BURG ALT-ESCHENBACH
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Allgemeine Informationen
Konservierte, teilweise rekonstruierte Fundamentmauern einer starken Turmburg, die im frühen 13. Jhdt. durch die Freiherren von Eschenbach errichtet wurde. Die bald darauf durch ein befestigtes Städtchen ergänzte Anlage wurde 1309 durch die Habsburger zerstört, weil sich Freiherr Walter IV. von Eschenbach-Schnabelburg im Jahr zuvor am Mord an König Albrecht I. beteiligt hatte.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 06' 56.33" N, 08° 21' 13.54" E
Höhe: 415 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 669.450 / 218.700
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A14 bei der Ausfahrt Gisikon-Root verlassen, von da der Hauptstrasse in westlicher Richtung nach Inwil folgen. Der letzte südseitige Abzweiger vor dem Dorfzentrum führt zur Reuss hinunter. Kostenlose Parkplätze bei der Infotafel direkt vor der Ruine der Stadtbefestigung.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Luzern regelmässige Busverbindungen nach Inwil, Haltestelle Post.
Wanderung zur Burg
Ab Inwil führt ein ausgeschilderter Wanderweg in rund 15 Min. zur Ruine. Auch der Reussufer-Wanderweg führt nahe an Alt-Eschenbach vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Alt-Eschenbach
Quellen: Infotafeln auf dem Burg- und Stadtareal | Rickenbach, Juduth - Alt Eschenbach: Eine spätmittelalterliche Stadtwüstung [Archäologische Schriften Luzern, Bd. 3] | Luzern, 1995 | Planbeilage 2 | überarbeitet von O. Steimann, 2010
Historie
Die Freiherren von Eschenbach tauchen ab 1153 in mehreren Urkunden auf. Sie verfügten bereits damals über ausgedehnten Eigenbesitz in der Reussebene und waren Lehnsträger der Grafen von Lenzburg. Nach deren Aussterben 1173 war Walter I. von Eschenbach zusammen mit Friedrich I. Barbarossa auf der Lenzburg und bezeugte eine vom Kaiser ausgestellte Urkunde. Die Eschenbacher stiegen nun zu wichtigen Gefolgsleuten der Herzöge von Zähringen auf, welche ihnen die Gebiete der Reichsvogtei Zürich zwischen Zürichsee und Reusstal zur Verwaltung anvertrauten. Um 1180 gründete die Familie nicht nur das Kloster Kappel am Albis, sondern vermutlich auch die Stadt Luzern.

Ab wann die Freiherren von Eschenbach am gleichnamigen, seit dem 9. Jhdt. bezeugten Ort ansässig waren, ist unbekannt. Als ihr ursprünglicher Sitz wird die Burgstelle Fahr vermutet, die nur 500 Meter von Alt-Eschenbach entfernt an der Reuss liegt. Sie wurde im frühen 13. Jhdt. verlassen – ziemlich genau zu jenem Zeitpunkt errichteten die Eschenbacher ihre neue Burg. Alt-Eschenbach bestand aus einem mächtigen Megalithturm mit 11,5 Metern Seitenlänge, dessen Mauern auf Bodenhöhe rund 4 Meter dick waren. Er war umgeben von einem Grabensystem. In der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. wurde die Anlage durch ein Städtchen ergänzt, das sich über den flachen Hügel östlich der Burg erstreckte und durch eine Mauer geschützt wurde. Der Ort für die Stadtgründung war geschickt gewählt, denn an dieser Stelle kreuzte der Weg vom Seetal nach Luzern die Reuss.

Die Freiherren nutzten ihre Machtposition geschickt, um zu einem der wichtigsten Adelsgeschlechter im Schweizer Mittelland aufzusteigen. Walter I. nannte sich 1185 erstmals nach der neuen Festung Schnabelburg auf der Albiskette bei Zürich. Er heiratete Adelheid von Schwarzenberg (im Breisgau). Es folgten weitere Vermählungen mit angesehenen Familien aus dem gesamten zähringischen Machtbereich, die Gründung von Burg und Städtchen Maschwanden, des Städtchens Unterseen bei Interlaken und des Klosters Frauental an der Lorze. Doch mit dem Aussterben der Zähringer 1218 wurde dieser rasante Aufstieg gestoppt. Um die Mitte des 13. Jhdts. vermehrten sich Verpfändungen und Verkäufe von Gütern und Rechten, ab 1280 begann die einstige Machtposition zu zerfallen.
1306 mussten Walter IV. von Eschenbach-Schnabelburg und seine Brüder Berchtold IV. und Mangold ihre wichtigen Burgen und Besitzungen im Berner Oberland an König Albrecht von Habsburg verkaufen. Die nun drohende Verarmung der Familie mag ein Grund dafür gewesen sein, weshalb sich Walter IV. am 1. Mai 1308 an der Ermordung des Königs beteiligte. Dabei soll der Eschenbacher die Zügel des königlichen Pferdes festgehalten haben, während seine Verbündeten Albrecht I. niederstachen.

Beim Rachefeldzug der Habsburger wurden 1309 die Burgen im Stammgebiet der Eschenbacher ausnahmslos zerstört: Neben der Schnabelburg und Maschwanden wurden auch Burg und Städtchen Alt-Eschenbach vernichtet. Walter IV. scheint der Rache der Habsburger jedoch entkommen zu sein. 1310 taucht er noch in Urkunden auf, bevor sich seine Spuren verlieren. Gemäss dem zeitgenössischen Chronisten Matthias von Neuenburg tauchte er als «Viehhirt im Herzogtum Württemberg» unter, gemäss der Chronik des Johannes von Winterthur blieb er «flüchtig und starb in fernem Lande». 1338 verstarb mit Walters Bruder Mangold der letzte Freiherr von Eschenbach, während die Seitenlinie der Familie im Breisgau noch bis ins 15. Jhdt. existierte.

Burg und Stadt Alt-Eschenbach blieben Ruinen und gerieten über die Jahrhunderte in Vergessenheit. Der genaue Standort wurde erst 1853 durch Franz Xaver Schwytzer wieder lokalisiert, der auch einen ersten Plan davon anfertigte. Eine archäologische Ersuchung erfolgte 1944/45. 1961 durch den Kanton erworben und unter Schutz gestellt, wurde die Anlage von 1979 bis 1981 erneut erforscht. Das freigelegte Turmfundament wurde dabei konserviert und teilweise ergänzt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln bei der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin 1995 | Nr. 415
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 5: Luzern, Zug | Kreuzlingen, 1969 | S. 34-36
  • Heinemann, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Luzern | Basel, 1929 | S. 38-39
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 168-169
  • Karrer, Peter - Burgenarchäologie im Kanton Luzern – ein Lauf durch die Forschungsgeschichte | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 17. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2012 | S. 75-76
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Band 5: Kantone Zürich und Schaffhausen | Zürich, 1982 | S. 74-75
  • Meyer, Werner - Die Burgen in der Blutrachefehde von 1308/09 gegen die Mörder König Albrechts I.: Historische und archäologische Befunde | Vortragsmanuskript Château Gaillard | Graz, 1998
  • Reinle, Adolf - Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Bd. VI: Das Amt Hochdorf | Basel, 1963 | S. 215-219
  • Rickenbach, Judith - Alt Eschenbach: Eine spätmittelalterliche Stadtwüstung [Archäologische Schriften Luzern, Bd. 3] | Luzern, 1995
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    k.A.
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