CHÂTEAU DE GRANDSON
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Allgemeine Informationen
Grandson zählt zu den bekanntesten Burganlagen der Schweiz und war Stammsitz einer der ältesten und mächtigsten Adelsfamilien der Waadt. Erste Steinbauten gehen auf das 12. Jhdt. zurück, doch wurde die Anlage in der heutigen Form im späten 13. Jhdt. komplett neu erbaut. Nach dem Ende des Hauses Grandson war sie als Lehen der Savoyer im Besitz verschiedener Adelsfamilien, bis sie in den Burgunderkriegen 1475 durch die Berner erobert wurde. Der Rückereroberung durch die Burgunder folgte 1476 die Schlacht von Grandson, bei der Herzog Karl dem Kühnen durch die Eidgenossen eine empfindliche Niederlage zugefügt wurde. Danach blieb die Burg bis 1798 Sitz eines Landvogts. Heute wird sie von einer Stiftung verwaltet und ist öffentlich zugänglich.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 48’ 34.50“ N, 06° 38’ 48.93“ E
Höhe: 455 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 539.570 / 184.570
Kontaktdaten
Fondation du Château de Grandson | Place du Château | CH-1422 Grandson
Tel: +41 (0)24 445 29 26 | E-Mail: contact@chateau-grandson.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A5 zwischen Neuenburg und Yverdon bei der Ausfahrt Grandson verlassen und nach Süden in Richtung See weiterfahren. Beim Kreisel rechts in die Hauptstrasse 5 (Rue de Neuchâtel) abbiegen und dieser bis ins Zentrum von Grandson folgen, wo auch die Burg steht. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Yverdon-les-Bains mit der Buslinie 625, 630 oder 635 nach Grandson fahren bis zur Haltestelle Place du Château.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
täglich geöffnet ausser 1. Januar und 25. Dezember
November bis März: 08:00 - 17:00 Uhr
April bis Oktober: 08:00 - 18:00 Uhr
(letzter Einlass jeweils eine Stunde vor Schliessung)
Eintrittspreise
Erwachsene: 12 CHF
Kinder (6 bis 16 Jahre): 5 CHF
(Stand 2018)
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Kaffeebar «Le Châtelet» beim Burgtor
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
zahlreiche Spezialangebote, aktuelle Informationen unter:
www.chateau-grandson.ch/de/aktivitaten_mit_fuhrung.html
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
teilweise möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Grandson
Quelle: neu gezeichnet nach diversen Vorlagen von O. Steimann, 2018
Historie
10. bis 12. Jhdt.:
Die Herren von Grandson zählten zu den ältesten und bedeutendsten Adelsgeschlechtern der Romandie. Als ihr Stammvater gilt der 993 erwähnte Markgraf Adalbert I., der im Auftrag des Königs von Hochburgund in Orbe Gericht hielt. Im 11. Jhdt. nützte die Familie dann die unsicheren Verhältnisse nach dem Ende der rudolfingischen Dynastie, um sich zahlreiche Güter und Rechte der Abtei Romainmôtier anzueignen. In den Schriften des Klosters werden ihre Vertreter deshalb als «tollwütige Hunde» beschrieben. Der Besitz wurde aber auch durch Rodungstätigkeit im Jura erweitert.
Die Burg Grandson als Wohnsitz der Familie wird erstmals in einem Dokument bezeugt, das vor das Jahr 1109 zurückgeht. Die Wehranlage bestand damals noch aus Holz und gehörte Adalbert II. von Grandson. Im frühen 12. Jhdt. wurde auf der Nordwestseite ein neuer Turm aus Stein errichtet, mit einem quadratischen Grundriss von 10 x 10 Metern.

13. Jhdt. und 14. Jhdt.:
Um 1234 kam es zu einer grossen Erbteilung unter den Söhnen von Ebal IV. von Grandson. Je eine Linie benannte sich fortan nach den Burgen von La Sarraz und Champvent, während Grandson Peter I. zufiel. Er war befreundet mit Graf Peter II. von Savoyen, der sich in jenen Jahren zum wichtigsten Herrscher in der Waadt aufschwang. Beide pflegten sie enge Beziehungen zum englischen Königshof. Wohl unter Peter I. wurde um 1235 auf der dem Neuenburgersee zugewandten Seite der Burg ein neuer Wohntrakt (Aula) erbaut.
Peters ältester Sohn Otto I. war ein Freund und Heerführer von König Edward I. , er wurde 1277 Gouverneur der Kanalinseln und 1284 Gerichtsherr von Wales. Danach zog er ins heilige Land und war 1291 einer jener Kommandanten, die den Rückzug der Kreuzritter aus Akkon befehligten. Sein jüngerer Bruder Wilhelm begründete in England die Seitenlinie der Lords of Grandisson.
Obwohl oft abwesend, investierte Otto I. viel in den standesgemässen Ausbau der Burg Grandson. In einer ersten Etappe wurde zwischen 1276 und 1288 im nordöstlichen Teil des Areals ein «carré savoyard» gebaut: eine rechteckige Burg mit vier Ecktürmen. Dabei wurde der alte romanische Hauptturm in der Westecke integriert. Die neue Anlage mit hohen Wehrmauern und grosszügigen Wohnbauten wird auch als «grosse Burg» bezeichnet.
Unmittelbar nach ihrer Fertigstellung startete Otto I. bereits den nächsten Ausbau: die «kleine Burg». Nun wurden Turm und Wohntrakt aus den frühen Bauphasen bis auf ihre Aussenmauern abgerissen. Es entstand auf der Südwestseite ein erweiterter Bering mit zwei Halbrundtürmen und einem neuen Wohntrakt für den Burgherrn, der auch eine Kapelle und eine Küche enthielt. Die gesamte Burg wurde zudem von weitläufigen Zwingeranlagen umgeben, von denen heute hauptsächlich noch die Terrassenstützmauern bestehen. Bauleiter zu Grandson war die meiste Zeit Jacques de Saint-Georges, der Otto I. auch nach England und Wales folgte und dort ebenfalls als Burgenbauer tätig war, insbesondere in Conwy.

Otto I. starb 1328 kinderlos. Nachfolger wurde sein Neffe Peter II. von Grandson-Belmont, verheiratet mit Blanche von Savoyen. Unter seinen Söhnen brach das Haus Grandson mit England, stellte sich noch stärker in den Dienst Savoyens und kämpfte auch für die französische Krone. Letzter Burgherr zu Grandson war Hugues, der auf den Südturm (Peterturm) das sogenannte Belvedère aufsetzen liess. Allerdings plagten ihn hohe Schulden, und 1389 wurde er als Urkundenfälscher verurteilt und seine Lehen eingezogen. Er starb 1391 in Gefangenschaft. Sein Cousin Otto III. ein berühmter Dichter, forderte kurze Zeit später die konfiszierten Güter für das Haus Grandson zurück. Doch er fand in der Waadt kaum Unterstützer und wurde 1397 in einem Duell von seinem Rivalen Gérard d’Estavayer getötet.

15. bis 18. Jhdt.:
Die Savoyer übergaben Grandson 1403 der Familie de Montbéliard (Mömpelgard), von der das Lehen 1424 an die Grafen von Châlon kam. Diese nahmen einige wenige bauliche Veränderungen vor: Nach einem Brand wurden 1466 die Mauern der Burg an verschiedenen Stellen verstärkt. Doch Grandson, zu dem auch eine befestigte Siedlung gehörte, geriet zu Beginn der Burgunderkriege ins Visier der Eidgenossen. Im Vorfeld der direkten Auseinandersetzungen mit Herzog Karl dem Kühnen fielen die Berner plündernd in die Waadt ein und besetzten Ende April 1475 die stolze Festung.
Im Frühjahr 1476 zog der Burgunderherzog mit rund 20’000 Mann an den Neuenburgersee und belagerte die Burg. Am 28. Februar ergaben sich die Verteidiger und wurden daraufhin fast alle gehängt oder ertränkt. Doch bereits am 2. März wurde das Heer des Herzogs bei Grandson von den Eidgenossen angegriffen und in die Flucht geschlagen. Die Sieger erbeuteten riesige Schätze, die der prunkliebende Herzog mit sich geführt hatte, und besetzten Grandson wieder mit eigenen Truppen.

Nach dem endgültigen Sieg über Burgund richteten die Eidgenossen in Grandson eine Landvogtei ein, die bis 1798 im Fünfjahresturnus abwechslungsweise Bern und Freiburg unterstand. Zunächst mussten die grossen Kriegsschäden repariert werden, doch in den folgenden Jahrhunderten veränderte sich das Erscheingsbild der Burg nur unwesentlich. Die Wehrgänge wurden überdacht, manche Schmalscharten durch feuerwaffentaugliche Schlüsselscharten ersetzt und der baufällige Wohntrakt in der kleinen Burg 1536 abgebrochen.
Grosse Veränderungen brachte hingegen das 18. Jhdt.: Nun wurden nicht nur die Innenräume neu gestaltet, sondern auch die äusseren Befestigungsanlagen weitgehend abgebrochen, um Platz für Gartenterrassen zu schaffen. Auch das heutige Zugangstor geht auf jene Zeit zurück.

19. Jhdt. bis heute:
Nach der Revolution von 1798 galt Grandson als Nationalgut und gelangte 1803 an den neu gegründeten Kanton Waadt. Dieser nutzte Teile der Burg als Gefängnis, bevor er sie 1806 an die Gemeinde verkaufte. In jenen Jahren diente die Anlage unter anderem als Militärkrankenhaus, Tabakmanufaktur, Bezirksgericht und Weinkellnerei.
1835 erwarb der Gemeindebürger François Perret die Burg, 1875 gelangte sie an die Adelsfamilie de Blonay. Letztere liess vor allem zu Beginn des 20. Jhdts. grosse Umbauarbeiten ausführen und stattete die Burg mit modernem Wohnkomfort aus. Schliesslich verkauften die Blonay Grandson 1956 an den Immobilienhändler und Autosammler Georges Filipinetti, der Teile der Ablage ab 1962 der Öffentlichkeit zugänglich machte. Mit seinem luxuriösen Leben hinterliess er seinem Sohn jedoch einen gigantischen Schuldenberg, der diesen in den Konkurs trieb.
1982 übernahm schliesslich die Winterthurer Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) mit Unterstützung von Bund und Kanton die Liegenschaft und bauftragte die zu diesem Zweck gegründete Fondation du Château de Grandson mit der Verwaltung. Seit 2012 wird die grosse Burganlage etappenweise saniert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafeln auf der Burg
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, 1966 | S. 56-58
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 682
  • Bourgeois, Victor H. - Die Burgen und Schlösser des Kantons Waadt, II. Teil | Basel, 1936 | S. 8-15
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 1 [Cahiers d'archéologie romande 98] | Lausanne, 2004 | S. 239-250
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 12: Waadt, Wallis, Genf | Kreuzlingen, 1976 | S. 55-61
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 41-42
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 37-39
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 178-180
  • Pradervand, Brigitte - Châteaux en pays de Vaud: Du château médiéval à la maison de campagne du XVIIIè siècle | Lausanne, 2010 | S. 144-149
  • Voirol Reymond, Annick - Schloss Grandson: 1000 Jahre Geschichte | Grandson, 2013
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