BURG TANNEGG
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Allgemeine Informationen
Die Burg Tannegg wurde wahrscheinlich um 1240 durch den Konstanzer Bischof Heinrich von Tann gegründet. Zunächst Sitz bischöflicher Vögte, kam sie als Pfand bald an die Grafen von Toggenburg. 1407 wurde die Anlage, zu der auch ein kleines Burgstädtchen gehörte, durch die aufständischen Appenzeller zerstört. Der mächtige Hauptturm stand bis ins frühe 19. Jhdt. aufrecht, und die untersten Steinlagen seiner südseitigen Mauer sind auch heute noch erhalten.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 25’ 49.49“ N, 08° 57’ 01.51“ E
Höhe: 728 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 714.050 / 254.390
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A1 bei der Ausfahrt Münchwilen verlassen und dann der Zubringerstrasse in südlicher Richtung nach Sirnach folgen. Im Zentrum rechts in die Fischingerstrasse abbiegen und auf dieser über Wiezikon nach Oberwangen fahren. Im Ort wieder rechts abbiegen nach Dussnang. Der Kurhausstrasse in westlicher Richtung bis zum Ortsteil Tannegg folgen. Parkmöglichkeiten vor Ort. Ab hier führt ein markierter Wanderweg steil hinauf auf den Tanneggerberg und zur Burgruine.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Wil (SG) mit der Buslinie 734 in Richtung Fischingen bis nach Dussnang, Kneipphof fahren. Dann der Kneipphofstrasse ca. 800 Meter in westlicher Richtung bis zum Ortsteil Tannegg folgen, wo der markierte Aufstieg zur Burgruine beginnt.
Wanderung zur Burg
Der Thurgauer Rundwanderweg führt an der Burgruine vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Tannegg
Quelle: gemäss Infotafel auf der Burg neu gezeichnet von O. Steimann, 2018
Historie
Der Konstanzer Bischof Heinrich von Tann (1233-1248 im Amt) wird 1240 in einer Schriftquelle erstmals als Herr «de Thanneck» bezeichnet. Die Forschung geht davon aus, dass er die Burg errichten liess und nach sich selbst benannte. Möglich wäre aber auch, dass der Kirchenfürst eine bereits bestehende Wehranlage erweiterte.
Tannegg wurde als Zentrum der bischöflichen Güter und Rechte im hinteren Thurgau konzipiert und von Dienstleuten verwaltet. Die Herrschaft bestand aus der Vogtei über das Kloster Fischingen und möglichweise aus früheren Gütern der Grafen von Toggenburg, die nach dem Brudermord um 1226 der Kirche zugefallen waren. Die Burg selbst wird 1250, der «vogit von Tannegge» 1279 erstmals ausdrücklich erwähnt.

Nordöstlich der Burgruine erstrecken sich am Ostende des Tanneggerbergs zwei weite, durch Gräben geschützte Plateaus. Sie deuten darauf hin, dass bei der Gründung Tanneggs auch ein Burgstädtchen mitgeplant war. Dieses scheint aber nie wirklich aufgeblüht zu sein – die abgeschiedene Lage auf der steilen Anhöhe war wohl nicht ideal. Von einem Markt- oder Stadtrecht berichten die mittelalterlichen Quellen nichts.
Zentrum der ganzen Anlage war eindeutig die bischöfliche Burg, die auf den schmalen Grat gebaut und durch zwei Abschnittsgräben geschützt wurde. Ihr Wahrzeichen war ein rund 20 Meter hoher Turm, der im Grundriss 15,2 x 11,6 Meter mass. Die 3 Meter dicken Mauern, von denen die untersten Lagen auf der Südseite noch erhalten sind, bestehen aussen aus groben, bis zu einem halben Meter langen Blöcken. Die Innenseite wurde hingegen aus präzise zugehauenen Tuffsteinen gefügt. Westlich des Turms befanden sich weitere Bauten, von denen heute aber nur noch schwache Spuren sichtbar sind. Auf einem flachen Hügel östlich dieser inneren Anlage könnte eine Vorburg gestanden haben.

1407 zogen die aufständischen Appenzeller brandschatzend durchs Land und machten auch vor Tannegg nicht Halt. Sowohl die Burg als auch das Städtchen sollen damals zerstört worden sein. Das verschuldete Bistum hatte die Burg bereits früher an die Toggenburger verpfändet. Deren Vögte zu Tannegg wechselten häufig. Zunächst waren es die Herren von Castell, dann die Familie Ruggen von Tannegg, später auch Vertreter der Herren von Langenhard und von Landenberg. Die Bevölkerung empfand diese häufigen Wechsel offenbar als belastend. 1409 stellte sie dem Bischof das Geld für einen dauerhaften Rückkauf zur Verfügung. Doch bereits 1411 wurde Tannegg wahrscheinlich wieder von Feinden heimgesucht, denn damals zogen marodierende Zürcher Truppen durch die Gegend.

In der Folge wurde die stadtähnliche Siedlung in der Vorburg nach und nach aufgegeben. Um 1600 stand von der ganzen Anlage wohl nur noch der grosse Turm. An diesem wurde 1684 noch die hölzerne Treppe zum Hocheingang erneuert. Die bischöfliche Herrschaft Tannegg existierte aber nur noch bis 1693 und wurde dann ans benachbarte Kloster Fischingen verkauft. Spätestens zu diesem Zeitpunkt verlor der Turm seine Bedeutung. Trotzdem stand er noch über ein Jahrhundert als Wahrzeigen des Tanneggeramtes auf dem Höhenrücken, bis er in den 1830er-Jahren abgebrochen wurde, um Steine für den Bau von Brücken zu gewinnen.
Im späten 19. Jhdt. wurde das Burgareal nach einer grossflächigen Waldrodung ein erstes Mal untersucht. Doch erst 1997 wurde die Turmruine ausgegraben, vermessen und konserviert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 569
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 130
  • Giezendanner, Heini - Burgen und Schlösser im Thurgau | Frauenfeld, 1997 | S. 35-37
  • Glaettli, Konrad Werner - Zürcher Sagen [Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 41] | Zürich, 1959 | S. 68
  • Knoepfli, Albert - Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. II: Der Bezirk Münchwilen | Basel, 1955 | S. 318-320
  • Komission des historischen Vereins des Kantons Thurgau - Die Burgen und Schlösser des Kantons Thurgau, II. Teil | Basel, 1932 | S. 78-79
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 101
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Burgsage: Das Ungeheuer in der Burg Tannegg
    Das Ungeheuer in der Burg Tannegg

    Früher kamen die Oberländer auf dem Weg nach Wil jeweils am Turm der Burg Tannegg vorbei. Man erzählte sich, dass er noch tiefer in die Erde hinein reiche, als er hoch sei. Einst habe man einen Gefangen unten im Kerker jämmerlich schreien gehört. Die Burgleute kümmerten sich nicht weiter darum. Aber als der Kerkermeister am nächsten Morgen nachsah, war der Gefangene spurlos verschwunden. Da eine Flucht aus dem Kerker unmöglich war, glaubten die Mönche von Fischingen, dass der Mann entweder vom Teufel geholt oder gefressen worden sei. Nachdem man lange vergeblich nach einer Lösung gesucht hatte, liess der Abt einen vergifteten Hund in den Kerker hinunter werfen. Am nächsten Morgen lag dort eine furchtbare Schlange tot auf dem Boden. In ihrem Bauch fand man den Gefangenen mitsamt seinen Strümpfen und Schuhen.

    Quelle: gekürzte Fassung auf Basis von: Glaettli, Konrad Werner - Zürcher Sagen [Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 41] | Zürich, 1959 | S. 68
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