STADTBEFESTIGUNG LAUSANNE
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Quelle: Grandjean, Marcel - Les monuments d'art et d'histoire du Canton de Vaud, Tome I: La ville de Lausanne | Basel, 1965 | S. 50
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Allgemeine Informationen
Lausanne war bereits in spätantiker Zeit ein wichtiger Warenumschlagplatz am Nordufer des Genfersees. 891 wird hier erstmals ein «castrum» erwähnt, und im 10. Jhdt. war die Stadt Krönungsort der Könige von Hochburgund. Spätestens im 11. Jhdt. war der Kathedralhügel ummauert, die Befestigung der Unterstadt erfolgte im 13. und 14. Jhdt. mit zahlreichen Türmen und Toren. Leider wurden diese Anlagen im Zeitalter der Industrialisierung nahezu vollständig abgebrochen. Am besten erhalten ist der Tour de l'Ale am westlichen Ende der Altstadt.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 31' 25.94" N, 06° 37' 39.87" E
Höhe: 500 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 537.780 / 152.830
Kontaktdaten
Lausanne Tourisme | Place de la Gare 9 | CH-1003 Lausanne
Tel: +41 (0)21 613 73 73 | E-Mail: info@lausanne-tourisme.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Im Stadtzentrum von Lausanne in der Nähe der Place de la Riponne parkieren. Von hier ist nach Osten hin der stellenweise noch befestigte Kathedralhügel leicht zu erreichen. Der Tour de l'Ale liegt hingegen zur anderen Seite: Vom Platz aus immer in westlicher Richtung zunächst der Rue Neuve und dann der Rue de la Tour bis zum Turm folgen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Vom Bahnhof Lausanne mit der Metrolinie 2 bergauf bis zur Station Riponne. Dann obiger Wegbeschreibung folgen.
Wanderung zur Burg
Die ViaJacobi führt mitten durch die Altstadt von Lausanne.
Öffnungszeiten
nur Aussenbesichtigung möglich
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Lausanne
Quelle: Grandjean, Marcel - Les monuments d'art et d'histoire du Canton de Vaud, Tome I: La ville de Lausanne | Basel, 1965 | S. 63 | überarbeitet von O. Steimann, 2013
Historie
An einem günstigen Landeplatz am nördlichsten Punkt des Genfersees entstand in den letzten Jahrzehnten v.Chr. ein Warenumschlagplatz, denn von hier führten römische Strassen über Avenches an den Rhein und über Orbe nach Besançon. Im 1. und 2. Jhdt. n.Chr. entwickelte sich «Lousonna» zum stadtähnlichen «vicus» mit zahlreichen Wohn- und Lagerbauten, Hafenanlagen, einem Forum und Tempeln. Auch auf dem Kathedralhügel wurden Überreste spätantiker Handwerksbetriebe gefunden – das hier vermutete römische Kastell konnte bislang aber nicht nachgewiesen werden.
Im 6. Jhdt. entstand auf dieser dominierenden Anhöhe eine erste Kirche. Sie wurde zur Kathedrale, nachdem Bischof Marius von Avenches um 590 den Sitz seines Bistums nach Lausanne verlegt hatte. Südwestlich davon, nahe am steilen Hang zur Unterstadt, entstand im Hochmittelalter die Bischofspfalz («Ancien Evêché»), die vielleicht auch von den Königen von Hochburgund zeitweise als Residenz genutzt wurde. Jedenfalls pflegten die Herrscher aus dem Geschlecht der Rudolfinger eine enge Beziehung zu Lausanne, die Kathedrale diente im 10. Jhdt. als Krönungsort. 1011 übertrug König Rudolf III. dem Bischof sogar die Grafschaft in der Waadt.

Wann eine erste Stadtbefestigung angelegt wurde, ist nicht bekannt. 891 wird ein «castrum» erwähnt - doch ist unklar, ob sich diese Bezeichnung auf die Bischofspfalz, die ganze Kernstadt oder eine andere Befestigungsanlage bezieht. Bei Ausgrabungen wurden unter der heutigen Kathedrale Strukturen gefunden, die zu einer ersten Ummauerung der «Cité» gehört haben könnten.
Spätestens im 11. Jhdt. muss das Zentrum auf dem Kathedralhügel aber ummauert gewesen sein. Die Umrisse dieser Stadtbefestigung, die im 12. Jhdt. gegen Südosten hin ausgedeht wurde, sind heute noch deutlich erkennbar. Sie umschloss einen Bezirk, der nebst Bischofsresidenz und Kathedrale auch das Château de Saint-Maire (14. Jhdt.) und das verschwundene Château de Menthon (15. Jhdt.) umfasste. Von der hochmittelalterlichen Mauer und ihren Türmen sind heute nur noch wenige Spuren vorhanden. Eine Ausnahme bildet der in späteren Jahrhunderten allerdings stark umgestaltete Tour des Séminaires auf der Westseite des Hügels.

Im frühen 13. Jhdt. wurde die Unterstadt südlich des Kathedralhügels mit einer eigenen Stadtmauer umgeben. Die aus Sandsteinquadern gefügten Befestigungsanlagen wurden von den Lausannern gegen den Willen des Bischofs errichtet. Die Stadt erlebte damals einen wirtschaftlichen Aufschwung und ihre Bürger erstritten sich nach und nach mehr Selbstbestimmungsrechte gegenüber ihrem geistlichen Herrn. Und obwohl zwei verheerende Brände in den Jahren 1219 und 1235 unzählige Häuser zerstörten, brauchten die Einwohner bereits um die Mitte des 13. Jhdts. mehr Platz und erweiterten die Stadt nach Westen über die Louve hinaus bis zur Porte de Saint-Laurent. Nur wenige Jahre später begann bereits die nächste Erweiterung: Auch die Aussenquartiere vor den wichtigsten Toren, die sogenannten Faubourgs, wurden nun nach und nach in die Stadtbefestigung einbezogen, zunächst allerdings nur mit Gräben und Pallisaden. Diese wurden zwischen 1336 und 1343 teilweise durch massive Mauern ersetzt, und die ganze Befestigung der Unterstadt wurde nun mit zahlreichen Wachtürmen ergänzt.
In dieser Zeit entstand auch der einzige heute noch vollständig erhaltene Turm der Stadtbefestigung, der im äussersten Westen gelegene Tour de l'Ale. Der mächtige Bau aus bis zu 1,7 Meter langen Sandsteinquadern misst im Durchmesser rund 8 Meter und wurde gemäss dendrochronologischen Datierungen um 1340 errichtet. Er ist fünf Stockwerke hoch und verfügte früher im Obergeschoss über vier Wehrerker. Das zylindrische Dach stammt aus dem frühen 15. Jhdt.

Lausanne lag im Spätmittelalter mitten im Herrschaftsbereich der Grafen von Savoyen. Der mit diesen verbündete Herzog Karl der Kühne von Burgund sammelte hier 1476 sein Heer, mit dem er gegen Murten zog, wo er von den Eidgenossen vernichtend geschlagen wurde. Als Reaktion auf diese verheerende Niederlage versuchten die Lausanner, politisch unabhängiger zu werden. 1481 schlossen sich die Bürger der Ober- und der Unterstadt zu einer einzigen Bürgergemeinde zusammen. Und um die Oberhoheit der Savoyer und die Macht des Bischofs weiter zu schwächen, gingen sie 1525 eigenständig ein Bündnis mit den Städten Fribourg und Bern ein. 1536 erklärte Bern Savoyen den Krieg und eroberte in einem raschen Feldzug die Waadt. Bereits am 31. März besetzten Berner Truppen Lausanne. Die Hoffnungen der Stadtbewohner auf mehr Unabhängigkeit erfüllten sich allerdings nicht: Die Berner verjagten zwar den Bischof, setzten aber an seiner Stelle einen Landvogt mit umfassenden Befehlsgewalten ein. So regierten sie Lausanne bis zur helvetischen Revolution von 1798.

Über den aufwändigen Unterhalt der Stadtbefestigung geben zahlreiche Abrechnungen aus dem 14., 15. und 16. Jhdt. Auskunft. Immer wieder mussten Mauerpartien, Türme und Tore ersetzt oder verstärkt werden. Noch im späten 17. Jhdt. lobten verschiedene Autoren die starken Verteidigungsanlagen der Stadt. Doch spätestens im 18. Jhdt. waren sie militärisch veraltet und weitgehend nutzlos geworden. Man begann nun mit dem Abbruch des Mauerrings, bereits 1787 wurde die Porte de Sainte-Pierre niedergelegt. Die Entfestigung setzte sich fort, bis 1890 mit der Porte Saint-Marie auch das letzte Stadttor verschwunden war. Beinahe wäre auch der Tour de l'Ale der Stadtmodernisierung geopfert worden. Nach einer längeren Debatte entschloss man sich aber, ihn zu erhalten und liess ihn 1903 umfassend sanieren.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel am Tour de l'Ale
Literatur
  • Grandjean, Marcel - Les monuments d'art et d'histoire du Canton de Vaud, Tome I: La ville de Lausanne | Basel, 1965 | S. 61-120
  • Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich (Hg.) - Stadt- und Landmauern, Bd. 2: Stadtmauern in der Schweiz | Kataloge, Darstellungen | Zürich, 1996 | S. 304-306
  • Radeff, Anne / Francillon, Denise - Lausanne: Chronologie d'une ville | Lausanne, 1991
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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