BURG NIEDER-WINDEGG (UNTER-WINDEGG)
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Allgemeine Informationen
Ruine einer einst bedeutenden, zweiteiligen Burganlage aus dem frühen 13. Jhdt. auf einem felsigen Grat über dem Linthkanal. Der Name dient zur Unterscheidung von der 2 km weiter südlich gelegenen Burg Ober-Windegg bei Niederurnen. Im 15. Jhdt. wurde Nieder-Windegg aufgegeben. Die noch etwa 12 Meter hoch aufragende Schildmauer wurde im Jahr 2020 umfassend saniert.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 08' 38.17" N, 09° 03' 11.52" E
Höhe: 506 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 722.460 / 222.700
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A3 in der Linthebene bei der Ausfahrt Bilten verlassen und auf der Biltnerstrasse in nordwestlicher Richtung nach Schänis fahren. Hier rechts in die Hauptstrasse 17 einbiegen und dieser bis zum Bahnhof Ziegelbrücke folgen (Parkplätze vorhanden). Vom Bahnhof der Hauptstrasse entlang etwa 400 Meter in Richtung Schänis gehen. Hier zeigt ein brauner Wegweiser den Pfad an, der durch den Wald bergauf zur Burgruine führt.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Der Bahnhof Ziegelbrücke ist als Haltestelle auf zahlreichen Regional- und Fernverbindungen bestens erschlossen. Weitere Wegbeschreibung: siehe oben.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
ohne Einschränkung
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Nieder-Windegg
Quelle: gezeichnet von O. Steimann, 2021
Historie
Die Herren von Windegg
Die ab 1220 auftauchenden Herren von Windegg stammten ursprünglich wohl aus Wald im Zürcher Oberland. Die dortige Burgstelle Windegg gilt als ihre Stammfeste. Wie sie zu Besitz am Ausgang des Linthtals kamen, ist ungeklärt. Trotzdem tragen dort gleich zwei Burgen ihren Namen. Ober-Windegg bei Niederurnen (GL) haben sie möglicherweise auf Eigengut gegründet, während Nieder-Windegg bei Schänis eindeutig ein Lehen der Grafen von Kyburg war. 1230 schenkte Graf Hartmann IV. (der Ältere) von Kyburg seiner Frau Margaretha von Savoyen unter anderem das «castrum Windegge» samt dem dortigen Zoll und Eigengut im Gasterland. Die Zollstation befand sich unterhalb der Burg, wo die Bergflanke und die Linth einen natürlichen Engpass bilden.

Aussehen der Burganlage
Das Aussehen der wohl um das Jahr 1200 gegründeten Burg lässt sich heute nur noch erahnen. Es handelte sich um eine durch einen Abschnittsgraben zweigeteilte Anlage. Von der südwestlich gelegenen, talseitigen Hälfte der Burg sind heute nur noch wenige Mauerspuren zu sehen. Den archäologischen Erkenntnissen zufolge handelte es sich um ein Gebäude mit rechteckigem Grundriss – vielleicht ein wehrhafter Palas. Der bergseitige Teil der Burg weist mindestens zwei Bauphasen auf. Von der ursprünglichen Bebauung ist allerdings nur noch ein kleiner Mauerabsatz an der östlichen Ecke zu sehen. Wahrscheinlich wurde das entsprechende Gebäude niedergelegt, als um die Mitte des 13. Jhdts. die heute noch rund 12 Meter hoch aufragende, 1,95 Meter dicke Schildmauer errichtet wurde. Von ihrem Mauermantel ist nur noch wenig übrig geblieben. Die Ecken waren mit Bossenquadern aus Tuffstein ausgekleidet und im Erdgeschoss drei Schiessscharten angebracht, wo heute grössere Löcher klaffen.
Ob an die Schildmauer inwendig ein Hof oder ein grösseres Gebäude anschloss, ist unklar. Das Fehlen von Balkenlöchern und weiteren Mauerfundamenten lässt auch die Möglichkeit offen, dass hier eine freistehende Holzkonstruktion angebracht war.

Die habsburgische Vogtei im 13. und 14. Jhdt.
Noch 1257 sass mit Hugo von Stäge ein kyburgischer Dienstmann auf Nieder-Windegg. 1264 starb jedoch der letzte Kyburger, und Graf Rudolf von Habsburg riss die Herrschaft sofort an sich. Der Haupterbe der Kyburger und spätere König setzte sich damit auch über die Ansprüche von Margaretha von Savoyen hinweg. Bereits 1265 verwalteten habsburgische Gefolgsleute Nieder-Windegg und die gleichnamige Vogtei, die das heutige Gasterland umfasste. 1288 bekamen die Habsburger vom Kloster Säckingen auch noch die Vogtei über das Glarnerland. Auch diese wurde nun von Nieder-Windegg aus verwaltet, was die Burg zu einem wichtigen habsburgischen Stützpunkt machte. Über die Jahrzehnte waren verschiedene Familien mit dieser Vogtei betraut, 1315 beispielsweise die Grafen von Toggenburg. Als die Glarner 1352 der Eidgenossenschaft beitraten, verlor die Herrschaft einen grossen Teil ihres Gebiets. Durch ihren Vogt Eglolf von Ems liessen die Habsburger Nieder-Windegg in den Jahren 1359 und 1381 stärker befestigen.
Eglofs Nachfolger Arnold Bruchi beteiligte sich im Februar 1388 an der Mordnacht von Weesen, in der die eidgenössische Besatzung des Städtchens niedergemacht wurde. Nun kam es zu offenen Feindseligkeiten, die am 9. April in der habsburgischen Niederlage in der Schlacht von Näfels gipfelten. Die Burg hingegen überstand die Kriegswirren, sie war für die Eidgenossen offenbar uneinnehmbar.

Auflassung und Zerfall der Anlage
1406 kam Nieder-Windegg mit dem Gasterland pfandweise an Graf Friedrich VII. von Toggenburg. Als dieser 1436 starb, entbrannte ein wüster Streit um das Erbe im Linthgebiet, der schliesslich zum Alten Zürichkrieg führte. Mit Hilfe der Bewohner und der Unterstützung Habsburgs konnten sich jedoch Schwyz und Glarus 1438 die Vorherrschaft über das Amt Windegg sichern. Der Vogt wohnte fortan aber nicht mehr auf Nieder-Windegg, die Burg wurde dem Zerfall überlassen. Bereits 1451 soll ein grösserer Teil eingestürzt sein. Eine ausgedehnte Brandschicht, die an verschiedenen Stellen auf dem Areal aufgefunden wurde, deutet darauf hin, dass beim Untergang der Burg auch ein Feuer im Spiel gewesen sein könnte.
In den folgenden Jahrhunderten diente die Ruine als Steinbruch. Es wird vermutet, dass 1486 für den Bau des Turmes der Stiftskirche in Schänis Steine von Nieder-Windegg geholt wurden. Trotzdem standen noch bis um die Mitte des 19. Jhdts. bedeutende Teile der Anlage aufrecht.

Erforschung und Sanierung der Burgruine
Ab 1943 wurden Bemühungen unternommen, die vom völligen Zerfall bedrohte Ruine zu erforschen und zu sichern. 1955/56 wurde sie teilweise archäologisch untersucht. Dabei wurden Spuren einer älteren, wahrscheinlich römischen Besiedlung des Platzes gefunden. Auch konnte damals der ungefähre Grundriss der mittelalterlichen Burganlage erfasst werden. Von einigen Mauerspuren, die damals nahe der Schildmauer entdeckt wurden, fehlt heute aber jeder Spur. Eventuell wurden sie zerstört, als 2005/06 auf dem Gelände ein Festplatz angelegt wurde. Nach einer Vermessung der Anlage im Frühjahr 2017 wurde 2020 endlich ein schon länger vorgesehenes Sanierungsprojekt ausgeführt. Die Ruine der Schildmauer wurde dabei bauarchäologisch untersucht und anschliessend gesichert.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Anderes, Bernhard - Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Bd. V: Der Bezirk Gaster | Basel, 1970 | S. 267-269
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 494
  • Felder, Gottlieb - Die Burgen der Kantone St. Gallen und Appenzell, 2. Teil [51. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen] | St. Gallen, 1911 | S. 52-53
  • Grüninger, Jakob - Unter-Windegg (Niederwindegg) SG | In: Nachrichten der Schweizerischen Vereinigung zur Erhaltung der Burgen und Ruinen (Burgenverein), 30. Jhg./Nr. 1 | Zürich, 1957 | S. 135-137
  • Kamm, Rolf - Glarner Burgen | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 15. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2010 | S. 51-52
  • Obrecht, Jakob - Schänis SG, Burgruine Niederwindegg: Bericht über die bauarchäologische Untersuchung und die Konservierung der Ruine 2020 | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 26. Jhg./Nr. 1 | Basel, 2021 | S. 1-14
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