BURG SCHLATT
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Allgemeine Informationen
Im Pfarrhaus von Unterschlatt sind die groben Mauern eines mittelalterlichen Wohnturms enthalten. Auf der Nord- und Ostseite sind sie bis auf eine Höhe von 9,5 Metern noch deutlich erkennbar. Die Burg wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jhdts. durch die Herren von Schlatt gegründet und ab dem 16. Jhdt. in mehreren Bauphasen zum heutigen Pfarrhaus umgestaltet.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 28' 03.38" N, 08° 49' 33.41" E
Höhe: 669 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 704.590 / 258.350
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Winterthur auf der Kantonsstrasse 7 in östlicher Richtung bis Räterschen. Hier in die Schlatterstrasse einbiegen und weiter in südlicher Richtung bis nach Waltenstein. Von hier führt die Unterschlatterstrasse hinauf nach Unterschlatt. Parkmöglichkeiten im Ort. Das Pfarrhaus mit dem Burgturm befindet sich direkt neben der Kirche.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab den Bahnhöfen Winterhur und Elgg regelmässige Postautoverbindungen nach Schlatt, Haltestelle Post. Das Pfarrhaus mit dem Burgturm befindet sich 200 Meter südwestlich der Busstation.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Pfarrhaus und Turm werden bewohnt, nur Aussenbesichtigung möglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Schlatt
Quelle: Gubler, Hans Martin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. VII: Der Bezirk Winterthur, südlicher Teil | Basel, 1986 | S. 255 | überarbeitet von O. Steimann, 2011
Historie
Das Pfarrhaus von Schlatt thront wuchtig über dem kleinen Bauerndorf, und an seiner Fassade zeichnen sich deutlich die Spuren eines mittelalterlichen Wehrbaus ab. Auf der Nord- und Ostseite des Hauses reicht das grobe Megalithmauerwerk aus Kalk- und Sandsteinblöcken bis ins zweite Stockwerk: Es handelt sich dabei um den einstigen Turm der Burg Schlatt. Im Grundriss misst er 8 x 8 Meter, mit einer Mauerstärke von bis zu 2,25 Metern. Der heute noch sichtbare Hocheingang befindet sich in der Nordfassade. Ursprünglich trug das Bauwerk vermutlich einen hölzernen Obergaden.

Bereits 1094 taucht ein Hesso von Schlatt in Schaffhausen als Zeuge bei einem Rechtshandel auf. Ob er zur Gründerfamilie der Burg gehörte, ist aber zweifelhaft. Zutreffen dürfte dies hingegen auf Albert von Schlatt, der 1180 im Umfeld der Grafen von Kyburg genannt wird. Die späteren Herren von Schlatt, die ab 1230 regelmässig in den Schriftquellen zu finden sind, waren ebenfalls kyburgische Ministerialen. Die Burg mit ihrem grob gemauerten Turm muss auch um jene Zeit entstanden sein. 1241 wird sie indirekt zum ersten Mal erwähnt, weil mit ihr die Vogtei- und Patronatsrechte der Kirche von Schlatt verbunden waren.
In der zweiten Häfte des 13. Jhdts. gehörten die Schlatter zum habsburgischen Dienstadel und liehen ihren neuen Herren verschiedentlich Geld. Dafür erhielten sie Pfandrechte, unter anderem im Etschtal, aber auch in Effretikon. Noch vor dem Jahr 1300 konnten sie dort die Moosburg übernehmen. Nun aber zerstritt sich die Familie mit der aufstrebenden Stadt Zürich. Im «Pfaffenkrieg» stand sie auf der gegnerischen Seite, weshalb Zürcher Truppen 1334 die Burg Schlatt verwüstet haben sollen. Johannes von Schlatt beteiligte sich 1350 an der Zürcher Mordnacht, geriet in Gefangenschaft und endete auf dem Rad.

Auch die mittlerweile wieder hergestellte Burg Schlatt ging der Familie bald verloren. Bereits um 1360 wohnte im Turm der Winterthurer Bürger Rudolf Hoppler, und auf dem habsburgischen Lehnstag zu Zofingen wurde er 1363 offiziell damit belehnt. Nach seinem Tod ging das Lehen 1404 an die Familie Fridbold aus Schaffhausen über. Nächste Besitzer waren die Herren von Klingen zu Hohenklingen und ab 1440 die Familie Weisshand von Ravensburg. 1450 kam es zu einer Neubelehnung: Herzog Albrecht übertrug damals «das Burgstall und den Turm zu Schlatt mit Zugehör» an Hans von Gachnang. Doch diese Burgherren bewohnten den Turm bereits nicht mehr – seit der Mitte des 15. Jhdt. war er im Zerfall begriffen. Fortan wechselten die Besitzer in rascher Reihenfolge: Leutpriester Cuonrad Gamper (1471), Jakob von Reussegg (1483), Conrad von Sal (1484), Jacob Hilfi (1489).
Als Lehnsherrin hatte mittlerweile die Stadt Zürich die Nachfolge der Habsburger angetreten. Nachdem wegen Besitzansprüchen an der heruntergekommenen Burg Rechtsstreitigkeiten ausgebrochen waren, versteigerte Zürich diese im Mai 1511. Den Zuschlag erhielt Claus Fryg, Müller aus Heitertal, für 825 Pfund. Die ständigen Verkäufe aber setzen sich fort, bis 1531/32 das Chorherrenstift Heiligenberg den «Thurn und das Burgstal» samt Scheune und zugehörigen Waldanteilen erwerben konnte.

Weil den Chorherren auch die Rechte an der Kirche von Schlatt gehörten, liessen sie den Turm wieder herrichten, ausbauen und nutzten ihn fortan als Pfarrhaus. Doch die Anlage wird bereits 1568 wieder als «prästhaft und Buwfellig» beschrieben. Um 1583 riss man den Wohnturm teilweise ab und ergänzte ihn durch einen südlichen Anbau, mit dem er ein gemeinsames Dach erhielt. Im 17. Jhdt. folgten verschiedene Anbauten, und in den Jahren 1748/49 wurde die Gesamtanlage zu einem nahezu quadratischen Haus erweitert, auf das man ein steiles Walmdach setzte. Letzte grössere Umbauten, darunter auch der starke Stützpfeiler an der südwestlichen Ecke, erfolgten um 1840. Dass die Mauern des Turms heute wieder so gut erkennbar sind, ist der umfassenden Aussenrenovation von 1958 zu verdanken: Damals liess man das Megalithmauerwerk wieder deutlich aus der ansonsten verputzten Fassade hervortreten.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Gubler, Hans Martin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. VII: Der Bezirk Winterthur, südlicher Teil | Basel, 1986 | S. 241-242 und 252-258
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 100-101
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 5: Kantone Zürich und Schaffhausen | Zürich, 1982 | S. 73-74
  • Niederhäuser, Peter - Pfarrhaus und Burgturm | In: Böhmer, Roland et al. (Hg.) - Vom Grabhügel zur Ökosiedlung: Zürcher Baugeschichten [Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 74] | Zürich, 2007 | S. 264-265
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 63
  • Stauber, Emil - Die Burgen des Bezirkes Winterthur und ihre Geschlechter [285. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur] | Winterthur, 1953 | S. 267-279
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 364
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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