BURGSTELLE STAMMHEIMERBERG Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Zürich | Bezirk Andelfingen | Unterstammheim |
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Allgemeine Informationen | |||||||||||||||||||||||||||||||
Weitläufige, drei Plateaus umfassende Höhenburg auf einem Bergvorsprung zwischen Unter- und Oberstammheim. Archäologische Untersuchungen bestätigten die schriftliche Überlieferung, wonach die königlichen Kammerboten Erchanger und Berthold hier kurz nach 900 eine einfache Wehranlage errichteten, um sich gegen die Übertragung von Krongut ans Kloster St. Gallen zu wehren. Der Konflikt endete 917 mit der Enthauptung der beiden Rebellen. Die verlassene Burg wurde im 12. Jhdt. von einem unbekannten Bauherrn wieder hergerichtet und blieb bis um die Mitte des 13. Jhdts. bewohnt. | |||||||||||||||||||||||||||||||
Informationen für Besucher | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Bilder | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Grundriss | |||||||||||||||||||||||||||||||
Quelle: Schneider, Hugo / Meyer, Werner - Pfostenbau und Grubenhaus: Zwei frühe Burgplätze in der Schweiz [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 17] | Basel, 1991 | S. 70 | überarbeitet und ergänzt von O. Steimann, 2016 |
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Historie | |||||||||||||||||||||||||||||||
Der «Burghalden» genannte Vorsprung des Stammerbergs zwischen den Dörfern Unter- und Oberstammheim wird durch drei Gräben in drei Plateaus unterteilt. Das Nördliche misst rund 45 x 30 Meter, das Mittlere etwa 30 x 30 Meter und das Südliche bildet ein knapp 100 Meter breites Trapez. Der Bergrücken war bereits in der Bronzezeit besiedelt. Bei Ausgrabungen fand man auf dem Areal einen Dolch und Gefässkeramik aus prähistorischer Zeit.
Bedeutend ist der Geländesporn aber vor allem wegen einem Abschnitt in den Chroniken des Klosters St. Gallen, der sich auf das frühe 10. Jhdt. bezieht. Die sogenannte Ekkehardchronik berichtet, dass unter den letzten ostfränkischen Karolingern die Brüder Erchanger und Berthold als königliche Kammerboten das Krongut in Schwaben verwalteten. Dieses wurde durch königliche Zuwendungen an St. Gallen mehrfach geschmälert, was die Brüder in Konflikt mit dem mächtigen Abt Salomo III. brachte, der zugleich Bischof von Konstanz und königlicher Berater war. Auch Güter in Stammheim spielten in diesem Streit eine Rolle. Der frischgewählte König Konrad I. schlug sich auf die Seite Salomos: Als er im Dezember 911 in St. Gallen weilte, übertrug er dem Kloster auch alle verbliebenen Krongüter in Stammheim. Die Kammerboten protestierten, «denn sie hatten oberhalb von Stammheim schon längst eine Burg erbaut und nahmen sie nach dem Besitzrecht ihrer Erwerbung vor dem König in Anspruch.» Doch Konrad I. befahl Erchanger und Berthold, die Burg aufzugeben. Gemäss der Chronik widersetzten sich die Brüder dem Befehl. Und als der Abt mit dem Klostervogt den Treueeid der Stammheimer entgegennehmen wollte, raubte die Burgbesatzung das Vieh aus dem Dorf. Als Abt Salomo die Kammerboten später auf dieses Unrecht ansprach, wurde er von ihnen gefangen genommen und auf eine ihrer Burgen im Hegau verschleppt. Nun musste der König eingreifen. Salomo wurde befreit, die Kammerboten gefangen und im Januar 917 hingerichtet. Diese turbulenten Ereignisse haben die Phantasie späterer Chronisten und früher Burgenforscher immer wieder beflügelt. Bereits 1841 wurde das Areal oberflächlich untersucht, 1891 und 1897 versuchte man durch verschiedene Schürfungen, den Grundriss der Burg zu erschliessen. Obwohl man nur auf Spuren von Trockenmauern stiess, wurde der Plan einer umfangreichen Steinburg mit Türmen und Toren entworfen. Dieser findet sich bis heute in der Burgenliteratur, auch wenn er längst als Fehlinterpretation entlarvt wurde. Wissenschaftliche Grabungen auf dem Stammheimerberg fanden 1974 bis 1976 statt. Dabei wurde entdeckt, dass hier im 10. Jhdt. tatsächlich eine erste Wehranlage angelegt worden war. Alle drei Abschnitssgräben stammen aus jener Zeit. Die frühe Burg umfasste damals das nördliche und das mittlere Plateau, die rundum durch Wälle und Palisaden befestigt wurden. Am nördlichen Ende der Anlage stiess man auf ein ovales Fundament aus Trockenmauern – offenbar von einem nie fertiggestellten oder nur sehr kurz benutzten Gebäude. Auf dem mittleren Plateau stand hingegen ein Grubenhaus, das bewohnbar war. Diese erste Anlage – wohl die Burg der beiden Kammerboten – hatte nur eine kurze Lebensdauer. Doch die Grabungen konnten eine zweite Besiedlungsphase im 12./13. Jhdt. nachweisen. Damals wurde das Grubenhaus auf dem mittleren Plateau wieder hergerichtet und erhielt zudem einen Ofen mit Napf- und Becherkacheln. Den Graben zwischen den beiden nördlichen Plateaus schüttete man zu und umgab die gesamte Fläche mit einer neuen Palisade. In die Anlage einbezogen wurde nun auch das grosse südliche Plateau. Hier befand sich wahrscheinlich auch der Zugang zur Burg. Das Fundgut aus jener Epoche umfasst neben Keramik vor allem Pfeilspitzen, Türriegel, Eisenbeschläge, verschiedene Werkzeuge und Hufeisen. Wer die Burg auf dem Stammheimerberg im 12. Jhdt. neu errichtet hat, ist unbekannt. In Frage kommen dafür nur die Vögte des Klosters St. Gallen, die für die damalige Zeit aber nicht namentlich bekannt sind. 1216 taucht unter den Zeugen in einer Urkunde des Klosters ein Herr von Stammheim auf. Möglicherweise war er ein Ahne jenes Gir von Stammheim, der 1252 im Gefolge der Kyburger auftritt. Von Letzterem wird vermutet, dass er um die Mitte des 13. Jhdts. die benachbarte Burg Girsberg erbaute. Zur gleichen Zeit wurde die Burganlage auf dem Strammheimerberg für immer verlassen. |
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Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente | |||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur | |||||||||||||||||||||||||||||||
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Webseiten mit weiterführenden Informationen | |||||||||||||||||||||||||||||||
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