BURGSTELLE ANDELFINGEN (ALTES SCHLOSS)
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Allgemeine Informationen
Burgstelle nördlich der Kirche von Andelfingen, auf der heute die «alte Kanzlei» aus dem 17. Jhdt. steht. Im mittleren Teil des Gebäudes werden die Grundmauern des ehemaligen Turms der Burg von Andelfingen vermutet. Sie war im Mittelalter wohl der Wohnsitz der Herren von Andelfingen und diente später als Residenz der Zürcher Landvögte, bis 1614 etwas weiter östlich das «Neue Schloss» erbaut wurde.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 35' 44.39" N, 08° 40' 41.15" E
Höhe: 383 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 693.220 / 272.400
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A4 zwischen Winterthur und Schaffhausen bei der Ausfahrt Kleinandelfingen verlassen. In Kleinandelfingen die Thur auf der alten Holzbrücke überqueren, dann auf der Landstrasse bergauf bis zur nächsten Kreuzung, wo links die Schlossgasse abzweigt. Auf der Burgstelle steht das Haus Schlossgasse Nr. 26. Parkmöglichkeiten im Dorf.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der S-Bahn (Linie 33) ab Winterthur nach Andelfingen. Nun zu Fuss durch das Dorf abwärts in Richtung Thur. Die Burgstelle befindet sich unterhalb der Kirche, zwischen Schlossgasse und Wildbach.
Wanderung zur Burg
Die Burgstelle liegt am Zürcher Weinland Weg.
Öffnungszeiten
Einblick nur von der Schlossgasse her möglich, die Burgstelle befindet sich auf einem bewohnten Privatgrundstück.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Andelfingen
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2012
Historie
Bereits 1102 wird als Zeuge in einem Rechtsgeschäft zwischen den Herzögen von Zähringen und den Grafen von Nellenburg ein Eberhart «de Andelvingon» erwähnt. Ob er ein Ahne jenes Heinrich von Andelfingen war, der 1246 als Schultheiss von Diessenhofen erwähnt wird, ist allerdings unklar. Ab 1272 tauchen regelmässig Angehörige des Geschlechts in den Schriftquellen auf. Sie waren zunächst wohl kyburgische, später habsburgische Dienstleute und teilten sich um die Mitte des 14. Jhdts. in verschiedene Linien, die sich in Diessenhofen und in Zürich niederliessen.
Erstaunlicherweise geben die Schriftquellen kaum Hinweise darauf, dass die Herren von Andelfingen tatsächlich im gleichnamigen Ort im Thurtal eine Burg besassen. Mangels plausibler Alternativen wird die Anlage dennoch ihnen zugeschrieben. Indirekt Erwähnung findet sie erstmals 1361, als es in einer habsburgischen Belehnungsurkunde von einem Acker heisst: «lyt by dem burglin». Von der einstigen Burg sind heute allerdings kaum noch Spuren erkennbar. Offenbar stand sie auf dem markanten Geländevorsprung nördlich unterhalb der Kirche von Andelfingen. Talseits wird dieser durch den tiefen Einschnitt des Wildbachs begrenzt, bergseits muss er im Mittelalter durch einen Graben, etwa auf Höhe der heutigen Schlossgasse, geschützt gewesen sein.

Seit dem 13. Jhdt. war Andelfingen Teil des habsburgischen Amtes Diessenhofen, das im späten 14. Jhdt. durch Verpfändungen aber immer mehr zerfiel. 1371 lösten die Habsburger manche Pfänder aus und schufen daraus die Herrschaft Andelfingen, zu der auch die Dörfer Ossingen, Dörflingen, Guntalingen und Waltalingen samt niederer und hoher Gerichtsbarkeit gehörten. Sie mussten diese aber bereits 1377 erneut verpfänden – an Hug von Hohenlandenberg. Diese Familie aus dem Tösstal setzte auf der Burg wohl einen Vogt ein. 1407 zogen die aufständischen Appenzeller brandschatzend das Thurtal abwärts und verschonten auch Andelfingen nicht. Die Hohenlandenberger konnten die Herrschaft noch bis 1434 halten, mussten sie dann aber auf Druck von Kaiser Sigismund für 2300 Gulden an Zürich übergeben.

Die Limmatstadt verwaltete Andelfingen zunächst als Obervogtei und erhob sie 1482 schliesslich zur Landvogtei. Dieser Schritt bedingte, dass vor Ort eine standesgemässe Residenz für den Landvogt vorhanden war, weshalb die alte Burg nun mehrfach umgestaltet wurde. Erhaltene Abrechnungen aus dem 16. Jhdt. zeigen auf, dass damals immer wieder für grössere Summen auf der Burg gebaut wurde. Den Beschreibungen zufolge besass die Anlage einen Turm, der den Landvögten als Gefängnis diente, sowie einen von einer Ringmauer umgebenen Burghof. Noch 1596 erstellte man einen neuen Brunnen, doch die Zeit der Andelfinger Burg als Herrschaftszentrum neigte sich dem Ende zu. In den Jahren 1613 bis 1614 wurde östlich oberhalb der Burg das «Neue Schloss» errichtet: Ein repräsentativer Bau, der fortan dem Landvogt als Residenz diente. Dennoch besserte man zur gleichen Zeit auch am «Alten Schloss» nochmals die inzwischen eingefallene Ringmauer über dem Wildbach aus.

1625 zerstörte ein Brand ganze Partien der alten Burganlage, darunter ein Bau mit Badhaus und Teile der Umfassungsmauer, die nun versetzt wurde. Bereits 1631 brannte es erneut, diesmal offenbar im Wohntrakt, denn zerstört wurde gemäss den Aufzeichnungen «die alte Stube». Aus den Überresten der mittelalterlichen Anlage wurde nun ein neues Herrschaftshaus errichtet, wahrscheinlich auf den Grundmauern des alten Turms. Der mittlere Teil des heutigen Hauses weist rundum mindestens 0,9 Meter dicke Mauern auf – gegen Norden hin sind diese sogar noch dicker. 1697 wurde der südliche Teil angebaut, und 1725 erweiterte man das «Alte Schloss» um einen grosszügigen Garten nach französischem Vorbild. Die Anlage diente nun als Sitz des Landschreibers und wurde bald nur noch «alte Kanzlei» genannt. Ab 1856 wohnte hier der Landschreiber Johann Jakob Siegfried aus Zürich – die Burgstelle mit dem alten Haus befindet sich noch heute im Besitz seiner Nachkommen.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel bei der Burgstelle
Literatur
  • Fietz, Hermann - Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Bd. I: Die Bezirke Affoltern und Andelfingen | Basel, 1938 | S. 152-154
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 16-18
  • Stauber, Emil - Geschichte der Kirchgemeinde Andelfingen, Bd. 1 | Zürich, 1940 | S. 30-40
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 298
  • Zürcher Denkmalpflege - 10. Bericht: 1979-1982, I. Teil | Zürich, 1986 | S. 9
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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