TURM DES VIZTUMS
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Allgemeine Informationen
Leuk unterstand im Hoch- und Spätmittelalter dem Bischof von Sion, für den vor Ort ein Viztum die landesherrlichen Rechte ausübte. Als Residenz für den Amtsträger entstand im 13. Jhdt. unweit östlich des Bischofsschlosses eine im Grundriss fünfeckige Turmburg. Im Rarnerkrieg 1415 zerstört, wurde die Ruine 1541 von der Burgerschaft Leuk übernommen und zum Rathaus umgebaut.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 18’ 58.20“ N, 07° 38’ 05.50“ E
Höhe: 729 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 615.110 / 129.440
Kontaktdaten
Burgerschaft Leuk | Rathausplatz 1 | CH-3953 Leuk-Stadt
Tel: +41 (0)27 473 14 92 | E-Mail: info@burgerschaft-leuk.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Auf der Autobahn A9 bzw. der Hauptstrasse 9 das Wallis aufwärts bis nach Susten fahren. Hier die Rhone überqueren und der Badnerstrasse in nordwestlicher Richtung bergauf bis zur Abzweigung nach Leuk-Stadt folgen. Die Leukerstrasse führt in mehreren Kehren hinauf in den alten Ortskern. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Vom Bahnhof Sion mit der Bahn nach Leuk. Vom Bahnhof mit der Buslinie 471 (in Richtung Leukerbad) bis zur Haltestelle Leuk, Hammerschmiede. Von hier der Varengasse in östlicher Richtung in den alten Ortskern folgen, an dessen unterem Ende sich die Turmburg befindet.
Wanderung zur Burg
Der Chemin du vignoble führt direkt an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Der Turm beherbergt Verwaltungsbüros, mehrere Räume können für Veranstaltungen gemietet werden.
Informationen dazu unter: burgerschaft-leuk.ch
Das Gebäude kann aber auch auf einer Ortsführung von Leuk Tourismus (kostenlos) besichtigt werden. Von Juli bis Oktober jeden Dienstag (Treffpunkt 14:30 Uhr direkt vor dem Turm bzw. Rathaus).
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
für Aussenbesichtigung möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Turm des Viztums (Leuk)
Quelle: Gezeichnet von O. Steimann, 2021 | auf Basis von: Blondel, Louis - Le bourg de Loèche (Leuk-Stadt) | In: Vallesia, Bd. 11 | Sion, 1956 | S. 38
Historie
Der Ort Leuk wurde 1079 von Kaiser Heinrich IV. dem Bischof von Sion übergeben, der im Wallis auch die Grafschaftsrechte innehatte. Der Kirchenfürst musste diesen Besitz in den nachfolgenden Jahrzehnten allerdings gegen Ansprüche der Grafen von Savoyen verteidigen, die erst im zweiten Viertel des 12. Jhdts. bereit waren, auf Leuk zu verzichten. Seit jener Zeit verwalteten bischöfliche Beamte den Ort, allen voran der Meier und der Viztum. Letzterer übte anstelle des Bischofs die landesherrliche Macht aus.
Sowohl den Meier wie den Viztum stellten in dieser Anfangszeit die Herren von Leuk, aus deren Burg möglicherweise das spätere Bischofsschloss entstanden ist. Bereits zu Beginn des 13. Jhdts. war das Amt des Viztums aber auf die Herren von Raron übergegangen. Wahrscheinlich unter ihrer Herrschaft wurde rund 60 Meter östlich der bestehenden Burg eine zweite Anlage errichtet – der Turm des Viztums. Wie sich dieser im 13. und 14. Jhdt. präsentierte, ist nicht bekannt. Offenbar handelte es sich um eine kompakte Turmburg. Sie bildete zusammen mit dem Bischofsschloss und dem dazwischenliegenden, weiten Hof den talseitigen Abschluss des Ortskerns von Leuk.

Um 1350 konnten die Herren von Raron auch das Meieramt zu Leuk übernehmen und herrschten nun nahezu uneingeschränkt über den befestigten Ort. Mit Wilhelm I. (1391-1402) und Wilhelm II. (1402-1418) stellten sie zudem zweimal hintereinander den Bischof und versuchten in jener Zeit, das Wallis in ein erbliches Landesfürstentum zu verwandeln. Während dem Volksaufstand, der nun ausbrach (Rarnerkrieg), war Leuk eines der ersten Angrifssziele. 1415 wurde der Ort von den Rebellen eingenommen, die daraufhin beide Burgen gründlich zerstörten. Wärend das Bischofsschloss bald wieder hergestellt wurde, blieb der Turm des Viztums für mehr als ein Jahrhundert eine Ruine.

Im frühen 16. Jhdt. traten die Bürger von Leuk bereits deutlich unabhängiger vom Bischof und seinen Amtsträgern auf. 1541 erwarben sie gegen einen jährlichen Zins die zerstörte Turmburg des Viztums und beauftragten den Architekten Ulrich Ruffiner, die Ruine zum Rathaus umzubauen. Bis 1543 wurde das Projekt umgesetzt, und der Turm erhielt seine heutige Gestalt.
Wieviel mittelalterliche Substanz noch im Bauwerk steckt, ist unklar. Die im Grundriss fünfeckigen Fundamente wurden sicher übernommen, und auf der Nord- und Südseite sollen die mittelalterlichen Turmwände direkt in den Neubau integriert worden sein. Der Bischof stellte die Bedingung, dass vom neuen Rathaus kein Zugang in den Hof zwischen den beiden Burgen führen dürfe und die untersten Fenster zu vergittern seien. Um die vier Stockwerke im Turminnern bequem zu erschliessen, baute man in der nordwestlichen Ecke eine Wendeltreppe ein.

Im 17. Jhdt. wurde der Turm erneut verändert. Der Gerichtssaal im zweiten Stockwerk wurde mit schönem Täfer und einer Kasettendecke ausgestattet, die vier Hauptecken des Gebäudes erhielten runde Ziertürmchen (Pfefferbüchsen). Die letzte vollständige Restauration wurde in den Jahren 2006/7 durchgeführt. Bis heute gilt der Turm als eines der prachtvollsten Rathäuser im Wallis.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 732
  • Blondel, Louis - Le bourg de Loèche (Leuk-Stadt) | In: Vallesia, Bd. 11 | Sion, 1956 | S. 29-41
  • Donnet, André / Blondel, Louis - Burgen und Schlösser im Wallis | Olten, 1963 | S. 117-118
  • Duruz, Albert (Solandieu) - Les Châteaux Valaisans | Lausanne, 1912 | S. 88-90
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 12: Waadt, Wallis, Genf | Kreuzlingen, 1976 | S. 129-133
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 86-87
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 130-131
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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