BURG OBER-WINDEGG
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Allgemeine Informationen
Ehemaliger Wohnsitz der Meier von Windegg über dem Dorf Niederurnen. Vom mittelalterlichen Baubestand ist vor allem noch die mächtige Schildmauer sichtbar. Der «Schlössli» genannte Turm stammt hingegen aus den Jahren 1913/14. Da in den Schriftquellen auch Nieder-Windegg (SG) und die Vorburg bei Oberurnen oft nur «Windegg» genannt werden und die frühen Chronisten diese Burgen teilweise verwechselten, lässt sich die Geschichte von Ober-Windegg kaum noch rekonstruieren. Nach bisherigen Erkenntnissen ist sie bereits um 1300 aufgegeben worden.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 07’ 39.74“ N, 09° 03’ 06.97“ E
Höhe: 492 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 722.400 / 220.890
Kontaktdaten
Restaurant Schlössli | Schlössli 1 | CH-8867 Niederurnen
Tel: +41 (0)55 610 30 60 | E-Mail: info@schloessli-niederurnen.ch
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Burg steht direkt am Eingang zum Linthtal auf einem Bergvorsprung an der westlichen Talseite. Die Autobahn Zürich-Chur (A3) bei der Ausfahrt Niederurnen verlassen und anschliessend rechts in Richtung Oberurnen/Niederurnen abbiegen. Ober-Windegg thront über dem Dorf Niederurnen und ist vom Ortsteil Rüti aus zu Fuss in rund 10 Minuten erreichbar. Parkplätze am Fuss des Burghügels in Niederurnen.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Mit der Bahn bis nach Ziegelbrücke. Ab hier weiter mit der Buslinie 512 (in Richtung Mollis) bis zur Haltestelle Niederurnen, Ochsenplatz. Nun dem ausgeschilderten Wanderweg bergauf zur Burg folgen.
Wanderung zur Burg
Der Alpenpanorama-Weg führt am Fuss des Burghügels vorbei.
Öffnungszeiten
Burg bis zur Schildmauer jederzeit frei zugänglich, Innenhof nur für Restaurantbesucher
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
Restaurant «Schlössli» auf dem Burgareal. Montag und Dienstag Ruhetag:
www.schloessli-niederurnen.ch
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Ober-Windegg
Quelle: Meyer, Werner - Die mittelalterlichen Burgen und Wehranlagen des Kantons Glarus | Glarus, 1974 | S. 221 | ergänzt gemäss Infotafel auf der Burg von O. Steimann, 2006
Historie
Die Burg Ober-Windegg stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 13. Jhdts. Zu ihrer Gründung gibt es zwei Thesen. Einerseits könnte sie durch die Familie der Meier von Windegg, die ihren Namen nach einer Burg bei Wald (ZH) trugen, mitten in Rodungsland auf Eigengut gegründet worden sein. Eine Urkunde von 1321 erwähnt ausdrücklich Eigenbesitz der Windegger in Niederurnen. Andererseits ist es möglich, dass die Burg wie das benachbarte Nieder-Windegg (SG) ursprünglich im Besitz der Grafen von Kyburg war und als Lehen an die Windegger vergeben wurde. In diesem Fall handelte es sich um eine der beiden Burgen Windegg, von denen Margarete von Kyburg 1267 behauptete, dass Rudolf von Habsburg sie ihr gestohlen habe.
Die Meier von Windegg verwalteten für das Kloster Säckingen dessen Güter und Rechte im Glarnerland. 1288 verloren sie dieses Amt an die Habsburger, wurden von diesen in den folgenden Jahrzehnten aber mit etlichen Ämtern und Lehen ausgestattet. In der neueren Forschung ist allerdings umstritten, ob es sich bei den Herren von Windegg immer um Vertreter derselben Familie handelte. Da mit Ober-Windegg, Nieder-Windegg und der Vorburg bei Oberurnen drei benachbarte Burgen zeitweise «Windegg» hiessen und sich in den Schriftquellen kaum auseinanderhalten lassen, dürfte das auch für die Adelssippen gelten, die sich (evtl. nur zeitweise) nach diesen Wohnsitzen nannten.

Die heute sichtbaren mittelalterlichen Reste der Burg Ober-Windegg können kaum noch einen Eindruck von der einstigen Anlage vermitteln. Über dem tief eingeschnittenen Halsgraben erhob sich eine rund 4 Meter dicke Schildmauer. Ihr Mauerkern ist heute noch über eine Länge von etwa 14 Metern erhalten. Offenbar war einst das gesamte Areal von einer sehr starken Aussenmauer umschlossen, wie Fundamentreste im östlichen Teil andeuten.
Da sich auf Ober-Windegg bisher keine Spuren einer Bautätigkeit oder Besiedlung nach 1300 nachweisen lassen, geht man davon aus, dass diese Anlage früh wieder verlassen wurde. Wahrscheinlich hängt ihre Aufgabe mit der Ausdehnung der habsburgischen Landesherrschaft im späten 13. Jhdt. zusammen. 1316 soll eine Burg Windegg, die der Witwe von Hartmann dem Älteren von Windegg und ihrem unmündigen Sohn Hartmann dem Jüngeren gehörte, von einer Schar Schwyzern geplündert und beschädigt worden sein. Auch hier ist unklar, auf welche Burg sich diese Nachricht bezieht. Hartmann der Jüngere von Windegg war später österreichischer Vogt über das Amt Glarus und wohnte vermutlich auf der Vorburg bei Oberurnen. Als er 1360 ohne männliche Nachkommen starb, gelangte sein Wohnsitz an die Herzöge von Habsburg-Österreich. Diese mussten 1376 an Ritter Gottfried Mülner von Zürich 23 Pfund Silber und 10 Schillinge entrichten, um ihn für den Ausbau der «vesti Meyers Windegg» zu entschädigen. Damit muss die Vorburg gemeint gewesen sein, denn auf dieser wurde im 14. Jhdt. im Gegensatz zu Ober-Windegg tatsächlich gebaut.

Der Glarner Chronist Aegidius Tschudi behauptete im 16. Jhdt., Ober-Windegg sei im Sempacherkrieg 1386 zerstört worden. Hier liegt offensichtlich eine Verwechslung mit der Vorburg vor, die zu jener Zeit das Zentrum der habsburgischen Herrschaft im Glarnerland bildete. Die heute Ober-Windegg genannte Burg war zu jener Zeit wohl bereits zerfallen.
Im 17. Jhdt. sollen zahlreiche Steine für die Anlage des nahen Rebbergs entfernt worden sein. Bereits auf Abbildungen und Plänen aus der Zeit um 1900 ist nicht viel mehr als die heutige Ruine der Schildmauer erkannbar. 1878 entstand auf Initiative der Bürgergemeinde Niederurnen ein «Lusthäuschen» als Ausflugsziel auf dem Burgareal. 1912 wurde schliesslich die «Schlössli-Genossenschaft» gegründet, die sich zum Ziel setzte, die Ruine zu erhalten. Im Stil der damaligen Burgenromantik errichtete man 1913/14 einen neuen Turm, der seither eine Gastwirtschaft beherbergt. Die Genossenschaft kümmert sich weiterhin um die Pflege und Erforschung der Burg.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente, inkl. Infotafel auf der Burg
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 251
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 129-132
  • Kamm, Rolf - Glarner Burgen | In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, 15. Jhg./Nr. 2 | Basel, 2010 | S. 51-53
  • Meyer, Werner - Die mittelalterlichen Burgen und Wehranlagen des Kantons Glarus | Glarus, 1974 | S. 220-222
  • Winteler-Marty, Jakob - Die Burgen des Kantons Glarus | Basel, 1946 | S. 38-43
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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