BURG SPIEGELBERG (CHÂTEAU DE MURIAUX)
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Allgemeine Informationen
Zweiteilige Burganlage mit spärlichen Mauerresten auf dem schroffen Felsgrat der Arête des Sommêtres, hoch über dem Doubs-Tal. Vermutlich war Spiegelberg zunächst das Zentrum einer kleinen Rodungsherrschaft, bevor es um 1300 an die Herren von Pleujouse und wenige Jahrzehnte später an den Fürstbischof von Basel gelangte. 1636 wurde die Burg von schwedischen Truppen zerstört und danach aufgegeben.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 14’ 11.50“ N, 06° 57’ 57.60“ E
Höhe: 1081 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 564.210 / 231.840
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A16 bei der Ausfahrt Glovelier verlassen und anschliessend auf der Hauptstrasse 18 in südwestlicher Richtung über Montfaucon und Saignelégier bis nach Le Noirmont fahren. Im Zentrum rechts abbiegen und den Wegweisern bergauf bis zum Spital folgen (Parkplätze vior Ort). Von hier führt ein ausgeschilderter Wanderweg auf die Arête des Sommêtres und zur Ruine (Zustieg ca. 30 Min.).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Von Delémont mit dem Regionalzug (in Richtung Porrentruy) bis nach Glovelier fahren. Hier umsteigen und mit der Bahn in Richtung La Chaux-de-Fonds bis nach Muriaux fahren. Von der Haltestelle ist die Burg auf dem ausgeschilderten Wanderweg in etwa 35 Min. zu erreichen.
Wanderung zur Burg
Die Wanderroute «Des Franches Montagnes au Doubs» führt zur Ruine.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
Auf dem Burgareal befindet sich eine Hütte der Groupe d’Alpinistes des Franches-Montagnes (GAFM). Sie bietet 7 Schlafplätze, eine Kochgelegenheit sowie eine Toilette. Immer geöffnet – keine Reservation möglich.
Infos unter: www.legafm.ch/refuge
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Spiegelberg (Muriaux)
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2024
Historie
Die Ritter von Pleujouse als Herren von Spiegelberg
Die Arête des Sommêtres ist ein eindrücklicher, stark zerklüfteter Grat, der nördlich von Le Noirmont über dem tief eingeschnittenen Tal des Doubs aufragt. Der rund einen Kilometer lange Felsenkamm ist heute ein bekanntes Klettergebiet. Wann genau auf seinem östlichen, höchsten Abschnitt eine Burg errichtet wurde, ist nicht überliefert. Vermutlich bildete die Anlage im 13. Jhdt. das Zentrum einer Rodungsherrschaft.
1315 wird Ritter Conon de Pleujouse in einer Urkunde als «seignour de Myreuvat» bezeichnet – als Herr von Muriaux. Weitere Schriftquellen deuten darauf hin, dass seine Familie spätestens um 1300 in den Besitz der Burg gelangte. Conon und seine Nachkommen – bekannt sind fünf Söhne und eine Tochter – nannten sich teilweise «de Muriaux», teilweise verwendeten sie auch die eingedeutsche Version «von Spiegelberg», die sich später durchsetzen sollte.

Spiegelberg als bischöfliches Herrschaftszentrum
Zu einem unbekannten Zeitpunkt im 14. Jhdt. gerieten Burg und Herrschaft in Abhängigkeit vom Fürstbistum Basel. Während der eine Zweig der Herren von Spiegelberg nach Solothurn auswanderte und dort im 15. Jhdt. mehrfach das Amt des Schultheissen bekleidete, verblieb eine andere Linie noch bis um 1370 auf der Burg. Als bischöfliche Kastellane verwalteten sie die Herrschaft über die Franches-Montagnes (Freiberge).
Das Bistum verpfändete die Burg danach mehrfach. 1395 kam sie an die burgundischen Herren von Neuenburg-Blamont, die zu jener Zeit auch die Wehranlagen von Pleujouse, Roche d’Or und St. Ursanne als Pfand besassen. Als Fürstbischof Johann von Fleckenstein 1424 alles wieder einlösen wollte, verweigerte dies Thiebaud III. von Neuenburg-Blamont. Es folgten kriegerische Auseinandersetzungen, in deren Verlauf sämtliche Burgen für den Bischof zurückerobert werden konnten. Mit dem Friedensvertrag von 1426 wurde Letzterer wieder als unbestrittener Herr über Spiegelberg anerkannt.

Zerstörung im Dreissigjährigen Krieg
Auch in den folgenden Jahrhunderten residierten bischöfliche Kastellane auf der Burg, die allerdings noch mehrfach verpfändet wurde. Ihr Ende folgte im Dreissigjährigen Krieg: 1636 zogen schwedische Truppen durch die Franches-Montagnes und belagerten Spiegelberg. Mit ihren Geschützen beschädigten sie die alten Mauern so stark, dass die Burg aufgegeben werden musste. Die Kastellane verlegten ihren Sitz nun in den nahen Marktort Saignelégier, wo er bis zum Einmarsch der französischen Revolutionsarmee 1792 verblieb.
Obwohl schwer zugänglich, wurde die Ruine von der Bevölkerung der umliegenden Dörfer als Steinbruch ausgebeutet und fast gänzlich abgetragen. Das Wappen derer von Spiegelberg blieb hingegen erhalten und bildet heute das Wappen der Gemeinde Saignelégier und der Franches-Montagnes. Es zeigt einen runden Spiegel über einem sechsteiligen roten Berg auf goldenem Grund. In leicht abgewandelter Form hat es auch die Gemeinde Muriaux übernommen.

Die räumliche Aufteilung der Burganlage
Die einstige Gliederung der exponierten Wehranlage lässt sich heute nur noch schwer nachvollziehen. Der Zugang erfolgt von Osten her, wo ein tiefer Sattel den Felsgrat von einer bewaldeten Anhöhe trennt. Ein im Zweiten Weltkrieg angelegter Weg und eine aus dem Fels geschlagene Treppe führen hinunter in diesen Sattel, wo möglicherweise einst Ökonomiebauten standen. Gegen Westen führt sodann ein weiterer Treppenweg hinauf auf den Kamm der Arête des Sommêtres. Auf dem ersten Abschnitt stand einst die Kernburg, von der keine Mauern mehr erhalten sind. Auf einem kleinen Plateau auf dem höchsten Punkt wird der Standort des Hauptturms vermutet, während auf der Südseite zwei aus dem Fels gehauene Flächen mit geraden Wänden Kellerräume gewesen sein dürften. Wo heute die Schutzhütte steht, soll sich einst eine Zisterne befunden haben.
Westlich der Hütte durchschneidet ein Zwischengraben den Grat, dahinter führt eine dritte Felsentreppe auf ein letztes Plateau. Dieses bietet einen weiten Rundblick über das Doubs-Tal und die umliegenden Hügel. Ganz an seinem westlichen Rand, wo der Grat steil abfällt, befinden sich die letzten Mauerreste der Burg. Sie bestehen aus unregelmässig verbauten Bruchsteinen. Ein Fensterbogen, der hier im 19. Jhdt. noch zu sehen war, ist längst eingestürzt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Aeschbacher, Paul - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Jura und Seeland, II. Teil | Basel, 1936 | S. 66-69
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 396
  • Châtelain, Roger - L’origine des familles féodales de Muriaux et de Gléresse | In: Actes de la Société jurassienne d’émulation, 2. Serie | Bd. 80, Année 1977 | Biel / Bienne, 1977 | S. 129-152
  • Macquat, Paul-F. - Seigneuries et Châteaux des bords du Doubs dans le Jura | In: Actes de la Société jurassienne d’émulation, 2. Serie | Bd. 36, Année 1931 | La Chaux-de-Fonds, 1932 | S. 345-375
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 185-186
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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