 in westlicher Richtung über Littau, Malters und Werthenstein bis nach Wolhusen folgen. Im Zentrum beim Verkehrskreisel rechts in die Kirchgasse abbiegen und dieser ein kurzes Stück bergauf folgen. Parkmöglichkeiten bei der Kirche. Ab hier der Kirchgasse weiter bergauf und dem markierten Wanderweg zur Burgruine folgen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Luzern mit der Bahn bis nach Wolhusen. Vom Bahnhof der Hauptstrasse nach Westen bis zum Kreisel folgen. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
mehrere Rastplätze mit Feuerstellen auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Äussere Burg Wolhusen
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2022 | auf Basis von: Historischer Verein der fünf Orte (Hg.) - Der Geschichtsfreund, Bd. 91 | Stans, 1936 | Anhang | Federer, Otto - Die Freiherren von Wolhusen | Wolhusen, 1999 | S. 165
Historie
Die Anfänge der Herrschaft Wolhusen
Das Entlebuch war bis ins Hochmittelalter ein dünn besiedeltes Waldgebiet. Der Landesausbau mit einer intensiveren Rodungstätigkeit und dem Bau erster Herrschaftszentren begann wohl erst um die Jahrtausendwende. Zu den Adelsgeschlechtern, die um die abgelegenen Talschaften konkurrenzierten, gehörten auch die Vorfahren der Freiherren von Wolhusen. In den spärlichen Schriftquellen des 11. und 12. Jhdts. taucht die Familie allerdings nur selten auf. Der 1099 verstorbene Seliger, Abt des Klosters Einsiedeln, wird den Wolhusern zugerechnet. Diethelm von Wolhusen war von 1173 bis 1184 Probst des Stifts Beromünster, während sein Bruder Lütold nur 1184 erwähnt wird. Die Familie besass weit verstreute Güter, darunter auch am Neuenburger- und am Genfersee. Dies lässt vermuten, dass sie zumindest teilweise dem hochburgundischen Adel entstammte.
Über den Wohnsitz dieser älteren Linie der Wolhuser lässt sich nur spekulieren. Eine Möglichkeit wäre der mottenartige Hügel im Vorgelände der Äusseren Burg Wolhusen. 1998 erbrachten Sondiergrabungen den Beweis, dass die markante Anhöhe im Hochmittelalter künstlich aufgeschüttet worden ist. Da die Holzkohlepartikel aus der untersten Grabenfüllung dem frühen 13. Jhdt. entstammen, dürfte der Bau im 12. Jhdt. oder gar noch früher erfolgt sein.

Höhepunkt der Macht im 13. Jhdt.
Geppa von Wolhusen, die Tochter von Lütold, heiratete Arnold I. von Rothenburg. Ihr zweiter Sohn, Arnold II., begründete im frühen 13. Jhdt. die jüngere Linie der Freiherren von Wolhusen. Er war ein grosszügiger Gönner des Klosters St. Urban, dem er zahlreiche Güter überschrieb. Unter seinen Nachkommen wurde die Herrschaft Wolhusen 1234 aufgeteilt. Während der ältere Sohn Walter die Innere Burg mit Wolhusen Markt übernahm, erhielt der jüngere Sohn Marquard die Äussere Burg beim Dorf Wiggern sowie die Burg Escholzmatt mit zugehörigen Gütern.
Marquard war der einflussreichste Vertreter der Wolhusener. Er unterhielt enge Beziehungen zu den Klöstern St. Urban und Engelberg sowie zur Johanniterkommende Hohenrain. In den 1240er-Jahren war er sowohl im Umfeld Grafen von Kyburg und Frohburg, aber auch als Zeuge für Graf Rudolf IV. von Habsburg anzutreffen. Gegen Ende dieses Jahrzehnts wurde er dann von Kaiser Friedrich II. zum Reichsprokurator von Burgund, Zürich und Schaffhausen ernannt. Zwar konnte er diese hohe Stellung während dem Interregnum nicht halten, doch nahm er auch in den folgenden Jahrzehnten an vielen wichtigen Verhandlungen teil. Nachdem Rudolf von Habsburg 1273 zum König gewählt worden war, wurde er zum Vizelandgrafen und Richter im Aargau und im Zürichgau ernannt. 1281 erscheint er letztmals in einer Urkunde.

Der Ausbau der Äussern Burg Wolhusen
Der Aufstieg Marquards von Wolhusen zum Reichsprokurator und Vizegrafen erforderte sicherlich einen standesgemässen Ausbau seines Hauptwohnsitzes. Die Äussere Burg Wolhusen dürfte unter ihm ihre maximale Ausdehnung erreicht haben. Sie erstreckte sich nun unmittelbar südwestlich der älteren Anlage über den ganzen Hügelkamm. Mit einer Gesamtlänge von rund 180 Metern gehörte sie zu den grössten Burganlagen im heutigen Kanton Luzern.
Das Areal, an den Rändern meist steil abfallend und gegen Norden, Nordosten und Süden durch Gräben geschützt, wird in der Mitte durch einen 5 Meter breiten Zwischengraben zweigeteilt. Im nördlichen Abschnitt, der heute nur noch wenige Mauerreste aufweist, befand sich die Toranlage, aber auch eine weitläufige Vorburg mit Türmen und Ökonomiegebäuden. Möglicherweise wohnten hier die Turchsessen von Wolhusen, die zur Zeit Marquards auf der Burg nachgewiesen sind. Unmittelbar südlich des Zwischengrabens erhob sich die Kernburg, bestehend aus dem Hauptturm mit angrenzendem kleinen Hof und einem Wohntrakt mit aus dem Fels gebrochenen Keller. Durch einen erst 1986 ohne historische Grundlage erstellten Torbogen gelangt man heute in den grossen Burghof, der sich bis ans südliche Ende der Anlage erstreckt.

Der schrittweise Übergang an Habsburg
Arnold VI., einziger Sohn Marquards von Wolhusen und verheiratet mit Adelheid von Wart, verstarb früh und hinterliess mit Johann I. einen minderjährigen Sohn. Als Vormund wurde dessen Onkel, der berühmte Minnesänger Jakob III. von Wart eingesetzt, der die Äussere Burg Wolhusen von 1288 bis 1303 verwaltete. Diese Verwandschaft wurde dem jungen Johann später wohl zum Verhängnis, denn sein zweiter Onkel, Rudolf III. von Wart, zählte 1308 zu den Mördern von König Albrecht von Habsburg. Weil er mit weiteren Attentätern befreundet war, wurde der Freiherr von Wolhusen verdächtigt, vom Mordkomplott gewusst zu haben, entging aber einer Verurteilung. Hingegen zwangen ihn die Herzöge von Österreich im Juli 1313, ihnen die Äussere Burg und die Burg Escholzmatt mit allen zugehörigen Gütern abzutreten. Er hielt diese Besitzungen allerdings als Lehen zurück und konnte sie bis zu seinem Tod 1334 behalten.
Johann I. hinterliess keine männlichen Erben - das Lehen gelangte deshalb an den Ehemann seiner älteren Tochter Margaretha, Graf Imer von Strassberg. Nach seinem Tod um 1364 wurde Margaretha, die nun wieder über beträchtliche Eigengüter verfügte, zu einer begehrten Braut. Sie blieb jedoch Witwe und liess die Herrschaft Wolhusen von Walter IV. von Grünenberg als Vogt verwalten. Als sie 1369 als Letzte ihrer Linie verstarb, beschlagnahmten die habsburgischen Amtsleute auch ihr Eigengut. Deshalb kam es zu einer Fehde mit dem Haupterben, Graf Johann von Aarberg-Valangin, die 1370 beigelegt werden konnte.

Die Zerstörung der Burg und ihre spätere Erforschung
Im März 1370 verpfändeten die Habsburger die Herrschaft Wolhusen an Peter von Thorberg, dem sie viel Geld schuldeten. Er setzte Untervögte auf der Äusseren Burg ein und nahm zeitweise auch selbst hier Wohnsitz. Bald verstrickte er sich in Grenzstreitigkeiten zwischen den Entlebuchern und den Obwaldnern, worauf sich das Entlebuch mit der Stadt Luzern verbündete. Im Sempacherkrieg zogen die Luzerner deshalb am 2. Januar 1386 nach Wolhusen und zerstörten sowohl die (wohl nicht mehr bewohnte) Innere wie auch die Äussere Burg. Bei den Ausgrabungen stiess man auf eine deutliche Brandschicht aus jener Zeit. Die Wehranlage blieb eine Ruine und wurde in späteren Jahrhunderten als Steinbruch ausgebeutet.
Von 1930 bis 1936 wurden die bedeutendsten Teile der Burg schliesslich in fünf Etappen ausgegraben. Wie damals üblich, war man mehr am Auffinden von Mauerzügen denn an Fundschichten interessiert. Unter anderem konnten aber einige Fragmente von reich verzierten Ofenkacheln geborgen werden. Nach Abschluss der Grabungen wurden lediglich die Mauern der Kernburg rund um den Hauptturm konserviert. Eine zweite Sanierung wurde 1985/86 notwendig – bei dieser Gelegenheit setzte man dem Turmstumpf eine überdachte Aussichtsplattform auf. Weitere Erhaltungsmassnahmen wurden 1998 ausgeführt, und bei dieser Gelegenheit untersuchte man erstmals auch den nordöstlich vorgelagerten Hügel mit der vermuteten Vorgängeranlage.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bill, Jakob - Die Burg Wolhusen «Wiggern» und ihre Öfen | In: Archäologie der Schweiz, 11. Jhg./Nr. 2 | Basel, 1988 | S. 102-105
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 428
  • Federer, Otto - Die Freiherren von Wolhusen | Wolhusen, 1999
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 5: Luzern, Zug | Kreuzlingen, 1969 | S. 116-118
  • Heinemann, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Luzern | Basel, 1929 | S. 94-97
  • Historischer Verein der fünf Orte (Hg.) - Der Geschichtsfreund, Bd. 86 | Stans, 1931 | S. XII-XV
  • Historischer Verein der fünf Orte (Hg.) - Der Geschichtsfreund, Bd. 91 | Stans, 1936 | S. XII-XVII
  • Karrer, Peter - Burgenarchäologie im Kanton Luzern – ein Lauf durch die Forschungsgeschichte | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 17. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2012 | S. 70-71 und S. 78
  • Reinle, Adolf - Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Bd. IV: Das Amt Sursee | Basel, 1956 | S. 499-500
  • Thüer, Hans Rudolf - Luftbilder der Burgstellen, Burgruinen und Schlösser unserer Region | In: Heimatkunde des Wiggertals, Heft 44 | Willisau, 1986 | S. 134-135
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Burgsage: Die tiefe Furche
    Die tiefe Furche

    Unweit der einen Burg von Wolhusen pflügte einst ein Bauer mit zwei sehr schönen Ochsen das Feld. Da kam der Zwingherr dazu, betrachtete die Tiere und befahl, dass man sie ihm auf der Stelle zu schenken habe. Der Bauer bat, nur noch die begonnene Furche vollenden zu dürfen, danach werde er die Tiere ausspannen. Das wurde ihm gestattet. Und so pflügte er eine tiefe, tiefe Furche. Dann tat er, als wolle er die Ochsen losmachen, hob aber flink das Sech und erschlug damit den Zwingherrn. Diesen vergrub er in der tiefen Furche und pflügte weiter, als ob nichts geschehen wäre.

    Quelle: gekürzte Fassung auf Basis von: Heinemann, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Luzern | Basel, 1929 | S. 96-97
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