BURG RARON
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Allgemeine Informationen
Weitläufige Wehranlage auf felsiger Anhöhe über Raron mit Ringmauer, Wohnturm und mächtigem Palas, der im 16. Jhdt. zu einer Kirche umgebaut wurde. Die Burg, wahrscheinlich im 11. Jdht. durch den Bischof von Sion gegründet, war später Wohnsitz der einflussreichen Freiherren von Raron. Bekannt ist die Anlage heute vor allem, weil hier der Dichter Rainer Maria Rilke begraben wurde.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 18’ 39.20“ N, 07° 48’ 13.90“ E
Höhe: 703 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 628.130 / 128.900
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Auf der Hauptstrasse 9 das Wallis aufwärts bis nach Turtig fahren. Hier im zentralen Verkehrskreisel nach Norden abbiegen, auf der Bahnhofstrasse die Rhone überqueren und geradeaus weiterfahren bis ins Zentrum von Raron. Verschiedene Parkmöglichkeiten im Ort, von dem aus die von weitem sichtbare Burg in ca. 10 Minuten zu Fuss erreichbar ist.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Von Sion mit der Bahn nach Raron, anschliessend der Bahnhofstrasse über die Rhone ins Dorf folgen, von wo ein markierter Wanderweg auf den Burghügel führt (Zustieg ca. 20 Min.).
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Ohne Einschränkung.
Im alten Pfarrhaus neben der Burgkirche befindet sich ein Museum, das mit der Burg selbst aber nur wenig zu tun hat.
Informationen unter: raron.ch/museum-auf-der-burg
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nur über den recht steilen Zugangsweg möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Raron
Quelle: weitgehend neu gezeichnet von O. Steimann, 2021 | auf Basis von: Blondel, Louis - Le château de Rarogne (Raron) | In: Vallesia, Bd. 7 | Sion, 1952 | S. 147
Historie
Die Anfänge der Wehranlage im 11. Jhdt.
Das breite Plateau auf dem felsigen Hügel über Raron wurde schon früh befestigt: Gemäss dendrochronologischer Datierung stammen die ältesten Teile der Umfassungsmauer aus dem 11. und 12. Jhdt. Vermutlich war es der Bischof von Sion, der als Inhaber der Grafschaft Wallis hier eine Fluchtburg für die Bevölkerung der Umgebung anlegen liess. Über die innere Bebauung des Areals ist nichts bekannt. Der Zugang aber erfolgte damals wie heute von der natürlichen Senke auf der Nordseite her.

Aufstieg der Freiherren von Raron und Ausbau der Burg
Im späten 12. Jhdt. wurde die Wehranlage zum Adelssitz ausgebaut. Im östlichen Teil des Plateaus entstand damals ein repräsentativer Turm, der dem Viztum als Wohnsitz diente. Dieser bischöfliche Beamte nahm vor Ort die landesherrlichen Rechte wahr. Wer zu jener Zeit das wichtige Amt ausübte, ist nicht bekannt. Spätestens seit dem frühen 13. Jhdt. lag es aber in den Händen der Freiherren von Raron. Sie waren ein Zweig der mächtigen Familie von Ringgenberg aus dem Berner Oberland und besassen auch Güter im Simmental, insbesondere die Burg Mannenberg.
Im 13. Jhdt. gewann die Familie rasch an Macht und Ansehen. Sie sicherte sich auch das Viztum von Leuk und von Sion, und mit Heinrich I. (1243-1271) und Heinrich II. (1273-1274) konnte sie in jener Zeit gleich zweimal den Bischof stellen. Raron büsste für sie als Wohnsitz bald an Bedeutung ein. Auf der Burg residierten nun als ihre Stellvertreter die bischöflichen Meier aus der Familie Asperlin. Im frühen 14. Jhdt. wurde die Anlage umgestaltet: Das ummauerte Plateau wurde nach Westen bis an die Felskante erweitert, und im südlichsten Teil des Areals entstand ein wehrhafter Palas mit quadratischem Grundriss (20 x 20 Meter) mit bis zu 2,8 Meter starken Mauern. Er diente fortan als Wohnsitz der Asperlin, während der alte Wohnturm an die Familie von Chevron-Villette überging.

Höhepunkt und Sturz der Raron
Die Freiherren von Raron hatten ihre Macht im Wallis auch im 14. Jhdt. weiter ausgebaut und unter anderem das Val d’Anniviers und die Herrschaft Beauregard in ihren Besitz gebracht. 1375 beteiligten sie sich am erfolgreichen Aufstand gegen die Herren von Turn, ihre Hauptkonkurrenten im oberen Wallis. Mit Wilhelm I. (1391-1402) und Wilhelm II. (1402-1418) stellten sie erneut zweimal den Bischof und gleichzeitig mit Witschard von Raron den Landeshauptmann und bischöflichen Landvogt. In dieser Situation versuchten sie, das Wallis in ein erbliches Landesfürstentum umzuwandeln. Doch als sich Witschard 1414 von König Sigismund die Landeshoheit als erblichen Besitz übertragen liess, brach im Oberwallis ein neuer Aufstand los. Zahlreiche Burgen wurden in den folgenden Jahren zerstört – möglicherweise auch Raron. Schliesslich brach die Vormachtstellung der Familie zusammen. Und auch wenn sie mit Wilhelm III. (1437-1451) noch einmal den Bischofsstuhl besetzen konnte, waren die glanzvollen Zeiten vorbei. Mit Petermann von Raron starb 1479 der Letzte des Geschlechts.

Die Umgestaltung der Burg in nachmittelalterlicher Zeit
Der Palas der Burg Raron war zur Ruine zerfallen, als der einflussreiche Bischof und Kardinal Matthäus Schiner um 1508 seinen Umbau in eine Kirche anordnete. Damit beauftragt wurde Ulrich Ruffiner, der später auch den Turm des Viztums in Leuk umgestaltete. Er setzte auf der Ostseite des Palasgebäudes einen Chor und einen Glockenturm an. Das Innere wurde mit einem prächtigen Gewölbe und Freskenmalerein ausgestattet, von denen viele noch gut erhalten sind. Um 1517 waren die Arbeiten vollendet. Ebenfalls im 16. Jhdt. wurde der alte Wohnturm, den die Gemeinde 1538 als Rathaus erwerben konnte, durch einen Treppenanbau und einen Abortschacht erweitert. Auch seine Treppengiebel gehen auf jene Zeit zurück. Wohl erst später entstand das Pfarrhaus, ein turmartiger Bau nördlich der Kirche, in den aber älteres Mauerwerk integriert wurde. Er beherbergt heute ein Museum.
Wichtige Informationen zur Baugeschichte der gesamten Anlage konnten während der Kirchenrestaurierung von 1971/72 gewonnen werden, die von archäologischen Untersuchungen begleitet wurde. Bekannt ist die Burg von Raron heute vor allem, weil sich auf der Südseite des ehemaligen Palas das Grab des Dichters Rainer Maria Rilke befindet († 1926), der seine letzten Jahre im Tour de Musot bei Sierre verbracht hat.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bastarrechea, Aurélia et al. - Über Berg und Tal: Befestigte Anlagen im Wallis im Laufe der Zeit | Sion, 2021 | S. 35
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, 1966 | S. 50-51
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 748
  • Blondel, Louis - Le château de Rarogne (Raron) | In: Vallesia, Bd. 7 | Sion, 1952 | S. 141-153
  • Donnet, André / Blondel, Louis - Burgen und Schlösser im Wallis | Olten, 1963 | S. 170-173
  • Duruz, Albert (Solandieu) - Les Châteaux Valaisans | Lausanne, 1912 | S. 71-74
  • Kalbermatten, Hans - von Raron | In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Stand vom 26.11.2021: hls-dhs-dss.ch
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 93
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 88-90
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 133-133
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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