BURG NEU-SÜNS (CANOVA)
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Allgemeine Informationen
Sehenswerte Ruine mit einem für Graubünden eher untypischen, wuchtigen Rundturm (Donjon), dessen eine Hälfte noch in ursprünglicher Höhe aufragt. Daneben sind schwache Mauerspuren eines Zwingers und der Vorburg erkennbar. Die im 13. Jhdt. durch die Freiherren von Vaz errichtete Burg wurde 1451 in der Schamserfehde zerstört.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 46° 44' 38.91" N, 09° 26' 51.54" E
Höhe: 825 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 753.510 / 178.960
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
Besichtigung aus Rücksicht auf die Anwohner bitte ruhig und kurz halten.
Anfahrt mit dem PKW
Von Chur auf der Autobahn A13 bis zur Ausfahrt Rothenbrunnen am Eingang des Domleschgs. Ab hier weiter über Tumegl/Tomils nach Paspels. Parkplätze im Dorf. Die Ruine steht etwa 700 Meter südöstlich des Ortszentrums auf einem Hügel beim Gut Canova. Der Wanderweg von Paspels nach Almens führt nahe an diesem vorbei.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Stündliche Bahnverbindungen von Chur nach Rhäzüns. Ab hier weiter mit dem Bus in Richtung Thusis bis zur Haltestelle Paspels, Post. Nun dem Wanderweg in Richtung Canovasee bis zum Gut Canova folgen. Ein unmarkierter Pfad führt auf der Nordseite des Burghügels hinauf zur Ruine.
Wanderung zur Burg
k.A.
Öffnungszeiten
Die Burg befindet sich auf einem Privatgrundstück. Kurze und ruhige Besichtigung erlaubt.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
nicht möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Neu-Süns
Quelle: Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 122 | bearbeitet von O. Steimann, 2008
Historie
Die Burg Neu-Süns dürfte in der zweiten Hälfte des 13. Jhdts. durch die Freiherren von Vaz als Erweiterung der Herrschaft Paspels/Alt-Süns errichtet worden sein. Das markante, noch heute weitherum sichtbare Zentrum der Anlage bildete der runde Wohnturm. Sein sorgsam gefügtes Mauerwerk ist rund 1,5 Meter dick. Er verfügte über vier Stockwerke, darüber lag einst ein Dachgeschoss mit Zinnenkranz. Bewohnt waren offenbar das dritte und vierte Stockwerk, die noch Kamine, einen Schüttstein, zwei gut erhaltene Aborterker und Fenster mit Sitznischen aufweisen. Insbesondere das dritte Stockwerk scheint mit seiner grösseren Raumhöhe und einem 4 Meter breiten Kamin auch Repräsentationszwecken gedient zu haben. Der Hocheingang führte direkt in diesen weiten Raum mit rund 9 Metern Durchmesser.
Der Turm, von dem heute nur noch die nordwestliche Hälfte steht, befindet sich auf einem kleinen Felskopf. Im Abstand von etwa 3 Metern umgab ihn ein ebenfalls runder Bering. Auf einer niedriger gelegenen Terrasse schloss auf der Südwestseite die Vorburg an. Ein noch rund 3 Meter tiefer Schacht und Mauerreste deuten hier eine Zisterne mit Brunnenhaus an. In der Westecke der Vorburg stand offenbar ein weiteres, längliches Gebäude. Als Annäherungshindernis wurde auf der Westseite ein Graben angelegt.

Die ältere Forschung hat die Herren von Canova aus dem Oberhalbstein mit dieser Anlage in Verbindung gebracht. Es deutet jedoch nichts darauf hin, dass dieses nie im Domleschg nachgewiesene Geschlecht je auf der Burg ansässig war. Ausserdem wurde diese das ganze Mittelalter hindurch meistens Neu-Süns genannt, während die Bezeichnung Canova (rätoromanisch für «neues Haus») erst um 1390 aufkam.
1337 ist ein Gefolgsmann des Vazer Ministerialen Simon von Bärenfels auf der Burg «nüwer Sünnes» nachgewiesen. Als 1338 die Freiherren von Vaz ausstarben, erbten die Grafen von Werdenberg-Sargans deren Güter im Domleschg. 1390 wird die Anlage im so genannten Septimer-Urbar erneut erwähnt, diesmal als «turri de Canofa». 1392 schlichtete Ulrich Brun von Rhäzüns einen Streit zwischen seiner Schwester und deren Ehemann, Graf Johann von Werdenberg-Sargans. In der Urkunde wurde festgehalten, dass Anna von Rhäzüns auf Neu-Süns wohnen soll. Weiter soll ihr ein Wohnzimmer, eine Kammer und eine Küche auf der Burg eingerichtet und die Treppe ausgebessert werden.

1437 schloss Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans einen Landrechtsvertrag mit Schwyz und Glarus, der ausdrücklich auch die Burgen Alt- und Neu-Süns umfasste. Wie andere werdenbergische Burgen im Domleschg wurde auch Neu-Süns in der Schamserfehde 1451 von den aufständischen Talbewohnern erstürmt und zerstört. Gemäss dem Friedensschluss von 1452 hätten die Grafen die Burg nur mit Zustimmung des Oberen und des Gotteshausbundes wieder aufbauen dürfen. Darauf wurde verzichtet, Neu-Süns blieb Ruine. Aus weiteren Urkunden aus dem 16. Jhdt. geht hervor, dass die Burg «Nuwe-Süns» oder «Ganofa» noch als Landmarke diente und der zugehörige Hof weiterhin bewirtschaftet wurde. 1574 erwarb Andreas von Salis zu Rietberg das Gut Canova und nannte sich ab diesem Zeitpunkt auch «zu Neuensins». Heute befinden sich Ruine und Hofgut im Besitz der Familie von Planta.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 314
  • Clavadetscher, Otto P. / Meyer, Werner - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Schwäbisch Hall, 1984 | S. 121-123
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 8: Graubünden 1 (Nordbünden) | 2. überarb. und erg. Aufl. | Kreuzlingen, 1981 | S. 134-135
  • Högl, Lukas - Vier Hauptfunktionen des Wohnturms: Bauarchäologische Thesen zu einer Leitform des Burgenbaus in Graubünden und der Deutschschweiz | In: Bündner Monatsblatt, Nr.2/2015 | S. 179-210
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 3: Kanton Graubünden (deutschsprachiger und romanischer Teil) | Zürich, 1983 | S. 23
  • Poeschel, Erwin - Das Burgenbuch von Graubünden | Zürich/Leipzig, 1930 | S. 194-195
  • Poeschel, Erwin - Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden, Bd. III: Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin | Basel, 1940 | S. 114
  • Von Castelmur, Anton - Die Burgen und Schlösser des Kantons Graubünden, I. Teil: Herrschaft, Prätigau, V Dörfer, Chur und Umgebung, mit Schanfigg, Domleschg | Basel, 1940 | S. 92-93
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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