BURG SPLÜGEN
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Allgemeine Informationen
Die Ruine der Burg von Splügen (Gemeinde Rheinwald) liegt unweit östlich des Dorfes auf einer Geländeterrasse über dem Hinterrhein. Der wehrhafte Palas mit zwingerartigem Vorhof steht am alten Talweg und an einer Letzi, die hier einst den Durchgang versperrte. Über die Bauherrschaft besteht keine Klarheit. Die ältere Literatur weist die Burg dem späten 13. Jhdt. und den Freiherren von Vaz zu. Gemäss neueren Forschungsergebnissen ist es aber wahrscheinlicher, dass sie erst um 1340 durch die Grafen von Werdenberg-Sargans errichtet wurde.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 33’ 26.10" N, 09° 20’ 04.10" E
Höhe: 1525 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 745.370 / 157.970
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Chur auf der Autobahn A13 nach Süden in Richtung San Bernardino bis zur Ausfahrt Splügen. Den Hinterrhein überqueren und nach der Brücke zunächst rechts halten, bis nach 150 Metern bergseits ein kleines Strässchen (Chirchengut) abzweigt und zur Kirche hinaufführt. Kostenlose Parkmöglichkeit vor der Kirche. Ab hier in nordöstlicher Richtung dem markierten Wanderweg nach Sufers bis zur Burg folgen (ca. 12 Min.).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Chur oder Thusis mit der Postautolinie 171 (in Richtung Bellinzona) bis nach Splügen, Dorf. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
Die ViaSpluga führt direkt an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle am Fuss des Burghügels
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Splügen
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 162 | bearbeitet von O. Steimann, 2019
Historie
Die Burg Splügen steht knapp einen Kilometer östlich des gleichnamigen Dorfes auf einer Geländeterrasse über dem Hinterrhein, über die im Mittelalter der Talweg ins Dorf und weiter über den Splügenpass nach Italien führte. Die Wehranlage liegt auf einer kleinen Anhöhe und besteht aus einem wehrhaften Palas und einem zwingerartigen Vorhof. Nördlich davon sind bergseitig des alten Wegs noch Spuren einer Letzimauer zu erkennen. Diese einfache Talsperre erstreckte sich ursprünglich wohl vom Rheinufer bis hinauf an die Hänge des Teurihorns.
Eine Urkunde von 1308 beschreibt die Grenze eine Grundstücks in diesem Gebiet folgendermassen: «von dem cruetz daselbend vntz in den Rin an das burggstall mit siner gewonlicher hoffraiti». Ob mit diesem Burgstall die heute noch sichtbare Ruine gemeint war, ist fraglich. Denn trotz mehrfacher Versuche, ihre Bauzeit dendrochronologisch zu bestimmen, gibt es dazu bis heute keine Klarheit. Als wahrscheinlichster Zeitraum gelten gemäss aktuellem Forschungsstand aber die 1340er-Jahre. Damit wäre Splügen nahezu gleichzeitig entstanden wie die sehr ähnliche, aber grössere Neuburg bei Untervaz.

Der dreistöckige Palas der Burg Splügen misst im Grundriss 22,3 x 13,5 Meter und weist 1,7 Meter dicke Mauern auf. Durch eine Binnenmauer war er im Innern zweigeteilt. Im westlichen Teil der Nordwand ist der alte Hocheingang noch gut erhalten: Er verfügt über einen schönen Spitzbogen und Gewände aus behauenen Tuffsteinen. Bauuntersuchungen haben ergeben, dass er über eine Treppe mit einem podestartigen Aufbau im Vorhof verbunden war. Dieser Aufgang war durch ein Pultdach vor Regen geschützt.
Auf der Höhe des Eingangs im zweiten Stockwerk befand sich auch die Burgküche, wie ein Ausguss in der Südwand, Reste eines Kamins und eine Wandnische belegen. Die Wohnräume waren hingegen im dritten Stockwerk zu finden, wo Sitznischen und eine gegen Süden gerichtete Laube mehr Licht einliessen. Welche Dachkonstruktion den Bau abschloss, ist nicht mehr feststellbar.
Das Burgtor wird in der Ostmauer des Zwingers vermutet, die jedoch gänzlich verschwunden ist. Bei Ausgrabungen fand man auf dem Gelände des Vorhofs Mailänder Münzen aus dem 14. Jhdt., eine Dolchklinge und Geschossspitzen, aber auch eine dicke Schicht mit Brandschutt, durchsetzt mit Bruchstücken von Ofenkacheln.

Ins kaum besiedelte Rheinwald waren um 1270 Walser eingewandert, die sich mit dem Einverständnis der Herren von Sax-Misox hier niederliessen. Um 1277 gelang es dann den Freiherren von Vaz, vom Schams her ihre Herrschaft bis in diese Gegend auszudehnen. Nach ihrem Aussterben um 1338 fiel die Schirmherrschaft über das Tal den Grafen von Werdenberg-Sargans zu. Sie begannen, den Verkehr über den Splügenpass gezielt zu fördern, um mehr Zolleinnahmen zu generieren. Zu dieser Strategie würde auch der Bau der Burg an der Letzi von Splügen passen.
Wer die Burg im 14. und 15. Jhdt. im Auftrag der Grafen verwaltete, ist nicht bekannt. 1443 erteilte Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans den Bewohnern des Rheinwalds das Recht, in Splügen einen Wochen- und einen Jahrmarkt abzuhalten. Die umgesetzten Waren sollten besteuert werden – es ist anzunehmen, dass die Burg dabei eine Rolle spielte.

In der Schamserfehde von 1451/52 wurden viele werdenbergische Burgen am Hinterrhein zerstört. Die Fundlage deutet darauf hin, dass auch die Wehranlage bei Splügen damals in Brand gesteckt und nicht wieder aufgebaut wurde. Der zugehörige Gutshof scheint aber weiterhin existiert zu haben, denn noch 1462 verkaufte Graf Jörg von Werdenberg-Sargans dem Ammann des Rheinwalds einen jährlichen Zins von drei Mark «ab dem guot by der Burg». Als der Graf 1492 die gesamte Herrschaft über das Tal an Gian Giacomo Trivulzio veräusserte, wurde die alte Wehranlage aber nicht mehr erwähnt.

Von 1993 bis 1994 ist die einsturzgefährdete Burgruine gründlich saniert worden. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch das Gelände des Vorhofs ausgegraben. Weitere bauhistorische Untersuchungen erfolgten 2004.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 345
  • Carigiet, Augustin / Seifert, Mathias - Splügen, Ruine «Zur Burg» | In: Archäologischer Dienst Graubünden / Denkmalpflege Graubünden (Hg.) - Jahresberichte 2004 | Haldenstein/Chur, 2005 | S. 142-149
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 161-162
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 138-139
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 90-91
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 213-214
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. V: Die Täler am Vorderrhein, II. Teil: Schams, Rheinwald, Avers, Münstertal, Bergell | Basel, 1943 | S. 271-272
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser Graubündens, III. Teil: Viamala, Schams, Schyn, Albulatal, Oberhalbstein, Bergell, Engadin | Basel, 1944 | S. 16-20
Webseiten mit weiterführenden Informationen
Sonstiges
  • Burgsage: Der geköpfte Ritter
    Der geköpfte Ritter

    Auf der Burg Splügen hauste einst ein Ritter, der sich gegenüber den Einheimischen schändlich benahm. Eines Tages entführte er gar eines der hübschesten Mädchen des Dorfes, das mit einem einheimischen Bauern verlobt war. Als in der Burg ein grosses Fest stattfand, gelang es Letzterem, mit Hilfe einer Magd unbemerkt in den Burgkeller einzudringen und seine Braut zu befreien. Unter dem Rittersaal brachte er eine grosse Ladung Schiesspulver an, die er alsbald entzündete. Ein gewaltiger Knall durchschnitt die Luft, die dicken Mauern der Burg bebten – und zwei Tage später fand ein alter Mann jenseits des Rheins den vom Leib abgetrennten blutigen Kopf des Burgherrn.

    Quelle: Infotafel auf der Burg
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