BURG GLANZENBERG
 Weltweit | Europa | Schweiz | Kanton Zürich | Bezirk Dietikon | Unterengstringen

Klicken Sie in das Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Allgemeine Informationen
Vermutlich im 11. Jhdt. von den Freiherren von Regensberg gegründete Burg mit mächtiger Wall- und Grabenanlage. Sie wurde im 13. Jhdt. zusammen mit dem Städtchen Glanzenberg neu erbaut, aber bereits um 1267/68 zerstört oder aufgelassen. Von der einstigen Kernburg ist noch der konservierte Rest einer polygonalen Stützmauer aus Megalithmauerwerk zu sehen.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 24' 07.32" N, 08° 25' 18.74" E
Höhe: 400 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 674.220 / 250.600
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zürich in westlicher Richtung auf der Bernstrasse nach Schlieren fahren und weiter talabwärts die Limmat überqueren. Nun auf der Überlandstrasse weiter, bis diese am Waldrand die Autobahn unterquert. Parkmöglichkeit beim Abzweiger einer Waldstrasse direkt unter der Autobahnbrücke. Ab hier ist der Weg zur Ruine markiert.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen ab Zürich zur S-Bahn-Station Glanzenberg. Den Bahnhof in nördlicher Richtung verlassen und auf einer Fussgängerbrücke unter der Autobahn die Limmat überqueren. Der Weg führt geradeaus weiter in den Wald, wo der Pfad zur Ruine ausgeschildert ist.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
Klicken Sie in das jeweilige Bild, um es in voller Größe ansehen zu können!
Grundriss
Grundriss Glanzenberg
Quelle: Drack, Walter - Glanzenberg: Burg und Stadt | Unterengstringen, 1983 | S. 22 | überarbeitet von O. Steimann, 2005/2011
Historie
Auf Eigengut westlich von Zürich legten die Vorfahren der Freiherren von Regensberg am Nordufer der Limmat vermutlich schon im 11. Jhdt. eine Burg an. In einer Urkunde aus dem Jahr 1044 treten neben Lütold von Affoltern, der als Ahnherr der Regensberger gilt, auch Ebbo und Adalbero von Fahr als Zeugen auf. Fahr heisst auch das heute noch bestehende Kloster, welches Lütold II. von Regensberg im Jahr 1130 nur 1,2 Kilometer nordöstlich von Glanzenberg gegründet hat. Die archäologischen Untersuchungen der Burg haben denn auch ergeben, dass deren eindrückliche Wall- und Grabenanlage deutlich älter sein muss als die steinerne Kernburg aus dem 13. Jhdt. Vor allem aus den Keramikfunden geht hervor, dass hier bereits im 11. Jhdt. eine Burganlage bestanden hat – auch sie trug wohl den Namen «Fahr». Nordwärts durch zwei tiefe Gräben mit Zwischenwall geschützt, lag sie auf einem Geländevorsprung direkt über dem damaligen Flusslauf.

Um die Mitte des 13. Jhdts. versuchten die Freiherren von Regensberg, ihre Herrschaft abzusichern und auszubauen. Da nach der Eröffnung des Gotthardpasses der Nord-Süd-Verkehr in der Region Zürich stark an Bedeutung gewonnen hatte, war es wohl ihre Absicht, diesen durch ihr Gebiet an der Limmatstadt vorbei zu lenken. Dafür gründeten sie um 1240 die Stadt Glanzenberg unweit westlich der alten Burg Fahr. Die Burg selbst, nun ebenfalls Glanzenberg geheissen, wurde neu errichtet. Die ab 1257 belegte neue Bezeichnung ist als eigentlicher Prunkname zu verstehen, mit dem man wohl die Burg Schönenwerd am gegenüberliegenden Ufer übertrumpfen wollte.
Über das Aussehen der neuen Anlage lässt sich nur spekulieren, den von dem Bau erhalten geblieben ist einzig eine Stützmauer im inneren Graben. Diese ist rund 2,5 Meter dick und aussen mit dem für jene Zeit typischen Megalithmauerwerk verkleidet. Den Kern der Anlage dürfte angesichts der engen Platzverhältnisse ein wehrhafter Wohnturm gebildet haben.

Im Streit zwischen Probst Eberhard von Fahr und Graf Rudolf von Habsburg um die Pfarreizugehörigkeit der Stadt Glanzenberg wurde 1259 auf der Burg ein Schiedsspruch gefällt, der zugunsten des regensbergischen Klosters ausfiel. Dennoch waren die Regensberger mit ihrer eigentlichen Absicht hinter der Gründung von Glanzenberg gescheitert. Die Stadt Zürich, die hier keinesfalls eine neue Brücke über die Limmat tolerieren wollte, hatte die Herren von Schönenwerd schon 1257 dazu gebracht, auf ein Paktieren mit den Regensbergern zu verzichten.
Als Rudolf von Habsburg, der spätere König, 1264 das umfangreiche Erbe der ausgestorbenen Grafen von Kyburg antrat und mögliche Ansprüche der Regensberger überging, kam es zu einem weiteren Konflikt. Diese Fehde, welche die Bischöfe von Basel und Konstanz 1267 vergeblich zu schlichten versuchten, hat höchstwahrscheinlich das Ende der Burg und Stadt Glanzenberg besiegelt. Zeitgenössische Quellen fehlen, doch die spätmittelalterlichen Chronisten berichten von einer gewaltsamen Zerstörung durch die Zürcher und Graf Rudolf im September 1267.

Während das Stadtareal über dieses Datum hinaus besiedelt wurde, ist die Burg offenbar aufgegeben worden. Die Erosion durch die Limmat trug in den folgenden Jahrhunderten einen Teil ihres Untergrundes ab, ausserdem wurde sie als Steinbruch genutzt. 1909 musste ein Teil des Burghügels einem Industriegeleise weichen, und der Bau eines Hochwasserdammes 1912 zerstörte weitere Bausubstanz.
1923 bestanden gar Pläne, den Rest der Burg als Kiesgrube für den Bau einer neuen Überlandstrasse zu nutzen. Dagegen wehrte sich jedoch die Antiquarische Gesellschaft Zürich erfolgreich. 1937 wurden erste archäologische Sondierungen vorgenommen, 1980/81 wurde der gesamte Rest der Anlage freigelegt und konserviert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 816
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 192-193
  • Drack, Walter - Glanzenberg: Burg und Stadt | Unterengstringen, 1983
  • Grunder, Karl - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. IX: Der Bezirk Dietikon | Basel, 1997 | S. 329-337
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 49-52
  • Reicke, Daniel - «von starken und grossen flüejen»: Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen im Gebiet zwischen Alpen und Rhein [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 22] | Basel, 1995 | S. 99-100
  • Stauber, Emil - Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen | Basel, 1955 | S. 62-64
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizerische Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten, 1980 | S. 286-288
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 312-313
Webseiten mit weiterführenden Informationen
    -
zurück nach oben | zurück zur letzten besuchten Seite Download diese Seite als PDF-Datei
Alle Angaben ohne Gewähr! | Die Bilder auf dieser Webseite unterliegen dem Urheberrecht! | Letzte Aktualisierung dieser Seite: 06.06.2016 [OS]