STADTBEFESTIGUNG WILLISAU
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Quelle: Peter Eggenberger - Willisau im Spiegel der Archäologie: Die Geschichte einer viermal zerstörten Stadt [Archäologische Schriften Luzern, Bd. 5.1] | Luzern, 2002 | S. 15
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Allgemeine Informationen
Von den Bestigungsanlagen der um 1300 gegründeten und später viermal zerstörten Stadt Willisau sind noch ein Wehrturm, das Obertor und ein Stück der Stadtmauer zu sehen. Beim Untertor handelt es sich hingegen um eine Rekostruktion von 1980.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 07' 14.38" N, 07° 59' 26.83" E
Höhe: 557 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 641.900 / 219.000
Kontaktdaten
Regionales Verkehrsbüro Willisau | Hauptgasse 10 | CH-6130 Willisau
Tel: +41 (0)41 970 26 66 | E-Mail: info@willisau-tourismus.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Luzern auf der Autobahn A2 in nordwestlicher Richtung bis zur Ausfahrt Sursee. Ab Sursee auf der Kantonsstrasse 23 über Ettiswil nach Willisau. Parkplätze in der Nähe des Bahnhofs. Die befestigte Altstadt liegt rund 300 Meter westlich der Station..
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Luzern oder ab Langenthal regelmässige Zugverbindungen nach Willisau.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Befestigungswerke sind nur von aussen zu besichtigen.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Willisau
Quelle: Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 181 | überarbeitet von O. Steimann, 2010
Historie
Die Anfänge des Dorfes Willisau konnten trotz diversen archäologischen Untersuchungen bis heute nur teilweise geklärt werden. Als sicher gilt, dass bereits um 1100 an Stelle der heutigen Pfarrkirche St. Peter und Paul eine Kirche stand, umgeben von mehreren Höfen. Schriftliche Erwähnung findet der Ort «Willineshowo» erstmals 1101 anlässlich einer Schenkung ans Kloster Allerheiligen in Schaffhausen.
Ein erster Beleg für städtische Strukturen ist die Erwähnung eines Schultheissen im Jahr 1286. 1303 wird Willisau als «oppidum» bezeichnet, ein Marktrecht besass die Stadt spätestens 1330. Als Stadtgründer gelten die Freiherren von Hasenburg, die neben ihrem gleichnamigen Wohnsitz ab 1321 auch die Burg Alt-Willisau innehatten. Möglich wurde dieser Schritt durch ein sehr gutes Einvernehmen mit den Habsburgern: Herzog Leopold I. von Österreich zeigte persönlich Interesse an der Entwicklung der Stadt.

Wie die spätmittelalterliche Befestigung Willisaus ausgesehen hat, lässt sich nur noch in Teilen rekonstruieren. Bild- und Schriftquellen sind widersprüchlich, und durch die viermalige Zerstörung der Stadt sind viele Bauten verschwunden. Die Stadtmauer, wohl im frühen 14. Jhdt. errichtet, war rund 750 Meter lang, 1,2 Meter dick und umfasste neben der Ebene südlich der Enziwigger auch den Hang des Schlossrains. Auf der West- und Ostseite mit je einem Tor versehen, war die Mauer durch drei oder vier zusätzliche Wehrtürme bewacht. Davon ist der südlichste, «Chutzenturm» genannt, noch erhalten. Der ursprünglich stadtseitig offene Schalenturm wurde Ende des 17. Jhdts. in das damals errichtete Landvogteischloss integriert. Die mittelalterlichen Quellen sprechen zudem von zwei Burgen zu Willisau: Einer unteren und einer oberen Burg. Letztere wird heute mit Alt-Willisau identifiziert. Die untere Burg, die den Hasenburgern als städtischer Verwaltungssitz diente, konnte 2003 unter dem so genannten Haus «Bergli» in der südöstlichen Ecke der Stadt archäologisch nachgewiesen werden.

Ein erstes Mal zerstört wurde Willisau im «Guglerkrieg» von 1375. Damals plünderten Truppen von Enguerrand VII. de Coucy die habsburgischen Lande. Die Herzöge von Österreich beschlossen, die Stadtbefestigung schleifen zu lassen, damit sich der Feind nicht darin festsetzen konnte. Gräfin Maha von Neuenburg-Valangin, die damalige Stadtherrin, forderte später vergeblich Schadenersatz von den Habsburgern.
Die Geschichte wiederholte sich 1386 im Sempacherkrieg. Herzog Leopold III. von Österreich setzte Gräfin Maha unter Druck, ihm die Besetzung von Willisau zu erlauben. Danach zog er mit seinem Heer in der Stadt ein und liess diese ebenso wie die Burg Alt-Willisau und die Hasenburg zerstören. Nach der habsburgischen Niederlage bei Sempach zogen Berner Truppen durchs Land und zerstörten Willisau gleich noch einmal. Nachdem sie jahrelang gegen Habsburg prozessiert hatten, veräusserten Gräfin Maha und ihr Sohn, Graf Wilhelm von Aarberg, 1406 die Herrschaft Willisau für 8000 Gulden an die Stadt Luzern. Diese liess sie fortan durch einen Landvogt verwalten.

Die dritte Zerstörung der Stadt erfolgte durch einen Grossbrand am 21. August 1471. Nur die Pfarrkriche und ganz wenige Häuser blieben vom Feuer verschont. In den folgenden Jahrzehnten investierte Luzern immer wieder beträchtliche Summen in den Wiederaufbau der Stadtbefestigung. 1543 und 1551 wurden beispielsweise die beiden Tortürme neu gebaut. Doch am 17. November 1704 folgte die vierte Zerstörung: Wiederum war es ein Grossbrand, der diesmal nur 17 Häuser verschonte. Die schriftlichen Aufzeichnungen vermelden 126 Haushaltungen, die damals obdachlos wurden. Im Zuge des Wiederaufbaus, den Luzern auch diesmal kräftig unterstützte, wurde 1710 eine moderne neue Stadtbefestigung mit Schanzen, Palisaden und Aussenwerken geplant. Dieses Projekt wurde allerdings nie verwirklicht.

Ab dem 19. Jahrhundert wurden die verbliebenen Teile der Stadtbefestigung teilweise niedergelegt: Bereits vor 1849 der nordwestliche Eckturm, 1854 das Untertor, um 1930 die südseitige Stadtmauer. Allerdings wurde das Untertor 1980 in angepasster Form rekonstruiert. Reste der Stadtmauer konnten bei Bauuntersuchungen in verschiedenen Gebäuden nachgewiesen werden. Freistehend sichtbar ist sie heute noch auf der Westseite der Stadt. Daneben sind der Wehrturm beim Landvogteischloss und das Obertor erhalten geblieben.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel am Landvogteischloss
Literatur
  • Eggenberger, Peter - Willisau im Spiegel der Archäologie: Die Geschichte einer viermal zerstörten Stadt [Archäologische Schriften Luzern, Bd. 5.1] | Luzern, 2002
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 5: Luzern, Zug | Kreuzlingen, 1969 | S. 113-116
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 181-184
  • Karrer, Peter - Burgenarchäologie im Kanton Luzern – ein Lauf durch die Forschungsgeschichte | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 17. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2012 | S. 82-83
  • Reinle, Adolf - Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Bd. V: Das Amt Willisau | Basel, 1959 | S. 223-235
  • Thüer, Hans Rudolf - Die Burgen und Schlösser im Amt Willisau und Umgebung, Teil 1 | In: Heimatkunde des Wiggertals, Heft 40 | Willisau, 1982 | S. 207-214
  • Thüer, Hans Rudolf - Luftbilder der Burgstellen, Burgruinen und Schlösser unserer Region | In: Heimatkunde des Wiggertals, Heft 44 | Willisau, 1986 | S. 67-73
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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