BURG WULP
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Allgemeine Informationen
Abgelegene Ruine einer vom 11. bis ins 13. Jhdt. bewohnten Burg auf einem Sporn am Ostrand des Küsnachter Tobels. Sichtbar sind konservierte Mauerreste aus drei Bauphasen, die noch bis zu 3,5 Meter hoch aufragen. Baulich interessant ist vor allem ein nicht vollendeter, im Grundriss tropfenförmiger Turm am nordöstlichen Rand des Burgareals.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 19' 17.50" N, 08° 36' 20.60" E
Höhe: 573 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 688.230 / 241.840
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Von Zürich auf der Seestrasse dem nördlichen Seeufer entlang bis nach Küsnacht fahren. Im Dorf bergauf der Strasse nach Limberg folgen. Wo diese auf den Wald trifft links in die Schmalzgruebstrasse abbiegen und dieser 500 Meter folgen, wo links der Waldweg zur Burg abzweigt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Zürich mit der S-Bahn (Linie 6) bis nach Küsnacht. Hier umsteigen auf die Buslinie 916 und bis zur Endstation Küsnacht Allmend fahren. Nun zu Fuss in nordöstlicher Richtung der Schmalzgruebstrasse bergauf in den Wald hinein folgen. Nach 500 Metern biegt links der markierte Weg zur Ruine ab. Ein etwas längerer, aber schönerer Weg führt vom Bahnhof durch das Küsnachter Tobel hinauf zur Burg.
Wanderung zur Burg
Der Erlenbacher Tobel-Weg führt unterhalb der Burg vorbei. Ein markierter Abstecher führt über Treppen hinauf zur Ruine.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle im Burgareal
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Wulp
Quelle: Bader, Christian - Die Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 25] | Basel, 1998 | S. 39 | Bauphasen ergänzt von O. Steimann, 2003
Historie
Wie die archäologischen Untersuchungen auf der Wulp ergeben haben, war der Platz in Spornlage über dem Küsnachter Tobel wahrscheinlich bereits während der Bronzezeit (um 1500 v.Chr.) besiedelt. Ausserdem wurden Münzen, Geschirr- und Baukeramik aus römischer Zeit gefunden. Diese stammen aber ziemlich sicher von einem nahen Gutshof und wurden im Mittelalter hierher gebracht, als man das Areal planierte. Umstritten ist, ob auf Wulp bereits im Frühmittelalter eine Befestigungsanlage stand. In der südwestlichen Ecke des Areals wurde eine Trockensteinmauer gefunden, die älter ist als der erste Bering und zu einem kleinen Gebäude gehört haben könnte.

Mit Sicherheit setzte der Burgenbau dann um die Mitte des 11. Jhdts. ein. Diese erste belegbare Wehranlage bestand aus einer Ringmauer und zwei eher engen Bauten, die sich auf der Innenseite an diese anlehnten. Unklar ist, ob auch das höher gelegene Gelände östlich der Burg in die Befestigung miteinbezogen war. Dieser Hügel wurde bis heute nicht gründlich untersucht, könnte aber einem Vorgängerbau oder einer Vorburg der Wulp Platz geboten haben.
Die einzige zeitgenössische Textpassage, die auf die Existenz der Burg im 11. Jhdt. hindeutet, findet sich in einer Urkundensammlung zur Gründung des Klosters Muri. Darin wird ein Adliger namens «Eghardtdi de Chüsnach» erwähnt, der um 1095 in Rom den Schutz des Papstes für das Kloster erworben habe und dessen Burg nahe dem Zürichsee liege.

Im 12. Jhdt. gehörte das Ufergebiet des Zürichsees zur Reichsvogtei Zürich, die den Herzögen von Zähringen unterstand. Wer damals auf der Wulp sass, ist unbekannt. Jedoch wurde die Burg in der zweiten Hälte des 12. Jhdts. stark umgestaltet, erhielt einen massiven, viereckigen Wohnturm und ein repräsentativen Hauptbau. Nachdem 1218 der letzte Zähringer gestorben war, verlieh Kaiser Friedrich II. der Stadt Zürich die Reichsfreiheit. Den Rest der Reichsvogtei nahm er an die Krone zurück, teilte ihn auf und belehnte damit lokale Adelsgeschlechter. Grosse Teile davon gerieten so wohl in die Hände der Freiherren von Regensberg, darunter auch Küsnacht mit der Burg Wulp. Im Interregnum (1254-1273) war dieses alte Hochadelsgeschlecht bestrebt, seine Machtstellung rund um Zürich beständig auszubauen. In diese Zeit fällt auch die letzte Bauphase auf der Burg, die dabei völlig umgestaltet wurde. Turm und Wohnbauten wurden abgerissen und durch neue Bauten und einen im Grundriss tropfenförmigen Wehrturm ersetzt.

Laut einer Urkunde von 1267 kam es in diesem Jahr zu einem Konflikt zwischen den Regensbergern und Graf Rudolf III. von Habsburg, dem späteren König. In den Chroniken der frühen Neuzeit wurde dieser Streit zur «Regensberger Fehde» ausgeschmückt, bei der die Zürcher mit dem Habsburger zusammen zahlreiche regensbergische Burgen, darunter auch die Wulp, zerstört haben sollen. Die Zerstörung konnte archäologisch aber nicht nachgewiesen werden – vielmehr wurde festgestellt, dass der Neubau der Burg gar nie vollendet wurde. Dies liesse sich mit dem raschen ökonomischen Niedergang der Familie von Regensberg in der Zeit von 1260 bis 1300 erklären, in welcher sie zahlreiche Güter veräussern musste.

Um 1300 ging die Vogtei Küsnacht an die Zürcher Ritterfamilie Mülner über. 1321 verpfändete Ritter Gottfried I. Mülner «daz Burgstall zu Küsenach» seiner Gattin – damit dürfte die bereits zerfallene Burg Wulp gemeint sein. Die Mülner behielten die Vogtei und verwalteten diese wohl vom neuen Burgsitz am Seeufer aus – dem Höchhus. 1384 veräusserte Gottfried III. seine Rechte an die Stadt Zürich.

Der Name Wulp taucht erstmals in Heinrich Brennwalds Schweizer Chronik (um 1516) als «Wulsch» auf. Später wechselte die Bezeichnung zu Wulp, Wurp oder auch Balp. Heute wird der gesamte Geländesporn, auf dem die Ruine steht, mit Wulp bezeichnet. Erste Ausgrabungen zur Freilegung der Mauerzüge fanden 1920 bis 1923 statt, professionellere archäologische Untersuchungen folgten 1961/62, 1978 und 1980 bis 1982.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bader, Christian - Die Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 25] | Basel, 1998
  • Bitterli, Thomas - Die Burg Wulp und ihre Geschichte: Entdeckung und Erforschung eines mittelalterlichen Bauwerks | Stäfa, 1993
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 803
  • Boxler, Heinrich - Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden [Studia Onomastica Helvetica, Bd. 2] | 2. Aufl. | Arbon, 1991 | S. 240
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 144-147
  • Zeller-Werdmüller, Heinrich - Zürcherische Burgen | In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 48./49. Jhrg. | Zürich, 1894-1895 | S. 333-334
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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