EHEMALIGE BURGSTELLE MÜLENEN
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Allgemeine Informationen
Beim Weiler Mühle südlich von Tuggen entstand um 1100 eine von Wassergräben geschützte Wehranlage, die über die Jahrhunderte mehrfach ausgebaut wurde. Der Platz weist – mit kurzem Unterbruch – eine etwa 600 Jahre lange Siedlungskontinuität auf. Die Bebauung wechselte vom befestigten Hof zu einer kleinen Wasserburg einer Ministerialenfamilie und gelangte gegen Ende des 15. Jhdts. schliesslich in bäuerliche Hände. Heute ist das Areal von der Autobahn A3 überdeckt, im Gelände sind keine Spuren mehr vorhanden.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 10’ 58.87“ N, 08° 56’ 39.70“ E
Höhe: 409 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 714.125 / 226.880
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A3 zwischen Lachen und Weesen bei der Ausfahrt Reichenburg verlassen und anschliessend der Hauptstrasse in südlicher Richtung bis zur Einmündung in die Kantonsstrasse 3 folgen. Nun rechts in Richtung Buttikon abbiegen. Nach etwa 2 km bei der Bahnstation Schübelbach-Buttikon rechts in die Mühlenenstrasse nach Tuggen abbiegen. Vor dem Weiler Mühle überquert die Strasse die Autobahn bei der ehemaligen Burgstelle. Parkmöglichkeiten vor Ort.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Zürich mit dem RegioExpress oder der S-Bahn (Linie 25) bis nach Siebnen-Wangen. Ab hier weiter mit der S-Bahn (Linie 27) in Richtung Ziegelbrücke bis nach Schübelbach-Buttikon. Vom Bahnhof zu Fuss der Mühlenenstrasse rund 800 Meter in nördlicher Richtung bis zur Autobahn folgen.
Wanderung zur Burg
Der Alpenpanorama-Weg führt unweit südlich an der ehemaligen Burgstelle vorbei.
Öffnungszeiten
Ohne Einschränkung. Die ehemalige Burgstelle liegt jedoch unter der Autobahn A3, unmittelbar östlich der Überführung Mühlenenstrasse.
Eintrittspreise
kostenlos
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Mülenen
Quelle: Bürgi, Jost et al. - Burgruine Mülenen | In: Mitteilungen des historische Vereins des Kantons Schwyz, Bd. 63 | Schwyz, 1970 | bearbeitet von U. Hitz, 2016
Historie
Die Landschaft um die ehemalige Wasserburg Mülenen hat sich seit dem Mittelalter sehr stark verändert. Entstanden ist die Wehranlage zwischen dem Geschiebefächer der Wägitaleraa und den Ufersümpfen des verlandenden Tuggenersees. Der See wurde später von der Linth abgelöst, die bis zu ihrer Kanalisierung über die Ebene mäandrierte. Ablagerungen zeugen von mehrfachen Überschwemmungen.
Unweit nordwestlich der Burg, am alten Kirchweg von Schübelbach nach Tuggen, existierte eine Mühle, die dem Ort wohl den Namen gab. Der erste erhaltene Lehnsbrief des Klosters Einsiedeln stammt von 1324. Auch in späteren Jahrhunderten taucht die Mühle immer wieder in Einsiedler Schriften auf. Hingegen fanden die nahe Burg bzw. der spätere Bauernhof keine direkte Erwähnung in den Quellen. Die heutigen Kenntnisse stützen sich deshalb weitgehend auf die Ergebnisse der Ausgrabungen von 1968/69. Das Fundmaterial deckt den Zeitraum vom frühen 12. bis zum beginnenden 17. Jhdt. ab. Leider war das Innere des Wohnturms bereits 1936/37 vom Heimatforscher Jean Mellinger komplett ausgeräumt worden, was wichtige Hinweise zur Siedlungsgeschichte zerstörte.

Der ersten Bauphase um 1100, als zu Mülenen eine schwach befestigte Siedlung entstand, konnten die Archäologen nur zwei Fragmente zuweisen: Den Rest einer langen Mauer mit eventuell kleinem Turm im Westen der Anlage und die Überreste einer Mauer auf der späteren Turminsel. Somit war der Hof gegen Westen durch Mauer, Turm und Wasserlauf befestigt. Auch im Norden bot der Bach einen gewissen Schutz. Im Süden und Osten begrenzte der Sumpf die Anlage. Eine Bachverbauung sicherte das Fundament der langen Mauer - die verbauten Hölzer konnten dendrochronologisch auf 1136 datiert werden. Doch schon wenige Jahre später wurde die Anlage verlassen. Grund dafür könnten Überschwemmungen im Zusammenhang mit den Klimaschwankungen jener Zeit gewesen sein.

Die nächste Besiedlungsphase begann um 1190: Nun wurde als neues Zentrum ein Wohnturm aus Bollensteinen errichtet und rundum mit einem Wassergraben geschützt. Der Bach wurde im Westen und Norden geschickt als äusserer Wassergraben mitbenützt. Der Turm hatte einen quadratischen Grundriss (Seitenlänge 9,6 Meter) und eine Mauerstärke von 1,75 Metern. In späterer Zeit hat man in der Westwand einen Eingang auf ebener Erde ausgebrochen. Zahlreiche Kachelfunde deuten darauf hin, dass die Innenräume mit mehreren Öfen beheizt wurden. Das Dach war mit Ziegeln gedeckt. Nicht gelöst werden konnte die Frage nach dem Zugang zur Turminsel. Auch auf die Wasserversorgung fand man keine Hinweise.
Das Ufer des vorgelagerten Bachs wurde um 1188 mit einer ersten Verbauung aus Holz gesichert. Damit der Aushub des Grabens aufgenommen werden konnte, wurde im selben Jahr eine zweite Verbauung 3 Meter weiter nördlich angebracht. Dabei wurden die Fundamente des kleinen Turms und der langen Mauer aus den früheren Bauphasen völlig überdeckt und als Kern des Lehmdamms benützt. Auch auf der Westseite der Turminsel wurde der unterste Teil einer Mauer aus der ersten Bauphase zur Sicherung der Böschung weiter verwendet.

Schon bald wurde der Wohnturm seinen Bewohnern zu klein. In einer nächsten Phase entstand bereits um 1200 ein 9,6 x 4,6 Meter messender Anbau. Das Fundament wurde auf Erlenpfähle gesetzt. Zu jener Zeit dürfte «Cuonradus Rufus de Mulinon» auf der Burg gewohnt haben, der 1229 in einem Rechtsgeschäft Rudolfs von Rapperswil als Zeuge auftrat.

In einer letzten Bauphase wurde um 1350 parallel zur Ostseite des Turms eine 9,25 Meter lange Mauer errichtet – möglicherweise für einen Stall. Ebenfalls in jener Zeit entstand ein kleines Haus südlich des Wassergrabens, dessen Funktion unklar ist.
Die Burg gehörte damals wahrscheinlich den Herren von Luterberg. Diese ehemaligen Ministerialen der Abtei St. Gallen waren um die Mitte des 14. Jhdts. im Gefolge der Grafen von Toggenburg in die Linthebene gekommen. 1353 war Jakob von Luterberg Mitbesitzer mehrerer Höfe in der Gegend, und seine Nachfahren nannten sich «von Mülenen». Mitglieder der Familie fielen auf habsburgischer Seite bei Sempach (1386) und Näfels (1388). Manche Autoren postulierten deshalb eine Zerstörung der Burg durch die Eidgenossen. Eine solche konnte archäologisch aber nicht nachgewiesen werden. Zwar kam es um 1400 auf der Burg zu einem Brand, der aber nur begrenzten Schaden anrichtete. Trotzdem waren die Tage der Wasserburg gezählt: Bald darauf starben die Herren von Luterberg-Mülenen aus, die Anlage wurde aufgegeben.

Gegen Ende des 15. Jhdts. scheint das Areal in bäuerliche Hände gekommen zu sein. Die Burg wurde zum Teil abgebrochen bzw. als Bauernhaus weiter verwendet, der Graben zum grössten Teil verfüllt. Spuren deuten darauf hin, dass mit den gewonnenen Steinen im westlichen Burggraben ein oder mehrere Holzhäuser auf einem Trockenmauerfundament errichtet wurden. Sie waren mit Brettschindeln gedeckt. Dieser Bauernhof hatte für etwa ein weiteres Jahrhundert Bestand.
Das sich verschlechternde Klima und der ansteigende Grundwasserspiegel führten am Anfang des 17. Jhdts. schliesslich zur Aufgabe. Das noch brauchbare Baumaterial von der Burgstelle wurde in der Folge abtransportiert, die Reste des Grabens dienten als Müllhalde. Trotzdem war Mülenen noch um 1800 eine Ruine mit beträchtlichen Mauerresten. Heute ist von alledem nichts mehr zu sehen. Kurz nach den Ausgrabungen von 1968/69 wurde die Autobahn A3 direkt über das Areal gebaut.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Birchler, Linus - Die Burgen und Schlösser der Urschweiz: Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden | Basel, 1929 | S. 57
  • Bürgi, Jost et al. - Burgruine Mülenen | In: Mitteilungen des historischen Vereins des Kantons Schwyz, Bd. 63 | Schwyz, 1970 | S. 1-346
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 6: Urschweiz (Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden) und Glarus | Kreuzlingen, 1970 | S. 67-68
  • Jörger, Albert - Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz, Neue Ausgabe, Bd. II: Der Bezirk March | Basel, 1989 | S. 348
  • Ochsner, Martin - Altendorf und die Landschaft March, II. Teil | In: Mitteilungen des historischen Vereins des Kantons Schwyz, Bd. 40 | Schwyz, 1934 | S. 44-45 und S. 127-130
  • Sablonier, Roger - Adel im Wandel | Neuaufl. | Zürich, 2000 | S. 72 und 269
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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