CHÂTEAU DE CHAMPVENT
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Allgemeine Informationen
Hervorragend erhaltene Burganlage aus dem späten 13. Jhdt., die ein typisches Beispiel eines «carré savoyard» darstellt: eine im Grundriss nahezu quadratische Anlage mit vier runden Ecktürmen. Die Familie von Champvent, eine Seitenlinie der Herren von Grandson, besass die Burg bis zu ihrem Aussterben 1336. Danach gehörte sie zunächst den Grafen von Neuenburg und anschliessend den Herren von Vergy. In den Burgunderkriegen wurde sie 1476 von den Bernern in Brand gesteckt. Seit dem 16. Jhdt. dient sie wechselnden Familien als privater Wohnsitz.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 46’ 44.14“ N, 06° 34’ 17.19“ E
Höhe: 522 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 533.770 / 181.230
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A5 bei der Ausfahrt Yverdon-Ouest verlassen und der Rue de Sainte-Croix in westlicher Richtung bis nach Essert-sous-Champvent folgen. Am Ausgang des Weilers links in Richtung Champvent abbiegen. Die Burg liegt südlich des Dorfs, den besten Blick auf die Anlage hat man vom Strässchen hinunter nach Grange Neuve (Parkmöglichkeiten in Champvent).
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Yverdon-les-Bains mit der Buslinie 611 in Richtung Champvent bis zur Haltestelle Croix fédérale fahren.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Burg befindet sich in Privatbesitz und ist nicht öffentlich zugänglich.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Champvent
Quelle: De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 1 [Cahiers d'archéologie romande 98] | Lausanne, 2004 | S. 189 | überarbeitet und ergänzt von O. Steimann, 2018
Historie
Die Ortschaft Champvent, in den Quellen bereits 1011 erwähnt, gehörte im Hochmittelalter zum Kernbesitz der Herren von Grandson. Ob damals bereits eine Burg auf dem Hügelsporn südlich des Dorfes stand, ist ungeklärt. Ein solche entstand aber spätestens nach 1225, als Ebal IV. den Familienbesitz unter seinen vier Söhnen aufteilte. Die Herrschaft Champvent fiel dem zeitältesten Sohn Heinrich zu. Er könnte der Bauherr jener Anlage sein, die 1242 als Turm von Champvent («in turre de Chanvent») erwähnt wird. Von ihr ist heute nichts mehr erhalten.
Heinrich von Grandson starb 1266. Als Erbauer der heute sichtbaren Burg gilt sein Sohn und Nachfolger Pierre, der sich als Erster nach Champvent benannte und ausserdem enge Beziehungen zum englischen Königshof pflegte. Für die um etwa 1290 errichtete Anlage folgte er dem damals sehr beliebten Grundmuster des «carré savoyard»: Eine Kernburg mit nahezu quadratischem Grundriss und starken Rundtürmen an jeder Ecke. Speziell an Champvent ist, dass dieses Konzept hier für eine Höhenburg angewandt wurde. Der Nordturm wurde zudem stärker ausgeführt als die drei anderen und übernahm die Funktion eines Donjons. Er weist rund 4 Meter starke Mauern auf. Im Ostturm wurde hingegen die Burgkapelle untergebracht. Die zweistöckigen Wohngebäude schliessen auf den beiden nach Süden gerichteten Längsseiten an die Ringmauer an.

Die Familie von Champvent, die in jener Zeit auch zweimal den Bischofsstuhl von Lausanne besetzen konnte, wurde in der Waadt zu einem Hauptkonkurrenten der mächtigen Grafen von Savoyen. Dies erklärt den fast zeitgleichen Ausbau vieler Burgen in der Region nach einem ähnlichen Bauplan. Mit Johann von Champvent starb die Familie allerdings bereits 1336 aus. Das umfangreiche Erbe brachte die junge Marguerite de Vufflens in ihre Ehe mit dem deutlichen älteren Grafen Ludwig von Neuenburg mit ein. Gemäss Abrechnungen der Neuenburger wurden damals in Champvent Bauarbeiten ausgeführt, insbesondere an den Fenstern.
Nach Ludwigs Tod heiratete Marguerite 1377 Jacques de Vergy, einen Vertrauten des Herzogs von Burgund, der somit zum neuen Herr von Champvent wurde. Die Herren von Vergy kämpften auch auf der Seite des Burgunderherzogs Karl der Kühne, als dieser gegen die Eidgenosssen Krieg führte. Nach der Niederlage des burgundischen Heeres bei Grandson (1476) wurde Champvent deshalb von Berner Truppen angegriffen und in Brand gesteckt.

Wilhelm von Vergy liess die Burg unmittelbar danach wieder herrichten. Doch nachdem die Berner die Waadt 1536 erobert hatten, fiel ihnen auch die landesherrliche Hoheit über Champvent zu. Die Herrschaft wurde fortan von Yverdon aus verwaltet, während das Château selbst nur noch als privater Wohnsitz diente. Verschiedene angesehene Familien besassen es im Laufe der Jahrhunderte, etwa die Pontallier, Diessbach oder Masset. In jener Zeit wurden die Gräben um die Burg zugeschüttet und die Zugbrücke vor dem Tor entfernt. Letzteres wurde im 18. Jhdt. in barocker Form verändert, doch sind die Maschikuli über dem Eingang noch erhalten.
1771 kaufte die Familie Doxat aus Yverdon das Château de Champvent und liess es restaurieren. Wegen Baufälligkeit mussten die obersten Stockwerke des Hauptturms leider abgetragen werden – er büsste dabei 15 Meter Höhe ein. Ausserdem wurden einige historisierende Eingriffe an anderen Gebäuden vorgenommen. Viele Dokumentationen über die Anlage gingen leider verloren, als im Mai 1802 eine Gruppe aufgebrachter Bauern, die «Bourla-Papey», die Burg stürmte und deren Archiv weitgehend zerstörte. Die Familie Doxat besass Champvent bis 1940, seither hat das Château wieder mehrfach den Besitzer gewechselt. Trotz etlicher Veränderungen hat sich sein mittelalterliches Aussehen weitgehend bewahrt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 1 | Neuenburg, o.J. | S. 36-37
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 673
  • Bourgeois, Victor H. - Die Burgen und Schlösser des Kantons Waadt, I. Teil | Basel, 1935 | S. 49-55
  • De Raemy, Daniel - Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etats de Savoie (1230-1330), Vol. 1 [Cahiers d'archéologie romande 98] | Lausanne, 2004 | S. 185-197
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 12: Waadt, Wallis, Genf | Kreuzlingen, 1976 | S. 32-35
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 29
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 4: Kantone Genf, Waadt, Wallis | Zürich, 1981 | S. 24-25
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 180-181
  • Pradervand, Brigitte - Châteaux en pays de Vaud: Du château médiéval à la maison de campagne du XVIIIè siècle | Lausanne, 2010 | S. 164-169
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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