BURG RIETBERG
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Allgemeine Informationen
Von der Burg der Herren von Rietberg aus dem frühen 13. Jhdt. ist noch der Hauptturm erhalten geblieben, während die übrigen Teile der Anlage weitgehend neuzeitlichen Ursprungs sind. Bekanntheit erlangte die Burg durch die Ereignisse während der Bündner Wirren: 1621 wurde hier Pompejus Planta durch Jörg Jenatsch und seine Helfer ermordet. Heute ist Rietberg ein biologisch ausgerichteter Landwirtschaftsbetrieb.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 44' 08.76" N, 09° 26' 52.77" E
Höhe: 723 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 753.560 / 178.030
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Ab Chur der Autobahn A13 bis zur Ausfahrt Thusis Nord folgen. Nun in östlicher Richtung den Hinterrhein überqueren, dann links abbiegen und via Fürstenau nach Pratval fahren. Die Burg Rietberg befindet sich nordöstlich über dem Dorfkern an der Strasse nach Almens.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Stündliche Bahnverbindungen von Chur nach Rhäzüns. Ab hier weiter mit dem Bus in Richtung Thusis bis zur Haltestelle Pratval, Gemeindehaus. Ab Pratval zu Fuss bergauf oder mit dem Bus in Richtung Almens bis zur Haltestelle Rietberg.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Burg befindet sich in Privatbesitz und kann nur von aussen besichtigt werden.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Rietberg
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 125 | bearbeitet von O. Steimann, 2008
Historie
Die Gründungszeit der Burg Rietberg lässt sich heute kaum mehr ermitteln. Als ältester Teil gilt der Hauptturm, der wohl in der ersten Hälfte des 13. Jhdts. entstanden ist. Die bis zu 2,5 Meter dicken Wände des Sockels scheinen aber die Mauern eines älteren Turms zu umschliessen. Dieser könnte bereits im 12. Jhdt. entstanden sein.
Als Erbauer der Burg gelten die Herren von Rietberg, die 1286 in einer Urkunde als Vasallen der Herren von Sax-Misox erwähnt werden. Im 14. Jhdt. tauchen sie verschiedentlich als Dienstleute des Bischofs von Chur auf. Sie besassen das Vizedominat im Oberhalbstein und im Oberengadin sowie Güter im Domleschg, im Schams und in Chur.

Die Burg wurde nahe am Rietbach auf einer Hangterrasse errichtet. Auf der Süd- und Ostseite war wegen des ebenen Geländes die Schaffung künstlicher Annäherungshindernisse nötig, die heute jedoch weitgehend verschwunden sind. Zentraler Bau der Burg war der Turm, der schöne Eckverbände aus Bossenquadern aufweist. Der ursprüngliche Hocheingang wird im 3. Stockwerk der Nordwand vermutet. Auch die Grundmauern des zweiteiligen Wohntrakts könnten mittelalterlichen Ursprungs sein. Seine heutige Gestalt geht allerdings auf verschiedene Bauetappen im dem 17. und 18. Jhdt. zurück. Mittelalterlich ist möglicherweise die Tankzisterne nordöstlich des Hauptturms, die im 17. Jhdt. mit einem barocken Rundturm überbaut wurde und vom Wohntrakt her über einen unterirdischen Gang erreichbar ist. Hingegen hat die zinnenbewehrte Ringmauer mit dem ursprünglichen Bering wohl nicht viel gemein. Auch sie wurde erst im 17. Jhdt. errichtet.

1320 heiratete Johann von Rietberg Berta von Rhäzüns. Im Ehevertrag wurde festgeschrieben, dass Berta die Burg bis zu ihrem Tod besitzen solle. 1343 überschrieb Johann seiner Frau allerdings ein anderes Leibding, um «mine vesti Rieperg» und Hoch-Juvalt samt seinen Lehen 1348 den mit ihm verwandten Herren von Landenberg übergeben zu können. Im folgenden Jahr starb er als Letzter seines Geschlechts. Hermann von Landenberg konnte seine Erbansprüche aber nicht durchsetzen – 1352 verzichtete er zu Gunsten des Bistums Chur auf Rietberg. Im Januar 1354 kam der Bischof persönlich auf die Burg und stellte hier einige Urkunden aus. Bis 1388 musste er sich allerdings mit weiteren Erben der Rietberger herumschlagen, denn auch die Herren von Rhäzüns und jene von Lumbrein machten Ansprüche geltend und wollten entschädigt werden.
Das Bistum setzte einen Burggrafen als Verwalter auf Rietberg ein. Als solcher wird 1384 Eglolf von Juvalt erwähnt. 1398 verpfändete der Bischof die Burg für 500 Mark Silber an Jakob von Castelmur. Eine weitere Verpfändung erfolgte 1409 ans Domkapitel und an Conradin Rambach. Das Pfand und damit die Burg übernahmen zunächst 1426 Bartolomäus Planta, 1447 dann Hans Wellenberg. Nächster Burgherr war Hans Ringg, der Rietberg 1483 seinem Sohn Wilhelm übertrug. Die Besitzer wechselten auch weiterhin recht häufig: um 1530 Anton von Travers, 1554 Hercules von Salis. 1617 kam die Familie Planta durch Vererbung wieder in den Besitz eines Anteils an der Burg.

In den Bündner Wirren, als sich die mit Spanien verbündete katholische Partei und die mit Frankreich verbündeten Evangelischen jahrelang hart bekämpften, wohnte Pompejus Planta auf Rietberg. Er galt als Anführer der Katholiken. Seine Gegner, angeführt von Jörg Jenatsch, überfielen ihn am 25. Februar 1621 auf der Burg und ermordeten ihn brutal. Eine Tat, die später von Conrad Ferdinand Meyer in seiner bekannten Novelle «Jürg Jenatsch» literarisch verarbeitet wurde.
Die Familie Salis veräusserte ihren Anteil an Rietberg 1664 für 9000 Gulden an Christoph von Rosenroll, dessen Söhne veräusserten ihn 1670 an die Familie Buol. Letztere erwarb 1758 auch noch jenen Anteil an Rietberg, der noch immer der Familie Planta gehörte. Johann von Buol-Schauenstein verkaufte die Anlage dann 1798 seinem Bruder, dem Churer Bischof Karl Rudolf. Dessen Plan, in der Burg ein Priesterseminar einzurichten, scheiterte an der Invasion der französischen Revolutionsarmee.

Auch im 19. Jhdt. wechselten sich die Burgbesitzer häufig ab: 1802 die von Travers, 1803 die Cadonau aus Waltensburg, anschliessend die von Bergamin aus Obervaz und 1822 nochmals die von Travers. Von letzteren erwarb im selben Jahr die Familie Casparis die Burg. Durch Heirat gelangte sie 1917 wiederum an einen Zweig der Planta. Heute bewohnt die Familie Hämmerle die Anlage und betreibt auf dem Burggut einen biologisch ausgerichteten Landwirtschaftsbetrieb.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 1 | Neuenburg, o. J. | S. 116-117
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 318
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 124-126
  • Gohl, Ronald et al. - Burgenparadies Schweiz: 40 Wanderungen zu Rittern, Grafen und Vögten | Zug/Basel, 2004 | S. 118-119
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 121-125
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 285
  • Metz, Peter - Rietberg | In: Ribi, Hilde et al. - Graubündens Schlösser und Paläste, 2. Teil | Chur, 1974 | S. 72-82
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 85-86
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 195-198
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 117-121
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser des Kantons Graubünden, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 94-97
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