CHÂTEAU DE SAINT-URSANNE
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Allgemeine Informationen
Ruine einer mehrteiligen Wehranlage auf dem felsigen Grat über dem Städtchen Saint-Ursanne. Die Burg, möglicherweise durch die ab 1173 erwähnten Herren von Saint-Ursanne gegründet, war ab dem Spätmittelalter im Besitz des Fürstbischofs von Basel. Nach einer Verpfändung musste dieser sie 1424 zurückerobern. Vor allem im Dreissigjährigen Krieg war die Wehranlage stark umstritten, verlor danach aber ihre militärische Bedeutung. 1796 wurde sie als Nationalgut verkauft und abgebrochen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 22’ 01.90“ N, 07° 09’ 16.70“ E
Höhe: 544 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 578.550 / 246.300
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
Die Ruine und der teilweise exponierte Burgfelsen sind nicht gesichert.
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A16 bei der Ausfahrt Saint-Ursanne verlassen und der Hauptstrasse zum Städtchen hinunter folgen (Parkmöglichkeiten). Auf der Ostseite der Klosterkirche führt ein Pfad bergauf bis zur Burgruine.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Delémont mit der Bahn in Richtung Delle bis nach Saint-Ursanne. Vom Bahnhof auf der Route de la Gare rund 500 bergab in Richtung Städtchen gehen, bis bergseits der Wanderweg nach Outremont abzweigt. Diesem weitere 500 Meter folgen, bis zur Verzweigung auf dem Berggrat. Hier links abbiegen und dem Grat bis zur Ruine folgen.
Wanderung zur Burg
Der «Chemin du 100e du CAS Jura» führt direkt an der Ruine vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Saint-Ursanne
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2020
Historie
Eine mehrteilige Höhenburg
Das Château de Saint-Ursanne war eine weitläufige Wehranlage, die den ganzen Felskamm oberhalb des Städtchens am Doubs umfasste. Sie war somit auch der bergseitige Abschluss der Stadtbefestigung. Diese reicht im Westen bis an den Fuss des steilen Burgfelsens. Im Osten war die Burg über eine noch gut sichtbare Schenkelmauer mit der Stadt verbunden. Diese Mauer gehörte gemäss einer Darstellung aus dem 16. Jhdt. (siehe oben) zu einer Vorburg, die sich auf der Südseite des Bergkamms erstreckte. Hier befindet sich eine weite Balm unter dem Burgfelsen, der eine kleines Plateau vorgelagert ist.
Die Hauptburg gliederte sich in mehrere Teile. Auf dem breiten nordöstlichen Abschnitt des Kamms standen mehrere Gebäude, von denen heute noch deutliche Mauerreste erkennbar sind. Der Zugang erfolgte über den Halsgraben und durch einen schmalen Torzwinger. Die hintere Burg war durch einen Zwischengraben abgetrennt und stand auf dem exponierten Teil des Grats. Ein grösseres Gebäude muss sich auf jenem Felsklotz befunden haben, aus dem im Zweiten Weltkrieg eine Kaverne ausgebrochen wurde und der noch geringe Mauerspuren aufweist. Noch weiter südwestlich stand auf dem äussersten Punkt des Kamms ein kleiner Turm.

Unklare Anfänge, bischöflicher Stützpunkt
Die Entstehungszeit von Saint-Ursanne ist schlecht erforscht. Es ist deshalb unklar, ob die 1173 erstmals erwähnten Herren von Saint-Ursanne als Gründer der bedeutenden Wehranlage anzusprechen sind. Denn dank dem Kloster am Fuss des Burgfelsens hatte auch der Bischof von Basel spätestens um 1200 eine wichtitige Machtposition vor Ort. Selbst wenn die Adelsfamilie die Burg ursprünglich auf Eigengut errichtet haben sollte, geriet sie spätestens im 13. Jhdt. in Lehnsabhängigkeit. Als der Bischof um 1300 das befestigte Städtchen gründete, muss er auch bereits Inhaber der Burg gewesen sein. Bei ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1333 werden diese Besitzverhältnisse bestätigt. Bald darauf verschwanden die Herren von Saint-Ursanne aus den Quellen, auf der Burg sassen nun bischöfliche Kastellane.

Verpfändung und Rückeroberung
1376 verpfändete Bischof Johann von Vienne die Burg erstmals, und zwar an seinen Cousin Jean, Sire de Roulans. Bischof Imer von Ramstein konnte dieses Pfand zwar wieder auslösen, übergab Saint-Ursanne aber bereits 1384 für 4000 Gulden an die Stadt Basel. Von dieser gelangten die Pfandrechte 1388 an die Grafen von Neuenburg-Blamont. Sie besassen damals mehrere Pfänder des Bistums, darunter auch die Burgen von Roche d'Or und Pleujouse. Als Bischof Johann von Fleckenstein diese 1424 alle auslösen wollte, verweigerte Graf Thiebaud VIII. die Herausgabe. So kam es im Herbst zum bewaffneten Konflikt, in dessen Verlauf bischöfliche Truppen, angeführt vom Grafen von Thierstein, alle umstrittenen Burgen erobern konnten.

Umkämpfter Ort im Dreissigjährigen Krieg
Im 15. und 16. Jhdt. war das Château wiederum Sitz bischöflicher Kastellane, bis es 1634 im Dreissigjährigen Krieg durch französische Truppen besetzt wurde. Gemäss der Überlieferung drangsalierten diese die die Bürger von Saint-Ursanne in schlimmster Weise, bis sich Letztere zum Aufstand entschlossen und die Burgbesatzung im Oktober 1635 grösstenteils massakrierten.
Eine Racheaktion der Franzosen konnte nur durch eidgenössische Vermittlung unterbunden werden, stattdessen wurde die Burg noch im gleichen Jahr mit kaiserlichen Truppen belegt. In der Folge konnten diese mehrfach Angriffe französischer und schwedischer Soldaten abwehren und griffen ihrerseits von Saint-Ursanne aus französisches Gebiet an. Deshalb kam es im März 1637 zu einer grösseren Belagerung durch die Franzosen unter dem Grafen de Grancey. Die Burg wurde mit schwerer Artillerie beschossen, bis die Besatzung kapitulierte. Nach dem Abzug der Kaiserlichen plünderten die Sieger Burg und Stadt, setzten sie dann aber wieder in Stand um konnten sie anschliessend bis zum Kriegsende halten.

Das Ende der Burg
Beim Friedenschluss von 1648 wurde Saint-Ursanne dem Fürstbischof von Basel zurückgegeben. Noch 1674 liess dieser die Wehranlagen verstärken. Danach aber verlor die Burg rasch an Bedeutung und war im 18. Jhdt. nur noch der Wohnsitz des bischöflichen Forstmeisters. Im April 1792 besetzen französische Revolutionstruppen Saint-Ursanne. Das Château wurde nun zum Nationalgut erklärt und 1796 an Huvelin de Bavillier verkauft, einen Bürger von Belfort. Dieser liess es als Steinbruch ausbeuten – von der einst grossen Burganlage war bald nicht mehr viel übrig.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Aeschbacher, Paul - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Jura und Seeland, II. Teil | Basel, 1936 | S. 48-53
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 402
  • Chèvre, F. - Notice historique sur le Château de St-Ursanne | In: Actes de la Société jurassienne d’émulation | Bd. 35, Année 1884 | Porrentruy, 1885 | S. 13-32
  • Juillerat, Claude / Schifferdecker, François (Red.) - Guide archéologique du Jura et du Jura bernois | Porrentruy, 1997 | S. 118-119
  • Macquat, Paul-F. - Seigneuries et Châteaux des bords du Doubs dans le Jura | In: Actes de la Société jurassienne d’émulation, 2. Serie | Bd. 36, Année 1931 | La Chaux-de-Fonds, 1932 | S. 387-396
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 182-183
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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