JOHANNITERKOMMENDE HOHENRAIN
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Allgemeine Informationen
In grossen Teilen erhaltene ehemalige Kommende des Johanniterordens. Die im 12. und 13. Jhdt. errichtete Anlage liegt mitten im Dorf Hohenrain und wird dominiert von einem mächtigen Wohnturm (Turm Roten) mit hölzernem Aufbau. In ihm ist seit 2010 eine kleine Ausstellung zum Seetal und der Geschichte der Kommende untergebracht. Die übrigen Gebäude beherbergen eine kantonale Sonderschule.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 10' 45.94" N, 08° 19' 06.85" E
Höhe: 609 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 666.700 / 225.760
Kontaktdaten
Verein Turm Roten Hohenrain | CH-6276 Hohenrain
E-Mail: praesident@turmroten.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Luzern über Emmenbrücke und weiter auf der Hauptstrasse 26 in nördlicher Richtung bis Ballwil fahren. Ab hier in nordöstlicher Richtung weiter auf der Hohenrainstrasse über Ottenhusen und Oberebersol bis nach Hohenrain. Parkmöglichkeiten im Ortszentrum.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Luzern mit dem Regionalzug (S9) bis Hochdorf. Ab hier weiter mit der Buslinie 1 bis zur Haltestelle Hohenrain, Post. Die Burganlage befindet sich wenige Schritte südlich der Haltestelle.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Burghof jederzeit frei zugänglich. Die Ausstellung im Turm Roten ist von April bis Oktober jeden ersten Sonntag im Monat von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Hohenrain
Quelle: Reinle, Adolf - Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Bd. VI: Das Amt Hochdorf | Basel, 1963 | S. 167
Historie
Im 12. Jhdt. erhob sich auf einem terrassenartigen Geländevorsprung nördlich über dem Luzerner Seetal die Stammburg der Herren von Hohenrain. Sie waren Dienstleute der mächtigen Freiherren von Eschenbach. Rudolf von Hohenrain stiftete, wohl mit Zustimmung der Eschenbacher, seine Burg um 1180 dem Johannesspital von Jerusalem und begründete so eine der ersten Kommenden des Johanniterordens im Gebiet der heutigen Schweiz. Die Familie von Hohenrain zog sich ins benachbarte Dorf Kleinwangen zurück und nannte sich fortan «von Wangen».
Die älteste erhaltene Urkunde der Johanniter zu Hohenrain stammt aus dem Jahr 1182. Bereits drei Jahre später werden in einem anderen Dokument der Meister und zwei Brüder von der Ordensburg erwähnt. Wie Hohenrain damals ausgesehen hat, ist heute kaum noch zu rekonstruieren. Die ursprüngliche Burg wird von bescheidenerem Umfang gewesen sein als die heute noch sichtbare Anlage. Gemäss bauanalytischen Untersuchungen dürfte aber der mächtige zentrale Wohnturm (Turm Roten) bereits im 12. Jhdt. entstanden sein. Der steinerne Sockel wurde um 1490 auf drei Stockwerke erhöht und trägt noch heute einen hölzernen Obergaden. In dieser obersten Etage befindet sich eine vollkommen erhaltene gotische Stube mit stichbogiger Tonnendecke.

Ihre Blütezeit erlebte die Kommende aber erst im 13. und frühen 14. Jhdt., als sie durch Schenkungen in den Besitz umfangreicher Güter und Rechte gelangte. Beispielsweise 1304, als Freiherr Berchtold von Eschenbach dem Orden beitrat und ihm den Hof Seengen einbrachte. Der gewachsenen Bedeutung wurde auch durch die bauliche Ausstattung der Burg Ausdruck verliehen: Das Torhaus sowie das Hauptgebäude (Komturei) dürften um diese Zeit entstanden sein. Die ganze Anlage wurde von einer äusserst grösszügig angelegten, turmbewehrten Ringmauer geschützt: Sie umfasste eine Gesamtfläche von rund 170 x 100 Metern.

Im 14. und 15. Jhdt. folgte der langsame Niedergang der Johanniterkommende Hohenrain, begleitet von zahlreichen Güterverkäufen und Rechtsstreitigkeiten. Durch den Verlust seines Hauptquartiers auf Rhodos wurde der Orden geschwächt. Ausserdem mussten sich die Ritter auf Hohenrain, traditionell habsburgfreundlich gesinnt, nach dem Sieg der Eidgenossen bei Sempach (1386) politisch neu ausrichten. 1413 schlossen sie einen Burgrechtsvertrag mit Luzern, welcher der Stadt auch ein Aufsichtsrecht zugestand. Als dann in der Refomationszeit mit Peter von Englisperg ein Komtur auf Hohenrain amtete, welcher der neuen Glaubenslehre zuneigte, bestand das katholische Luzern auf Visitationen und setzte einen Kastvogt ein, im ersten Kappelerkrieg belegte es die Ordensburg gar mit einer starken Besatzung samt Artillerie. Die damit verbundenen Streitereien zwischen den Ordensrittern und der Stadt zogen sich durch das ganze 16. Jhdt. weiter. Um 1770 übernahm gar der Luzerner Bürger Caspar Josef Rüttimann vorübergehend die Verwaltung der Kommende. Diese wurde 1807 endgültig aufgehoben, die Güter kamen an den Kanton. Der letzte Komtur, Johann Freiherr von Ligerz, erhielt eine angemessene Rente und starb am 29. Mai 1819 auf Hohenrain.

1847 wurde in den Gebäuden eine kantonale Taubstummenanstalt eingerichtet, die später zur Sonderschule für minderbegabte Kinder erweitert wurde und noch heute besteht. Für den neuen Verwendungszweck wurden zahlreiche Umbauten vorgenommen, die der einstigen Ordensburg einiges von ihrer Wehrhaftigkeit genommen haben. 1984 wurde Hohenrain baugeschichtlich untersucht, wobei man im Mauerwerk des Pfarrhauses auf Elemente eines weiteren Turmes gestossen ist. 1989/90 wurde auch der runde Eckturm genauer erforscht. Hier stiess man auf die ursprüngliche, 0,6 Meter dicke Umfassungsmauer der Kommende. Im sanierten Turm Roten wurde 1986 die Gemeinde- und Sonderschulbibliothek untergebracht. Im Sommer 2010 wurde in seinem Dachstock eine Ausstellung zur Geschichte der Kommende und des Seetals eröffnet.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 414
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 5: Luzern, Zug | Kreuzlingen, 1969 | S. 50-54
  • Heinemann, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Luzern | Basel, 1929 | S. 47-50
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 197
  • Kantonsarchäologie Luzern - Hohenrain, Kommende | In: Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern, Bd. 9 | Luzern, 1991 | S. 118-121
  • Karrer, Peter - Burgenarchäologie im Kanton Luzern – ein Lauf durch die Forschungsgeschichte | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 17. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2012 | S. 77-78
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 8: Kantone Luzern und Aargau | Zürich, 1982 | S. 21-22
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 148-149
  • Reinle, Adolf - Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Bd. VI: Das Amt Hochdorf | Basel, 1963 | S. 164-182
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • http://www.turmroten.ch
    Internetseite des Vereins Turm Roten mit aktuellen Informationen zu Öffnungszeiten, Ausstellungen und Veranstaltungen.
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