BURG WYNEGG
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Allgemeine Informationen
Kompakte Ruine auf felsigem Bergvorsprung zwischen Malans und Jenins. Die im 13. Jhdt. gegründete Anlage wurde im 15./16. Jhdt. aufgelassen, um 1600 aber in veränderter Form neu erbaut. Gegen Ende des 18. Jhdts. ist sie endgültig zerfallen. Die Burg Wynegg liegt in der Mitte zwischen den beiden benachbarten Ruinen Neu-Aspermont und Klingenhorn.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 59' 41.00“ N, 09° 34' 12.00" E
Höhe: 752 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 762.100 / 207.050
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Im Rheintal die Autobahn A13 bei der Ausfahrt Landquart verlassen und in östlicher Richtung weiter fahren bis zum Verkehrskreisel. Weiter über Malans in Richtung Jenins. Bei der Talstation der Älplibahn parkieren (kostenlos). Ab hier führt ein ausgeschilderter Wanderweg in ca. 25 Min. bergauf zur Ruine.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab dem Bahnhof Landquart mit der Buslinie 22 (in Richtung Bad Ragaz) bis nach Malans, Haltestelle Älplibahn. Fussweg ab hier: siehe oben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Rastplatz mit Feuerstelle auf dem Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Wynegg
Quelle: weitgehend neu gezeichnet von O. Steimann, 2020 | auf Basis von: Alther, Yolanda / Walser, Christoph - «… ein lustig Schlößlein …»: Ein Beitrag zur Bauuntersuchung 2016/17 auf der Burgruine Wynegg, Malans GR | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 24. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2019 | S. 139 | Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 328
Historie
Gründung im 13. Jhdt.
Die Burg Wynegg, Zentrum einer kleinen Herrschaft, wurde vermutlich im 13. Jhdt. von einer lokalen Adelsfamilie gegründet. Diese taucht mit Ritter Ludwig «de Wyneck» 1254 und 1257 in den Urkunden auf und verschwindet mit Ulrich von Wynegg um 1270 bereits wieder aus den Schriftquellen. Die Ritter von Wynegg waren Zeugen in Rechtsgeschäften des Churer Bischofs und der Freiherren von Vaz. Der Name Wynegg deutet darauf hin, dass bereits zu jener Zeit in der Nähe der Burg, wie heute noch in der ganzen Bündner Herrschaft, Wein angebaut wurde. Ein Rebberg nahe Wynegg wird allerdings erst 1602 ausdrücklich erwähnt.
Wegen der nachmittelalterlichen Umbauten ist man über das Aussehen der ursprünglichen Burg schlecht informiert. Auf den alten Baubestand geht die bis zu 2,6 Meter dicke Umfassungsmauer zurück, die bergseits offenbar als Schildmauer ausgebaut war. Ob der ganze Baukörper ein wehrhafter Palas war, oder ob sich mehrere Gebäude inwendig an die Umfassungsmauer anlehnten, ist unklar. Auf der Nordostseite, gegen den Berg hin, wurde ein bereits bestehender natürlicher Graben künstlich vertieft. In dieser Senke und auf dem Plateau nordwestlich der Burg werden Nebenbauten vermutet.

Churer Lehen im 14. und 15. Jhdt.
Nach dem Aussterben der Herren von Wynegg gelangten Burg und Herrschaft ans Haus Vaz. Allerdings machte der Churer Bischof seine Lehnshoheit über Wynegg geltend. Johann von Vaz scheint diese zunächst anerkannt, später aber bestritten zu haben. Nach einem Schiedsspruch von 1299 hatte er zu beweisen, dass Wynegg seines Vaters und sein rechtmässiges Lehen sei. Auch nach dem Aussterben der Vazer 1337/38 blieben die Rechtsverhältnisse zunächst unklar. Am 6. Dezember 1338 verpflichtete sich Graf Ulrich von Montfort, die Burg Wynegg seinem Onkel, Graf Friedrich V. von Toggenburg, zurückzugeben. Dieser hatte sie offenbar rechtmässig geerbt, war er doch mit Kunigunde von Vaz verheiratet. Nur fünf Tage später nahmen Friedrich und Kunigunde Wynegg vom Bischof zu Lehen.
Die Toggenburger hatten in den folgenden Jahrzehnten Wynegg zusammen mit dem Schanfigg und Davos als Churer Erbmarschälle zu Lehen. Bei einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem Bischof und Graf Friedrich VII. wurde Letzterem die Burg offenbar kurzzeitig entzogen, nach einem Schiedsspruch der Stadt Zürich von 1421 aber wieder ausgehändigt. Nach dem Tod dieses letzten Toggenburgers (1436) vergab der Bischof das Lehen Wynegg an Junker Heinrich Amsler, was 1441 und 1446 bezeugt wird. Bald darauf scheint die Burg verlassen worden zu sein, denn 1548 wird sie als Ruine beschrieben.

Neubau durch die Familie Guler im frühen 17. Jhdt.
Im 16. Jhdt. wurden die Kellerräume der alten Burg in zwei Phasen neu ausgebaut und im Palas eine Binnenmauer eingezogen. Manche dieser Arbeiten dürften unter Andreas von Salis erfolgt sein, in dessen Besitz sich Wynegg 1593 befand. Über seine Tochter Margaretha kam die Anlage 1602 an Johannes Guler von Davos. Er oder sein gleichnamiger Sohn, dem Wynegg ab 1612 gehörte, liessen die mittelalterlichen Mauern im südlichen Teil bis aufs Kellergeschoss abbrechen. Auf deren Basis wurde nun ein vierstöckiger Neubau im Stil eines städtischen Patrizierhauses errichtet.
Ab 1624 begann sich die Familie «Guler von Wynegg» zu nennen. Als in den Bündner Wirren die Herrschaft Maienfeld verwüstet wurde, traf es auch Johannes Guler hart: Er wurde ausgeraubt und sein Schloss Wynegg weitgehend zerstört. Doch verfügte die Familie über die Mittel, ihren Wohnsitz wieder herzurichten. Dabei wurde der Neubau mit einem Treppengiebel ausgestattet und auch seine Fensteröffnungen an vielen Stellen verändert. Die Seitenpforte in der südostseitigen Umfassungsmauer stammt ebenfalls aus jener Zeit.

Auflassung, Zerfall und Sanierung
In einer Beschreibung von 1744 wird die einstige Burg als «ein lustiges Schlösslin» beschrieben, das «in seinem Wesen bey Tach und bewohnlich» sei. Ihr letzten Bewohnerinnen waren die Schwestern Margaretha und Hortensia Guler von Wynegg. Um 1750 zogen sie aber hinunter ins Dorf Malans und überliessen ihren früheren Wohnsitz dem Zerfall. 1793 erwarb die Gemeinde das «abgegangene Schloss» samt Zubehör für 2200 Gulden.
Die einsturzgefährdete Ruine wurde in den Jahren 2016/17 baulich untersucht und gründlich saniert. Dabei zeigte sich, dass nahezu das ganze unterste Stockwerk des Hauptbaus heute mit Mauerschutt aufgefüllt ist. Insgesamt konnten auf Wynegg neun Bauphasen nachgewiesen werden. Im südlichen Eingangsbereich stiess man zudem auf eine Bodenschicht mit prähistorischen Keramikscherben.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Alther, Yolanda / Walser, Christoph - «… ein lustig Schlößlein …»: Ein Beitrag zur Bauuntersuchung 2016/17 auf der Burgruine Wynegg, Malans GR | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 24. Jhg./Nr. 4 | Basel, 2019 | S. 121-146
  • Alther, Yolanda - Malans, Burganlage Wynegg | In: Archäologischer Dienst Graubünden (Hg.) - Archäologie Graubünden, Bd. 3 | Chur, 2018 | S. 189-190
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 301
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 126-127
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 328-330
  • Farnum, Jerome H. - 20 Ausflüge zu romantischen Burgruinen in der Schweiz | Bern/Stuttgart, 1976 | S. 175-176
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 154-155
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 164-165
  • Poeschel Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. II: Herrschaft, Prätigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal | Basel, 1937 | S. 56
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 18-21
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