BURG SCHEIDEGG
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Allgemeine Informationen
Ruine einer kompakten kleinen Rodungsburg aus dem frühen 13. Jhdt., die um 1320 einem Brand zum Opfer gefallen ist. Sichtbar sind die konservierten Mauerreste des Wohnturms, der Zisterne, der Ställe und des Burgtors.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 26' 51.57" N, 07° 52' 40.43" E
Höhe: 565 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 633.130 / 255.300
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Liestal der Kantonsstrasse 2 in östlicher Richtung bis nach Sissach folgen. Dann auf der Sissacherstrasse weiter über Böckten nach Gelterkinden, wo im Dorfzentrum rechts die Strasse nach Tecknau abzweigt. Parkplätze beim Bahnhof.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Regelmässige Bahnverbindungen (S3) ab Liestal oder Olten nach Tecknau.
Wanderung zur Burg
Ab Tecknau ist die Burg in rund 20 Min. erreichbar: Im Dorf die Eisenbahnlinie auf der einzigen Brücke in westlicher Richtung überqueren und anschliessend dem steilen Wanderweg bis auf den Höhenrücken folgen, wo ein markierter Pfad nach Norden zur Ruine abzweigt.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
Feuerstelle auf der Burg
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Scheidegg
Quelle: Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 127 | überarbeitet und Bauphasen eingefügt von O. Steimann, 2006
Historie
Das Eital, ein kleines Seitental des Ergolztales, war im Mittelalter ein abgelegenes Gebiet ohne verkehrspolitische Bedeutung. Hier, zwischen den Einflussbereichen der mächtigen Grafen von Frohburg und von Homberg, entstand im frühen 13. Jhdt. eine kleine Rodungsherrschaft. Ihren Mittelpunkt bildete die Burg Scheidegg auf dem Höhenrücken westlich von Tecknau.

Um 1220 wurde zunächst ein im Grundriss 12 x 16 Meter messender Wohnturm errichtet. Seine Erbauer orientierten sich offensichtlich an der französischen Donjon-Architektur, versahen sie das Gabäude doch mit vier runden Eckrisaliten. Von weiteren Gebäuden aus dieser ersten Phase der Burg sind keine Überreste gefunden worden, möglicherweise wurden sie durch spätere Umbauten beseitigt. Schwache Spuren von Häusern und Terrassierungen im Gelände lassen darauf schliessen, dass der Höhenzug von Scheidegg damals auf weiten Flächen gerodet und besiedelt war.

Über die Erbauer von Scheidegg liegen keine eindeutigen schriftlichen Nachrichten vor. Die Fundstücke von der Burg, darunter Keramik und Metallwaren aus fernen Gebieten beidseits der Alpen, lassen auf eine wohlhabende Familie schliessen, die sich gegenüber den mächtigen Nachbarn eine relativ unabhängige Stellung bewahren konnte. So wurde auf der Burg auch Eisenerz verhüttet; ein Gewerbe, für welches die Grafen von Frohburg in jener Gegend quasi eine Monopolstellung innehatten und Konkurrenten mitunter auch mit Gewalt ausschalteten.
Als Gründer der Scheidegg in Frage kommen ansich nur die Herren von Gelterkinden. Sie besassen Eigengüter in Tecknau und werden noch vor der Mitte des 13. Jhdts. in verschiedenen Schriftquellen erwähnt. Sie pflegten enge Beziehungen mit Basel, aber auch mit den Grafen von Frohburg, von Thierstein und von Habsburg.

Um 1250 wurde die Burg bedeutend erweitert. Nördlich des Wohnturms wurde eine Filterzisterne errichtet, zudem ein Nordtrakt mit Stallungen im Erdgeschoss und ein Bering mit neuem Burgtor. Auch der nördliche Graben wurde erst jetzt bis auf die heutige Tiefe ausgehoben. Der alte Wohnturm erhielt eine neue Unterteilung und einen ausgebauten Keller. Offenbar verlor er seine Rolle als wichtigster Wohnraum an den jüngeren Nordtrakt.
Die Herren von Gelterkinden hatten damals ihre Stellung weiter gestärkt. In einer Urkunde von 1281 ist beispielsweise vermerkt, dass Heinrich von Gelterkinden im Schwarzwald zahlreiche habsburgische Pfandgüter besass. Nach 1308 verschwindet die Familie jedoch aus der Geschichte. Kurz darauf, um 1320, fiel die Burg Scheidegg einem Brand zum Opfer. Dieser hatte seine Ursache wohl in einem menschlichen Fehler, denn von kriegerischen Handlungen konnten keine Spuren gefunden werden. Von der Katastrophe betroffen war vor allem der Nordtrakt, in dessen Erdgeschoss Knochen von sieben Pferden gefunden wurden, die im Feuer ums Leben gekommen sein müssen. Weniger schlimm traf es den alten Wohnturm. Er scheint noch systematisch ausgeräumt worden zu sein.

Nach dem Brand wurde Scheidegg aufgegeben. Möglicherweise fehlten den Herren von Gelterkinden die Mittel, um die Burg wieder aufzubauen. 1372 wird sie im sogenannten Farnsburger Urbar der Grafen von Thierstein als «Scheideg, daz burgstal ze Scheideg» zum ersten Mal erwähnt. Ob die Thiersteiner diesen Güterkomplex direkt von den Herren von Gelterkinden oder auf Umwegen erhalten haben, muss offen bleiben. 1461 gelangte Scheidegg zusammen mit der Herrschaft Farnsburg in den Besitz der Stadt Basel.

Erst in Christian Wurstisens «Basler Chronik» aus dem 16. Jhdt. taucht «das Burgstell Scheidegg» wieder auf. Gemäss dieser Quelle war die Burg damals schon stark zerfallen, nicht zuletzt, weil um 1500 etliche Mauersteine entfernt und zum Kalkbrennen verwendet worden seien. Die Burg wurde ausserdem benützt, um jenen Punkt zu definieren, wo bis heute die Grenzen der Gemeinden Gelterkinden, Tecknau und Rünenberg aneinanderstossen.
Zu Beginn des 20. Jhdts. waren nur noch wenige Mauerspuren erkennbar, die Ruine wurde zudem mehrfach durch Schwarzgrabungen gestört. 1970 bis 1974 wurde Scheidegg schliesslich umfassend archäologisch untersucht, ausgegraben und konserviert. Das umfangreiche Fundgut wird im Kantonsmuseum in Liestal verwahrt.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 73
  • Ewald, Jürg / Tauber, Jürg - Die Die Burgruine Scheidegg bei Gelterkinden: Bericht über die Forschungen 1970-74 [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 2] | Olten/Freiburg i.Br., 1975
  • Heyer, Hans-Rudolf - Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Bd. III: Der Bezirk Sissach | Basel, 1986 | S. 78-79
  • Meyer, Werner - Burgen von A bis Z: Burgenlexikon der Regio | Basel, 1981 | S. 127
  • Müller, C. A. - Burgen des Kantons Basel-Landschaft | Liestal, 1966 | S. 75-76
  • Roth, Carl - Die Burgen und Schlösser der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, II. Teil | Basel, 1933 | S. 103-105
  • Tauber, Jürg - Herd und Ofen im Mittelalter [Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Bd. 7] | Olten/Freiburg i.Br., 1980 | S. 77-83
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