BURG HERBLINGEN
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Allgemeine Informationen
Sehenswerte Burganlage an der Strasse zwischen den Dörfern Herblingen und Stetten. Die Ritter von Herblingen werden bereits 1181 erwähnt, doch gehen alle wesentlichen Bauteile der Burg – Bergfried, Palas und Bering – auf die erste Hälfte des 13. Jhdts. zurück. Im frühen 14. Jhdt. kam Herblingen an die Habsburger und wurde verschiedentlich verpfändet, später gehörte es Schaffhauser Patrizierfamilien und war von 1566 bis 1733 Sitz der Obervogtei Reiat. Heute befindet sich die Anlage in Privatbesitz.
Informationen für Besucher
Geografische Lage (GPS)
WGS84: 47° 44’ 00.86“ N, 08° 39’ 40.11“ E
Höhe: 531 m ü. M
Topografische Karte/n
Schweizer Landeskarte: 691.700 / 287.710
Kontaktdaten
k.A.
Warnhinweise / Besondere Hinweise zur Besichtigung
keine
Anfahrt mit dem PKW
Die Autobahn A4 (E41) nördlich von Schaffhausen bei der Ausfahrt Herblingen verlassen. Dann links in die Gennersbrunnerstrasse abbiegen und dieser nach Norden über die Hauptstrasse 15 folgen. Nun auf der Schlossstrasse in Richtung Stetten nach Norden fahren – diese führt noch vor dem Dorf unmittelbar an der Burg vorbei. Wenige Parkmöglichkeiten in Burgnähe.
Anfahrt mit Bus oder Bahn
Ab Schaffhausen mit der Buslinie 24 in Richtung Büttenhardt bis nach Stetten (Station Braati) fahren. Dann entlang der gleichen Strasse rund 400 Meter zurückgehen bis zur Burg.
Wanderung zur Burg
Der Klettgau-Rhein-Weg führt unmittelbar an der Burg vorbei.
Öffnungszeiten
Die Burg befindet sich in Privatbesitz und kann nur von aussen besichtigt werden.
Eintrittspreise
-
Einschränkungen beim Fotografieren und Filmen
ohne Beschränkung
Gastronomie auf der Burg
keine
Öffentlicher Rastplatz
keiner
Übernachtungsmöglichkeit auf der Burg
keine
Zusatzinformation für Familien mit Kindern
keine
Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer
möglich
Bilder
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Grundriss
Grundriss Herblingen
Quelle: Frauenfelder, Reinhard - Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen, Bd. III: Der Kanton Schaffhausen (ohne Stadt Schaffhausen und Bezirk Stein) | Basel, 1960 | S. 255 | überarbeitet von O. Steimann, 2017
Historie
Die Ritter von Herblingen sind zwar ab 1181 in den Schriftquellen fassbar, doch auf der gleichnamigen Burg finden sich heute keine Bauten, die auf das 12. Jhdt. datiert werden können. Mangels archäologischer Untersuchungen muss offen bleiben, ob an gleicher Stelle eine Vorgängeranlage bestand. Auch eine spätmittelalterliche Überlieferung, wonach Papst Leo IX. 1049 höchstpersönlich die Burgkapelle zu Herblingen geweiht habe, ist mit grosser Vorsicht zu geniessen.

Die wesentlichen Bauelemente der Burg gehen auf die erste Hälfte des 13. Jhdts. zurück. Dazu zählt der 32,4 Meter hohe Bergfried mit seinen 4,6 Meter starken Mauern. Trotz seinem quadratischen Grundriss mit 11,4 Metern Seitenlänge bleibt in seinem Innern nur wenig Raum, und in diesen fällt kaum Tageslicht. Das massive Bauwerk hatte nie eine Wohnfunktion. Der alte Hocheingang auf 12 Metern Höhe ist heute über den Wehrgang erreichbar. Von hier führt eine schmale, in die Wand eingebaute Wendeltreppe hinauf zur Wehrplattform. Aus der gleichen Zeit dürfte der Palas stammen, der die ganze Westseite der Anlage einnimmt. Seine starken Aussenmauern sind direkt mit der Ringmauer verbunden, die auf der Nord- und Südseite noch gut erhalten ist.
Im östlichen Teil der Burg befindet sich ein doppeltes Tor mit dazwischenliegendem Zwinger. In seiner heutigen Form stammt dieser Zugangsbereich aus nachmittelalterlicher Zeit, doch das ursprüngliche Burgtor stand an derselben Stelle. Davor überspannte einst eine Zugbrücke den heute nicht mehr vorhandenen Burggraben.

Die Herblinger verwalteten Vogteirechte in den umliegenden Dörfern, standen jedoch im Schatten anderer Adelsgeschlechter der Region. Eine Ausnahme bildete Konrad von Herblingen, der zunächst Leutpriester war und dann zum Domherr in Chur und Notar von König Rudolf von Habsburg aufsteigen konnte. Er erbaute auf der Burg eine neue Kapelle, die 1281 geweiht wurde. Das Gebäude stand auf der Ostseite des Bergfrieds, heute ist davon nichts mehr erhalten.
Im frühen 14. Jhdt. begannen die ökonomischen Probleme der Familie: Sie musste stückweise ihre Güter und Rechte verkaufen und veräusserte ihren Wohnsitz schliesslich an die Habsburger. Die Familie erwarb das Bürgerrecht von Schaffhausen und wohnte fortan in der Stadt am Rhein, wo sie um 1454 ausstarb. Die Burg Herblingen aber gelangte 1323 als Pfand an die Truchsessen von Diessenhofen. Doch auch dieses Geschlecht hatte bald mit finanziellen Sorgen zu kämpfen und sah sich 1469 gezwungen, die Anlage an den Schaffhauser Patrizier Adam Cron zu verkaufen.

1502 wurde Hans Löw Burgherr zu Herblingen, überwarf sich jedoch mit den Bauern seiner Vogtei, weshalb er die Herrschaft 1507 an Beringer von Landenberg-Greifensee veräusserte. Dessen Witwe verkaufte den Adelssitz 1534 an die Stadt Schaffhausen, worauf der Rat diesen der Familie Brümsi verlieh. 1566 wurde entschieden, die Burg Herblingen zum Sitz der Obervogtei Reiat zu machen. Die Anlage wurde in Stand gestellt und beherbergte nun mehr als eineinhalb Jahrhunderte lang Schaffhauser Obervögte.

Den grössten Bruch in ihrer Geschichte erlebte die Burg, nachdem sie 1733 für 4000 Gulden an Johann Wilhelm Gestefeld aus Wien verkauft worden war. Der Bankier liess die Zugbrücke abbrechen und den Burggraben auffüllen. Grosse Teile der Ringmauer wurden entfernt und der Palas durch neue Fenster und Innenausbauten stark verändert. Doch die Familie konnte die hohen Kosten nicht tragen und ging bankrott. 1779 ersteigerte der Schaffhauser Bürgermeister Franz Anselm von Meyenburg das Anwesen für 15’500 Gulden aus der Konkursmasse. Von 1842 bis 1853 war Herblingen nochmals kantonales Eigentum, seither aber immer in den Händen wechselnder privater Besitzer. Im 20. Jhdt. waren in der Schlosstaverne über längere Zeit ein Restaurant und ein Antiquitätengeschäft eingerichtet. Seit dem Jahr 2000 gehört die Anlage dem süddeutschen Süsswarenhersteller Günthart und ist nicht öffentlich zugänglich.
Quellen: Zusammenfassung der unter Literatur angegebenen Dokumente
Literatur
  • Berger, Ric - Burgen und Schlösser in der Schweiz, Bd. 2 | Neuenburg, 1966 | S. 102-103
  • Bitterli, Thomas / Losse, Michael - Burgen und Schlösser am Hochrhein | Lörrach, 2012 | S. 23
  • Bitterli, Thomas - Schweizer Burgenführer, mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein | Basel/Berlin, 1995 | Nr. 516
  • Frauenfelder, Reinhard - Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen, Bd. III: Der Kanton Schaffhausen (ohne Stadt Schaffhausen und Bezirk Stein) | Basel, 1960 | S. 252-259
  • Hauswirth, Fritz - Burgen und Schlösser der Schweiz, Bd. 4: Zürich, Schaffhausen | Kreuzlingen, 1968 | S. 151-154
  • Lipski, Eli / Locher, André - Schlösser der Schweiz | Bern, 2013 | S. 236
  • Meyer, Werner (Red.) - Burgen der Schweiz, Bd. 5: Kantone Zürich und Schaffhausen | Zürich, 1982 | S. 90-91
  • Meyer, Werner / Widmer, Eduard - Das grosse Burgenbuch der Schweiz | Zürich, 1977 | S. 292
Webseiten mit weiterführenden Informationen
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