BURG TRACHSELWALD
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Allgemeine Informationen
Sehenswerte, neben Burgdorf am besten erhaltene mittelalterliche Wehranlage des Emmentals. Der Bergfried, der im Innern über Gefängniszellen aus der Zeit des Bauernkriegs verfügt, kann bestiegen werden. Trachselwald wurde um die Mitte des 13. Jhdts. durch die gleichnamige Adelsfamilie gegründet und diente von 1409 bis 2010 als bernischer Amtssitz.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 01' 03.07" N, 07° 44' 30.95" E
Höhe: 759 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 623.060 / 207.430
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Burgdorf aus der Kantonsstrasse 23 in südöstlicher Richtung das Emmental aufwärts bis zum Bahnhof Ramsei und dann in nördlicher Richtung weiter bis nach Grünenmatt folgen. Hier rechts in die Trachselwaldstrasse einbiegen, die ins gleichnamige Dorf führt. Die Zufahrt ist vom Ortszentrum her ausgeschildert. Kostenlose Parkplätze unmittelbar vor der Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Burgdorf mit der S-Bahn (Linie 44) in Richtung Sumiswald-Grünen bis zur Haltestelle Grünenmatt. Nun weiter mit der Buslinie 482 in Richtung Sumiswald bis zur Haltestelle Trachselwald. Die Burg steht auf einem Hügel 400 Meter östlich über dem Dorf und ist auf einem markierten Wanderweg in 10 Min. erreichbar.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Während der Öffnungszeiten sind die Aussenräume, der Hof und der gesamte Bergfried frei zugänglich.
Montag bis Freitag: 08.00 - 18.00 Uhr
Samstag: 09.00 - 18.00 Uhr
Sonntag und allg. Feiertage: 12.00 - 18.00 Uhr
Informationen zu Spezialführungen unter: emmental-tours.ch
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Trachselwald
Quelle: Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 53 | überarbeitet und Bauphasen eingefügt von O. Steimann, 2006
Historie
Mit «Offo von Trahselwalt» taucht die Familie der Herren von Trachselwald 1131 erstmals in einer Urkunde auf. Es wird vermutet, dass ihr damaliger Wohnsitz noch nicht am Ort der gleichnamigen Burg lag, sondern auf der gegenüberliegenden Talseite, wo sich auf dem Münneberg eine Wallanlage mit Holzbauten befand. Spätestens um die Mitte des 13. Jhdts. wurde jedoch der Bau der Burg Trachselwald in Angriff genommen. Damals entstand der markante Bergfried mit einem quadratischen Grundriss von 10 Metern Seitenlänge und einer maximalen Mauerstärke von 2,7 Metern. Die Balken im Erdgeschoss konnten dendrochronologisch auf die Jahre 1251 bis 1253 datiert werden. Wohl während der gleichen Bauphase entstanden der Bering sowie der Palas auf der Westseite der Burg.
Die Herren von Trachselwald scheinen sich nicht wie andere Familien im Emmental gegen die Oberherrrschaft der Herzöge von Zähringen aufgelehnt zu haben. Auch zu deren Nachfolgern, den Grafen von Kyburg und von Neu-Kyburg, pflegten sie gute Beziehungen. Mit Ritter Thüring von Trachselwald und dessen gleichnamigem Sohn tauchen 1241 bis 1284 die letzten männlichen Vertreter der Familie auf, die mit Anna, Konventdame im Zürcher Fraumünsterstift, 1291 ganz aus der Geschichte verschwindet.

Offenbar waren die Herren von Trachselwald nahe verwandt mit den Herren von Rüti, denn Heinrich von Rüti trat gegen Ende des 13. Jhdts. als Miteigentümer der Burg auf. Diese wird allerdings erst 1313 zum ersten Mal direkt erwähnt. Dietrich von Rüti, dessen Schwager Rudolf von Balm sich 1308 an der Ermordung von König Albrecht I. von Habsburg beteiligt hatte, war damals vom Rachefeldzug der Habsburger betroffen. Er verkaufte deshalb seinen Anteil an Trachselwald dem mit ihm verwandten Ritter Konrad von Sumiswald. Die Burg, nun der Lehnshoheit der Grafen von Neu-Kyburg unterstellt, scheint im 14. Jhdt. nur wenige Veränderungen erfahren zu haben. Die einschneidendste Neuerung war die Erweiterung des Palas gegen die westliche Ringmauer hin.
Im Kampf der Stadt Bern gegen die Grafen von Neu-Kyburg im sogenannten «Burgdorferkrieg» von 1383 hielt Burkhard von Sumiswald zur kyburgischen Partei. Als jedoch die Berner gegen Trachselwald zogen, gab er rasch auf und akzeptierte die Stadt als neue Lehnsherrin. Österreichische Pfandrechte, die damals noch auf der Burg lasteten, konnte er 1394 für 800 Gulden auslösen. Dies überstieg aber seine finanziellen Möglichkeiten, und 1398 musste Burkhard Trachselwald samt den zugehörigen Gütern verkaufen. Nicht an Bern, das damals gerade knapp bei Kasse war, sondern an die Kommende des Deutschritterordens im benachbarten Sumiswald. Burkhard hatte sich allerdings ein Nutzungsrecht auf Lebenszeit ausbedungen. Als Bern wieder zu Geld gekommen war, liess es Burkard 1408 die Burg zurückkaufen und übernahm sie von ihm für insgesamt 8000 Gulden.

Trachselwald wurde nun zum Landvogteisitz. Bereits 1409 zog mit Heinrich Subinger der erste Berner Vogt ein, der von der Burg aus das gleichnamige Amt zu verwalten hatte. Die mittelalterliche Anlage erfuhr ab dem 16. Jhdt. zahlreiche Umgestaltungen. 1551 wird ein neuer Wohntrakt erwähnt, und schon zuvor muss der Palas eine neue Geschosseinteilung erhalten haben. Im Bergfried wurden zu jener Zeit Gefängniszellen eingebaut. 1641 errichtete der lombardische Baumeister Jakob Guff das Treppentürmchen im Burghof, und 1683 erbaute man an der südlichen Ringmauer ein Kornhaus.
Ins Zentrum des politischen Geschehens rückte Trachselwald während dem grossen Bauernkrieg von 1653. Der Landvogt Samuel Tribolet war im Emmental äusserst unbeliebt und sein Herrschaftsstil einer der Gründe, warum das Landvolk zu den Waffen griff. Tribolet gelang es jedoch, den Anführer der Aufständischen, Niklaus Leuenberger, zu verhaften und auf Trachselwald in Ketten zu legen.

Eine weitere einschneidende Veränderung erfuhr die Burg um 1750, als Bern den alten Torturm abreissen und eine bequeme Zugangsrampe aufschütten liess. Das heutige Torhaus stammt ebenfalls aus jener Zeit. Doch mit der Landvogtei war es schon wenige Jahrzehnte später vorbei: Während der Helvetischen Revolution zog die Landbevölkerung am 5. März 1798 vor die Burg und gab dem letzten Vogt Daniel Samuel von Rodt gerade mal zwei Stunden Zeit, um kampflos abzuziehen. Anschliessend wurde Trachselwald zwar geplündert, glücklicherweise aber nicht in Brand gesteckt. In den folgenden Jahren bewohnte der Pächter der Schlossdomäne die Burg, bevor sie 1803 zum Sitz des Amtmanns des neu geschaffenen Bezirks Trachselwald bestimmt wurde.
Im 19. Jhdt. hatte man Trachselwald nur notdürftig ausgebessert, eine gründliche Modernisierung erfolgte erst 1954 bis 1956. Der Nordosttrakt wurde damals neu aufgebaut, der Hof von allen Holzlauben befreit und die Wohnbauten mit grösseren Fenstern versehen. So erhielt die Burg ihr heutiges Aussehen. Bis 2010 diente sie als Sitz der Bezirksverwaltung und steht seither leer. Zwischenzeitlich überlegte sich der Berner Regierungsrat einen Verkauf an Private, doch bleibt die Burg nun doch im Besitz des Kantons. Künftig soll eine Stiftung die mittelalterliche Anlage als Museum und kulturellen Begegenungsort führen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 172
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 10: Bern 1 | Kreuzlingen, 1974 | S. 138-141
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 147
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 9: Kantone Bern und Freiburg | Zürich, 1983 | S. 53-54
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 250-251
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 127-128
  • Schmid, Bernhard / Moser, Franz - Die Burgen und Schlösser des Kantons Bern: Mittelland, Emmental und Oberaargau, II. Teil | Basel, 1942 | S. 54-62
  • Schweizer, Jürg - Trachselwald: Dorf, Schloss, Gemeinde [Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 154] | 2. Aufl. | Bern, 1986
Webseiten mit weiterführenden Informationen
  • emmental.ch
    Seite von Emmental Tourismus zur Burg Trachselwald
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