CHÂTEAU DE LA SOIE (BURG SETA)
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Allgemeine Informationen
Ruine einer langgezogenen Burganlage auf einem felsigen Grat südwestlich von Savièse. Das Gelände war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt und diente später auch als Grabstätte. Im frühen 13. Jhdt. errichtete Landry de Mont, Bischof von Sion, hier eine mächtige Wehranlage mit umfangreicher Vorburg und grossen Gärten. Der Bau richtete sich gegen die Machtansprüche der Grafen von Savoyen und wurde im unruhigen 14. Jhdt. zu einer wichtigen Zweitresidenz der Kirchenfürsten. Im September 1417 wurde die Burg von den Oberwallisern beglagert und nach der Eroberung gründlich zerstört.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 14 33.40“ N, 07° 19’ 32.80“ E
Höhe: 873 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 591.300 / 121.250
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A9 bei der Ausfahrt Sion-Ouest verlassen und der Hauptstrasse (Avenue du Petit-Chasseur) in nördlicher Richtung unter der Bahnlinie und weiter nach Nordosten bis zum Tour des Sorciers folgen. Gleich danach links halten, wo die Avenue Saint-François weiter bergauf und als Route du Sanetsch in westlicher Richtung bis zum Ortsteil Mont d'Orge führt. Beim Ortseingang mündet die Strasse in die Route de Savièse. Links halten und dieser Strasse in einer weiten Rechtskurve bergauf folgen. Nach Unterquerung einer kleinen Brücke rechts abbiegen und die Hauptstrasse auf ebendieser Brücke bergwärts überqueren. Ab hier führt die Route du Château in mehreren Kehren durch die Rebberge hinauf bis zum Parkplatz vor dem Eingang zur Burg.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Vom Bahnhof Sion mit der Buslinie 341 bis zur Haltestelle Savièse, Granois fahren. Von hier führt ein markierter Wanderweg in südwestlicher Richtung in 10 Min. zur Burg.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
gedeckter Rastplatz am Zugang zur Burg
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss La Soie
Quelle: Blondel, Louis - Le Château et le Bourg de la Soie | Vallesia, Bd. 1 | Sion, 1946 | S. 72 | überarbeitet und aktualisiert von O. Steimann, 2021
Historie
Vormittelalterliche Besiedlungsphasen
Der langgezogene Grat von la Soie (Seta) erstreckt sich von Savièse in südwestlicher Richtung gegen das Rhonetal und bietet eine ausgezeichnete Sicht auf weite Teile des Unterwallis. Menschen siedelten sich hier bereits in der mittleren Jungsteinzeit an, die ältesten entdeckten Gruben, Pfostenlöcher und Feuerstellen stammen aus dem Zeitraum von 4700-4000 v. Chr. Nach einem längeren Unterbruch begann im vierten Jahrtausend v. Chr. eine zweite Besiedlungphase, aus der auch eine Reihe von Gräbern entdeckt wurde. Und auch im dritten Jahrtausend v. Chr. wurde der Hügel kontinuierlich bewohnt, wie diverse Funde von Werkzeugen, Waffen und Keramik bezeugen.
In der Spätbronzezeit (1200-800 v. Chr.) war la Soie erneut besiedelt, und in den nahegelegenen Rebbergen sind Gräber aus der jüngeren Eisenzeit (450-15 v. Chr.) belegt. Unter römischer Herrschaft scheint die markante Anhöhe hingegen verlassen worden zu sein – erst im 10. Jhdt. wurden auf dem Hügel wieder Menschen bestattet.

Gründung der Burganalage im frühen 13. Jhdt.
Um 1200 verschärfte sich im Unterwallis der Machtkonflikt zwischen den Grafen von Savoyen und dem Bischof von Sion. In dieser Situation liess Landry de Mont (Bischof von 1206 bis 1237) um 1209 die Burg la Soie (lateinisch «Seta») errichten. Sie erfüllte verschiedene Funktionen: militärischer Vorposten gegen das savoyisch dominierte Conthey, Verwaltungszentrum, repräsentativer Zweitwohnsitz für den Bischof und Fluchtburg für die benachbarte Bevölkerung. Entsprechend grosszügig wurde die Burg angelegt.
Bergseitig wurden zwei Gräben als Annäherungshindernisse ausgehoben. Von diesen führt der Weg zum äusseren Tor, das in die abgewinkelte, an dieser Stelle 3,2 Meter starke Ringmauer der Vorburg eingelassen ist. Dem Tor war einst ein Gebäude vorgelagert, von dem heute aber nur noch eine Mauerecke erhalten ist. Dahinter erstreckt sich die rund 120 Meter lange Vorburg, deren Areal im Mittelalter mit kleinen Häusern aus Holz überbaut war. Schwache Spuren im Gelände lassen erkennen, dass hier rund 50 Gebäude standen.
Ein weiterer Graben markiert den Übergang zum Areal der Kernburg, von der leider nur noch wenige Mauerreste vorhanden sind. Sie wurde dominiert von einem Hauptturm mit rechteckigem Grundriss, von dem heute aber nur noch wenigen Fundamentspuren zu sehen sind. Weit besser erhalten ist die Zisterne, die sich auf der Südwestseite des Turms befand, sowie ein Mauersporn am südlichen Ende der Burg. Auf dieser Seite folgt ein weiterer Graben und danach der dritte Teil der Anlage, die bischöflichen Gärten. Sie umfassten den rund 230 Meter langen südwestlichsten Teil des Höhenzugs und waren weniger stark befestigt.

Rechtliche Situation und Verwaltung der Burg
Im Vertrag von 1260, der den Fluss Morge als Grenze zwischen den Machtansprüchen der Savoyer und des Bischofs festlegte, wird das Château de la Soie explizit erwähnt. Graf Peter II. von Savoyen verzichtet darin auf seine (wohl ohnehin nicht legitimen) Ansprüche auf die Burg. Als Konkurrenz zu la Soie hatten die Grafen bereits zuvor auf dem benachbarten Höhenzug die Burg Montorge errichtet, an der sie weiterhin festhielten, auch wenn dies dem Vertrag widersprach.
Die Bischöfe hielten sich im 13. Jhdt. nur selten auf la Soie auf. Verwaltet wurde die Burg von ihren Beamten, belegt sind insbesondere ein Kastlan, ein Weibel (Sautier) sowie ein Torwärter. Die Ämter des Weibels, der unter anderem die Abgaben einzutreiben hatte, und des Torwärters wurden jeweils vom Vater auf den Sohn vererbt. Dem Torwärter gehörte die Fläche zwischen den beiden äusseren Burggräben sowie ein Haus nahe dem Burgtor, wo sich gemäss den Quellen auch Ofen und Schmiede befanden.

La Soie im 14. und 15. Jhdt.
Mit der fortlaufenden Auseinandersetzung mit Savoyen und den Oberwallisern gewann la Soie für die Bischöfe im 14. Jhdt. an Bedeutung. Mehrfach wichen sie auf die gut befestigte Burg aus, wenn ihre Sicherheit in Sion nicht mehr gewährleistet war. Je nach politischer Lage liessen sie la Soie zeitweise auch von savoyischen Truppen verteidigen. Bischof Guichard Tavelli, der eine jahrelange Fehde mit Anton von Turn führte, half das allerdings nichts: Am 8. August 1375 drangen die Helfer seines Erzfeindes in die Burg ein, packten den Kirchenfürsten und warfen ihn auf der Nordseite des Gartens über die Brüstungsmauer in die Tiefe. Dieser Mord löste einen Volksaufstand gegen die Herren von Turn aus, in deren Folge ihre Herrschaft im Oberwallis zusammenbrach.
Das Château de la Soie fand sein Ende vier Jahrzehnte später im Aufstand der Walliser gegen die Machtansprüche von Fürstbischof Wilhelm II. von Raron. Die Burg wurde 1415 eine erstes Mal von der Landbevölkerung belagert. Bei der zweiten Belagerung im September 1417 wurde sie schliesslich ebenso zerstört wie Montorge, Tourbillon und Beauregard. La Soie wurde nie mehr aufgebaut, doch scheinen einige Häuser in der Vorburg noch bis ins späte 15. Jhdt. bewohnt gewesen zu sein.

Erforschung des Burghügels
Bereits im 19. Jhdt. wurden erste eisenzeitliche Gräber auf la Soie gefunden, aber leider zerstört. Im frühen 20. Jhdt. wurde die Burgruine vom Kanton Wallis dann unter Schutz gestellt und 1914 erstmals vermessen. Erste Freilegungsarbeiten im Areal der Kernburg erfolgten 1943, weitere Grabungen zur Erforschung der urgeschichtlichen Besiedlung aber erst wieder von 1993 bis 1996. Im Jahr 2014 konnte schliesslich ein umfangreiches Programm zur Erforschung und Sanierung der Burg gestartet werden, das unter anderem das Ziel verfolgt, ihre Überreste künftigen Besuchern verständlicher zu präsentieren.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Andereggen, Manuel - Die prähistorische Fundestelle von la Soie, ein Felssporn am Südhang | In: Bastarrechea, Aurélia et al. - Über Berg und Tal: Befestigte Anlagen im Wallis im Laufe der Zeit | Sion, 2021 | S. 54-59
  • Antonini, Alessandra - Savièse - Château de la Soie: Evaluation préliminiaire du site | Sion, 2014
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 753
  • Blondel, Louis - Le Château et le Bourg de la Soie | In: Vallesia, Bd. 1 | Sion, 1946 | S. 69-77
  • Donnet, André / Blondel, Louis - Burgen und Schlösser im Wallis | Olten, 1963 | S. 206-208
  • Duruz, Albert (Solandieu) - Les Châteaux Valaisans | Lausanne, 1912 | S. 25-27
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 92
  • Meyer, Werner - Seta | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 22.09.2021: hls-dhs-dss.ch
  • Sauthier, Laetitia - Le Château de la Soie et ses alentours, un évêque et ses feudataires | Unveröff. Masterarbeit Univ. Fribourg | Fribourg, 2016
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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